Entzündungen und Infektionen

Entzündungen und Infektionen bei Krebs: Ursachen und Risikofaktoren

Letzte Aktualisierung: 01.03.2021
  • Krebspatientinnen und Krebspatienten sind während und nach ihrer Krebstherapie häufig anfälliger für Entzündungen und Infektionen, da ihr Immunsystem geschwächt ist.
  • Die wesentlichen Gründe für eine Immunschwäche sind die Tumorerkrankung selbst und/oder die Therapie.
  • Ein schlechter Allgemeinzustand, Mangelernährung infolge der Krebserkrankung, hohes Lebensalter und Begleiterkrankungen können die Infektionsanfälligkeit weiter verstärken.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Patientin mit Kopftuch liegt im Krankenbett und schaut aus dem Fenster.
Manche Krebserkrankungen können das Immunsystem schwächen, beispielsweise Leukämien und Lymphome. [Symbolbild] © Rido, Shutterstock

Eine Krebserkrankung selbst kann das Immunsystem schwächen – unabhängig von einer Behandlung. Betroffen sind häufig Patienten mit Erkrankungen des blutbildenden oder lymphatischen Systems wie einer Leukämie oder einem Lymphom. Denn hier sind Abwehrzellen direkt von der Tumorerkrankung betroffen.

Auch ein Tumorbefall des Knochenmarks beispielsweise bei Knochenmetastasen kann die Zahl der funktionsfähigen weißen Blutzellen vermindern. Der Körper kann Krankheitserreger nicht mehr ausreichend bekämpfen und es kommt bei den Betroffenen vermehrt zu Infektionen und Fieber.

  • Zum Weiterlesen: Auf den Internetseiten des Krebsinformationsdienstes finden Sie ausführliche Informationen zu Leukämien und Lymphomen.
Barrierefunktion der Haut

Die Haut schützt vor
- UV-Strahlen
- Hitze oder Kälte
- Krankheitserregern, wie Bakterien, Pilzen oder Viren

Haut und Schleimhäute bilden die Grenze des menschlichen Körpers nach außen. Sie verhindern, dass Krankheitserreger oder Fremdkörper in den Körper gelangen.

Krebsbehandlungen, wie etwa Operationen, Chemo- oder Strahlentherapien, können dieses Gleichgewicht stören. Greifen diese Therapien die Haut-Schleimhaut-Barriere an, können Erreger leichter in den Körper eindringen und Infektionen auslösen. Auch andere Krebsmedikamente können zu Hautschädigungen führen, zum Beispiel bestimmte zielgerichtete Krebstherapien.

  • Fragen Sie Ihren Arzt, ob für Sie aufgrund Ihrer Behandlung ein besonderes Risiko für Hautreizungen oder Schädigung der Schleimhäute besteht.


Eine Krebserkrankung selbst kann das Risiko für Infektionen steigern, wenn das Tumorwachstum gesundes Gewebe schädigt.

Wichtig

Krebspatientinnen und Krebspatienten sollten Kontakt zu ihrem behandelnden Onkologen aufnehmen, wenn akut Hautrötungen, Fieber oder Schmerzen auftreten.

Beispiel: Verdrängt ein Tumor Teile der Atemwege und der Lunge oder wächst er in gesundes Lungengewebe ein, fehlt die richtige Belüftung des entsprechenden Lungenabschnitts. Dies beeinträchtigt die natürliche Selbstreinigung der Lungenschleimhäute und schädigt das Lungengewebe. Keime können sich leichter festsetzen und bei den Betroffenen steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Lungenentzündung.

Mensch im HIntergrund, unscharf dargestellt, erhält seine Chemotherapie über einen Tropf, im Vordergrund scharf dargestellt.
Bei Krebstherapien werden manchmal neben den Krebszellen auch Zellen zerstört, die für die Immunabwehr wichtig sind. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Das Knochenmark bildet fortlaufend Immunzellen zur Abwehr von Krankheitserregern. Etliche Krebstherapien können diese Vorgänge stören, beispielsweise Chemo- oder Strahlentherapien. Auch manche Antikörpertherapien können sich auf die Immunabwehr auswirken. Ist das Abwehrsystem stark beeinträchtigt, sind Betroffene anfälliger für Infektionen.

Bei vielen Therapien sinkt die Anzahl der Abwehrzellen jedoch nicht unter einen kritischen Wert und/oder steigt nach Therapieende oder in Therapiepausen rasch wieder an.



Infektionsgefahr bei Chemotherapie

Eine Chemotherapie greift Krebszellen, aber auch gesunde, sich häufig teilende Zellen an. Dazu gehören auch Blut- und Immunzellen, die im Knochenmark gebildet werden. Nach einer Chemotherapie nimmt typischerweise die Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen, der sogenannten Granulozyten, ab. Diese sind vor allem wichtig für die Abwehr von Bakterien und Pilzen.

Ist die Anzahl der Immunzellen vermindert und dadurch die Immunabwehr geschwächt, können sich Erreger leichter ausbreiten. Nach Beendigung einer Chemotherapie erholt sich die Blutbildung im Knochenmark meist rasch und die Anzahl der weißen Blutkörperchen steigt wieder an. Die Immunschwäche bildet sich wieder zurück.

Unter Umständen kann ein Mangel an Abwehrzellen auch länger anhalten: bei besonders intensiven Chemotherapien, zum Beispiel im Rahmen einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation, und bei der Therapie mancher Blutkrebsarten.



Infektionsgefahr bei Strahlentherapie

Arzt bereitet eine Frau zur Strahlentherapie vor.
Bei manchen Krebspatienten kann eine Strahlentherapie das Risiko für Entzündungen und Infektionen erhöhen. © Mark_Kostich, Shutterstock

Eine Strahlentherapie kann zu Hautschäden und Schleimhautproblemen führen. So kann eine Bestrahlung beispielsweise an der Haut oder in der Lunge eine (nicht-infektiöse) Strahlen-Entzündung verursachen.

Funktioniert die Haut oder Schleimhaut infolge der Bestrahlung nicht mehr als schützende Barriere, ist es für Krankheitserreger leichter, in den Körper einzudringen. Dann kann es zu einer zusätzlichen Infektion, einer sogenannten "Superinfektion", im bestrahlten Gewebe kommen.

Liegt das Bestrahlungsgebiet im Mund oder Magen-Darm-Trakt, beeinträchtigen die Strahlen manchmal die Nahrungsaufnahme, indem sie direkt die Schleimhaut schädigen. Nimmt ein Mensch weniger Nährstoffe auf, kann er anfälliger für Infektionen sein.

Je nach Lage des Bestrahlungsfeldes wirken sich manche Bestrahlungen auch auf die Blutbildung im Knochenmark und damit auf die Immunabwehr aus.

Die technischen Weiterentwicklungen der Bestrahlung in den letzten Jahren ermöglichen jedoch, dass gesundes Gewebe in der Umgebung des Tumors immer besser geschont werden kann.



Immunreaktionen durch Immuntherapie

Bei der Immuntherapie nutzen die Ärzte das Immunsystem selbst zur Bekämpfung von Krebszellen. Die Wirkstoffe einer Immuntherapie sorgen dafür, dass die körpereigenen Immunzellen gezielt Krebszellen angreifen.

Während herkömmliche Krebstherapien häufig die körpereigene Abwehr schwächen, beruhen die Nebenwirkungen der Immuntherapie vor allem auf einer überschießenden Immunreaktion. Sie äußern sich mit Fieber, Ausschlägen, Juckreiz, aber auch Entzündungen in Darm, Leber, Niere oder Lunge.



Nahaufnahme der Hände eines alten Menschen, der mit einem Stock auf dem Sofa sitzt
Ältere Krebspatienten haben teilweise ein höheres Risiko, an Infektionen zu erkranken. © Sabine van Erp, Pixabay

Einige Krebspatienten und manche älteren Patienten, deren Gesundheitszustand sehr geschwächt ist, leiden unter Appetitlosigkeit und Mangelernährung. Auch der Tumor selbst kann den Stoffwechsel beeinträchtigen. Bei Mangelernährung wird dem Körper nicht genug Eiweiß zugeführt. Auch andere Nährstoffe, beispielsweise Vitamine, nehmen Betroffene möglicherweise nicht in ausreichenden Mengen zu sich.

Eiweißmangel und andere Folgen eines veränderten Stoffwechsels stören unter anderem auch die Bildung von Antikörpern und beeinträchtigen weitere Immunfunktionen. Folge: Die Wahrscheinlichkeit für Infektionen steigt.

Manche Begleiterkrankungen und ihre Behandlung können sich ebenfalls auf die Immunabwehr auswirken.





Genutzte Quellen

Weitere Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links sind in der Übersicht zum Thema Entzündungen und Infektionen aufgeführt.

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Erstellt: 01.03.2021

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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