Krebsrisiko Tee und
Nahrungsergänzungsmittel

Krebsrisiko von Tees und Nahrungsergänzungsmitteln

"Natürlich" ist nicht immer harmlos

Letzte Aktualisierung: 18.01.2021
  • Tees und Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzenextrakten oder Vitaminen fallen immer mal wieder in Bezug auf ein mögliches Krebsrisiko auf.
  • Die Überwachsungsbehörden bemängeln bei den betreffenden Produkten insbesondere einen zu hohen Gehalt an krebserregenden Inhalts- oder Zusatzstoffen.
  • In diesem Text erfahren Sie, welche Tees und Nahrungsergänzungsmittel von möglichen Krebsrisiken betroffen sind und was sie tun können, um sich selbst zu schützen.

Kräutertees und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel rücken beim Thema "Krebsrisiko" immer wieder in den Fokus von Experten und der Öffentlichkeit. Denn: "Natürlich" bedeutet nicht immer automatisch sicher. Selbst so vergleichsweise harmlose Mittel wie Tees, Salben mit Pflanzenextrakten oder manche Duftöle zur Aromatherapie können bei unkritischer Verwendung ein Risiko bergen.

Krebsrisiko durch Pyrrolizidinalkaloide

Kräuer in Schälchen und Kräuterteeaufguss
Aufgepasst bei Kräutertees – sie können mit Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein © scym, Pixabay

In pflanzlichen Produkten, auf die viele Verbraucherinnen und Verbraucher als Heilmittel oder zur Unterstützung der Gesundheit zurückgreifen, können möglicherweise krebserregende Pyrrolizidinalkaloide enthalten sein. Darauf weisen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Verbraucherzentralen hin.

Betroffen davon waren vor einigen Jahren beispielsweise

  • pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel etwa mit Wasserdost, Huflattich, Borretsch
  • Blütenpollen
  • Bienenprodukte wie Gelee royale
  • Kräutertees, beispielsweise Kamillentee
  • Baby- und Kindertees

Was sind Pyrrolizidinalkaloide? Pyrrolizidinalkaloide sind natürliche Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen. Pflanzen bilden diese Stoffe, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Zum Weiterlesen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bietet Fragen und Antworten zu Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln.

Wie schätzen Experten das gesundheitliche Risiko ein? Sie gehen davon aus, dass Pyrrolizidinalkaloide beim Menschen aufgrund ihres Wirkmechanismus das Erbgut schädigen und Krebs hervorrufen können. Beobachtungsstudien, die das bestätigen, gibt es bislang nicht. Ihre Abbauprodukte sind zudem giftig für die Leber.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt fest, dass der Pyrrolizidin-Gehalt insbesondere von Tees über die letzten Jahre immer weiter abgenommen hat. Für Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel gibt es dahingehend aber noch keine Entwarnung.

Vor allem durch den langfristigen Verzehr verschiedener belasteter Produkte kann der Grenzwert von Pyrrolizidinalkaloiden gesundheitsschädlich überschritten werden.

Wie kann ich mich schützen, worauf muss ich achten?

  • Setzen Sie bei Lebensmitteln und Tees auf Abwechslung: Insbesondere Kinder, Schwangere und Stillende sollten nicht nur Tees trinken, sondern auch Wasser und verdünnte Fruchtsäfte.
  • Verzehren sie wildwachsende Kräuter in Salaten und Smooties nur, wenn sie von jemandem mit Sachkunde zubereitet wurden: Pflanzen wie Borretsch, Huflattich und andere Gewächse mit hohem Pyrrolizidin-Gehalt sollten nicht verzehrt werden.
  • Das BfR empfiehlt Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln, ihre Produkte regelmäßig auf Pyrrolizidin-Gehalte zu überprüfen: Greifen Sie möglichst auf Produkte zurück, die eine solche Überprüfung offenlegen.

Krebsrisiko durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)

Lexikon

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen, wenn organisches Material wie Holz, Kohle oder Öl unvollständig verbrennt. Sie haben krebserregende, erbgutverändernde und/oder fruchtschädigende Eigenschaften.

In Lebensmitteln findet man PAK vor allem bei gegrillten und geräucherten Produkten, aber auch bei gerösteten oder getrockneten Lebensmitteln, wenn diese Verarbeitungsschritte unter nicht optimalen Bedingungen durchgeführt werden.

Die wichtigsten PAK in Lebensmitteln sind Benzo(a)pyren, Benz(a)anthracen, Benzo(b)fluoranthen und Chrysen.

Nahrungsergänzungsmittel können verschiedene Umweltgifte enthalten – vor allem dann, wenn sie in den Erzeugerländern unsachgemäß hergestellt wurden oder aus nicht-vertrauenswürdigen Quellen, allen voran von Internetanbietern, stammen. Darauf weist die Verbraucherzentrale hin.

So wurden beispielsweise zu hohe, gesundheitsbedenkliche Mengen an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Nahrungsergänzungsmitteln bekannt. Beispiele sind Nahrungsergänzungsmittel mit Mikroalgen (getrocknetes Spirulina und Chlorella) oder Grüntee-Extrakt. Auch für Nahrungsergänzungsmittel mit Ginkgo-, Grünem Kaffee- oder Propolis-Pulver vermeldet das Europäische Schnellwarnsystem zu hohe PAK-Werte – vor allem bei Rohmaterialien aus China.

Seit 2015 schreibt die Europäische Union (EU) PAK-Höchstwerte für Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen Stoffen sowie mit Kittharz, Gelée Royale und Spirulina vor.

Wie kann ich mich schützen, worauf muss ich achten?

  • Seien Sie vor allem bei Spirulina- und Chlorella-Produkten kritisch und fragen Sie im Zweifel beim Hersteller nach.
  • Lassen Sie Vorsicht walten, wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel im Internet bestellen, vor allem wenn das Produkt aus dem Nicht-EU-Ausland stammt.
  • Greifen Sie vorsichtshalber auf Produkte aus dem deutschen Handel wie Supermarkt, Drogeriemarkt oder Apotheke zurück.

Krebsrisiko durch Schwermetalle

Bei Nahrungsergänzungsmitteln können giftige Schwermetalle ebenfalls ein Problem sein. Insbesondere Produkte aus der Ayurvedischen Medizin – eine traditionelle indische Heilkunst – sind immer wieder mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Arsen belastet. Diese werden manchmal gar in therapeutischer Absicht beigemengt.

Arsen wird von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft, Blei als wahrscheinlich krebserregend. Neben diesen möglichen Krebsrisiken gibt es in der medizinischen Fachliteratur verschiedene Berichte von akuten Vergiftungserscheinungen, vor allem von Bleivergiftungen.

Wie kann ich mich schützen, worauf muss ich achten?

  • Achten Sie auf das Prüfzeichen "heavy metal controlled" des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen (BDiH): Es kennzeichnet ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel, die auf Schwermetalle geprüft wurden.
  • Greifen Sie auf Nahrungsergänzungsmittel zurück, die nach dem ISO 9001-Standard hergestellt wurden: Ihre Qualität wird regelmäßig geprüft.
  • Seien Sie bei Produkten aus dem außereuropäischen Ausland vorsichtig. Erkundigen Sie sich bei ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln nach dem Herkunftsland.
Zum Weiterlesen

Der Text Vitamine und Spurenelemente: (K)ein Plus für die Gesundheit? Informiert, welche Empfehlungen zu Vitaminen und Mineralstoffen für Gesunde und Krebspatienten gelten.

Seinen Körper möglichst gut mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgen möchte jeder. Viele Menschen greifen in dieser Absicht zu Vitaminpräparaten.

Aber immer mehr Experten sehen hochdosierte ACE-Vitamine und Multivitamin-Präparate kritisch und raten davon ab. Denn ein Mangel an Vitaminen kommt in Deutschland nur selten vor, gleichzeitig bewirken Vitaminpräparate oft nichts, wie sich in Studien zeigte. Manche erhöhen sogar das Krebsrisiko.

Wichtig zu wissen

Von Vitaminen, die über die ganz normale Ernährung aufgenommen werden, sind keine Krebsrisiken bekannt: Obst und Gemüse schaden nicht, sondern senken das Krebsrisiko.

Inzwischen weisen Studien beispielsweise darauf hin, dass das Lungenkrebs-Risiko durch bestimmte Vitamine steigen kann. Dies gilt beispielsweise für

  • Beta-Carotin oder Vitamin A. Vor allem Risikogruppen für Lungenkrebs (zum Beispiel Raucher oder Menschen, die mit Asbest arbeiten) sind davon betroffen: Für sie erhöhte sich in Studien durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Beta-Carotin beziehungsweise Vitamin A das Risiko für Lungenkrebs.
  • Vitamin B6 und B12. In einer Beobachtungsstudie hatten Männer, die Vitamin B6 und Vitamin B12 über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen zu sich nahmen, ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Bei Frauen war das nicht beobachtet worden.

Noch nicht sicher belegt ist ein Zusammenhang zwischen Vitamin C und Lungenkrebs. Hier sind nach Meinung der Experten noch weitere Studien notwendig. Es gibt aber bereits Hinweise aus der Forschung, dass hochdosiertes Vitamin C aus Nahrungsergänzungsmitteln bei Frauen das Lungenkrebsrisiko erhöhen könnte. Als "hochdosiert" gelten Mengen von mehr als 500 mg am Tag.



Weiterführende Quellen (Auswahl)

Fachgesellschaften und Institutionen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) informiert regelmäßig über den aktuellen Wissensstand zu Pyrrolizidingehalten in Lebensmitteln, abgerufen am 18.01.2021.

Das Bundesministerium informiert über die Höchstgehalte für Blei, Cadmium und Quecksilber in Nahrungsergänzungsmitteln (Stand 13,05.2015, abgerufen am 18.01.2021)

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL), Max Rubner-Institut (MRI). Nationale Verzehrs-Studie II. Ergebnisbericht, Teil 2. (2008).

Die Website Klartext Nahrungsergänzung der Verbraucherzentrale fasst aktuelle Erkenntnisse zu Nahrungsergänzungsmittel allgemeinverständlich zusammen

Gesetze und Verordnungen

EU-Verordnung 2015/1933 vom 27. Oktober 2015 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich der Höchstgehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen in Kakaofasern, Bananenchips, Nahrungsergänzungsmitteln, getrockneten Kräutern und getrockneten Gewürzen

Fachartikel

Brasky TM, White E, Chen C-L. Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism-Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort. J Clin Oncol. 2017. 35(30):3440-3448. doi: 10.1200/JCO.2017.72.7735.

Cortés‐Jofré M, Rueda JR, Asenjo‐Lobos C, Madrid E, Bonfill Cops X: Drugs for preventing lung cancer in healthy people. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 3. Art. No.: CD002141. DOI: 10.1002/14651858.CD002141.pub3.

Gunturu KS, Nagarajan P, McPhedran P, Goodman TR, Hodsdon ME, Strout MP. Ayurvedic herbal medicine and lead poisoning. J Hematol Oncol. 2011 Dec 20;4:51. doi: 10.1186/1756-8722-4-51.

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Erstellt: 18.01.2021

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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