Beratungstipps zu Nahrungsergänzungsmitteln bei Krebs

Vitamine, Mineralstoffe, Pflanzenextrakte & Co. - das sollten Patient

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In Apotheken gehen sie täglich über den Ladentisch, aber auch Ärzte werden zunehmend damit konfrontiert: Die Rede ist von Nahrungsergänzungsmitteln. Gerade beim Thema Krebs erhoffen sich Verbraucher wie Patienten besonders viel von solchen Supplementen: Gesunde wollen damit Krebs vorbeugen, Patienten hoffen, damit ihre Krebserkrankung aufhalten zu können. Den meisten ist nicht bewusst, dass Nahrungsergänzungsmittel schon rein rechtlich keinen anderen Stellenwert haben als normale Lebensmittel.  Mehr dazu im Text "Nahrungsergänzungsmittel: Große Versprechen, k(l)eine Wirkung?".

Die meisten Fachleute sind sich jedoch einig: Keine Form der Nahrungsergänzung kann eine gesunde Ernährung oder eine angemessene Ernährungstherapie ersetzen, und schon gar nicht die Krebsbehandlung mit zugelassenen Arzneimitteln. Der krebsinformationsdienst.med bietet Hilfestellung für Ihre Beratungsgespräche und erläutert Hintergründe.

Nahrungsergänzungsmittel zur Selbstmedikation? Unbedingt nachfragen!

Krebspatienten sollte eindringlich dazu geraten werden, ihre behandelnden Ärzte über alle Medikamente oder sonstigen Produkte zu informieren, die sie einnehmen. Als Hilfestellung kann man einen Medikamentenplan anbieten. Einen geeigneten Vordruck bietet zum Beispiel das Aktionsbündnis Patientensicherheit an. Im Beratungsgespräch kann man noch einmal deutlich machen, dass Patienten dort auch Nahrungsergänzungsmittel aufführen sollten. Dabei hilft eine Erläuterung anhand von Beispielen: Unter Nahrungsergänzungsmittel fallen nicht nur Vitamin- und Mineralstoffpräparate sondern auch Extrakte aus Gemüse, Obst oder sonstigen Pflanzen, sowie Mischungen unterschiedlichster Zusammensetzung. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Patienten die entsprechenden Produkte im Supermarkt oder in der Apotheke gekauft haben.

Risiken kennen und erläutern

Patienten und gesunde Verbraucher sollten wissen: Von Nahrungsergänzungsmitteln können Risiken ausgehen.

  • Ein Risiko liegt in möglichen Wechselwirkungen mit Arzneimitteln. Manche dieser Wechselwirkungen sind nachgewiesen, etwa die von Johanniskrautpräparaten. Für andere gibt es zumindest Hinweise aus theoretischen Überlegungen und präklinischer Forschung.
  • Ein anderes Risiko liegt darin, dass die Wirkungen der meisten Nahrungsergänzungsmittel gar nicht oder nur unzureichend untersucht sind. Dies gilt auch für "natürliche" Stoffe: Sie sind zwar häufig Gegenstand präklinischer Studien. Doch Daten von Tierversuchen oder Zellkulturen reichen zur Beurteilung der Sicherheit für den Menschen nicht aus, ebenso wenig, wie dies bei der Entwicklung neuer Arzneimittel der Fall wäre. Viele Beispiele belegen zudem: In isolierter Form, etwa als Tablette, können Substanzen natürlicher Herkunft eine ganz andere Wirkung entfalten, als sie es tun, wenn man sie zum Beispiel als Inhaltstoff normaler Lebensmittel konsumiert.
  • Nahrungsergänzungsmittel aus dem Ausland, zum Beispiel bei Bestellung über das Internet, enthalten nicht selten unerlaubte Beimischungen oder Verunreinigungen.

Vor falschen Erwartungen schützen: Keine arzneiliche Wirkung erlaubt

Nahrungsergänzungsmittel © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Bild: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Man kann Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken, in der Drogerie oder dem Supermarkt und über das Internet kaufen. Viele dieser Präparate sehen aus wie Arzneimittel. Patienten und Verbrauchern fällt es daher schwer, den Unterschied überhaupt zu erkennen. Doch Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mit geprüften Arzneimitteln gleichgesetzt werden. Rein rechtlich gelten sie als Lebensmittel, eine arzneiliche Wirkung ist ausdrücklich nicht erlaubt.

Innerhalb Deutschlands und der meisten EU-Staaten dürfen Nahrungsergänzungsmittel zudem nicht mit einer krankheitsbezogenen Wirkung beworben werden. Auch dürfen sie keine Substanzen enthalten, die tatsächlich eine messbare biologische Wirkung haben, die über die Wirkung normaler Lebensmittel hinausgeht. Nahrungsergänzungsmittel müssen in Deutschland dementsprechend gekennzeichnet sein, entweder mit der direkten Beschriftung oder mit Formulierungen wie "zur Nahrungsergänzung".

Bei Produkten, die zum Beispiel bei Internet-Bestellung aus dem Ausland importiert werden, werden diese Bestimmungen allerdings oft unterlaufen. In Stichproben des Zolls und der Aufsichtsbehörden finden sich immer wieder Produkte, die in Deutschland eigentlich gar nicht verkauft werden dürften.

Bei Krebs keinen Stellenwert

Für Gesunde halten Bundesbehörden Nahrungsergänzungsmittel bei normaler Ernährung für überflüssig. Insbesondere zur Krebsvorbeugung werden Nahrungsergänzungsmittel auch international nicht empfohlen.

Auch Krebspatienten wird in keiner der aktuellen Leitlinien empfohlen, Nahrungsergänzungsmittel zur Krebsbehandlung zu verwenden. Immer mehr lokalisationsbezogene Leitlinien raten sogar dringend davon ab, weil Risiken für Patienten bekannt geworden sind, und weil ein Nachweis der Wirkung fehlt. Eine lokalisationsunabhängige Warnung sprechen die Autoren der aktuellen S3-Leitlinie "Klinische Ernährung in der Onkologie" aus. Sie haben in insgesamt 48 Empfehlungen aber zusammengefasst, was Krebspatienten bei einer nachgewiesenen Mangelversorgung tatsächlich weiterhilft.

Zum Weiterlesen: Linktipps, Quellen, Fachinformationen

krebsinformationsdienst.med: Wissen gezielt nutzen – unser Angebot für Fachkreise
Sie werden im beruflichen Alltag mit dem Thema Nahrungsergänzungsmitteln konfrontiert und haben selbst Fragen dazu? Der krebsinformationsdienst.med richtet sich an alle Berufsgruppen, die an der Versorgung von Krebspatienten beteiligt sind. Der krebsinformationsdienst.med steht Ihnen von Montag bis Freitag zur Verfügung:

  • am Telefon unter der kostenfreien Rufnummer 0800 - 430 40 50, von 8.00 bis 20.00 Uhr
  • per E-Mail an kid.med@dkfz.de (mit einem Klick öffnet sich ein datensicheres Kontaktformular).

Leitlinien zur Krebstherapie
Immer mehr der aktuellen lokalisationsbezogenen Leitlinien enthalten Abschnitte zum Stellenwert von Nahrungsergänzungsmitteln bei der jeweiligen Krebserkrankung und grenzen sie von evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen ab. Zugänglich sind deutschsprachige Leitlinien über die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter www.awmf.org/leitlinien. Insbesondere onkologische Leitlinien können auch unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de abgerufen werden, dem gemeinsamen Portal der AWMF, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe.

  • Einen aktuellen Überblick zum Thema Ernährung bei Krebs, zur Behandlung einer Mangelversorgung und auch den Rat, auf Nahrungsergänzungsmittel in der Therapie zu verzichten, bietet die aktuelle S3-Leitlinie "Klinische Ernährung in der Onkologie. Sie wurde im Oktober 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und weiteren Fachgesellschaften herausgegeben und ist abrufbar unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/073-006.html.

Behördeninformationen und Informationen von Fachgesellschaften
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist für die Registrierung von Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland zuständig, gibt Stellungsnahmen ab und informiert Verbraucher über die Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln: www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/lm_verbraucher_node.html.

Auch auf den Internetseiten des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) finden sich Stellungsnahmen und Risikobewertungen zu Nahrungsergänzungsmitteln unter www.bfr.bund.de.

Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) raten von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ab: www.dge.de.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit bietet auf seinen Internetseiten ein Beispiel für einen Medikamentenplan-Vordruck zum Laden und Ausdrucken: www.aps-ev.de/angebote/downloads/datum////medikationsplan-fuer-patienten. Dieser kann im Beratungsgespräch mit Patienten genutzt werden, um möglichst alle verwendeten Produkte zu erfassen.

Linktipps für Ihre Patienten auf www.krebsinformationsdienst.de

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