Hitzewallungen und Schwitzen bei der Krebstherapie
Keine Frage des Wetters
Was tun, wenn eine Hormontherapie das Temperaturempfinden durcheinander bringt und Schweißausbrüche den Schlaf stören? Manchmal helfen schon praktische Tipps und das Wissen, dass hinter diesen Symptomen nichts Krankhaftes steckt.
In diesem Text hat der Krebsinformationsdienst zusammengestellt, wie Betroffene mit Hitzewallungen und unangenehmen Schweißausbrüchen umgehen können. Nicht alle Verfahren, die sich im Alltag bewährt haben, sind durch hochwertige wissenschaftliche Studien untersucht. Falls es sich um Tipps handelt, die vor allem auf praktischen Erfahrungen von Patienten, Ärzten und Pflegern beruhen, ist dies angegeben. Der Text ist Teil umfassender Informationen zum Umgang mit den Nebenwirkungen von Krebstherapien
Allgemeines: Hitzewallungen haben viele Ursachen
Was viele Krebspatienten kennen: Vor allem während einer anstrengenden Therapie können Schwäche und Kreislaufprobleme zu unangenehmen Schweißausbrüchen führen, nicht selten gefolgt von Frösteln. Diese Symptome können aber auch ein Warnzeichen sein: für eine Infektion mit Krankheitskeimen. Daher sollten Betroffene auf jeden Fall ihre Ärzte oder Pflegefachleute ansprechen, wenn sie entsprechende Symptome bemerken.
Nicht gefährlich, aber durchaus belastend sind echte Hitzewallungen, die über längere Zeit immer wieder auftreten: Betroffen sind Frauen wie Männer, die wegen ihrer Krebserkrankung mit einer Antihormontherapie behandelt werden. Bisher gibt es vergleichsweise wenige Möglichkeiten, diese unangenehmen Begleiterscheinungen wirksam zu unterdrücken.
Brustkrebs und Prostatakrebs: Hitzewallungen bei Hormonentzug
Solche Hitzewallungen betreffen vor allem einen Teil der Patientinnen mit Brustkrebs und Prostatakarzinompatienten. Auslöser ist der meist relativ plötzliche Entzug der weiblichen oder männlichen Geschlechtshormone. Er löst bei Frauen wie auch nicht wenigen Männern Symptome aus, die denen der Wechseljahre ähneln. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dieser Nebenwirkung ist und wie lange sie anhält, hängt vom jeweiligen Medikament, der Ausgangsituation und der persönlichen Konstitution des Patienten ab.
Achtung: Eine Nebenwirkung häufiger Schweißausbrüche kann Austrocknung sein - bleibt eine angehobene Hautfalte "stehen", zum Beispiel auf dem Unterarm oder Handrücken, ist es höchste Zeit, dem Körper Flüssigkeit zu geben, durch vermehrtes Trinken und unter Umständen sogar per Infusion.
Abhilfe: Individuell gestalten
Eine Hormonersatztherapie kommt für Patienten, die mit einer Antihormontherapie behandelt wurden, nicht infrage - sie würde ja genau das Gegenteil der Hormonentzugstherapie bedeuten.
Auch wenn die eigentliche Krebstherapie mit Antihormonen schon beendet ist, gilt: Die Gabe von Hormonen gegen Hitzewallungen wird heute selbst für gesunde Frauen sehr kritisch beurteilt.
Für Männer wie Frauen bieten sich daher zunächst Ansätze an, die als nebenwirkungsarm gelten. Nicht immer liegen diesen Empfehlungen wissenschaftliche Studien zugrunde, mitunter gehen sie auf praktische Erfahrungen von Betroffenen, Ärzten und Pflegepersonal zurück. Dazu gehören zum Beispiel Bewegung und körperliches Training, um die Lebensqualität ganz allgemein zu verbessern. Auch eine ausgewogene Ernährung kann manchmal helfen: Betroffene wissen nach einiger Zeit oft genau, worauf sie mit Schweißausbrüchen reagieren, etwa auf Alkohol oder auf Kaffee oder scharf gewürzte Speisen. Hier hilft nur das individuelle Beobachten weiter.
Gewöhnt sich der Körper nicht an den niedrigen Hormonspiegel, kann mit dem Arzt eine Umstellung der Antihormontherapie diskutiert werden. Ist dies aus medizinischer Sicht nicht vertretbar, oder halten die Hitzewallungen nach dem Absetzen der Therapie weiter an, kann der Arzt eine Reihe von verschreibungspflichtigen Medikamenten anbieten:
Dazu gehören Mittel, die die Schweißbildung reduzieren. Auch ein Antidepressivum mit dem Wirkstoff Venlaflaxin hilft, sozusagen als Nebenwirkung, gegen Hitzewallungen.
Weitere Auslöser: Störungen der Hormonfunktion durch die Therapie
Hitzewallungen können bei Frauen, seltener auch bei Männern, auch im Zusammenhang mit einer Chemotherapie auftreten.
Bestimmte Zytostatika (Chemotherapiemedikamente) bremsen bei Frauen, die zum Diagnosezeitpunkt noch ihre Menstruation haben, die Hormonproduktion in den Eierstöcken. Folge sind bei vielen Frauen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, aber auch Schlafstörungen. Ob sich die Eierstockfunktion nach Ende der Behandlung wieder erholt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, besonders von der Art der Chemotherapie und vom Alter.
Störungen der Eierstockfunktion gehen - nicht nur infolge einer Chemotherapie - mit einer verminderten Fruchtbarkeit der betroffenen Frauen einher. Zum Thema Fruchtbarkeit und Kinderwunsch nach einer Tumorerkrankung hat der Krebsinformationsdienst einen eigenen Text zusammengestellt.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
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Fachliteratur und Quellen (Auswahl)
Die von der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. herausgegebene "Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms" kann im Internet im PDF-Format eingesehen werden: www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLk_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf.
Auch die von der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) herausgegebene "Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms" kann im Internet im PDF-Format eingesehen werden: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-045OL.html.
Fachartikel zur Behandlung von Hitzewallungen bei Männern mit Prostatakrebs: Irani J, Salomon L, Oba R, Bouchard P, Mottet N (2010): Efficacy of venlafaxine, medroxyprogesterone acetate, and cyproterone acetate for the treatment of vasomotor hot flushes in men taking gonadotropin-releasing hormone analogues for prostate cancer: a double-blind, randomised trial. Lancet Oncol 11: 147-54.
Erstellt: 15.07.2010
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