Kinderwunsch nach Krebs

Mögliche Auslöser für Unfruchtbarkeit

Was bewirken Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation?

Letzte Aktualisierung: 16.11.2016

Bei manchen Krebspatienten wirkt sich die Tumorerkrankung selbst auf die Fruchtbarkeit aus. Meist sind es aber die verschiedenen Krebstherapien, die das Risiko steigern, unfruchtbar zu werden. Welche Therapien bergen ein hohes Risiko? Warum können sie unfruchtbar machen?
Der folgende Text bietet Hintergrundinformationen zum Thema Kinderwunsch nach Krebs. Er richtet sich an erwachsene Betroffene, ihre Partner und an Interessierte. Informationen aus dem Internet können eine fachliche Beratung durch behandelnde Ärzte allerdings nicht ersetzen: Zwar weiß man heute viel darüber, wie eine Krebserkrankung und ihre Behandlung die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Viele Betroffene erhalten jedoch Kombinationen verschiedener Behandlungsformen, die auf ihre persönliche Situation zugeschnitten sind. Über das individuelle Risiko können daher nur die behandelnden Ärzte Auskunft geben.

Bei manchen Krebspatienten wirkt sich die Tumorerkrankung selbst auf die Fruchtbarkeit aus. So ist zum Beispiel die Samenqualität bei Männern mit Hodenkrebs häufig schon zum Zeitpunkt der Diagnose stark herabgesetzt. Auch Leukämien, Lymphome und Tumore des zentralen Nervensystems können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Grund dafür können zum Beispiel Veränderungen im Hormonhaushalt des Körpers sein. Negativ wirkt sich auch der schlechte Allgemeinzustand vieler Krebspatienten aus, zumindest zeitweilig: Bei Frauen, die viel Gewicht verlieren, setzt oft der Monatszyklus aus, bei Männern beeinträchtigt Mangelversorgung die Spermaqualität.

Bei vielen Betroffenen spielt die notwendige Behandlung der Krebserkrankung jedoch die größte Rolle. Die folgenden Abschnitte erläutern, welche Krebstherapien sich auf die Fruchtbarkeit auswirken können und warum.

Operationen in Bauch und Becken können bei Männern wie Frauen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Betrifft eine Krebserkrankung die Fortpflanzungsorgane selbst, dann müssen diese eventuell ganz entfernt werden. Je nach Stadium der Erkrankung kommt für Betroffene aber auch eine schonendere Operation in Frage, bei der das Organ ganz oder teilweise erhalten werden kann. Auch wenn der Eingriff nicht unmittelbar die inneren oder äußeren Geschlechtsorgane betrifft, kann eine Operation im Bauch- oder Beckenbereich die Fruchtbarkeit schädigen.

Bei Frauen

Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen

Werden Veränderungen am Gebärmutterhals rechtzeitig erkannt, lässt sich eine größere Operation bei vielen Frauen vermeiden. Bei auffälligen Pap-Befunden, die noch als Krebsvorstufe gelten, reicht eine sogenannte Konisation aus. Dabei wird der verdächtige Bezirk als kleiner Kegel aus dem Gebärmuttermund entfernt. Hinzu kommt unter Umständen eine Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut, eine sogenannte Kürettage oder auch Abrasio. Die Konisation reicht als Behandlung bei manchen Frauen selbst dann noch aus, wenn sich zwar schon ein bösartiger Tumor gebildet hat, die Krebszellen aber noch nicht in tiefere Gewebeschichten vorgedrungen sind.

Verlaufen Konisation und Kürettage ohne Komplikationen, können die meisten Frauen einige Zeit später schwanger werden und ein Kind austragen. Allerdings besteht ein gewisses Risiko, dass der Eingriff die mechanischen Eigenschaften des Gebärmutterhalses beeinträchtigt. Dieser ist für den Verschluss der Gebärmutter verantwortlich. Das Risiko steigt vor allem bei Frauen, bei denen die Konisation wiederholt werden musste. Um die Gefahr einer Frühgeburt zu senken, raten Ärzte Betroffenen dazu, mindestens mehrere Monate mit einer Schwangerschaft abzuwarten.

Reicht die Konisation zur Entfernung des veränderten Gewebes an der Zervix nicht aus, dann kommt für manche Patientinnen eine Teilentfernung des Gebärmutterhalses infrage, eine sogenannte Trachelektomie. Diese Operation ist jedoch nur möglich, wenn der Tumor noch vergleichsweise klein ist und sich in den Lymphknoten im Beckenbereich keine Krebszellen nachweisen lassen. Selbst nach einer Trachelektomie ist eine Schwangerschaft möglich. Neuere Studien zeigen sogar, dass die Fruchtbarkeit nicht wesentlich beeinträchtigt zu sein scheint. Betroffene Frauen müssen jedoch mit einem höheren Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt rechnen und benötigen während der Schwangerschaft intensive ärztliche Betreuung. Die Entbindung ist nur per Kaiserschnitt möglich.

Gebärmutterkörperkrebs, Eierstockkrebs

Ist nicht der Gebärmutterhals, sondern der Gebärmutterkörper von Krebs befallen, dann muss das Organ meist ganz entfernt werden. Nur in Ausnahmefällen und nach Abwägung aller Risiken können Frauen mit einem sogenannten Endometriumkarzinom zunächst eine Hormontherapie erhalten: Möglich ist dies nur in frühen Krebsstadien, und nur bei Tumoren, die voraussichtlich langsam wachsen. Schlägt die Hormontherapie gut an, dann ist nach dem Absetzen der Arzneimittel eine Schwangerschaft möglich. Wegen des hohen Rückfallrisikos empfehlen Ärzte aber, nach der Geburt eines Kindes die Gebärmutter trotzdem entfernen zu lassen.

Bei Frauen mit Eierstockkrebs spielt ebenfalls das Tumorstadium eine Rolle: In einem frühen Stadium der Erkrankung reicht es aus, nur den befallenen Eierstock zu entfernen. Der andere Eierstock und die Gebärmutter bleiben erhalten. Das bedeutet: eine Schwangerschaft ist möglich. Schätzen die Ärzte das Risiko eines Rückfalls allerdings als hoch ein, schlagen sie der betreffenden Frau nach der Geburt eines Kindes trotzdem auch die Entfernung des zweiten Eierstocks und der Gebärmutter vor.

Ist die Krebserkrankung weiter fortgeschritten, dann kommt eine fruchtbarkeitserhaltende Operation nicht infrage. Beide Eierstöcke und die Gebärmutter werden dann entfernt. Für Patientinnen bedeutet das, dass sie keine eigenen Kinder mehr bekommen können.

Brustkrebs

Eine Operation bei Brustkrebs beeinträchtigt normalerweise nicht die Möglichkeit von Frauen, ein Kind zu bekommen – hier schränken eher andere Therapien die Fruchtbarkeit ein. Allerdings kann, in Abhängigkeit von der Operationsmethode, die Stillfähigkeit eingeschränkt sein.

Krebsarten, die die Fortpflanzungsorgane nicht direkt betreffen

Auch Operationen bei anderen Krebsarten können die Möglichkeit einschränken, ein eigenes Kind zu bekommen. Das betrifft vor allem größere Eingriffe im Unterbauch und im Becken, zum Beispiel bei Darm- oder Blasenkrebs. Hier kann es unter Umständen zu Verwachsungen kommen, die eine spätere Schwangerschaft erschweren. Patientinnen sollten im Gespräch mit ihrem Arzt erfragen, welches Risiko in ihrer persönlichen Situation besteht.

Frauen mit einem künstlichen Darmausgang oder künstlicher Harnableitung - einem sogenannten Stoma - können meist ganz normal Kinder bekommen. Zu ihrer individuellen Situation sollten sie aber ihren behandelnden Arzt befragen. Wegen der Veränderung des Bauches benötigen viele Frauen außerdem eine Anpassung der Stomaversorgung während der Schwangerschaft. Ein enger Kontakt zu Ärzten und Stomatherapeuten ist deshalb wichtig. Frauen mit einem Stoma müssen zudem damit rechnen, nur per Kaiserschnitt entbinden zu können. Eine normale Geburt ist wegen der Gefahr eines Stomabruchs oder eines Stomavorfalls oft zu riskant.

Bei Männern

Wenn Männern mit Hodenkrebs nur einer der beiden Hoden entfernt werden muss, dann bleibt die Zeugungsfähigkeit meist erhalten. Allerdings ist bei vielen Betroffenen die Samenqualität bereits durch die Erkrankung eingeschränkt, unabhängig von der Behandlung.
Müssen viele Lymphknoten entfernt werden, kommt ein weiteres Risiko hinzu: Bei umfangreicheren Operationen können auch Nerven verletzt werden, die für den Samenerguss notwendig sind. Was bedeutet das für Betroffene? Der Samenerguss erfolgt entweder gar nicht mehr, oder es kommt zu einer sogenannten retrograden Ejakulation: Der Samen gelangt dann in die Harnblase. Für eine künstliche Befruchtung lassen sich unter Umständen noch Spermien gewinnen. Patienten wird trotzdem geraten, vorab Samen einfrieren zu lassen, mehr dazu im Text "Kinderwunsch nach Krebs: Vorbeugung oder Behandlung?".

Auch bei einer Operation an der Prostata müssen Betroffene damit rechnen, dass Nerven geschädigt oder durchtrennt werden, und dass weiteres Gewebe im Umfeld der Prostata entfernt oder verletzt wird. Das Risiko einer Impotenz ist zwar in den letzten Jahren geringer geworden, jedoch immer noch gegeben. Unabhängig von der Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr sind  Patienten nach einer Prostatektomie nicht mehr zeugungsfähig, weil die für die Bildung der Samenflüssigkeit wichtige Prostata und die Samenblasen entfernt werden. Daher gilt auch für Männer mit einem Prostatakarzinom, bei Kinderwunsch vorab möglichst ein Spermiendepot anlegen zu lassen.

Aber auch bei Operationen an anderen Organen, die im Bauchraum liegen, können Nerven und Blutbahnen verletzt werden, die für Erektion und Samenerguss notwendig sind. Ein Beispiel sind Eingriffe bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) oder Blasentumoren. Das Risiko für Beeinträchtigungen hängt allerdings stark vom Umfang der Operation und der Operationstechnik ab.

Eine Behandlung mit Zytostatika gilt für Männer wie für Frauen als Risiko für eine Schädigung der Fruchtbarkeit. Die meisten Substanzen greifen in die Zellteilung ein: Damit treffen sie nicht nur Tumorzellen, sondern auch Zellen aller anderen Gewebe, die sich schnell teilen. Darunter sind die Zellen der Schleimhäute und Haarwurzeln. Doch auch die spermienbildenden Hoden und die sich im Monatszyklus auf- und abbauende Gebärmutterschleimhaut können betroffen sein, ebenso die Reifung der Eizellen in den Eierstöcken.

Die Auswirkungen hängen von der Art der Chemotherapie ab, sowie von der Dosierung der einzelnen Zytostatika. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung bei den sogenannten alkylierenden Substanzen, den Platinverbindungen und einigen häufig genutzten Kombinations-Chemotherapien. Generell können jedoch alle Zytostatika schaden. Bei manchen Patienten bleibt die Fruchtbarkeit aber auch erhalten. Wie groß die Chance dafür ist, können Ärzte nur anhand von Statistiken abschätzen: Anzeichen, an denen man vorher erkennen könnte, wer betroffen sein wird und wer nicht, gibt es nicht.

Frauen und Männer tragen ein unterschiedliches Risiko

Bei Frauen spielt das Alter eine Rolle für die Empfindlichkeit gegenüber einer Chemotherapie. Je jünger eine Frau ist, desto größer ist ihre Chance, dass sich ihr Körper erholt und eine Schwangerschaft möglich bleibt. Bei über Dreißigjährigen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Wechseljahre verfrüht beginnen und Eisprung und regelmäßige Monatszyklen auch nach Beendigung der Therapie nicht wieder einsetzen. Frauen über vierzig müssen fast sicher mit dem Ausbleiben normaler Zyklen rechnen. Ob eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke betroffenen Patientinnen helfen kann, doch schwanger zu werden, hängt von der individuellen Situation ab, mehr dazu im Text "Kinderwunsch nach Krebs: Vorbeugung oder Behandlung?".

Das Ausbleiben der Periodenblutung allein ist jedoch kein verlässliches Anzeichen für Unfruchtbarkeit. Daher sollten Frauen zu Beginn der Behandlung mit ihrem Arzt über geeignete Verhütungsmethoden sprechen: Eine Schwangerschaft ist während einer Chemotherapie nicht ausgeschlossen, birgt aber Risiken für das Kind.

Bei Männern erholt sich dagegen die Spermienproduktion nach Therapieende häufig wieder. Das kann allerdings einige Monate oder sogar Jahre dauern. Abhängig ist auch dies von der Art des verwendeten Zytostatikums oder der Medikamentenkombination und der Dosis. Bei hohem Risiko empfehlen Ärzte das Einfrieren von Samen, mehr im Text "Kinderwunsch nach Krebs: Vorbeugung oder Behandlung?".

Die Zellen, die in den Hoden das Sexualhormon Testosteron produzieren, sind weniger empfindlich als die Samenzellen. Sie können aber je nach Art und Dosis der Chemotherapie auch geschädigt werden. Ist ein zu niedriger Hormonspiegel Ursache für eine spätere Unfruchtbarkeit, dann besteht die Möglichkeit einer ausgleichenden Hormontherapie.

Während einer Chemotherapie empfehlen viele Experten Männern die Verwendung von Kondomen, da einige Substanzen und ihre Abbauprodukte in die Samenflüssigkeit übergehen. Dies kann bei der Partnerin unter Umständen zu einer Reizung der Schleimhaut in der Scheide und am Muttermund führen. Außerdem sind Schäden bei den Nachkommen nicht auszuschließen, wenn die Zeugung eines Kindes während der Therapie geschieht.

Eine Bestrahlung wirkt nicht im gesamten Körper, sondern nur dort, wo tatsächlich Strahlen auftreffen. Liegen Bauch und Becken im Bestrahlungsfeld, lässt sich eine Mitbestrahlung von Hoden oder Eierstöcken und Gebärmutter unter Umständen nicht vermeiden. Dies  kann bei Männern wie Frauen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei Männern können außerdem die Nerven und Adern geschädigt werden, die an der Erektion beteiligt sind. Bei Frauen steigert eine Bestrahlung der Gebärmutter und des umliegenden Gewebes unter Umständen auch das Risiko für Früh- und Fehlgeburten: Eine eingeschränkte Durchblutung und Elastizität des Gewebes durch Vernarbungen und Verwachsungen kann die Folge höherer Strahlendosen sein.

Wie sich die Bestrahlung auswirkt, hängt insgesamt aber von der Tumorart, dem genauen Bestrahlungsfeld und auch vom Alter der Betroffenen ab. Letztendlich ausschlaggebend ist die Dosis, die tatsächlich in den Organen ankommt. Patienten sollten sich bei ihren Radiologen erkundigen, ob und wenn ja wie sehr ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden könnte.

Es gibt eine weitere Situation, die Patienten und ihre Ärzte berücksichtigen müssen: Auch eine Hirnbestrahlung kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Im Gehirn wird bei Männern wie bei Frauen auch der Spiegel der Sexualhormone gesteuert: Verantwortlich sind der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, und die Hypophyse oder Hirnanhangsdrüse. Liegen diese Bereiche des Gehirns im Strahlenfeld, kann es zu Problemen mit der Bildung der zentralen, übergeordneten Hormone kommen, die ihrerseits die eigentlichen Sexualhormone steuern. Auch hier ist die individuelle Situation entscheidend: Abhängig von der Grunderkrankung, dem Bestrahlungsfeld und der Dosis kann die Beeinträchtigung sehr unterschiedlich ausfallen. Das bedeutet: Nur die behandelnden Ärzte können darüber informieren, ob ein Risiko besteht und wie hoch es ist.

Eine große Rolle spielt die Hormontherapie – besser als Antihormontherapie bezeichnet – bei der Behandlung von Brustkrebs und Prostatakrebs. Sie wirkt sich auf die Fruchtbarkeit aus, da sie tief in den Stoffwechsel der Geschlechtshormone eingreift. Bei Frauen kann es zwar bei einigen verwendeten Substanzen zu einer Empfängnis kommen. Die Hersteller dieser Präparate raten Patientinnen aber während der Einnahme und mehrere Monate danach dringend von einer Schwangerschaft ab: Schädigungen des Kindes sind nicht auszuschließen. Die Erfüllung des Kinderwunsches ist daher während einer Antihormontherapie normalerweise nicht möglich.

Männer mit Prostatakrebs müssen während der antihormonellen Behandlung fast sicher mit Unfruchtbarkeit rechnen, selbst wenn sie sich keiner Prostataoperation unterzogen haben.

Fruchtbar nach Therapieende?

Setzt die Fruchtbarkeit nach einer Antihormonbehandlung wieder ein? Rein theoretisch normalisiert sich sowohl bei Männern wie bei Frauen nach Absetzen der Behandlung der Hormonspiegel wieder.
Bei Frauen hängt es jedoch auch vom Alter ab, ob ihre Eierstöcke wieder voll funktionstüchtig werden. Die bisherigen Daten zeigen: Ab dem Alter von 30 steigt nach einer mehrjährigen Antihormonbehandlung die Wahrscheinlichkeit für verfrühte Wechseljahre kontinuierlich an.

Die meisten Männer erhalten eine Hormontherapie wegen eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms auf Dauer. Eine zeitweilige Unterbrechung der Behandlung ist zwar theoretisch möglich, als sogenannte intermittierende Hormontherapie. Bei Betroffenen erholen sich dann innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit nicht nur die Sexualfunktionen, sondern auch die Spermienproduktion. Patienten mit Kinderwunsch sollten aber wissen, dass eine mehrfach unterbrochene Hormontherapie bei fortgeschrittenem Prostatakarzinom den Behandlungserfolg und damit ihre Überlebenszeit verkürzen kann, so das Ergebnis einer großen Studie zu diesem Thema. In dieser Situation ist nur eine ganz individuelle Entscheidung möglich.

Viele Krebspatienten erhalten als Begleittherapie auch irgendwann "Kortison", sogenannte Corticoide, und dies nicht selten in hohen Dosen. Ist die Behandlung über einen längeren Zeitraum notwendig - zum Beispiel bei Hirntumoren oder gegen Entzündungsreaktionen und Allergien auf Krebsmedikamente - stört dies bei vielen Frauen den Monatszyklus. Bei Männern wird der Stoffwechsel der Sexualhormone ebenfalls beeinflusst. Zwar ist eine Schwangerschaft oder die Zeugung eines Kindes deshalb nicht ganz ausgeschlossen. Trotzdem sollten Patienten mit Kinderwunsch über die Folgen der Kortisonbehandlung mit ihren Ärzten sprechen.

Neuere Medikamente, die nicht zur "klassischen" Chemotherapie oder Hormontherapie zählen, haben die Krebstherapie in den letzten Jahren erweitert. Sie werden als zielgerichtete Medikamente bezeichnet: Sie greifen in Signalketten und Stoffwechselwege ein, die vor allem für Tumorzellen, weniger aber für gesunde Zellen wichtig sind. Viele dieser Mittel bauen auf Antikörper auf, andere wirken über die chemische Beeinflussung von Stoffwechselvorgängen, die für das Tumorwachstum wichtig sind.
Trotzdem hat jedes dieser modernen Mittel auch Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe. Eine Schädigung von Ei- oder Samenzellen oder Auswirkungen auf ein ungeborenes Kind sind daher nicht auszuschließen.

Bisher fehlen aber für viele der betreffenden Arzneimittel detaillierte Langzeit-Untersuchungen am Menschen. Ob die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigt wird, steht bisher nicht fest. Die Auswirkungen der Medikamente auf die Zeugungsfähigkeit von Männern sind ebenfalls kaum untersucht. Es gibt für einige Mittel aus dieser Medikamentengruppe Berichte über die Geburten gesunder Kinder. Von anderen Medikamenten ist aber bekannt, dass sie den Embryo schädigen können, bei einigen ist dies sogar eindeutig belegt.

Abschließende Aussagen zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder Folgen für die Nachkommen sind bisher nicht möglich. Die Hersteller raten daher Frauen davon ab, während der Behandlung mit zielgerichteten Krebsmedikamenten eine Schwangerschaft zu planen. Auch Männern empfehlen sie während der Behandlung und einige Zeit danach eine Empfängnisverhütung. Bei Substanzen, bei denen die schädigende Wirkung gesichert ist, gilt eine Empfängnisverhütung sogar als Voraussetzung für die Behandlung.

Eine Gesamtübersicht zu Quellen und weiterführenden Fachinformationen zum Thema findet sich im Kapitel "Kinderwunsch nach Krebs: Links, Adressen, Ansprechpartner und Fachquellen" unter dem Stichwort "Quellen".

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Erstellt: 30.07.2013

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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