Wechseljahresbeschwerden

Hitzewallungen & Co: Wechseljahresbeschwerden bei Krebs

Was dagegen hilft und nicht schadet

Letzte Aktualisierung: 19.06.2023
Hinweis

Dieser Text richtet sich speziell an Frauen, die durch ihre Krebstherapie unter (vorzeitigen) Wechseljahresbeschwerden leiden.

Zu dem Krebsrisiko einer Hormonersatztherapie informiert der Text Krebserregende Arzneimittel? Verdacht und Risiko.

  • Vor allem eine Antihormontherapie, aber auch eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung des Unterbauchs können Symptome verursachen, die mit Beschwerden in den Wechseljahren vergleichbar sind. Besonders häufig betroffen sind Frauen mit Brustkrebs.
  • Patientinnen berichten dann über Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schmerzen in den Gelenken, Scheidentrockenheit oder Gewichtszunahme.
  • Wir haben zusammengefasst, wann es möglich ist, therapiebedingte Wechseljahresbeschwerden mit einer Hormonersatztherapie zu behandeln und welche nicht-hormonellen Alternativen es geben kann.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Mit Ende 30, Anfang 40 bildet der Körper der meisten Frauen immer weniger Geschlechtshormone: Nach und nach reicht die Menge von Östrogen und Progesteron für einen Monatszyklus nicht mehr aus. Die Frau befindet sich in den Wechseljahren, dem sogenannten Klimakterium.

Lexikon

Klimakterium: Wechseljahre, mehrjährige hormonelle Umstellung vor und nach der letzten Regelblutung im Leben

Prämenopause: Zeit der hormonellen Umstellung vor dem letzten Eisprung

Menopause: letzte Monatsblutung im Leben

Postmenopause: die Zeit nach der letzten Regelblutung im Leben

In den Wechseljahren haben Frauen ihre monatlichen Blutungen unregelmäßig und eine Schwangerschaft ist kaum noch wahrscheinlich.

Mit Anfang bis Mitte 50 Jahren haben die meisten Frauen ihre letzte Regelblutung, die sogenannte Menopause.

Symptome in den Wechseljahren

Wichtig zu wissen

Nicht alle Frauen sind gleichermaßen von Wechseljahresbeschwerden betroffen.

Es gibt aber Frauen, die unter der hormonellen Umstellung deutlich und über eine längere Zeit leiden.

Bei Frauen in den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel. Diese hormonelle Umstellung kann verschiedene Beschwerden in und nach den Wechseljahren verursachen: Der Hormonmangel wirkt sich vor allem auf Knochen, Haut und Schleimhäute sowie dem Gewebe im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane (Vulva) aus. Zudem führt ein sinkender Östrogenspiegel vermutlich auch zu Schwankungen in der Wärmeregulation des Körpers. Ob und wie stark Beschwerden auftreten, ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Typische Beschwerden der Wechseljahre sind:

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche – das stört oftmals den Schlaf vieler Frauen.
  • Veränderung der Scheidenschleimhaut – nach und nach werden die Schleimhäute der Scheide trockener. Das macht den Genitalbereich anfälliger für Infektionen und das Risiko für Blasenentzündungen steigt. Manche Frauen haben dadurch auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Frau sitzt auf dem Sofa und wedelt sich mit eigenem T-shirt- Luft zu.
Hitzewallungen quälen viele Frauen in den Wechseljahren [Symbolbild]. © yacobchuk/Thinkstock

Weitere Beschwerden können sein:

  • Probleme beim Ein- oder Durchschlafen
  • Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
  • weniger Lust auf Sex
  • Gelenkbeschwerden
  • Gewichtszunahme

Auch die Knochendichte kann in dieser Lebensphase nachlassen (Osteoporose). Sie hängt jedoch nicht nur von der Hormonmenge im Körper ab.

Wichtig zu wissen

Die "typischen" Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche gehen in der Regel nach einer gewissen Zeit wieder weg. Bei anderen Beschwerden, wie etwa Gelenkbeschwerden, ist das häufig nicht der Fall.

Nicht bei allen Beschwerden ist allein die hormonelle Umstellung verantwortlich. Beispiele sind Stimmungsschwankungen, Gelenkbeschwerden oder erste Anzeichen für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Probleme. Fachleute vermuten einen Zusammenhang dieser Probleme mit der nachlassenden Bildung von Östrogenen, der aber nur schwer wissenschaftlich zu belegen ist. Denn bei Frauen um die 50 Jahre ändern sich oftmals auch die Lebensumstände – etwa der Lebensstil oder die familiäre und berufliche Situation. Das kann sich auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden auswirken.

Hinzu kommt das Älterwerden an sich – ganz unabhängig vom Hormonspiegel. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt beispielsweise in diesem Alter auch bei Männern zu.



Eine Krebstherapie kann Frauen vorzeitig in die Wechseljahre bringen. Wie hoch das Risiko dafür ist, hängt von der Krebserkrankung und der Therapie ab.

Antihormonelle Medikamente (endokrine Therapie): Besonders groß ist die Zahl der Betroffenen unter Brustkrebspatientinnen. Die Medikamente einer Hormontherapie bei Brustkrebs bewirken, ähnlich wie in den "natürlichen" Wechseljahren, eine Östrogenmangelsituation.

  • Selbst Frauen, die die Wechseljahre schon hinter sich hatten, können dadurch erneut unter Symptomen wie Hitzewallungen leiden. Denn: Auch, wenn die Eierstöcke nach der Menopause kein Östrogen mehr bilden, stellen noch andere Gewebe in geringem Maße Östrogen her. Dazu gehören etwa das Fettgewebe, die Haut, Leber und Nebennierenrinde.
  • Haben Frauen bereits Wechseljahresbeschwerden, können sich diese durch die antihormonelle Therapie verstärken.

Chemotherapie und Bestrahlung des Unterbauchs: Nach diesen Therapien steigt für Frauen ebenfalls das Risiko vorzeitig in die Wechseljahre zu kommen. Sowohl eine Chemotherapie als auch eine Bestrahlung des Unterleibs können die Eierstöcke schädigen. Das kann dazu führen, dass sie körpereigene Hormone nicht mehr oder nicht ausreichend bilden.

Operationen beeinflussen die Wahrscheinlichkeit für vorzeitige Wechseljahre wenig – außer, beide Eierstöcke werden entfernt, beispielsweise bei Eierstockkrebs. Der Körper bildet dann keine Eizellen und kaum mehr weibliche Geschlechtshormone. Das führt betroffene Frauen sehr abrupt in künstliche Wechseljahre.



Wichtig zu wissen

Haben Sie Brustkrebs? Dann raten Fachleute in der Regel von einer Hormonersatztherapie ab.

Haben Sie eine andere Krebsart? Dann sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob in Ihrer persönlichen Situation eine Behandlung mit Östrogen oder eine Kombination mit Gestagen sinnvoll ist.

Bei Wechseljahresbeschwerden steht prinzipiell die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie offen – oft auch kurz als Hormontherapie bezeichnet. Betroffene Frauen können Östrogen allein oder eine Kombination aus Östrogen und Gestagen erhalten, entweder als Tabletten oder Pflaster. Sie ersetzt die nachlassende Hormonproduktion.

  • Östrogene alleine oder kombiniert mit Progesteron oder anderen Gestagenen sind die wirksamsten Maßnahmen gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Die Behandlung kann zudem die Knochendichte verbessern.
  • Der Nutzen der Hormone bei anderen Problemen in den Wechseljahren, wie Depression oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist dagegen nicht wissenschaftlich belegt.
  • Die Therapie mit den zusätzlichen Hormonen kann das Risiko für manche Krebsarten steigern. Mehr dazu in dem Text Krebserregende Arzneimittel? Verdacht und Risiko.

Für Frauen mit Krebs kann eine solche Hormonersatztherapie, je nach Krebsart und individueller Erkrankungssituation nicht ratsam sein. Den aktuellen Stand und die entsprechenden Empfehlungen der Fachleute haben wir in den folgenden Abschnitten zusammengefasst.

Hormonersatztherapie für Frauen mit und nach Brustkrebs?

Für Frauen mit und nach Brustkrebs gilt die Hormonersatztherapie als riskant: Sie kann das Risiko für einen Rückfall steigern. Deshalb raten Fachleute in der Regel von dem Hormonersatz nach Brustkrebs ab.

Eine laut Expertinnen und Experten vertretbare Alternative ist die zeitlich begrenzte Anwendung schwach östrogenhaltiger Salben oder Cremes, etwa bei Scheidentrockenheit. Sie erhöhen das Rückfallrisiko für die Patientinnen nach derzeitigem Kenntnisstand eher nicht.

Hormonersatztherapie für Frauen nach Eierstockkrebs?

Die aktuelle Datenlage reicht nicht aus, um für Frauen mit Eierstockkrebs mögliche Risiken durch eine Behandlung mit Hormonen abschließend zu beurteilen.

Manchmal kann in der persönlichen Erkrankungssituation trotzdem eine Behandlung mit Östrogen oder einer Kombination mit Gestagen sinnvoll sein. Betroffene Frauen, die stark unter Wechseljahresbeschwerden leiden, können dies mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen.

Hormonersatztherapie für Frauen mit anderen Krebsarten?

Haben Frauen eine Krebsart, die nicht abhängig von Geschlechtshormonen wächst und sind sie aufgrund ihrer Krebstherapie vorzeitig in den Wechseljahren? Dann können sie in Absprache mit ihren Ärzten Östrogene und Gestagene anwenden. Das hilft, die Hormonspiegel wieder anzuheben, wenn die Eierstöcke entfernt worden sind oder sie keine oder nicht genug Hormone produzieren.

  • Wichtig zu wissen: Die Frauen verwenden die Hormone in der Regel nur so lange, bis sie normalerweise ins Klimakterium kommen würden. Dann steigert sich auch das Risiko für Brust- oder Eierstockkrebs nicht wesentlich. Nach dem Absetzen der Hormonersatztherapie können sich die Patientinnen dann an den Empfehlungen für gesunde Frauen in den Wechseljahren orientieren.

Zu dieser Frage ist in den vergangenen Jahrzehnten viel geforscht worden. Untersucht wurden insbesondere Ernährungsumstellungen auf bestimmte pflanzliche Lebensmittel sowie die Wirkung von pflanzlichen Heilmitteln, Tees und von isolierten Pflanzeninhaltsstoffen.

Aber auch Akupunktur, Entspannungstechniken, Yoga, Sport und Bewegung jeder Art wurden geprüft. Für einzelne Beschwerden stehen auch nicht-hormonelle Arzneimittel zur Verfügung.

Fazit:

  • Für viele dieser Maßnahmen fehlen wissenschaftliche Belege. Betroffene berichten allerdings, dass sie das allgemeine Wohlbefinden gesteigert haben – auch wenn man nicht in allen Details versteht, warum.
  • Insbesondere Entspannung und körperliche Aktivität wirken sich positiv auf die Psyche aus. Zudem haben Sport und Bewegung weitere positive Effekte bei Krebserkrankten: Wer sich bewegt, fühlt sich seltener erschöpft und bleibt meist leistungsfähiger. Und man verringert das Risiko für einige Krankheits- und Behandlungsfolgen.

Pflanzliche Mittel und Phytoöstrogene

Viele Betroffene setzen auf pflanzliche Mittel zur "natürlichen" Therapie von Wechseljahresbeschwerden.

Manche dieser Mittel können Patientinnen und Patienten nach Meinung von Fachleuten ausprobieren. Dazu gehören beispielswiese

  • Traubensilberkerze (Cimicifuga)
  • Johanniskraut (auch in Kombination mit Cimicifuga)
  • Rotklee
  • Leinsamen
Wechselwirkungen beachten

Insbesondere Johanniskraut aber auch andere pflanzliche Präparate können die Wirksamkeit Ihrer Krebstherapie beeinflussen.

Lassen Sie sich von Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt beraten. Gerne können Sie bei Fragen zu Wechselwirkungen auch den Krebsinformationsdienst kontaktieren.

Trotzdem sind gerade Heilpflanzen, auch entsprechende Tees, nicht für den Dauergebrauch geeignet. Sie können Nebenwirkungen haben und enthalten oft Substanzen, die die Wirkung von Arzneimitteln beeinträchtigen können. Im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt lässt sich klären, was man in der individuellen Situation ausprobieren kann.

Was ist mit Soja? Soja enthält sogenannte Isoflavone. Diese ähneln in ihrer Struktur dem weiblichen Sexualhormon Östrogen. Daher findet man im Internet nicht selten die Behauptung, sojahaltige Nahrungsergänzungsmittel oder isolierte Soja-Isoflavonen wirken gegen Wechseljahresbeschwerden. Eine solche Wirkung ist bisher jedoch nicht eindeutig belegt. Insbesondere für Patientinnen mit Brustkrebs hat sich die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) zu Soja geäußert:

  • Bei Hitzewallungen rät die AGO wegen der mangelnden Wirksamkeit davon ab, Soja-Präparate einzunehmen.
  • Bei anderen Beschwerden könnten Sojaprodukte einen positiven Effekt haben, beispielsweise bei Schlafstörungen. Allerdings rät die AGO, Sojaprodukte nur mit weniger als 100 mg Isoflavonen pro Tag anzuwenden.

Arzneimittel gegen starke Wechseljahresbeschwerden

Bisphosphonate oder Denosumab: Diese Arzneimittel fördern die Knochengesundheit und die Knochendichte. Sie sind wichtig für Frauen mit einem hohen Risiko für Osteoporose durch eine Krebserkrankung oder deren Therapie.

Antidepressiva: Solche Arzneimittel helfen gegen depressive Beschwerden, wenn diese sehr belastend sind. Auch wenn sich viele Frauen davor scheuen Antidepressiva einzusetzen, können einige Mittel in den Wechseljahren hilfreich sein.
Insbesondere die Gruppe der Antidepressiva, die sich auf den Spiegel des Botenstoffs Serotonin auswirken, können möglicherweise auch Hitzewallungen lindern.

Gut zu wissen

Weder pflanzliche Mittel wie Johanniskraut noch synthetisch hergestellte Antidepressiva machen abhängig.

Arzneimittel gegen starkes Schwitzen und Hitzewallungen: Bei sehr starkem Schwitzen kann man auch Arzneimittel ausprobieren, die die Schweißbildung reduzieren. Mehr dazu finden Sie im Abschnitt zur Hitzewallungen und Schweißausbrüche.

Im Folgenden informieren wir zu ausgewählten Wechseljahresbeschwerden, zu denen Betroffene häufig Fragen an den Krebsinformationsdienst stellen. Zudem geben wir einen Überblick, wie sich diese Beschwerden behandeln und/oder lindern lassen.



Hitzewallungen und Schwitzen

Viele Betroffene empfinden Hitzewallungen als vom Oberkörper wellenförmig aufsteigende Wärme, die mit Erröten und Schweißausbrüchen einhergeht. Oft folgt ein Frösteln. In den natürlichen Wechseljahren dauern die Wallungen im Schnitt 3 Minuten, können jedoch auch bis zu einer halben Stunde anhalten.

Wichtig zu wissen

Eine Folge häufiger Schweißausbrüche kann sein, dass der Körper austrocknet. Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken.

Hormone gegen Hitzewallungen: Eine systemische, also im ganzen Körper wirkende Hormonersatztherapie ist für Frauen die wirksamste Methode, um Hitzewallungen durch Östrogenmangel zu behandeln.

Bei Brustkrebs raten Fachleute in der Regel von einer systemischen Hormonersatztherapie ab. Nur in Ausnahmesituationen kann sie laut Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) infrage kommen: bei Frauen mit hormonsensiblen Brustkrebs – allerdings nur niedrig dosiert und in Kombination mit dem Medikament Tamoxifen.

Komplementäre und alternative Methoden: Es gibt auch nicht-hormonelle Ansätze, um Hitzewallungen und Schweißausbrüche zu behandeln. Nicht immer ist ein Nutzen dieser Maßnahmen auch wissenschaftlich belegt. Trotzdem berichten viele Betroffene, dass sie ihre Lebensqualität deutlich verbessert und die Hitzewallungen gelindert haben. Dazu gehören:

  • eine angepasste Lebensweise, beispielsweise an die Temperatur angepasste Kleidung tragen und auf Heißgetränke sowie scharf gewürzte Speisen verzichten
  • Entspannungstechniken oder Mind-Body-Medizin beispielsweise Yoga oder Achtsamkeitstraining
  • Akupunktur und Elektroakupunktur
  • pflanzliche Präparate wie Traubensilberkerze (Cimicifuga) oder Johanniskraut – ob Sojapräparate Hitzewallungen wirksam lindern können, ist bisher noch nicht abschließend geklärt.
Aufgepasst

Johanniskraut kann die Wirkung vieler anderer Arzneimittel beeinträchtigen. Wenden Sie Johanniskraut-Präparate daher nicht an, ohne vorher mit Ihren Ärzten darüber gesprochen zu haben.

Nicht-hormonelle medikamentöse Therapie: Es gibt auch Arzneimittel, die gegen Hitzewallungen und starkes Schwitzen wirken, aber eigentlich für andere Anwendungsgebiete entwickelt wurden. Dazu gehören

  • bestimmte Antidepressiva beispielsweise Venlafaxin oder Paroxetin,
  • der Blutdrucksenker Clonidin oder
  • das krampflösende Mittel Gabapentin.

Diese Medikamente können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen. Daher sollten Betroffene gemeinsam mit ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem behandelnden Arzt Nutzen und Risiko einer solchen Therapie abwägen.

Gelenkschmerzen

Ältere Frau sitzt auf dem Sofa und umfasst schmerzerfüllt ihr Knie
Viele Brustkrebspatientinnen, die einen Aromatasehemmer zur Antihormontherapie bekommen, entwickeln Gelenkschmerzen. © Pixel-Shot, Shutterstock

Gelenkschmerzen, vor allem in Händen, Handgelenken und Knien, sind typische Nebenwirkungen einer Aromatasehemmer-Therapie bei Brustkrebs. Jede 2. Patientin, die Aromatasehemmer bekommt, ist von Gelenkschmerzen betroffen. Vermutete Ursache ist der durch die Medikamente verursachte Östrogenmangel.

Wichtig

Gelenkschmerzen können sehr belastend sein. Trotzdem sollten Sie vermeiden, Ihren Aromatasehemmer ersatzlos abzusetzen oder sich ohne Rücksprache selbst zu behandeln.

Besprechen Sie Ihre Beschwerden mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Sie können Ihnen am besten sagen, welche Therapiemaßnahmen für Ihre individuelle Situation am sinnvollsten sind.

Diese Maßnahmen können bei Gelenkschmerzen durch Aromatasehemmer helfen:

  • eine Therapie mit dem Antidepressivum Duloxetin – Antidepressiva wirken bei der Schmerzweiterleitung und verändern so das Schmerzempfinden der Betroffenen.
  • eine Schmerztherapie mit individuell abgestimmten Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Arzneimitteln wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac
  • ein Pausieren der Aromatasehemmer für bis zu 3 Monate: Dieses Vorgehen wurde bisher allerdings nur in einer Studie erprobt, in der die Teilnehmerinnen bereits eine mehrjährige Antihormontherapie hinter sich hatten.
  • ein Medikamentenwechsel – Manchmal kann es auch hilfreich sein, auf einen anderen Aromatasehemmer oder Tamoxifen zu wechseln. Unter Tamoxifen treten Gelenkschmerzen deutlich seltener auf. Tamoxifen senkt den Östrogenspiegel nicht, sondern blockiert die Bindestellen der Zellen für Östrogen.

Komplementäre und alternative Methoden gegen Gelenkschmerzen unter einem Aromatasehemmer: Bisherige wissenschaftliche Studien konnten einen schmerzlindernden Effekt dieser Methoden zwar nicht eindeutig nachweisen. Das Risiko für mögliche Nebenwirkungen schätzen Fachleute bei den meisten Methoden jedoch sehr gering ein. Daher kann es sich lohnen auszuprobieren, was Ihnen persönlich hilft.

  • Körperliche Aktivität: Ob Bewegung und Sport gegen Gelenkschmerzen helfen, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch vor dem Hintergrund, dass Übergewicht ein möglicher Risikofaktor für das Auftreten von Gelenkbeschwerden ist, empfiehlt sich ausreichend Bewegung. Darüber hinaus wissen Fachleute: Sport und Bewegung wirken sich insgesamt positiv auf den Krankheitsverlauf bei Krebs aus.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Einige Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D oder Vitamin B12 Gelenkschmerzen durch Aromatasehemmer lindern können. Doch diese Studien sind nicht eindeutig oder nicht qualitativ hochwertig genug, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind.
    Wichtig: Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht ohne Rücksprache mit den behandelnden Ärzten eingenommen werden.
  • Akupunktur: Es gibt Hinweise, dass eine Akupunktur bei Gelenkschmerzen durch einen Aromatasehmmer einen schmerzlindernden Effekt haben könnte.
  • Enzympräparate: Möglicherweise helfen auch bestimmte Enzyme, die gerinnungs- und entzündungshemmend wirken. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfiehlt Patientinnen, eine Enzymtherapie mit Bromelain, Papain, Selen und Lektin.


Knochenschwund (Osteoporose)

Patienten und Patientinnen mit Krebs haben häufig eine geringe Knochendichte. Dadurch steigt die Gefahr für Knochenbrüche. Ein möglicher Grund dafür ist die Krebstherapie selbst, dazu gehören beispielsweise:

  • eine Antihormontherapie bei Brust- oder Prostatakrebs mit sogenannten GnRH-Agonisten, etwa Leuprorelin
  • eine Antihormontherapie bei Brustkrebs mit Aromatasehemmern oder Fulvestrant
  • eine Chemotherapie, die Frauen vorzeitig in die Wechseljahre bringt.

Wie können Betroffene ihre Knochendichte verbessern? Mögliche Maßnahmen sind:

  • körperliche Aktivität und Sport
  • die Einnahme von Calcium und Vitamin D – Wichtig zu wissen: Hier geht es nicht um Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie oder der Apotheke, die man "auf eigene Faust" kauft. Betroffene sollten mit ihren Ärzten besprechen, ob und in welcher Dosierung diese Präparate sinnvoll sind.
  • ein angepasster Lebensstil – Fachleute empfehlen möglichst auf Rauchen zu verzichten, Alkohol nur in Maßen zu trinken und darauf zu achten, kein Untergewicht zu entwickeln.

Osteoporose bei Krebs behandeln: Liegt bereits Osteoporose vor oder ist sie sehr wahrscheinlich, können Patientinnen und Patienten Knochen-stabilisierende Medikamente erhalten. Dazu gehören Bisphosphonate und Denosumab.

  • Mehr zur Anwendung und möglichen Nebenwirkungen dieser Medikamente lesen Sie in dem Text Bisphosphonate und Denosumab bei Krebs: Knochen-stabilisierende Therapie.
  • Gut zu wissen: Zur Therapie der Osteoporose sind Bisphosphonate und Denosumab wesentlich niedriger dosiert als beispielsweise zur Therapie von Knochenmetastasen. Dadurch fallen auch Nebenwirkungen deutlich geringer aus.

Trockene Scheide, Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Frauenärztin spricht mit einer Patientin; im Vordergrund ein Gynäkologiestuhl
Frauen sollte Scheidenprobleme oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bei ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt ansprechen [Symbolbild] © Capifrutta, Shutterstock

Wenn Frauen nur noch wenig Östrogen haben, kann die Haut der Scheide (Vagina) sowie des äußeren weiblichen Genitalbereichs (Vulva) dünn und verletzlich werden. Der Fachbegriff dafür lautet vulvovaginale Atrophie.

Mögliche Folgen sind eine Scheidentrockenheit, Brennen und Juckreiz der Vulva und der Scheide. Ist die Scheide nicht mehr ausreichend befeuchtet, können Frauen dadurch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben.

Derartige Nebenwirkungen können beispielsweise auftreten, wenn Frauen Aromatasehemmer zur Therapie von Brustkrebs erhalten.

Wenn Sie von solchen Problemen betroffen sind, sprechen Sie das bei Ihrer Ärztin oder ihrem Arzt an. Es gibt verschiede Therapiemöglichkeiten, die Ihnen helfen können. Dazu gehören:

  • nicht-hormonelle Vaginalgele
  • eine örtliche, vaginale Hormontherapie
  • aber auch eine psychotherapeutische Unterstützung und beratende Angebot wie Sexualberatung

Außerdem gibt es Maßnahmen, mit Sie selbst Scheidenprobleme vorbeugen können. Dazu gehört:

  • auf das Rauchen zu verzichten – dadurch verbessert sich die Durchblutung
  • sexuelle Aktivität bei beginnenden Symptomen nicht zu vermeiden – das verbessert die Durchblutung von Vulva und Vagina
  • keine (parfümierten) Hygieneprodukte in der Scheide einzusetzen – solche Produkte können die normale Vaginalflora schädigen
  • synthetischen Materialien in der Unterwäsche zu vermeiden
  • beim Wäschewaschen keinen Weichspüler zu verwenden
  • Bockenbodentraining

Gewichtszunahme

Nicht wenige Brustkrebspatientinnen berichten, dass sie nach der Diagnose beziehungsweise im Verlauf der Therapie an Gewicht zunehmen. Fachleute diskutieren, ob dafür der Hormonmangel durch eine antihormonelle Therapie eine Rolle spielen könnte.

Es gibt Hinweise aus der Grundlagenforschung, dass Östrogene auf verschiedene Weise den Stoffwechsel beeinflussen. Gut belegt ist beispielsweise, dass sich das Muster der Fetteinlagerung nach der Menopause von mehr Unterhautfettgewebe beispielsweise an den Oberschenkeln zu einem eher "männlichen" Verteilungsmuster mit mehr Bauchfett verschiebt. Die klinischen Studiendaten zu einem Zusammenhang zwischen antihormonellen Therapien und Körpergewicht sind jedoch uneinheitlich.

Wichtig zu wissen: Dass Patientinnen und Patienten nach einer Krebsdiagnose an Gewicht zunehmen, kann auch andere Gründe haben, als eine antihormonelle Therapie. Durch die zum Teil starken körperlichen und seelischen Belastungen ändern sich bei vielen Betroffenen die Lebensgewohnheiten oder die Möglichkeiten, was körperliche Aktivität und Ernährung angeht. Manchmal erhalten Betroffene auch weitere Medikamente wie Kortikosteroide ("Kortison"), deren Einnahme häufig mit einer Gewichtszunahme einhergeht.

Was Sie selbst tun können: Lassen Sie sich von Fachleuten zu Bewegungsprogrammen und einer gesunden und ausgewogenen Ernährung bei Krebs beraten. Studien haben gezeigt, dass Patientinnen und Patienten damit oftmals einer Gewichtszunahme entgegenwirken können.





Zum Weiterlesen (Auswahl)

Leitlinien

S3-Leitlinie "Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen", Leitlinie der DGGG, SGGG und OEGGG (AWMF Registernummer: 015-062, gültig bis 2024 (abgerufen am 14.06.2023)

Leitlinien für Tumorarten, bei denen Wechseljahresbeschwerden eine Rolle spielen, sind im Leitlinienprogramm Onkologie zu finden (angerufen am 14.06.2023). Dazu gehören Mammakarzinom, Ovarialkarzinom, Endometriumkarzinom, Zervixkarzinom und Prostatakarzinom.

Bei der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) sind außerdem Brustkrebs-Leitlinien zu verschiedensten Themen zu finden. Diese Leitlinien werden jährlich aktualisiert (abgerufen am 14.06.2023).

Institutionen und Fachgesellschaft

Verbraucherzentrale: Isoflavone – Hilfe in den Wechseljahren? (25.11.2022; abgerufen am 14.06.2023)

Übersichtsarbeiten und Fachartikel

Baumgart J, Nilsson K, Stavreus-Evers A, Kask K, Villman K, Lindman H, Kallak T, Sundström-Poromaa I. Urogenital disorders in women with adjuvant endocrine therapy after early breast cancer. Am J Obstet Gynecol. 2011 Jan;204(1):26.e1-7. doi: 10.1016/j.ajog.2010.08.035.

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Linktipps

Die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet in ihrem Frauengesundheitsportal viele Informationen sowie Linktipps zum Umgang mit dieser Lebensphase.

Das Portal gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ebenfalls Fakten zum Thema zusammengetragen.

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Erstellt: 19.06.2023

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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