Brustkrebs

Brustkrebs: Klassifikation und Stadieneinteilung

Letzte Aktualisierung: 15.03.2018

Hat sich der Verdacht auf Brustkrebs bestätigt? Dann ist es wichtig, das sogenannte Tumorstadium genau zu bestimmen. Anhand des Stadiums können Ärzte die Therapie planen und Aussagen über die Heilungschancen treffen.
Wie groß ist der Tumor? Hat er sich schon auf die Lymphknoten ausgebreitet, gibt es Metastasen? Diese Befunde lassen sich mit der international gültigen TNM-Klassifikation angeben: Sie gilt für viele Tumorarten, auch für Brustkrebs.
Für jede Krebserkrankung gibt es außerdem eine Einteilung in Stadien: Im System der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC) werden bei Brustkrebs die Stadien 0 bis IV vergeben.

Was bedeuten diese Befunde für die eigene Erkrankung? Dieser Text gibt einen Überblick über häufig verwendete Bezeichnungen, die Ärzte in ihren Arztbriefen verwenden. Er richtet sich an Krebspatienten, Angehörige und Interessierte. Das Gespräch mit einem Arzt lässt sich durch Informationen aus dem Internet aber nicht ersetzen.

Für die Therapieplanung ist es wichtig zu wissen, wie groß der Tumor ist und wie weit er sich ausgebreitet hat. Dafür nutzen Ärztinnen und Ärzte die Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchungen:

  • Mammographie und Ultraschall geben Auskunft über Größe und Lage des Tumors.
  • Abtasten und Ultraschalluntersuchungen liefern Hinweise darauf, ob möglicherweise Lymphknoten befallen sind. Sicherheit gibt die Bestimmung mit dem Mikroskop nach Biopsie oder Operation.
  • Wenn es sich um einen größeren oder aggressiv wachsenden Tumor handelt oder Lymphknoten befallen sind, schauen Ärzte mittels Computertomographie und Knochenszintigraphie, ob es Tumorabsiedlungen, also Metastasen, im Körper gibt.

Diese Angaben über Tumorgröße (T), befallene Lymphknoten (N) und Metastasen (M) fließen in die Einteilung nach dem TNM-System ein. Insgesamt lässt sich daraus dann das Tumorstadium bestimmen.

Wichtig für die Behandlungsplanung sind außerdem die Ergebnisse aus den Untersuchungen, die Beschaffenheit und Eigenschaften des Tumors beschreiben: also genauere Tests auf die biologischen Eigenschaften des Tumorgewebes.

Mehr zu den Untersuchungen bei Brustkrebs bietet der Text Brustkrebsverdacht: Wie geht es weiter?.

Um zu beschreiben, wie weit sich die Erkrankung ausgebreitet hat, nutzen Ärzte und Wissenschaftler das sogenannte TNM-System. Diese Klassifizierung ist international einheitlich.
Wofür stehen die Abkürzungen?

T für Tumor: T1 bis T4 beschreiben Größe und Ausbreitung des Ursprungstumors, auch Primärtumor genannt. Tis steht für "Tumor in situ". Damit werden Vorstufen benannt: Das duktale In-situ-Karzinom (DCIS) beschreibt bösartig veränderte Zellen der Milchgänge, beim lobulären In-situ-Karzinom (LCIS) sind Zellen der Brustdrüsenläppchen in den Milchdrüsen betroffen. "In situ" bedeutet, dass sich die Tumoren an ihrem ursprünglichen Ort befinden und (noch) nicht in das umliegende Gewebe eingedrungen sind. In der Klassifikation werden die Tumoren in situ als "Tis (DCIS)" beziehungsweise "Tis (LCIS)" angegeben. Auch das Paget-Karzinom der Brustwarze (Morbus Paget der Mamille) wird als Tis klassifiziert, "Tis (Paget)". In den meisten Fällen tritt es jedoch gleichzeitig mit einem DCIS oder einem invasiven Karzinom auf, also einem sich ausbreitenden Karzinom. Dann wird dieses klassifiziert – mit dem Hinweis, dass die Brustwarze zusätzlich von einem Paget-Karzinom befallen ist.
Die Abkürzung "TX" bedeutet, dass die Ärzte die Ausbreitung des Tumors nicht beurteilen können.

N für Lymphknoten: Der Buchstabe "N" steht für den Befall von Lymphknoten (lateinisch: Nodus = Knoten). Viele Tumoren, darunter auch Brustkrebs, streuen zuerst in die Lymphbahnen und -knoten, die das Organ umgeben. Mit N0 bis N3 beschreiben die Ärzte Anzahl und Lage der befallenen Lymphknoten. Mit N1mi geben sie an, dass kleine Metastasen bis 2mm Durchmesser, sogenannte Mikrometastasen, in den umliegenden Lymphknoten vorhanden sind.
N0 bedeutet, dass keine Tumorzellen in den umliegenden Lymphknoten entdeckt wurden.

M für Metastasen: M0 steht für das Fehlen von Fernmetastasen. M1 bedeutet dagegen, dass Metastasen in anderen Organen oder Geweben vorhanden sind. MX heißt, dass man noch nicht weiß, ob Fernmetastasen vorliegen oder nicht.

Zusatzbezeichnungen
Ärzte unterscheiden auch, ob die TNM-Einstufung nach den ersten Untersuchungen erstellt wurde, oder ob bereits eine Operation stattgefunden hat, bei der sie die Ausbreitung eines Tumors sicher erkennen können.

  • Haben sie das Ausmaß der Erkrankung aufgrund der Voruntersuchungen festgestellt? Dann stellen sie den TNM-Angaben ein "c" voran (für englisch: clinical, klinisch).
  • Wurde operiert und die Ausbreitung anhand des entnommenen Gewebes bestimmt, kommt ein "p" vor die TNM-Angaben, es steht für pathologisch.
  • Wurde vor der Operation eine Chemotherapie eingesetzt, die Größe und Ausbreitung des Tumors verändert hat, beschreibt ein vorangestelltes "y", dass der Befund nach dieser sogenannten neoadjuvanten Behandlung erfasst wurde.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Zusätze, die besondere Einzelbefunde beschreiben können, aber nicht zwingend notwendig sind. Weitere Informationen zum TNM-System bietet der Text Arztbriefe: Befunde verstehen.

Ausgehend von der TNM-Einstufung erfolgt die Einteilung in Stadien 0 bis IV – sie fasst die TNM-Ergebnisse sozusagen zusammen. Bei der Einteilung in Stadien spricht man auch von "Staging". Das entsprechende System wurde von der Internationalen Union gegen Krebs entwickelt (englische Abkürzung UICC, www.uicc.org).
Wie sieht diese Stadieneinteilung aus?

  • UICC-Stadium 0: in-situ-Karzinom ohne befallene Lymphknoten und ohne Metastasen (Tis N0 M0)
  • UICC -Stadium IA: maximal 2 cm großer Tumor ohne Befall von Lymphknoten oder Fernmetastasen (T1 N0 M0)
  • UICC -Stadium IB: kein oder maximal 2 cm großer Tumor mit Mikrometastasen in den Lymphknoten, aber ohne Fernmetastasen (T0/T1 N1mi M0)
  • UICC-Stadium II A: kein oder maximal 2 cm großer Tumor mit wenig befallenen Lymphknoten, aber ohne Fernmetastasen (T0/1 N1 M0)
    oder größerer, aber maximal 5 cm großer Tumor ohne Lymphknotenbefall oder Fernmetastasen (T2 N0 M0)
  • UICC-Stadium II B: größerer, aber maximal 5 cm großer Tumor mit wenig befallenen Lymphknoten, aber ohne Fernmetastasen (T2 N1 M0)
    oder Tumor größer als 5 cm, aber ohne Lymphknotenbefall oder Fernmetastasen (T3 N0 M0)
  • UICC-Stadium III A: kein oder maximal 5 cm großer Tumor mit Lymphknotenbefall mittlerer Ausbreitung, aber ohne Fernmetastasen (T0-T2 N2 M0)
    oder Tumor größer als 5 cm, mit befallenen Lymphknoten, aber ohne Fernmetastasen (T3 N1/N2 M0)
  • UICC-Stadium III B: Tumor jeder Größe mit Ausdehnung auf Brustwand oder Haut, unabhängig vom Befall von Lymphknoten, aber ohne Fernmetastasen (T4 mit N0, N1 oder N2, M0)
  • UICC -Stadium III C: ausgedehnter Lymphknotenbefall unabhängig von der Tumorgröße, aber keine Fernmetastasen (jedes T, N3, M0)
  • UICC-Stadium IV: Fernmetastasen vorhanden, unabhängig von Tumorgröße und Lymphknotenbefall (jedes T, jedes N, M1)

Eine Hilfe beim Verstehen von Befunden oder Arztbriefen bietet das Informationsblatt "Befunde verstehen". Es bietet einen Überblick über die wichtigsten Abkürzungen und Fachbegriffe.



Quellen zum Weiterlesen (Auswahl)

Leitlinien

Die S3-Leitline "Mammakarzinom der Frau: Diagnostik, Therapie und Nachsorge" geht auch auf die Klassifikation von Brusttumoren ein. Sie entstand im Leitlinienprogramm Onkologie unter der Federführung der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die aktuelle Version von 2017 ist bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. verfügbar, unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-045OL.html und bis 2022 gültig.

TNM-Klassifikation
Brierley JD, Gospodarowicz MK, Wittekind C [eds.] UICC. TNM Classification of Malignant Tumours. 8th ed. Oxford (UK), Hoboken (New Jersey): Wiley-Blackwell; 2016. Hintergründe zur TNM-Klassifikation sind auf den Internetseiten der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC) abrufbar: www.uicc.org/resources/tnm.

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Erstellt: 15.03.2018

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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