Studie ist nicht gleich Studie

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In der medizinischen Forschung ist die Zuverlässigkeit von Studien entscheidend. Doch nicht jede klinische Studie ist gleichwertig. Wir erklären, welche Studien eine hohe Aussagekraft haben und warum.

Schlagzeilen wie "Studie mit erstaunlichen Ergebnissen" schaffen es immer wieder in die Medien – gerade beim Thema Krebsforschung. Sie erwecken schnell den Eindruck, dass jede Studie aus der Krebsforschung neue und qualitativ hochwertige Erkenntnisse liefert. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. 

Oft handelt es sich um Erkenntnisse aus Laborexperimenten, die zur Grundlagenforschung zählen. Das hier gewonnene Wissen kann nicht ohne Weiteres auf Krebskranke übertragen werden. Es liefert aber die Basis für die Durchführung klinischer Studien am Menschen, die etwa für die Einführung neuer Behandlungsmethoden notwendig sind. 

Bei klinischen Studien am Menschen hängt es von der Studienart ab, wie zuverlässig die Ergebnisse sind. Das ist davon abhängig, wie sie durchgeführt wurde. 

Die Unterschiede in der Aussagekraft verschiedener klinischer Studientypen zu verstehen, hilft Krebserkrankten dabei Studienergebnisse richtig einzuordnen. Das kann sie dabei unterstützen, informierte Entscheidungen zu treffen – beispielsweise für oder gegen eine Therapie. 

Menschen, teilweise in Arztkitteln sitzen um einen Tisch und besprechen sich.
An einer seriösen wissenschaftlichen Studie sind verschiedene Berufsgruppen beteiligt.
Bild: © adobestock79, Freepik

Wirksamkeit seriös testen: randomisierte kontrollierte Studien

Die sogenannte randomisierte kontrollierte klinische Studie (RCT = engl. randomized controlled trial) ist in der medizinischen Forschung die zuverlässigste Methode, um einen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu beweisen. Zum Beispiel, ob ein Krebsmedikament, das das Tumorwachstum hemmt, tatsächlich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten kann oder ob die Patienten durch die Therapie länger leben.

Ihre hohe Aussagekraft erreichen RCTs durch 3 Eigenschaften. Sie sind:

  • Kontrolliert – Die Studienteilnehmenden werden in Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhält die zu prüfende Behandlung nicht und dient somit als Kontrolle.
  • Randomisiert – Die Patientinnen und Patienten werden zufällig einer Gruppe zugeteilt, oft mit Hilfe von Computerprogrammen.
  • Verblindet – Randomisierte, kontrollierte Studien sind in der Regel doppelblind: Das bedeutet, dass weder die Studienteilnehmenden noch die Behandelnden wissen, wer die zu testende Behandlung erhält und wer nicht. Dadurch verhindern Forschende, dass die Erwartungen und Vorurteile der Beteiligten das Ergebnis der Studie beeinflussen.

Warum nutzen Fachleute nicht immer RCTs?

Randomisierte kontrollierte Studien liefern zwar sehr zuverlässige Ergebnisse, haben aber auch Nachteile. Sie sind zum Beispiel sehr teuer, sehr aufwendig durchzuführen und benötigen eine große Anzahl an Teilnehmenden. 

Außerdem sind RCTs nicht für jede Fragestellung geeignet. Beispielsweise ist es nicht möglich Risikofaktoren für Krebs in einer RCT zu erforschen. Denn es wäre unethisch, Menschen gezielt einem bestimmten Risikofaktor auszusetzen.

Auch andere Studienarten liefern wertvolle Erkenntnisse – mit Einschränkungen

Auch andere Arten von klinischen Studien können wichtige Informationen liefern. Beispiele sind Beobachtungsstudien, Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien. Oft sind sie besser geeignet, um Daten unter realen Alltagsbedingungen zu sammeln. Außerdem sind sie für Forschende einfacher durchzuführen, da sie weniger strengen Regeln unterliegen und die Kosten niedriger sind. 

Allerdings sind die Ergebnisse solcher Studien im Vergleich zu einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie anders zu bewerten. Denn es kann eher zu einem sogenannten “Bias“ kommen – einer Art Verzerrung, durch die das Studienergebnis unabsichtlich über- oder unterschätzt werden kann.

Ein solcher Bias kann zum Beispiel entstehen, wenn 

  • die Studienteilnehmer auf Grund bestimmter Faktoren ausgewählt werden – also nicht zufällig. 
  • die Studienteilnehmer Aussagen zu Ereignissen in der Vergangenheit treffen sollen und sich eventuell falsch erinnern.
  • die Studienteilnehmenden wissen, in welcher Gruppe sie sind und die Ergebnisse durch ihre Erwartungen unbewusst beeinflussen.

Fazit

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In der Krebsforschung ist eine Vielfalt von Studientypen notwendig, um sich ein umfassendes Bild von Krebserkrankungen sowie deren Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten machen zu können. 

Die höchste Aussagekraft haben jedoch randomisierte kontrollierte klinische Studien. Liegt zu einer Fragestellung keine RCT vor können auch Beobachtungsstudien, Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien wichtige Hinweise liefern.

Zum Weiterlesen

Informationen zu Studien in der Krebsforschung liefert unser Text Krebsforschung und klinische Studien und das Informationsblatt Klinische Studien: Was muss ich wissen.

Wie man am besten nach medizinischer Fachliteratur sucht ist in unserem Informationsblatt Suche nach medizinischer Fachliteratur (PDF) zusammengefasst.

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