Lungenkrebs

NSCLC: Therapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs

Letzte Aktualisierung: 22.03.2023
Sie haben fortgeschrittenen Lungenkrebs?

Das Projekt DEDALUS der Thoraxklinik Heidelberg sucht über fragdiepatienten.de Betroffene für die Umfrage Immuntherapie bei fortgeschrittenem Lungenkrebs: Was ist für Lungenkrebskranke wichtig? Ziel des Projekts ist es, eine Entscheidungshilfe für Betroffene zu entwickeln.

  • Die meisten Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs haben ein sogenanntes nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC, englisch für "non-small cell lung cancer").
  • Soweit es möglich ist, werden Betroffene mit einem NSCLC operiert. Das Ziel ist, den Tumor vollständig zu entfernen und die Patientin oder den Patienten zu heilen. Das ist in der Regel nur in frühen Krankheitsstadien möglich.
  • Ist das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom örtlich fortgeschritten oder metastasiert, stehen vorrangig andere Therapien zur Wahl, wie die Chemotherapie, Strahlentherapie oder Strahlen-Chemotherapie sowie zielgerichtete oder immuntherapeutische Behandlungen. In fortgeschrittenen Erkrankungssituationen geht es vor allem darum, die Krankheit aufzuhalten und die Beschwerden Betroffener zu lindern.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Welche Therapie ist für Betroffene mit NSCLC am besten geeignet? Um das zu beantworten, schaut sich das Behandlungsteam neben anderen Faktoren vor allem das Erkrankungsstadium der Patientin oder des Patienten an.

Beim Lungenkrebs hängt das Stadium von der Größe des eigentlichen Lungentumors ab und davon, ob der Tumor bereits in Lymphknoten oder sogar in andere Organe gestreut hat.

Stadieneinteilungen erleichtern es den Ärzten und Ärztinnen Behandlungsregeln aufzustellen. Beim Lungenkarzinom sind die einzelnen Stadien nochmals unterteilt, so dass die Therapie möglichst genau auf die Erkrankungssituation abgestimmt werden kann.



Frühe Stadien des NSCLC

Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs ist noch in einem "frühen Stadium" (Stadium I oder II), wenn

  • der Tumor eine gewisse Größe nicht überschreitet und auf einen Lungenlappen begrenzt ist und
  • keine oder höchstens einige wenige, direkt benachbarte Lymphknoten befallen sind.

Fortgeschrittene Stadien des NSCLC und Metastasen

Von fortgeschrittenen Tumoren (Stadium III) sprechen Ärzte bei Betroffenen mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom entweder

  • wenn der eigentliche Tumor schon sehr groß ist und bereits in benachbartes Gewebe eingewachsen ist oder
  • wenn weiter entfernte Lymphknoten befallen sind.

Hat der Tumor Metastasen in anderen Organen gebildet, handelt es sich um Stadium IV.



Besonders in frühen Erkrankungsstadien ist für Betroffene mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eine Operation die Therapie der Wahl.

Ist eine Operation nicht möglich, kommt in sehr frühen Erkrankungssituationen auch eine alleinige Strahlentherapie infrage. Es kann auch sein, dass Ärzte die Operation mit anderen Therapien, wie einer Chemotherapie, zielgerichteten Therapie oder Immuntherapie kombinieren.

Wichtig zu wissen

Das Ziel einer OP ist, den Tumor vollständig zu entfernen. So haben Patientinnen und Patienten mit einem NSCLC die Chance auf langfristige Heilung.

Bevor Ärzte den Eingriff planen, prüfen sie jedoch immer, ob alle Voraussetzungen für eine OP erfüllt sind: Dabei zählt nicht nur, ob sie den Tumor gut entfernen können. Patientinnen oder Patienten benötigen für eine OP beispielsweise auch eine gute Herz- und Lungenfunktion.

Eine Operation ist statistisch nur bei 25 bis 30 von 100 Patientinnen und Patienten möglich. Bei den anderen Betroffenen wird Lungenkrebs entweder erst in einem zu späten Stadium entdeckt oder es sprechen medizinische Gründe gegen eine OP.

Operationsverfahren beim NSCLC

Anatomie der Lunge mit Darstellung des linken und rechten Lungenflügels, des oberen Lungenlappens, des unteren Lungenlappens, der Bronchien, der Luftröhre und der Lymphknoten
Anatomie und Sitz der Lunge © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com

Lappenresektion (Lobektomie): In der Regel entfernen Ärzte den ganzen Lungenlappen, in dem der Tumor sitzt. Ist eine Lobektomie nicht möglich? Dann entfernen Ärzte nur einen Teil des Lungenlappens. Ist der Tumor sehr klein und liegt er im Randbereich der Lunge, können sie auch nur den vom Tumor betroffenen Abschnitt entfernen.

Lungenflügelresektion (Pneumonektomie oder Pneumektomie): Bei Betroffenen mit größeren und / oder zentral sitzenden Tumoren kann es nötig sein, einen ganzen Lungenflügel zu entnehmen.

Lymphknotenentnahme: Außerdem entfernen die Ärzte bei allen Patientinnen und Patienten benachbarte Lymphknoten. Denn man kann mit bloßem Auge nicht immer erkennen, ob sie befallen sind.

Das entnommene Gewebe wird nach der OP unter dem Mikroskop und im Labor untersucht, um die Ausbreitung der Erkrankung noch einmal genau zu bestimmen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.



Das Rückfallrisiko senken: Chemotherapie nach Operation

Männliche Patienten erhalten Chemotherapie-Infusionen in einer Tagesklinik
Eine Chemotherapie wirkt auch gegen Tumorreste [Symbolbild]. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Ist der Tumor noch sehr klein und sind noch keine Lymphknoten befallen, ist das Rückfallrisiko für Patientinnen und Patienten mit einem NSCLC normalerweise gering. Eine anschließende ("adjuvante") Chemotherapie ist dann nicht notwendig.

Warum ergänzende Chemo?

Mit einer Chemo nach der Operation will die Ärztin oder der Arzt verhindern, dass sich kleinste Tumorreste oder Mikrometastasen zu einem neuen Tumor entwickeln.

Ist der Tumor bereits größer und / oder hat er in die Lymphknoten gestreut? Dann erhalten die meisten Betroffenen zusätzlich zur Operation noch eine Chemo. Weisen die Tumoren bestimmte molekularbiologischen Eigenschaften auf, kann sich auch noch eine Erhaltungstherapie anschließen. Infrage kommen bestimmte zielgerichtete Medikamente oder Immun-Checkpoint-Hemmer.

Wann beginnt die Chemotherapie nach der OP? Fachleute empfehlen, nach abgeschlossener Wundheilung innerhalb von 60 Tagen mit der adjuvanten Chemotherapie zu beginnen



Wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte

Eine Pathologin oder ein Pathologe untersucht nach der Operation das entnommene Gewebe. Wenn sie oder er feststellt, dass noch ein Tumorrest in der Lunge verblieben ist, dann operieren Ärzte ein zweites Mal.

Ist ein zweiter Eingriff nicht möglich? Dann können die behandelnden Mediziner – abhängig von der gesundheitlichen Situation der oder des Betroffenen – die Lunge dort bestrahlen, wo der Tumorrest sitzt. Das zerstört verbliebene Tumorreste.

Bei manchen Patientinnen und Patienten kommt eine Operation nicht infrage, obwohl sie Lungenkrebs in einem frühen Stadium haben.

Das kann daran liegen, dass ihre Lungenfunktion eingeschränkt ist oder sie noch eine andere, schwere Krankheit haben. Beispiele sind Herzerkrankungen oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). In diesen Situationen wäre eine Operation ein zu großes Risiko.

Anstelle einer Operation kommt dann eine Bestrahlung infrage.

 



Strahlentherapie bei NSCLC in frühen Stadien

Können Betroffene mit Lungenkrebs in frühen Stadien nicht operiert werden, empfehlen Fachleute eine sogenannte "stereotaktische Strahlentherapie". Dabei wird der Tumor aus mehreren Richtungen mit jeweils kleinen Dosen bestrahlt.

Was lässt sich mit einer Bestrahlung anstelle einer Operation erreichen? Das hängt vom Krankheitsstadium und dem persönlichen Gesundheitszustand ab. Es kann beispielsweise erreicht werden, dass der Tumor nicht weiter wächst oder für längere Zeit verschwindet. In sehr frühen Erkrankungssituationen bietet auch die stereotaktische Strahlentherapie eine gute Chance auf eine Heilung.
Wie die Erfolgsaussichten einer oder eines jeden Einzelnen sind, wenn nicht operiert wird, können aber nur die behandelnden Ärzte anhand der jeweiligen Befunde beurteilen.

Können Betroffene mit einem NSCLC in weiter fortgeschrittenen Erkrankungssituationen nicht operiert werden? Dann kann auch eine kombinierte Strahlentherapie (Radiochemotherapie) infrage kommen. Abhängig von der individuellen Erkrankungssituation erhalten Betroffene die Strahlentherapie entweder gleichzeitig oder im Wechsel mit der Chemo.

In sehr weit fortgeschrittenen Erkrankungssituationen müssen Betroffene damit rechnen, dass sich ihr Lungenkrebs nicht vollständig durch eine Operation oder Strahlentherapie entfernen lässt. Das gilt vor allem dann, wenn sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben.

Nur in wenigen Situationen kann es sein, dass Ärzte eine örtliche Therapie (OP oder Bestrahlung) vorschlagen: etwa dann, wenn der eigentliche Lungentumor klein ist und nur Einzelmetastasen nachweisbar sind oder Tumorkomplikationen operativ behandelbar sind. Dann erhalten Betroffene aber noch zusätzlich Krebsmedikamente, die im ganzen Körper wirken.

Wichtig zu wissen

Haben Sie ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium, werden Ihre Ärztinnen und Ärzte alle therapeutischen Möglichkeiten nutzen, um vor allem Ihre Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten. Dazu gehört auch, belastende Symptome der Krebserkrankung zu behandeln.

Was bedeutet dies für Patientinnen und Patienten? Betroffene müssen damit rechnen, dass sich ihre Erkrankung nicht mehr vollständig heilen lässt. Allerdings gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können.

Darunter fallen

  • Chemotherapie,
  • Strahlentherapie,
  • Radiochemotherapie,
  • Immuntherapie und zielgerichtete Arzneimittel.

Ärzte setzen sie entweder als Einzeltherapie oder in Kombination ein.

Zum Weiterlesen

Informationen zu den genannten Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in dem Text Therapieverfahren bei Lungenkrebs.

Was beeinflusst die Therapiewahl im metastasiertem Stadium? Große Fortschritte in der zielgerichteten Krebstherapie und Immuntherapie haben die Palette an Therapien für Menschen mit metastasiertem Lungenkrebs inzwischen beträchtlich erhöht. Aus diesem Grund empfehlen Fachleute, dass Ärzte bei den Betroffenen immer untersuchen sollen

  • ob es Genveränderungen im Tumor gibt, die eine gezielte medikamentöse Therapie ermöglichen.
  • ob der Tumor ein bestimmtes Eiweiß vermehrt herstellt, das für den Einsatz einer Immuntherapie spricht.

Davon und von der individuellen Erkrankungssituation abhängig, werden die behandelnden Ärzte eine oder mehrere mögliche Arzneimittel aus dem Bereich der zielgerichteten Therapie und / oder Immuntherapie vorschlagen.

Haben die Tumorzellen keine Veränderungen, die man gezielt behandeln kann? Dann stehen verschiedene Möglichkeiten der Chemotherapie zur Verfügung. Wenn medizinisch nichts dagegen spricht, erhalten Betroffene sie in Kombination mit einer Immuntherapie.

Jede und jeder Erkrankte hat auch das Recht, eine Therapie abzulehnen und sich nicht behandeln zu lassen. Es ist wahrscheinlich, dass die Erkrankung dann schneller voranschreitet. Die Ärztinnen und Ärzte haben aber viele Möglichkeiten, belastende Beschwerden durch die Krebserkrankung zu behandeln.





Quellen zum Weiterlesen (Auswahl)

Der Krebsinformationsdienst hat zur Erstellung des Textes im Wesentlichen auf die S3-Behandlungsleitlinie deutscher Fachgesellschaften zurückgegriffen. Diese und weitere Quellen sowie nützliche Links sind in der Übersicht zum Thema Lungenkrebs aufgeführt.

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Erstellt: 22.03.2023

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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