Schematische, anatomische Darstellung des Körpers mit leuchtenden Tumoren im Brustkorb und im Oberschenkel. Im Hintergrund ein Strahlensymbol.

Strahleninduzierte Sarkome (RIS) – Häufige Fragen und Antworten

Aktualisiert am:

  • Strahleninduzierte Sarkome (RIS) sind bösartige Tumoren, die als sehr seltene Spätfolgen einer Strahlentherapie auftreten. Sie entstehen meist erst Jahre oder Jahrzehnte später.
  • Die Symptome sind oft nicht eindeutig. Neue oder wachsende Veränderungen im bestrahlten Bereich sollten Betroffene ärztlich abklären lassen.
  • Die Behandlung erfolgt bei den meisten Unterarten von RIS wie bei anderen Sarkomen – idealerweise in einem zertifizierten Sarkomzentrum.

Wichtig

Auch wenn die Strahlentherapie sehr selten zu einem strahleninduzierten Sarkom führen kann, ist sie eine sehr wichtige und wirksame Behandlung bei vielen Krebsarten.

Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

In Kürze

Etwa 1 bis 3 von 1.000 bestrahlten Patientinnen und Patienten entwickeln ein strahleninduziertes Sarkom (RIS), meist erst 7 bis 16 Jahre später. 

Im Abschnitt "Grundlagen" erklären wir, was genau ein RIS ist, wie es sich von anderen Sarkomen unterscheidet und welche Risikofaktoren bekannt sind.

Was sind Sarkome und warum sind sie so selten?

Gut zu wissen

Der medizinisch korrekte Begriff für Weichteilsarkome ist "Weichgewebesarkome". Da aber viele immer noch den Begriff Weichteilsarkome verwenden und damit die Texte über RIS von allen gefunden werden, verwenden wir auch den Begriff Weichteilsarkome.

Sarkome sind bösartige Tumoren, die aus Binde- oder Stützgewebe entstehen. Dazu gehören zum Beispiel Muskeln, Knochen oder Blutgefäße. Der Begriff "Sarkome" umfasst dabei Weichteil- und Knochensarkome. Zu den Weichteilsarkomen gehören zahlreiche Unterarten, die sich in Verhalten und Behandlung unterscheiden.

  • Sarkome sind seltener als andere Krebsarten: Bei Erwachsenen handelt es sich bei etwa 1 von 100 Krebserkrankungen um ein Sarkom.
  • Das liegt zum einen daran, dass sich das Gewebe, aus dem diese Tumore entstehen, seltener teilt – und deshalb weniger genetische Fehler anhäuft. 
  • Zum anderen braucht es meist erst besondere Genveränderungen, damit ein Sarkom anfängt zu wachsen. 

Was sind strahleninduzierte Sarkome (RIS)?

Strahleninduzierte Sarkome sind 

  • bösartige Tumoren im Weichgewebe oder in den Knochen und
  • eine sehr seltene Spätfolge einer Strahlentherapie.

Die Abkürzung RIS kommt von der englischen Bezeichnung "radiation-induced sarcoma". "Strahleninduziert" heißt so viel wie "durch Strahlen verursacht".

  • Meistens treten RIS erst Jahre oder Jahrzehnte – im Durchschnitt 7 bis 16 Jahre – nach einer Bestrahlung im zuvor bestrahlten Körperbereich auf.
  • RIS sind oft hochgradige Tumoren. Das bedeutet: Sie wachsen schnell, können umliegendes Gewebe zerstören und bilden oft Metastasen. Metastasen sind Tochtergeschwülste in anderen Organen, zum Beispiel in der Lunge.

Wie häufig sind RIS?

RIS sind sehr selten. Je nach Krebsart und Beobachtungszeitraum entwickeln etwa 1 – 3 von 1.000 Behandelten ein strahleninduziertes Sarkom.

  • Das ist sehr selten und bedeutet auch: 997 bis 999 von 1.000 Erwachsenen, die eine Strahlentherapie erhalten, bekommen kein RIS.
  • In Deutschland erkranken pro Jahr Schätzungen zufolge wenige hundert Menschen an RIS.
  • Am häufigsten treten RIS nach der Bestrahlung von Brustkrebs auf. Daher erkranken auch etwa doppelt so viele Frauen wie Männer an RIS. Fachleute versuchen derzeit herauszufinden, woran das genau liegt. Bisher gibt es darauf noch keine endgültige Antwort.

Was sind Risikofaktoren für RIS?

Die Risikofaktoren für RIS sind aktuell noch nicht vollständig bekannt und werden von Fachleuten erforscht. Die wichtigsten bekannten Risikofaktoren für RIS sind: 

  • eine hohe Strahlendosis bei der Strahlentherapie
  • und eine genetische Veranlagung.

Lexikon: Risikofaktoren

Risikofaktoren sind bestimmte Umstände oder Veranlagungen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, eine bestimmte Krankheit zu bekommen. 

Fachleute diskutieren außerdem die folgenden Punkte als mögliche Risikofaktoren für RIS:  

  • welches Gewebe oder Organ bestrahlt wurde
  • die eingesetzte Bestrahlungstechnik
  • bestimmte begleitende Chemotherapien
  • und ein jüngeres Alter bei der Bestrahlung 
Verschiedene Piktogramme zeigen bekannte sowie diskutierte Risikofaktoren für strahleninduzierte Sarkome: Eine hohe Strahlendosis sowie eine genetische Veranlagung können das Risiko für RIS erhöhen. Von Fachleuten diskutierte Risikofaktoren sind zudem: Ein jüngeres Alter bei der Bestrahlung, bestimmte begleitende Chemotherapien, welches Gewebe oder Organ bestrahlt wurde und die Bestrahlungstechnik.
Studien deuten darauf hin, dass verschiedene Faktoren das Risiko für ein strahleninduziertes Sarkom (RIS) erhöhen können. Ob dazu auch Faktoren wie zum Beispiel ein jüngeres Alter bei der Bestrahlung und weitere gehören, diskutieren Fachleute noch.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com

Sollte ich auf eine Strahlentherapie verzichten, damit ich kein RIS bekomme?

Die klare Antwort lautet: Nein, die Strahlentherapie ist nach wie vor eine sehr wirksame und sinnvolle Behandlungsmethode bei Krebs.

  • Bevor Ärztinnen und Ärzte eine Strahlentherapie empfehlen, wägen sie sorgfältig den individuellen Nutzen und das Risiko von Nebenwirkungen ab. 
  • Eine Strahlentherapie kann bei zahlreichen Krebserkrankungen die Heilungschancen verbessern. 
  • Gleichzeitig ist es sinnvoll, auch Jahre nach der Strahlentherapie auf Veränderungen im bestrahlten Gebiet zu achten. Früh erkannt sind die Heilungschancen für RIS meist besser.

In Kürze

Das häufigste Symptom eines RIS ist eine neue, oft schmerzlose Schwellung im ehemals bestrahlten Bereich.

Als wichtiges Warnsignal gilt, wenn Veränderungen länger als 4 Wochen anhalten.

Ein Arzt deutet auf einen farbig markierten Bereich in einem CT-Bild, das ein Organ zeigt.
Von der Bildgebung zur Diagnose: Was hier auffällig ist, klärt das Behandlungsteam im nächsten Schritt mit einer gezielten Gewebeentnahme (Biopsie) ab [Symbolbild].
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Im Abschnitt "Symptome und Diagnose" lesen Sie, welche Symptome bei RIS auftreten können und wie Ärztinnen und Ärzte die Diagnose sichern.

Zum Weiterlesen

Der Verdacht auf ein strahleninduziertes Sarkom oder sogar die gesicherte Diagnose wirft viele Fragen bei Betroffenen und Angehörigen auf. Oft ist die Situation belastend und mit Unsicherheiten verbunden.

Welche Symptome können auf ein RIS hinweisen?

Die Symptome eines RIS sind oft unspezifisch und können auch auf harmlosere Erkrankungen hinweisen. Typische Symptome für RIS gibt es nicht.

Mögliche Symptome bei strahleninduzierten Weichgewebesarkomen sind:

  • anfangs oft schmerzlose Schwellungen oder Knötchen im zuvor bestrahlten Bereich 
  • Hautveränderungen, die wie „Blutschwämmchen“ (Hämangiome) oder rote Flecken aussehen 
  • RIS können auch wie ein Bluterguss aussehen. 
  • Die Veränderungen bleiben länger als 4 Wochen bestehen.
  • Bei Lage dicht unter der Haut sind die Tumoren manchmal früh tastbar.
  • Je nach Lage können auch Spannungsgefühle oder Schmerzen auftreten, vor allem in der Nähe von Nerven oder Knochen.
  • Manchmal gibt es allgemeine Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Schwäche, Erschöpfung, Blutarmut oder unerklärlicher Gewichtsverlust.

Bei strahleninduzierten Knochensarkomen können unter anderem folgende Beschwerden auftreten:

  • spontane Knochenbrüche
  • Schmerzen im betroffenen Knochen (können auch kommen und gehen)
  • Druckempfindlichkeit
  • Schwellungen
  • eingeschränkte Beweglichkeit benachbarter Gelenke

Gut zu wissen

Nach einer Strahlentherapie kommt es im bestrahlten Bereich häufig zu Hautveränderungen. Das ist meist normal und kein Hinweis auf ein RIS.

  • Seien Sie aber aufmerksam, wenn nach einigen Jahren neue Veränderungen auftreten, die nicht von selbst verschwinden oder sogar größer werden und länger als 4 Wochen anhalten.
  • Lassen Sie solche Veränderungen stets ärztlich abklären – auch wenn noch keine 3 Jahre seit der Bestrahlung vergangen sind.

Wie stellen Ärztinnen und Ärzte ein RIS fest?

In Kürze

Zeigt sich Jahre oder Jahrzehnte nach einer Strahlentherapie eine auffällige Veränderung, prüfen Fachleute zunächst mittels Bildgebung wie etwa Kernspintomographie (MRT), ob es sich um ein Sarkom handeln könnte.

Eine Gewebeprobe wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht und, wenn nötig, genetisch analysiert – am besten in einem spezialisierten Sarkomzentrum. So lässt sich sicher feststellen, ob die Strahlentherapie den Tumor verursacht hat.

Im Folgenden sind die einzelnen diagnostischen Schritte genauer beschrieben:

  • Zur Diagnostik nutzen Ärztinnen und Ärzte verschiedene bildgebende Verfahren. Dazu gehören die Magnetresonanztomographie (MRT), Ultraschall (Sonographie), die Computertomographie (CT) oder auch Röntgen.
  • Falls ein bösartiges Weichteilsarkom wahrscheinlich ist, empfehlen Fachleute die weitere Diagnostik und Behandlung in einem zertifizierten Sarkomzentrum.

Nach der Bildgebung entnimmt das Behandlungsteam meist Gewebeproben. Die Biopsie ist ein wichtiger Schritt, um die Diagnose zu sichern.

  • Die Biopsie erfolgt idealerweise erst, wenn der Befund durch die Bildgebung genau abgeklärt ist. So können Ärztinnen und Ärzte planen, wie sie die Gewebeproben am besten entnehmen.

Gut zu wissen

Ob die Biopsie von einer Fachärztin/einem Facharzt ohne spezielle Erfahrung mit Sarkomen oder in einem Sarkomzentrum durchgeführt wird, ist weniger entscheidend als die Tatsache, dass überhaupt eine Biopsie vor der Operation stattfindet.

Oft ermöglicht erst die Biopsie eine genaue Diagnose und eine optimale OP-Planung.

Ist das Ergebnis der ersten Untersuchung nicht eindeutig, können erfahrene Expertinnen und Experten in einer sogenannten Referenzpathologie die Gewebeprobe erneut prüfen. Wenn nötig, werden Patientinnen und Patienten außerdem an ein spezialisiertes Sarkomzentrum überwiesen.

Fachärzte oder Fachärztinnen für Pathologie untersuchen anschließend die entnommenen Gewebeproben. Sie erkennen, um welche Krebszellen es sich handelt. Mit genetischen Tests können sie untersuchen, ob das Sarkom durch eine Bestrahlung verursacht wurde. Diese Informationen sind wichtig für die Einteilung des Tumors und die Planung der Behandlung. 

  • Beispiel strahleninduziertes Angiosarkom (RIAS) der Brust: Hier ist häufig das sogenannte MYC-Gen vermehrt vorhanden. Bestimmte Gentests auf MYC können deshalb manchmal bei der Diagnose von RIAS helfen. 

Fachleute nutzen Kriterien für RIS und genetische Untersuchungen, um festzustellen, ob es sich bei dem Tumor um RIS handelt. Diese Kriterien lauten: 

  • Das Sarkom liegt in einem Bereich, der zuvor bestrahlt wurde.
  • Zwischen der Bestrahlung und der Entstehung des Sarkoms vergehen normalerweise mindestens 3 Jahre.
  • Gründliche Untersuchungen des Tumorgewebes unter dem Mikroskop müssen bestätigen, dass es sich um ein Sarkom handelt. Die Zellen des Sarkoms unterscheiden sich zudem von den Zellen der ursprünglich bestrahlten Krebserkrankung.
Drei Piktogramme symbolisieren die Kriterien für strahleninduzierte Sarkome: 1. Lage im bestrahlten Bereich, 2. mindestens 3 Jahre Abstand zur Strahlentherapie, 3. es handelt sich um ein Sarkom und um eine andere Krebsart als der ursprünglich bestrahlte Tumor.
Bestimmte Kriterien helfen Ärztinnen und Ärzten dabei, zu erkennen, ob ein Sarkom durch eine Strahlentherapie ausgelöst wurde.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com

In Kürze

Strahleninduzierte Sarkome werden im Prinzip genauso behandelt wie andere Sarkome, meist durch eine Operation.

Obwohl die Prognose oft als ungünstig gilt, ist eine Heilung grundsätzlich möglich. 

Im sogenannten Tumorboard (oder Sarkomboard) legen Fachleute verschiedener Fachrichtungen die nächsten Behandlungsschritte fest – idealerweise in einem spezialisierten Sarkomzentrum [Symbolbild].
Im sogenannten Tumorboard (oder Sarkomboard) legen Fachleute verschiedener Fachrichtungen die nächsten Behandlungsschritte fest – idealerweise in einem spezialisierten Sarkomzentrum [Symbolbild].
Bild: © The Yuri Arcurs Collection, Freepik

Im Abschnitt "Behandlung und Heilungschancen" erfahren Sie, welche Therapien es gibt und wovon die Heilungschancen abhängen.

Wie wird ein RIS behandelt?

Ärztinnen und Ärzte behandeln RIS im Prinzip genauso wie andere Sarkome. Es gibt nur wenige Ausnahmen davon, wie etwa beim strahleninduzierten Angiosarkom (RIAS).

  • Nicht metastasierte Sarkome werden normalerweise in einer Operation möglichst vollständig entfernt. Dabei können Ärztinnen und Ärzte verschiedene Strategien anwenden.
  • Ergänzend zur Operation können eine Chemotherapie oder eine erneute Strahlentherapie sinnvoll sein (siehe "Ist eine Strahlentherapie bei RIS möglich?"). Auch neuere Behandlungsmethoden im Rahmen von klinischen Studien sind möglich. 
  • Für die Behandlung strahleninduzierter Weichgewebesarkome orientieren sich Ärztinnen und Ärzte aktuell an der S3-Leitlinie "Adulte Weichgewebesarkome". Es gibt auch eine leichter verständliche Patientenleitlinie Weichgewebesarkome bei Erwachsenen.

Bei wenigen Sarkomtypen wie dem strahleninduzierten Angiosarkom (RIAS), die selten nach einer Bestrahlung der Brust auftreten, gibt es Hinweise auf eine RIS-spezifische Behandlung mit bestimmten Chemotherapie-Medikamenten.

Zum Weiterlesen

Welche Medikamente können bei einem RIS helfen?

Für die meisten strahleninduzierten Sarkome gelten die gleichen Empfehlungen wie für andere Sarkome. 

  • Entscheidet sich das Behandlungsteam gemeinsam mit den Betroffenen für eine Chemotherapie, kommen oft sogenannte Anthrazykline zum Einsatz.
  • Das kann zum Beispiel Doxorubicin sein – teils in Kombination mit Ifosfamid. Bei manchen Patientinnen und Patienten ist diese Behandlung ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Ausnahme strahleninduziertes Angiosarkom (RIAS)

Für manche Unterarten von RIS gibt es aber auch Hinweise auf andere Behandlungsansätze:

  • Beim strahleninduzierten Angiosarkom (RIAS) der Brust zeigen aktuelle Studien, dass vor einer Operation manchmal eine Chemotherapie mit Paclitaxel hilfreich sein kann. 
  • Sie kann den Tumor verkleinern und die Zeit ohne Fernmetastasen verlängern. Größere, aussagekräftige Studien stehen dazu jedoch noch aus.

Ist eine Strahlentherapie bei RIS möglich?

Bei einem RIS stellen sich viele Betroffene die Frage, ob eine erneute Bestrahlung medizinisch sinnvoll oder überhaupt möglich ist. Die kurze Antwort lautet: Ja – auch wenn ein Sarkom als Folge einer früheren Bestrahlung entstanden ist, kann eine erneute Strahlentherapie, teils kombiniert mit Wärmebehandlung (Hyperthermie), eine Therapieoption sein.

  • Ob eine Wiederbestrahlung in Frage kommt, lässt sich aber nicht allgemein beantworten.
  • Ein Team aus verschiedenen Fachärztinnen und -ärzten prüft sorgfältig und individuell, ob eine Wiederbestrahlung sinnvoll ist.

Dabei spielen unter anderem die folgenden individuellen Faktoren eine Rolle:

  • Um welche Sarkomart handelt es sich?
  • Wie groß ist das Sarkom und wo genau liegt es (oberflächlich oder in der Tiefe)?
  • Welches Gewebe soll bestrahlt werden?
  • Mit wie viel Strahlung wurde das betroffene Gewebe bereits in Summe behandelt?
  • Gibt es Organe oder Strukturen in der Nähe, die nicht bestrahlt werden sollten?
  • Kann das Sarkom gut operiert werden?

Ist mein RIS heilbar und wie wird die Krankheit verlaufen?

Lexikon: Prognose

  • Eine Prognose ist eine Einschätzung des wahrscheinlichen Krankheitsverlaufs anhand vorliegender Befunde der Patientin/des Patienten sowie statistischer Daten von Betroffenen mit gleicher Erkrankungssituation.
  • Die Heilungschancen sind ein Teil der Prognose.

Pauschale Aussagen zu den Heilungschancen von RIS sind nicht möglich, da diese von verschiedenen individuellen Faktoren abhängen. 

Häufig gilt die Prognose bei strahleninduzierten Sarkomen als ungünstiger als bei anderen Sarkomen. Da aber die bisherigen Studien teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, müssen weitere Forschungsarbeiten diesen Zusammenhang erst noch genauer beleuchten.

Die Prognose bei RIS hängt im Allgemeinen davon ab,

  • wie groß der Tumor ist und wo im Körper er liegt,
  • aus welchem Gewebe er entstanden ist und
  • wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Hat der Tumor bereits gestreut und gibt es Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen?
  • Auch weitere Faktoren wie der Gesundheitszustand sowie eventuelle Begleiterkrankungen des Patienten oder der Patientin sind wichtig.

Wichtig

Auch wenn die Prognose bei RIS oft als ungünstig gilt, ist es grundsätzlich möglich, strahleninduzierte Sarkome zu heilen. 

Dafür müssen sie vor allem früh erkannt und konsequent behandelt werden – am besten von Ärztinnen und Ärzten mit viel Erfahrung in dieser Krebsart. Diese finden Sie am häufigsten in zertifizierten Sarkomzentren.

Wie viel Gewebe entfernen Chirurginnen und Chirurgen bei einer RIS-OP?

Ziel der Ärztinnen und Ärzte bei der Operation eines RIS ist – wenn möglich – das Sarkom vollständig zu entfernen. Fachleute sprechen auch von einer sogenannten R0-Resektion. Das heißt, dass der Pathologe oder die Pathologin nach der Operation am Rand des entnommenen Gewebes keine Krebszellen mehr feststellen kann. Idealerweise gibt es einen zusätzlichen Sicherheitsabstand.

  • Um das zu erreichen, entfernen die Chirurginnen und Chirurgen auch etwas von dem gesunden Gewebe rund um den Tumor. Wie viel, hängt von der Lage des Tumors ab.
  • Liegt der Tumor beispielsweise mitten im Muskel, reicht meist ein Sicherheitsabstand von wenigen Zentimetern.
  • Liegt der Tumor direkt an wichtigen Nerven oder Gefäßen, ist dieser Abstand nicht immer möglich. Es kann dann auch ein kleinerer Abstand genügen, falls natürliche Schichten wie etwa eine Muskelfaszie eine Art Barriere bilden.

Normalerweise werden Tumoroperationen heute nicht mehr als sogenannte „radikale Resektion“ durchgeführt. Damit ist eine sehr großzügige Entfernung inklusive größeren Anteilen von gesundem Gewebe gemeint, etwa ganzer Muskelabschnitte. 

  • Stattdessen versuchen Ärztinnen und Ärzte, den Tumor vollständig zu entfernen und dabei die Funktion und wenn möglich auch das Aussehen der betroffenen Körperstelle zu erhalten. 
  • In einem zertifizierten Sarkomzentrum planen erfahrene Chirurginnen und Chirurgen den Eingriff. Dort plant das Team auch, ob eine zusätzliche Strahlentherapie oder Chemotherapie sinnvoll sein könnten.

Gut zu wissen

Fachleute diskutieren und erforschen derzeit, ob bei strahleninduzierten Angiosarkomen (RIAS) eine radikalere Operation sinnvoll sein könnte. 

Das liegt daran, dass auch bei R0-Resektion mit einem Sicherheitsabstand von nur wenigen Millimetern manchmal Rückfälle am Ort des ursprünglichen Tumors (Lokalrezidive) auftreten.

Neue Studien sollen dabei helfen, die Behandlung weiter zu verbessern.

In Kürze

Für RIS gibt es keine eigenen medizinischen Leitlinien. Deshalb sind die bestehenden Leitlinien zu Sarkomen allgemein und die Erfahrung der Ärztinnen und Ärzte entscheidend. 

Studien zeigen, dass die Heilungschancen in spezialisierten Sarkomzentren höher sind. 

Im Abschnitt "Versorgung und Sarkomzentren" erklären wir, warum diese Zentren so wichtig sind und wo Sie Adressen in Ihrer Nähe finden.

Gibt es spezielle Leitlinien für RIS?

Lexikon: Medizinische Leitlinien

  • Medizinische Leitlinien geben Ärztinnen und Ärzten einen Überblick über die besten Methoden zur Vorbeugung, Diagnose, Therapie und Nachsorge einer Erkrankung. Sie basieren auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Daten.
  • Es gibt auch spezielle, leichter verständliche Fassungen der Leitlinien für Patientinnen und Patienten.

Für RIS gibt es derzeit keine eigenen medizinischen Leitlinien. Es gelten die Leitlinien für Weichteilsarkome und Knochensarkome, beziehungsweise für die jeweilige Sarkomart.

Warum sollte ich bei Verdacht auf RIS in ein spezialisiertes Zentrum gehen?

Gut zu wissen

Studien zeigen: Wer sich in einem zertifizierten Sarkomzentrum behandeln lässt, lebt im Durchschnitt länger und hat seltener Rückfälle.

Es gibt mehrere gute Gründe, sich sowohl für die Diagnostik als auch für die Behandlung von RIS an ein zertifiziertes Sarkomzentrum zu wenden. Dazu gehören:

  • RIS sind sehr selten. An nicht-spezialisierten Krankenhäusern kommen Ärztinnen und Ärzte nur selten in Kontakt mit RIS.
  • RIS können an vielen Stellen im Körper entstehen und es gibt viele Unterformen. Fachleute in einem Sarkomzentrum wissen, wie man diese Krebsarten richtig erkennt und behandelt. Chirurginnen und Chirurgen dort haben Erfahrung mit Operationen an unterschiedlichen Körperstellen.
  • Die Operation ist oft herausfordernd. Die Chirurgin oder der Chirurg versucht, den Tumor komplett zu entfernen und dabei wichtige Nerven oder Gefäße zu schützen. "Komplett entfernen" heißt im Idealfall, dass an den Rändern des entnommenen Materials kein Tumor mehr zu finden ist. Dafür braucht es viel Übung und Erfahrung, welche die Teams in einem Sarkomzentrum haben.
  • Sarkomzentren bieten moderne und spezialisierte Therapien an. Dort erhalten Patientinnen und Patienten Zugang zu neuen Medikamenten und modernen Therapieverfahren.
  • Sarkomzentren sind außerdem gut mit Forschungseinrichtungen vernetzt. Dadurch können sie Betroffene oft gut an wissenschaftliche Studien vermitteln. Davon können nicht nur aktuell Betroffene profitieren, sondern auch Menschen, die in Zukunft an einem RIS erkranken.

Wo gibt es auf RIS spezialisierte Kliniken?

In zertifizierten Sarkomzentren finden Sie erfahrene Expertinnen und Experten für die Diagnose und Behandlung von RIS. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin kann Sie dorthin überweisen, um den Verdacht auf eine solche Erkrankung abzuklären und Sie gegebenenfalls zu behandeln.

Zentren ohne Zertifizierung: Es gibt auch Zentren ohne Zertifizierung, die über viel Erfahrung in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Sarkomen verfügen können, beispielsweise große Krankenhäuser oder Universitätskliniken.

  • Bei der Wahl der richtigen Klinik können Betroffene Hilfe und nützliche Hinweise von der Deutschen Sarkom-Stiftung erhalten. 

Wie kann ich an der TETRIS-Studie der Uniklinik Mannheim (UMM) teilnehmen?

Aktuell (Stand November 2025) können sich alle RIS-Patientinnen und -Patienten für eine Zweitmeinung am Universitätsklinikum Mannheim (UMM) vorstellen. Im Gespräch mit den Sarkomexpertinnen und -experten wird geschaut, ob eine Teilnahme an der TETRIS-Studie (Abkürzung für „Tumor EcosysTems in Radiation-Induced Sarcomas“) möglich ist.

Ziele und Ablauf der TETRIS-Studie:

  • Fachleute erfassen klinische Daten aus den Krankenakten und speichern diese anonym.
  • Expertinnen und Experten untersuchen die Erbinformationen aus bereits entnommenem Gewebe und einer einmaligen Blutprobe.
  • Ein sogenanntes molekulares Tumorboard aus verschiedenen Ärztinnen und Ärzten bespricht die Ergebnisse. So können manchmal gezielte Therapieempfehlungen entstehen.
  • Die Studie liefert außerdem wichtige Informationen darüber, wie RIS entstehen. Diese Erkenntnisse können dabei helfen, RIS in Zukunft besser zu erkennen und zu behandeln.

In Kürze

Bei einer so seltenen Erkrankung wie RIS sind verlässliche Informationen für Betroffene besonders wichtig. 

Verlässliche und verständliche Informationen sowie weitere Unterstützung erhalten Sie bei der Deutschen Sarkom-Stiftung und beim Krebsinformationsdienst. 

Wie kann ich mich zu RIS und Sarkomen im Allgemeinen informieren?

Nutzen Sie verlässliche Quellen wie: 

Fragen Sie Ihr Behandlungsteam nach Informationen zur Erkrankung oder auch zu Selbsthilfegruppen vor Ort.

Zum Weiterlesen

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