- Wie Ärzte eine Leukämie behandeln, hängt von der Leukämie-Art des Betroffenen und vom individuellen Krankheitsverlauf ab.
- Das Ansprechen auf die Leukämie-Behandlung und damit den Therapieerfolg beurteilen Mediziner mit dem Ausmaß der "Remission": Unter Remission versteht man den Rückgang der Krankheit.
- Experten empfehlen: Patientinnen und Patienten mit einer Leukämie sollten sich in einem Zentrum behandeln lassen, das über viel Erfahrung bei der Diagnose und Therapie dieser Erkrankung verfügt.
Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Leukämien behandeln: Themenübersicht
Wie Ärzte Patientinnen und Patienten mit einer Leukämie behandeln, können sie erst dann festlegen, wenn sie die genaue Diagnose kennen. Denn je nach Art der Leukämie unterscheidet sich die Behandlung. Auch ob eine Leukämie akut oder chronisch verläuft, wirkt sich auf die Therapiewahl und Therapieziele aus.
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Anlaufstellen: Wohin zur Leukämiebehandlung?
Leukämien sind seltene und oft schwer verlaufende Erkrankungen. Die Therapieplanung erfordert viel Spezialwissen. Fachleute empfehlen, sich für die Behandlungsplanung an ein spezialisiertes Zentrum zu wenden. Bei akuten und schweren Verläufen wird dort auch die Therapie durchgeführt.
Spezialisierte Zentren verfügen über viel Erfahrung mit den Behandlungsmethoden und sind mit den unterstützenden Maßnahmen vertraut. In der Regel sind es große Krankenhäuser oder Universitätskliniken. Sie arbeiten meist mit speziellen Studiengruppen für die einzelnen Leukämiearten zusammen und führen klinische Studien durch.
Die Behandlung chronischer myeloischer Leukämien (CML) ist in der stabilen (chronischen) Phase auch meist sehr gut ambulant in einer internistischen Praxis mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie möglich.
Teilnehmen an einer Studie
Experten der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) empfehlen insbesondere Patientinnen und Patienten mit einer akuten Leukämie, an einer klinischen Studie teilzunehmen. Oft sind das sogenannte Therapie-Optimierungsstudien, in denen Ärzte prüfen, wie man bislang bewährte Behandlungen weiter verbessert kann.
Hier finden Sie weitere Informationen
Allgemeine Informationen zur Arzt- und Kliniksuche bei Krebs können Sie unter Krebsärzte, Krebskliniken: Wie findet man Spezialisten? nachlesen.
Informationen zu klinischen Studien finden Sie unter Krebsforschung und klinische Studien.
Konkretere Informationen zu klinischen Studien bei Leukämien sowie den durchführenden Kliniken und Studienzentren bieten die jeweiligen Studiengruppen:
- Für die akute lymphatische Leukämie (ALL) gibt es die Studiengruppe GMALL. Sie ist an der Universität Frankfurt angesiedelt und arbeitet mit vielen Kliniken zusammen.
- Für die akute myeloische Leukämie (AML) gibt es verschiedene Studiengruppen: die AMLCG, die OSHO-AML und die AMLSG (Website in englischer Sprache).
- Betroffene mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) finden Informationen beim Kompetenznetz Maligne Lymphome.
- Für die chronische myeloische Leukämie (CML) gibt es die CML-Allianz.
Remission: Ein Maß für den Therapieerfolg bei der Leukämie
Lexikon
Remission: zeitweise oder anhaltende Rückbildung von Krankheitszeichen; Das bedeutet, es sind nur wenige oder keine Krebszellen nachweisbar. Die Remission beschreibt, wie gut die Krebszellen auf eine Behandlung ansprechen.
Eine Remission ist nicht mit einer Heilung gleichzusetzen.
Wie gut eine Leukämie auf die Behandlung anspricht, bestimmen Ärzte anhand des Ausmaßes der Remission. Eine Remission kann vollständig sein (Komplettremission): Das ist eine zeitweise oder anhaltende vollständige Rückbildung der Krankheitszeichen und damit ein vollständiges Ansprechen auf die Therapie. Aber auch ein teilweises Ansprechen ist möglich (Teilremission oder partielle Remission).
Bei Leukämie-Patienten ist das erste Behandlungsziel eine komplette Remission. Welche Kriterien dafür erfüllt sein müssen, hängt von der jeweiligen Leukämieart ab.
Die komplette Remission kann auf verschiedene Arten bestimmt werden. Die Bestimmungsmethoden sind unterschiedlich genau. Je nach Methode unterscheiden Fachleute bei einer vollständigen Remission zwischen hämatologischer und molekularer Remission. Bei der CML spielt auch die zytogenetische Remission eine Rolle.
Komplette hämatologische Remission
Die komplette hämatologische Remission lässt sich an folgenden Kriterien erkennen:
- Das Blutbild hat sich normalisiert. Das bedeutet, die Anzahl und die Art der verschiedenen Blutzellen im Blut nähert sich wieder den Normalwerten gesunder Menschen an.
- Im Blut sind keine Leukämiezellen mehr nachweisbar.
- Im Knochenmark sind unter dem Mikroskop keine Leukämiezellen mehr zu erkennen.
- Auch in anderen Organen sind keine Leukämiezellen zu finden.
Sind im Blut und Knochenmark keine Leukämiezellen mehr nachweisbar, aber das Blutbild hat sich noch nicht normalisiert, dann sprechen Fachleute von einer sogenannten "kompletten Remission mit inkompletter hämatopoetischer Regeneration".
Eine komplette Remission ist jedoch nicht mit einer Heilung gleichzusetzen. Denn: Auch wenn Betroffene gut auf die erste Therapie ansprechen und unter dem Mikroskop keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind, kann es sein, dass einzelne Leukämiezellen überleben. Sie können nach einiger Zeit zu einem Rückfall, also einem erneuten Auftreten der Erkrankung führen. Fachleute sprechen in diesem Fall von einem "Rezidiv".
Komplette molekulare Remission und minimale Resterkrankung
Heutzutage gibt es sehr empfindliche molekularbiologische Methoden, die kleinste Mengen an veränderter Erbsubstanz nachweisen können. Wichtige Methoden sind die Polymerase-Kettenreaktion (engl. Polymerase Chain Reaction, PCR) und die Vielfarben-Durchflusszytometrie. Damit lässt sich die Remission noch genauer beurteilen als beispielsweise mit zytogenetischen Methoden.
- Von einer kompletten molekularen Remission (MR) sprechen Fachleute, wenn Leukämiezellen auch durch eine PCR oder ähnlich empfindliche Verfahren nicht mehr nachweisbar sind.
Wichtig zu wissen
Ärztinnen und Ärzte können die molekulare Remission nicht bei jedem Erkrankten heranziehen, um den Erfolg der Leukämietherapie zu messen. So gibt es beispielsweise Unterformen von Leukämien, die keine dafür notwendigen typischen Gen-Veränderungen aufweisen. Oder die Leukämiezellen weisen Gen-Veränderungen auf, deren Bestimmung für die Prognose des Patienten nicht relevant ist, da sie beispielsweise auch bei Gesunden auftreten.
Eine minimale Resterkrankung (englisch: minimal residual disease, MRD) liegt vor, wenn diese sehr empfindlichen Diagnoseverfahren bei einem Patienten noch Leukämiezellen im Körper feststellen, obwohl die Erkrankung auf die Behandlung angesprochen hat. Die Therapie hat dann zwar eine komplette hämatologische Remission erreicht, aber keine komplette molekulare Remission.
Zum Weiterlesen
Informationen zur molekularbiologischen Diagnostik und zur Polymerase-Kettenreaktion finden Sie unter Diagnose Leukämie: Untersuchungen bei Krebsverdacht im Abschnitt "Molekularbiologische Diagnostik".
Komplette zytogenetische Remission bei einer CML
Der Begriff "zytogenetische Remission" ist bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CML) von Bedeutung. Fachleute nutzen dafür sogenannte zytogenetische Methoden: Dabei untersuchen sie die Chromosomen der Zellen in Blut und Knochenmark unter einem Lichtmikroskop. Somit lässt sich beispielsweise das sogenannte Philadelphia-Chromosom nachweisen – eine genetische Veränderung, die bei den meisten CML-Patienten vorkommt.
Von einer kompletten zytogenetischen Remission sprechen Fachleute, wenn mit diesen Methoden keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind.
Zum Weiterlesen
Informationen zum Philadelphia-Chromosom bei der chronischen myeloischen Leukämie finden Sie in dem Text Leukämie bei Erwachsenen: Einteilung.
Alternativmedizin: Selbst etwas tun gegen Leukämie?
Es gibt bisher kein alternatives oder komplementäres Behandlungsverfahren, das eine Leukämie heilen oder ihr Fortschreiten aufhalten kann.
Von einigen komplementärmedizinischen Maßnahmen raten Experten Patientinnen und Patienten mit Leukämien sogar explizit ab.
- Ein Beispiel ist die Misteltherapie: Ihre Wirkung auf das Immunsystem und auf die Leukämiezellen selbst ist schwer abschätzbar. Es ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass sie auf das Immunsystem und die daraus gebildeten Leukämiezellen stimulierend wirkt. Dadurch könnte sich die Grunderkrankung verschlechtern.
- Einige andere Wirkstoffe in pflanzlichen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln führen darüber hinaus zu Wechselwirkungen mit den Krebsmedikamenten oder einer Strahlentherapie.
Für Betroffene empfiehlt es sich, ihren Wunsch nach Komplementär- und Alternativmedizin mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu besprechen. Diese können einordnen, ob eine Methode in der individuellen Situation geeignet ist und/oder ob es Risiken gibt.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Leitlinien
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) bietet auf ihrem Portal Onkopedia Leitlinien zu verschiedenen Leukämiearten und umfangreiche Informationen über den aktuellen Forschungsstand zu Leukämien.
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), Langversion 2.0, 2024, AWMF Registernummer: 018-032OL (Stand 12/2024, abgerufen am 26.08.2025).
Fachgesellschaften
Das Europäische Leukämie Netz (European Leukemia Net, ELN) bietet umfassende Informationen zu den verschiedenen Leukämien in englischer Sprache. Außerdem veröffentlicht es eigene Leitlinien:
- Gökbuget N, Boissel N, Chiaretti S, Dombret H, Doubek M, Fielding A, Foà R, Giebel S, Hoelzer D, Hunault M, et al. Diagnosis, prognostic factors, and assessment of ALL in adults: 2024 ELN recommendations from a European expert panel. Blood. 2024 May 9;143(19):1891-1902. doi: 10.1182/blood.2023020794.
- Gökbuget N, Boissel N, Chiaretti S, Dombret H, Doubek M, Fielding A, Foà R, Giebel S, Hoelzer D, Hunault M, et al Management of ALL in adults: 2024 ELN recommendations from a European expert panel. Blood. 2024 May 9;143(19):1903-1930. doi: 10.1182/blood.2023023568.
- Döhner H, Wei AH, Appelbaum FR, Craddock C, DiNardo CD, Dombret H, Ebert BL, Fenaux P, Godley LA, Hasserjian RP, et al. Diagnosis and management of AML in adults: 2022 recommendations from an international expert panel on behalf of the ELN. Blood. 2022 Sep 22;140(12):1345-1377. doi: 10.1182/blood.2022016867.
- Apperley JF, Milojkovic D, Cross NCP, Hjorth-Hansen H, Hochhaus A, Kantarjian H, Lipton JH, Malhotra H, Niederwieser D, Radich J, et al. 2025 European LeukemiaNet recommendations for the management of chronic myeloid leukemia. Leukemia. 2025 Aug;39(8):1797-1813. doi: 10.1038/s41375-025-02664-w.