- Bei Verdacht auf eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) befragen Ärzte die Betroffenen ausführlich über ihre Krankengeschichte und untersuchen gründlich ihren Körper.
- Anschließend bekommen Patientinnen und Patienten Blut abgenommen. Im Labor folgen umfangreiche Untersuchungen, um den Befund zu sichern.
- Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen und/oder eine feingewebliche Untersuchung auffälliger Lymphknoten erhalten Betroffene je nach persönlicher Erkrankungssituation.
Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Anamnese und klinische Untersuchung

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Wenn bei einer Person der Verdacht auf eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) vorliegt, fragt die Fachärztin oder der Facharzt zunächst nach dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Krankengeschichte. Fachleute bezeichnen das als Anamnese. Dabei fragen sie unter anderem,
- ob man sich weniger leistungsfähig fühlt,
- ob sogenannte B-Symptome vorliegen (unerklärbares Fieber über 38 Grad, starker und ungewollter Gewichtsverlust, vermehrtes nächtliches Schwitzen) und
- ob man ungewohnt viele Infekte hatte.
Außerdem wird sich die Ärztin oder der Arzt Ergebnisse aus früheren Blutuntersuchungen anschauen und nach Krebserkrankungen in der Familie fragen (Familienanamnese).
Während der körperlichen Untersuchung tasten Mediziner den Hals-Nacken-Bereich, die Achseln, die Leistengegend und den Bauch ab: Damit können sie erkennen, ob Lymphknoten, Milz und Leber vergrößert sind. Außerdem untersuchen sie den Körper nach Zeichen einer Blutarmut (Anämie) oder Blutungen.
Blutuntersuchungen

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Entscheidend für die Diagnose einer CLL ist eine Blutuntersuchung. Dafür bekommt eine Patientin oder ein Patient von dem medizinischen Personal aus einer Vene Blut abgenommen.
Damit lässt die Ärztin oder der Arzt ein "großes" Blutbild erstellen, bestehend aus einem "kleinen" Blutbild und einem Differentialblutbild.
Kleines Blutbild: Bei dieser Untersuchung wird die Anzahl
- der roten Blutkörperchen (Erythrozyten),
- der Blutplättchen (Thrombozyten) und
- die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bestimmt.
Außerdem wird
- der Hämatokrit-Wert angegeben: Er beschreibt den Anteil der roten Blutkörperchen im Blut und entspricht bei Gesunden ungefähr dem Gesamtanteil an Zellen im Blut. Denn: Normalerweise sind rund 99 Prozent der Blutzellen rote Blutkörperchen.
- die Konzentration des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) bestimmt.
Differentialblutbild: Es liefert genauere Informationen darüber, wie die verschiedenen Zelltypen der weißen Blutzellen anteilig verteilt sind.
Immunphänotypisierung: Mit dieser weiteren Blutuntersuchung untersuchen Laborärzte, wie die weißen Blutzellen unter dem Mikroskop aussehen, und bestimmen Oberflächenmerkmale der Zellen.
Keine Knochenmarkpunktion notwendig: Ärzte müssen in der Regel kein Knochenmark entnehmen und untersuchen, um die Diagnose einer CLL zu stellen. Eine Knochenmarkpunktion kann jedoch im Krankheitsverlauf wichtig werden. Beispielsweise wenn der Ärztin oder dem Arzt eine unklare Blutbildveränderung auffällt oder um zu beurteilen, ob die CLL auf die Therapie anspricht.
Wann spricht man von einer CLL?
Ärztinnen und Ärzte bezeichnen die Diagnose einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) als gesichert, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
- Die Zahl der veränderten B-Lymphozyten liegt mindestens 3 Monate bei 5.000 pro Mikroliter (µl) oder darüber.
- Unter dem Mikroskop liegen vor allem kleine, vom Aussehen her "ausgereift" wirkende Lymphozyten vor.
- Die B-Lymphozyten zeigen bei der Immunphänotypisierung alle die gleichen Oberflächenmerkmale. Das belegt, dass alle diese Zellen von der gleichen Ursprungszelle abstammen. Fachleute bezeichnen die B-Lymphozyten dann als "monoklonal".
So unterscheiden sich CLL und die Vorstufe Monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL): Bei der MBL stammen die Zellen zwar auch von der gleichen Ursprungszelle ab – sind also schon monoklonal. Aber die Zahl der veränderten B-Lymphozyten liegt mindestens 3 Monate lang unter 5.000 pro Mikroliter (µl) Blut. Zudem stellt die Ärztin oder der Arzt bei der klinischen Untersuchung weder vergrößerte Lymphknoten und Milz noch andere auffällige Veränderungen fest.
Zum Weiterlesen
Sie möchten wissen, was genau in Ihrem Arztbrief steht? Begriffe und Abkürzungen verständlich gemacht: Informationsblatt "Befunde verstehen: Begriffe und Abkürzungen" (PDF)
Bildgebende Untersuchungen
Bildgebende Untersuchungen spielen bisher eine untergeordnete Rolle bei der Erstdiagnostik von Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL).
Im Gegensatz zu vielen anderen Krebserkrankungen wird damit auch nicht die Ausbreitung der CLL (Stadieneinteilung) bestimmt: Sie äußert sich vor allem durch den körperlichen Untersuchungsbefund und die Ergebnisse der Blutuntersuchungen.
Je nach Erkrankungssituation können aber verschiedene bildgebende Verfahren dabei helfen, Lymphknoten sowie Milz- und Lebergröße zu beurteilen. Hierzu zählen Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT).
Mögliche ergänzende Untersuchungen
Gewebeproben aus Lymphknoten (Lymphknotenbiopsie): Ärzte lassen befallene Lymphknoten nur dann feingeweblich untersuchen, wenn sie eine besondere Verlaufsform der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) vermuten, etwa eine Richter-Transformation.
Ergänzende Laboruntersuchungen: Experten empfehlen verschiedene weitere Blutuntersuchungen. Damit können Ärzte zum Beispiel erkennen, ob Organe wie Leber und Niere wie gewünscht arbeiten. Außerdem können sie abklären, ob ein Mangel an Antikörpern vorliegt oder sich das körpereigene Abwehrsystem gegen die eigenen Blutkörperchen richtet. Diese Komplikation der CLL nennen Fachleute Autoimmunhämolyse.
Genetische Untersuchungen: Die Leukämiezellen bei einer CLL weisen keine speziellen erblichen (genetischen) Veränderungen auf, die herangezogen werden können, um die Diagnose zu stellen. Ärzte veranlassen aber dann genetische Untersuchungen der Leukämiezellen, wenn sie direkt nach Diagnosestellung mit der Behandlung beginnen müssen. Das hilft bei der Wahl der medikamentösen Therapien.
Zum Weiterlesen
Was tun, wenn sich der Krebsverdacht bestätigt hat? Hilfestellung für die erste Zeit:
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Quellen und weiterführende Informationen
Leitlinien
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patient*innen mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), Langversion 2.0, 2024, AWMF Registernummer: 018-032OL (Stand 12/2024, abgerufen am 28.04.2025).
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO): Onkopedia-Leitlinie für Chronische Lymphatische Leukämie (CLL). Stand 09/2024, abgerufen am 28.04.2025.
Fachgesellschaften
Im Kompetenznetz Maligne Lymphome (KML) haben sich die führenden Forschergruppen und Versorgungseinrichtungen zusammengeschlossen, die in Deutschland im Bereich der malignen Lymphome tätig sind. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome ist Ansprechpartner für Ärzte und Patienten.
Innerhalb des KML ist die Deutsche CLL Studiengruppe (DCLLSG) mit Sitz in der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln Ansprechpartner für Fragen zur Diagnostik und Therapie der CLL sowie für die Planung und Durchführung von klinischen Studien. Die DCLLSG hat auch eine eigene Homepage mit Informationen über die Erkrankung und aktuelle Studien.
Fachartikel (Auswahl)
Eichhorst BF, Fischer K, Fink AM, Elter T, Wendtner CM, Goede V, Bergmann M, Stilgenbauer S, Hopfinger G, Ritgen M, Bahlo J, Busch R, Hallek M; German CLL Study Group (GCLLSG). Limited clinical relevance of imaging techniques in the follow-up of patients with advanced chronic lymphocytic leukemia: results of a meta-analysis. Blood. 2011 Feb 10;117(6):1817-21. doi: 10.1182/blood-2010-04-282228.
Eichhorst B, Robak T, Montserrat E, Ghia P, Niemann CU, Kater AP, Gregor M, Cymbalista F, Buske C, Hillmen P, Hallek M, Mey U; ESMO Guidelines Committee. Electronic address: clinicalguidelines@esmo.org. Chronic lymphocytic leukaemia: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2021 Jan;32(1):23-33. doi: 10.1016/j.annonc.2020.09.019.
Hallek M. Chronic Lymphocytic Leukemia: 2025 Update on the Epidemiology, Pathogenesis, Diagnosis, and Therapy. Am J Hematol. 2025 Mar;100(3):450-480. doi: 10.1002/ajh.27546.