- Bei einer Anämie enthält das Blut zu wenig des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin und/oder zu wenig rote Blutkörperchen. Betroffene sind blass, müde und weniger leistungsfähig.
- Mögliche Ursachen für eine Anämie bei Krebs sind beispielsweise ein Eisenmangel oder eine Schädigung der Blutbildung durch die Tumorerkrankung selbst. Eine Anämie kann auch eine Nebenwirkung einer Krebsbehandlung sein.
- Die Behandlung einer Anämie hängt von der individuellen Erkrankungssituation ab. Mögliche Therapien bei Anämie sind die Gabe von Eisen, Bluttransfusionen oder blutbildenden Medikamenten.
Hinweis
Dieser Text bietet allgemeine Informationen zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Anämie bei Krebs. Welche Therapie infrage kommt, entscheiden Ärztinnen und Ärzte anhand der individuellen Erkrankungssituation.
Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Blutarmut bei Krebs: Wichtiges in Kürze
Eine Blutarmut (Anämie) entsteht, wenn das Blut weniger des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin und/oder weniger rote Blutkörperchen (Erythrozythen) enthält.
Der in den Erythrozyten enthaltene rote Blutfarbstoff Hämoglobin (abgekürzt Hb) transportiert den Sauerstoff durch den Körper. Er enthält Eisen, an den der Sauerstoff für den Transport bindet.
Wenn es im Blut nicht genügend Hämoglobin und/oder rote Blutkörperchen gibt, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Hb-Wert
Der Hämoglobin-Wert – kurz Hb-Wert – gibt an, wie viel Hämoglobin im Blut enthalten ist.
Bei gesunden Frauen enthält das Blut normalerweise mehr als 12 Gramm Hämoglobin in einem Deziliter Blut, bei gesunden Männern mehr als 13 Gramm pro Deziliter.
Eine Anämie liegt vor, wenn der Hb-Wert 10 Gramm pro Deziliter oder kleiner ist.
Beschwerden bei Anämie

Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt
Bei einer Anämie können Betroffene unter verschiedenen Beschwerden leiden:
- Sie sind blass, müde und schnell erschöpft. Auch sind sie weniger leistungsfähig, fühlen sich schwach und können sich schlecht konzentrieren.
- Manchmal sind sie kurzatmig und es kommt zu Kopfschmerzen, Schwindel oder Ohrensausen.
- Auch Probleme mit Herz und Kreislauf sind möglich. Viele Betroffene haben beispielsweise einen schnellen Puls.
Mögliche Ursachen einer Anämie
Bei einem Verdacht auf Blutarmut sollten Krebserkrankte die Ursachen von einer Ärztin oder einem Arzt abklären lassen.
Mögliche Ursachen für eine Anämie sind unter anderem:
- Der Tumor selbst – Stoffe, die der Körper als Reaktion auf den Tumor produziert, können die Blutbildung stören. Diese Stoffe können auch die Aufnahme, Speicherung und Freisetzung von Eisen beeinflussen. Bei manchen Krebsarten befallen Krebszellen das Knochenmark und verdrängen die blutbildenden Zellen.
- Krebsbehandlungen – Eine Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Radiochemotherapie und auch eine zielgerichtete Therapie können die Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark verringern.
- Blutungen – Bei starken oder häufig auftretenden Blutungen verliert der Körper viele Blutzellen. Wenn der Körper nicht ausreichend Blutzellen nachbilden kann, um den Verlust auszugleichen, entsteht eine Anämie. Bei Krebserkrankten kann zum Beispiel ein Tumor im Darm zu häufigeren Blutungen führen. Bei größeren Operationen kann es zu starken Blutverlusten kommen.
- Vitamin- oder Eisenmangel – Vitamin B12, Folsäure und Eisen sind wichtig für die Blutbildung. Bei einem Mangel kann eine Anämie entstehen.
- Krankheiten – Verschiedene Erkrankungen können die Blutbildung beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise Nieren-Erkrankungen, aber auch eine akute Infektion oder eine Autoimmunerkrankung.
Wichtig zu wissen
Eine Anämie kann mehrere Ursachen gleichzeitig haben.
Diagnose einer Anämie
Um eine Anämie festzustellen, erkundigt sich die Ärztin oder der Arzt nach Beschwerden und nimmt Blut ab.
Anhand von Laborwerten lässt sich erkennen, ob die erkrankte Person eine Anämie und/oder einen Eisen- und Vitaminmangel hat.
Dafür bestimmen Fachleute im Labor verschiedene Werte im Blut, unter anderem:
- den Hb-Wert
- den Eisenstatus
- verschiedene Vitamine
Behandlung einer Anämie bei Krebs
Ob Ärztinnen und Ärzte eine Anämie behandeln, hängt unter anderem von der Höhe des Hb-Werts ab. Wichtig ist aber auch, ob die Patientin oder der Patient Beschwerden durch die Anämie hat und wie sehr diese die Lebensqualität beeinflussen.
Die behandelnden Ärzte berücksichtigen bei der Therapieentscheidung auch Begleiterkrankungen wie beispielsweise Herzerkrankungen oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen.
Die Behandlung einer Anämie ist nicht immer notwendig
Manche Menschen mit einer Anämie haben trotz eines niedrigen Hb-Werts keine Beschwerden. Andere haben Beschwerden, aber kommen im Alltag gut damit zurecht.
Bei den meisten Patientinnen und Patienten mit einer durch eine Krebsbehandlung bedingten Anämie erholt sich das Knochenmark nach Behandlungsende von selbst und bildet wieder ausreichend neue Blutzellen.
Je nach Ursache der Anämie gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:
- Einnahme von Eisen und/oder Vitaminen
- Transfusion von roten Blutkörperchen
- Anregung der Blutbildung mit Medikamenten
Durch die Behandlung soll das Blut wieder mehr Hämoglobin und/oder Erythrozyten enthalten. Welche Behandlung bei einer Patientin oder einem Patienten sinnvoll ist, richtet sich nach der individuellen Krankheitssituation.
Eisenmangel bei Krebs behandeln

Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com
Eisen ist ein wichtiger Baustein des roten Blutfarbstoff Hämoglobin in den Erythrozyten. An dieses Eisen bindet der Sauerstoff für den Transport durch den Körper.
Ist der Körper nicht ausreichend mit Eisen versorgt, kann er nicht genügen Hämoglobin bilden. Dann kann eine Anämie entstehen.
Bei Krebserkrankten kommt ein Eisenmangel häufig vor. Er kann unterschiedliche Ursachen haben:
- Verlust durch Blutungen
- Veränderungen im Eisenstoffwechsel durch die Krebserkrankung
- unzureichende Aufnahme über die Nahrung
Ärztinnen und Ärzte stellen einen Eisenmangel anhand von Laborwerten fest. Dann entscheiden sie abhängig von der individuellen Erkrankungssituation, wie die Eisenversorgung verbessert werden kann.
Wichtig zu wissen
Im Handel frei erhältliche Eisensäfte und andere Nahrungsergänzungsmittel sind nicht geeignet, um einen Eisenmangel bei Krebs auszugleichen. Krebserkrankte sollten solche Produkte nur nach Rücksprache mit ihren behandelnden Ärzten einnehmen.
Krebserkrankte mit einer Chemotherapie-bedingten Anämie können Eisen als Infusion in eine Vene (intravenös, i.v.) erhalten. Dadurch steht dem Körper schnell wieder ausreichend Eisen für die Bildung von roten Blutkörperchen zur Verfügung. In der Regel steigt der Hb-Wert wieder und die Beschwerden bessern sich. Nach einer Eiseninfusion benötigen Erkrankte seltener eine Bluttransfusion.
Mögliche, selten auftretende Nebenwirkungen nach einer Eiseninfusion sind allergische Reaktionen und ein vorübergehender Phosphatmangel.
Manche Patientinnen und Patienten können Eisen auch als Tabletten einnehmen. Der Körper nimmt über die Verdauung jedoch nur wenig Eisen auf. Daher steigt der Hb-Wert langsamer an als nach einer Infusion.
Mögliche Nebenwirkungen von Eisentabletten sind Verdauungsbeschwerden wie beispielsweise Verstopfung, Übelkeit oder Durchfall. Es kann bis zu mehreren Monaten dauern, bis die Eisenspeicher wieder aufgefüllt sind. Daher müssen Eisentabletten oft über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Vitamine bei Anämie
Neben Eisen sind die Vitamine B12 und Folsäure wichtig für die Blutbildung.
Ob eine Patientin oder ein Patient mit Krebs einen Vitaminmangel hat und daher Vitamin B12 und Folsäure einnehmen sollte, erfährt er oder sie von ihrem behandelnden Ärzteteam.
Mit Bluttransfusionen den Hämoglobin-Wert erhöhen
Lexikon
Transfusion: Übertragung von Blut oder Blutbestandteilen.
Unter bestimmten Umständen brauchen Krebspatienten neue rote Blutkörperchen. Erhält ein Patient oder eine Patientin Blut oder Blutbestandteile sprechen Fachleute von einer Transfusion.
Wichtig zu wissen
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Transfusion von roten Blutkörperchen berücksichtigen die behandelnden Ärzte immer die individuelle Erkrankungssituation.
Ob Krebspatienten mit einer Anämie eine Transfusion roter Blutkörperchen (Erythrozyten-Transfusion) benötigen, hängt vom Hb-Wert und den Beschwerden ab.
Ärzte orientieren sich an folgenden Empfehlungen von Fachleuten:
- Bei einem Hb-Wert unter 7 Gramm pro Deziliter und Beschwerden können Erkrankte eine Erythrozyten-Transfusion erhalten.
- Bei einem Hb-Wert von 7 bis 10 Gramm pro Deziliter können die behandelnden Ärzte abhängig von der Erkrankungssituation eine Transfusion erwägen.
- Ab einem Hb-Wert über 10 Gramm pro Deziliter benötigen Krebserkrankte in der Regel keine Transfusionen mehr.
Was enthält die Blutkonserve?
Blutkonserven zur Behandlung von Anämie enthalten überwiegend rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Die Erythrozyten werden aus Spenderblut gewonnen, aufwändig gereinigt und aufkonzentriert. Fachleute bezeichnen sie daher als Erythrozyten-Konzentrate.

Bild: © Freepik
Patienten erhalten die Erythrozyten-Konzentrate über eine Vene (intravenös). Nach der Transfusion steigt der Hb-Wert schnell an. Vorliegende Beschwerden bessern sich in der Regel innerhalb kurzer Zeit.
Eine Transfusion von Erythrozyten-Konzentraten kann Nebenwirkungen haben. Möglich sind unter anderem allergische Reaktionen und Blutgerinnsel (Thrombosen). Erhalten Krebserkrankte viele Erythrozyten-Konzentrate, kann es zu einer Eisenüberladung kommen.
Es kann nicht vollkommen ausgeschlossen werden, dass durch die Blutkonserve Hepatitis- und HI-Viren übertragen werden. Da die Blutkonserven heutzutage aufwändig gereinigt und geprüft werden, kommt dies aber nur äußerst selten vor.
Erhält eine Patientin oder ein Patient rote Blutkörperchen einer unpassenden Blutgruppe, können Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Um das zu verhindern, prüfen Ärztinnen und Ärzte die Blutgruppen von Blutkonserve und Empfänger vor der Transfusion mehrfach und sorgfältig.
Wichtig zu wissen
Bei den meisten Anämie-Patienten überwiegen die Vorteile der Bluttransfusion die möglichen Nebenwirkungen.
Die Blutbildung mit Medikamenten anregen
Lexikon
Erythropoese: Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark
ESA: Erythropoese-stimulierende Agenzien; die Blutbildung anregende Medikamente
In bestimmten Erkrankungssituationen können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte erwägen, statt einer Transfusion die Bildung roter Blutkörperchen mit Medikamenten anzuregen. Dafür verwenden sie sogenannte Erythropoese-stimulierende Agenzien (ESA).
ESA kommen als Behandlungsmöglichkeit einer krebsbedingten Anämie nur dann infrage, wenn folgende Kriterien zutreffen:
- Die Anämie wird durch eine Chemotherapie verursacht.
- Der Hb-Wert ist unter oder gleich 10 Gramm pro Deziliter.
- Der Krebspatient oder die Krebspatientin hat Beschwerden und Symptome, welche die Lebensqualität stark vermindern.
Das Hormon Erythopoetin (EPO) regt die Bildung von roten Blutkörperchen an. ESA enthalten künstlich hergestellte Erythropoetine, wie beispielsweise Epoetin oder Darbepoetin. Durch ESA steigt der Hb-Wert an, allerdings langsamer als durch eine Bluttransfusion.
Patientinnen und Patienten erhalten ESA über mehrere Wochen in regelmäßigen Abständen als Spritze unter die Haut. Meist erhalten sie zusätzlich eine Eiseninfusion: ESA wirken besser, wenn im Körper ausreichend Eisen vorhanden ist.
Eine Therapie mit ESA kann schwere Nebenwirkungen haben. Beispielsweise können sich gefährliche Blutgerinnsel bilden und zu Herzproblemen und Schlaganfällen führen. Auch schwere Hautreaktionen sind möglich. Eine Behandlung findet daher immer unter engmaschiger Kontrolle durch die behandelnden Ärzte statt.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Quellen und weiterführende Informationen
Leitlinien
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 2.0, 2025, AWMF Registernummer: 032/054OL (abgerufen am 22.07.2025)
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO): Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Stand 04/2025 (abgerufen am 22.07.2025)
Bohlius J, Bohlke K, Castelli R, Djulbegovic B, Lustberg MB, Martino M, Mountzios G, Peswani N, Porter L, Tanaka TN et al. Management of Cancer-Associated Anemia With Erythropoiesis-Stimulating Agents: ASCO/ASH Clinical Practice Guideline Update. J Clin Oncol. 2019 May 20;37(15):1336-1351. doi: 10.1200/JCO.18.02142.
Aapro M, Beguin Y, Bokemeyer C, Dicato M, Gascón P, Glaspy J, Hofmann A, Link H, Littlewood T, Ludwig H et al. ESMO Guidelines Committee. Management of anaemia and iron deficiency in patients with cancer: ESMO Clinical Practice Guidelines. Ann Oncol. 2018 Oct 1;29(Suppl 4):iv96-iv110. doi: 10.1093/annonc/mdx758, Erratum in: Ann Oncol. 2018 Oct 1;29(Suppl 4):iv271. doi: 10.1093/annonc/mdy323. PMID: 29471514.
Datenbanken
Fachdatenbank UpToDate: Patnaik MM, Freed J. (2025) Role of ESAs in adults with non-hematologic cancers. (abgerufen am 22.07.2022)