Chronische lymphatische
Leukämie

Untersuchungen bei einer chronischen lymphatischen Leukämie

Möglichkeiten der Diagnostik

Letzte Aktualisierung: 22.07.2021
  • Bei Verdacht auf eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) befragten Ärzte die Betroffenen ausführlich über ihre Krankengeschichte und untersuchen gründlich ihren Körper.
  • Anschließend bekommen Patientinnen und Patienten Blut abgenommen. Im Labor folgen umfangreiche Untersuchungen, um den Befund zu sichern.
  • Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen und/oder eine feingewebliche Untersuchung auffälliger Lymphknoten erhalten Betroffene im Einzelfall und abhängig von der persönlichen Erkrankungssituation.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt zu ersetzen.

Arzt erklärt einem älteren Mann, der auf einer Untersuchungsliege sitzt, seinen Befund.
Die Krankengeschichte (Anamnese) ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) [Symbolbild]. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Wenn bei einer Person der Verdacht auf eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) vorliegt, fragt die Fachärztin oder der Facharzt zunächst nach dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Krankengeschichte. Fachleute bezeichnen das als Anamnese. Besonders interessiert sind sie daran, zu erfahren

  • ob man sich weniger leistungsfähig fühlt,
  • ob sogenannte B-Symptome vorliegen (unerklärbares Fieber über 38 Grad, starker und ungewollter Gewichtsverlust, vermehrtes nächtliches Schwitzen) und
  • ob man ungewohnt viele Infekte hatte.

Außerdem wird sich die Ärztin oder der Arzt Ergebnisse aus früheren Blutuntersuchungen anschauen und nach Krebserkrankungen in der Familie fragen (Familienanamnese).

Während der körperlichen Untersuchung tasten Mediziner den Hals-Nacken-Bereich, die Achseln, die Leistengegend und den Bauch ab: Damit können sie erkennen, ob Lymphknoten, Milz und Leber vergrößert sind. Außerdem untersuchen sie den Körper nach Zeichen einer Blutarmut (Anämie) oder Blutungen.

Bildausschnitt: Ärztin nimmt einem Patienten Blut in der Ellenbeuge ab.
Um die Diagnose einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zu sichern, ist eine ausführliche Analyse des Blutes am wichtigsten. © HYS_NP, Shutterstock

Eine Patientin oder ein Patient bekommt von dem medizinischen Personal aus einer Vene Blut abgenommen.

Damit lässt die Ärztin oder der Arzt ein "großes" Blutbild erstellen, bestehend aus einem "kleinem" Blutbild und einem Differentialblutbild.

Kleines Blutbild: Bei dieser Untersuchung wird die Anzahl

  • der roten Blutkörperchen (Erythrozyten),
  • der Blutplättchen (Thrombozyten) und
  • die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bestimmt.

Außerdem wird

  • der Hämatokrit-Wert angegeben: Er beschreibt den Anteil der roten Blutkörperchen im Blut und entspricht bei Gesunden ungefähr dem Gesamtanteil an Zellen im Blut. Denn: Rund 99 Prozent der Blutzellen sind rote Blutkörperchen.
  • die Konzentration des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) bestimmt.

Differentialblutbild: Es liefert genauere Informationen darüber, wie die verschiedenen Zelltypen der weißen Blutzellen anteilig verteilt sind.

Weitere Blutuntersuchung: Immunphänotypisierung – hiermit untersuchen Laborärzte, wie die weißen Blutzellen unter dem Mikroskop aussehen, und bestimmen Oberflächenmerkmale der Zellen.

Keine Knochenmarkpunktion notwendig: Ärzte müssen in der Regel kein Knochenmark entnehmen und untersuchen, um die Diagnose einer CLL zu stellen. Eine Knochenmarkpunktion kann jedoch im Krankheitsverlauf wichtig werden. Beispielsweise wenn der Ärztin oder dem Arzt eine unklare Blutbildveränderung auffällt oder, um zu beurteilen, ob die CLL auf die Therapie anspricht.

Wann spricht man von einer CLL?

Folgende Kriterien im Blut sichern die Diagnose einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL):

  • Die Zahl der veränderten B-Lymphozyten liegt mindestens 3 Monate bei 5.000 pro Mikroliter (µl) oder darüber.
  • Unter dem Mikroskop liegen vor allem kleine, vom Aussehen her "ausgereift" wirkende Lymphozyten vor.
  • Die B-Lymphozyten zeigen bei der Immunphänotypisierung alle die gleichen Oberflächenmerkmale. Das belegt, dass alle diese Zellen von der gleichen Ursprungszelle abstammen. Fachleute bezeichnen die B-Lymphozyten dann als "monoklonal".

Wie sich CLL und die Vorstufe Monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL) unterscheiden: Bei der MBL stammen die Zellen zwar auch von dergleichen Ursprungszelle ab – sind also schon monoklonal. Aber die Zahl der veränderten B-Lymphozyten liegt mindestens 3 Monate unter 5.000 pro Mikroliter (µl) Blut. Zudem stellt die Ärztin oder der Arzt bei der klinischen Untersuchung weder vergrößerte Lymphknoten und Milz noch andere auffällige Veränderungen fest.



Bildgebende Untersuchungen spielen bisher eine untergeordnete Rolle bei der Erstdiagnostik von Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL).

Im Gegensatz zu vielen anderen Krebserkrankungen, wird damit auch die nicht die Ausbreitung der CLL (Stadieneinteilung) bestimmt: Sie äußert sich vor allem durch den körperlichen Untersuchungsbefund und die Ergebnisse der Blutuntersuchungen.

Je nach Erkrankungssituation können aber verschiedene bildgebende Verfahren dabei helfen, Lymphknoten sowie Milz- und Lebergröße zu beurteilen. Hierzu zählen Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT).

Gewebeproben aus Lymphknoten (Lymphknotenbiopsie): Ärzte lassen befallene Lymphknoten nur dann feingeweblich untersuchen, wenn sie eine besondere Verlaufsform der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) vermuten, etwa ein aggressives Richter-Syndrom.

Ergänzende Laboruntersuchungen: Experten empfehlen verschiedene weitere Blutuntersuchungen. Damit können Ärzte zum einen erkennen, ob Organe wie Leber und Niere wie gewünscht arbeiten. Zum anderen können sie abklären, ob ein Mangel an Antikörpern vorliegt oder sich das körpereigene Abwehrsystem gegen die eigenen Blutkörperchen richtet. Diese Komplikation der CLL nennen Fachleute Autoimmunhämolyse.

Genetische Untersuchungen: Die Leukämiezellen bei einer CLL weisen keine speziellen erblichen (genetischen) Veränderungen auf, die herangezogen werden können, um die Diagnose zu stellen. Ärzte veranlassen aber dann genetische Untersuchungen der Leukämiezellen, wenn sie direkt nach Diagnosestellung mit der Behandlung beginnen müssen. Das hilft bei der Wahl der medikamentösen Therapien.





Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)

Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Leitlinien und Quellen sowie nützliche Links, zum Beispiel zur Patientenleitlinie, sind in der Übersicht zur CLL aufgeführt.

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Erstellt: 22.07.2021

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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