Kinderwunsch nach Krebs

Familienplanung trotz Krebsdiagnose?

Letzte Aktualisierung: 02.04.2019

Wieder gesund werden – der Alltag scheint für Krebspatienten zunächst nur diese Aufgabe bereit zu halten. Doch was kommt dann? Für viele jüngere Betroffene gehören Familie und eigene Kinder zur Zukunftsplanung. Ist dieser Wunsch für Krebspatienten überhaupt noch erfüllbar? Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich damit auseinanderzusetzen? Im folgenden Text geht der Krebsinformationsdienst auf diese Fragen ein und bietet Links zu verwandten und weiterführenden Themen.
Der Text ist Teil umfassender Informationen zum Thema "Kinderwunsch nach Krebs". Sie sollen erwachsenen Betroffenen und ihren Partnern Hintergründe zum Thema vermitteln. Die Beratung mit Ärzten, Psychologen oder bei Bedarf auch weiteren Spezialisten können Informationen aus dem Internet jedoch nicht ersetzen.

Zum Zeitpunkt der Diagnose steht für viele Krebspatienten der Wunsch nach Heilung im Vordergrund. Therapieentscheidungen werden getroffen, die Behandlung muss geplant und der Alltag rund um notwendige Untersuchungs- und Therapietermine neu organisiert werden. Ob ihre Erkrankung Folgen für die spätere Familienplanung hat - diese Frage bedeutet für Patienten eine weitere Herausforderung: Zu einem Zeitpunkt, zu dem ein Kinderwunsch vielleicht noch gar nicht da ist oder keine Partnerschaft besteht, müssen sie Entscheidungen für das spätere Leben treffen, und dies nicht selten unter großem Zeitdruck.

Der Grund: Viele Krebstherapien schränken die Fruchtbarkeit ein, zeitweilig oder sogar auf Dauer. Zwar können Ärzte zumindest Männern fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen anbieten, zum Beispiel das Einfrieren von Sperma. Für Frauen sind die Möglichkeiten aber begrenzter, mehr dazu im Text "Kinderwunsch nach Krebs: Vorbeugung oder Behandlung?".
Doch das Zeitfenster für alle diese Maßnahmen ist klein: Sie stehen meist nur so lange zur Verfügung, bis die eigentliche Behandlung beginnt. Deshalb sollten Betroffene mit ihrem Arzt möglichst früh offene Fragen klären: Könnte die Fruchtbarkeit durch die geplante Behandlung beeinträchtigt werden? Kann man vorbeugen und wenn ja, was ist dazu notwendig? Hat die fruchtbarkeitserhaltende Maßnahme ihrerseits Einfluss auf die Krebsbehandlung? Und: Wie viel Schutz lässt sich durch Vorbeugung erreichen, was geht vermutlich nicht?

Die meisten Patienten und ihre Partner haben angesichts der vielen anstehenden Probleme und ungeklärten Zukunftsfragen Schwierigkeiten, sich auch noch diesem Aspekt zuzuwenden. Macht die Erkrankung die Hoffnung auf eigene Kinder zunichte, kommen Trauer und oft auch Wut hinzu.

Es kann sinnvoll sein, sich bei der Bewältigung der Situation Unterstützung zu suchen. In vielen Krankenhäusern wie auch in Rehabilitationskliniken stehen geschulte Ansprechpartner aus der Psychoonkologie dafür bereit. Kontakte vermitteln die Klinikambulanzen oder die Stationsleitungen. Die regionalen Krebsberatungsstellen sind Anlaufstellen für ein Gespräch, wenn Patienten ambulant behandelt werden oder wieder zu Hause sind, sowie für Partner und Angehörige. Suchmöglichkeiten nach wohnortnahen psychosozialen Krebsberatungsstellen wie auch nach niedergelassenen Psychoonkologen bietet auch der Krebsinformationsdienst.

Eine weitere Frage beschäftigt nicht nur Betroffene selbst. Versteckt oder auch ganz offen wird sie häufig auch von Familie und Freunden gestellt: Kann man als Krebspatient überhaupt die Verantwortung für ein Kind übernehmen? Was wäre, wenn die Erkrankung zurückkehrt?

Wie die Prognose für den einzelnen Patienten oder für die einzelne Patientin aussieht, lässt sich aus Statistiken nur bedingt ablesen. Eine Krebserkrankung kann selbst unter günstigsten Voraussetzungen unerwartet verlaufen. Mit einer gewissen Unsicherheit zu leben - das ist eine Herausforderung, vor der viele Patienten und Angehörige stehen. Hinzu kommt: Auch eine überstandene Erkrankung hinterlässt praktisch immer Spuren – nicht nur im Körper, sondern auch an der Seele. Betroffene benötigen Zeit, sich zu erholen und das Erlebte zu verarbeiten. Eine Schwangerschaft sollte daher nicht vor Ende der Behandlung und einer der Krankheit angemessenen Wartefrist geplant werden, so die Empfehlung vieler Experten. Als Anhaltspunkt gelten ungefähr zwei Jahre.

Warten oder nicht?

Auch wenn die Aussichten auf dauerhafte Heilung sehr gut sind: Viele Menschen brauchen Zeit, um die Erkrankung zu verarbeiten. Wann man an ein Kind denken kann, hängt immer auch von der ganz persönlichen Situation ab.

Woher kommt diese Angabe? Sie ergibt sich aus der durchschnittlichen Dauer vieler Behandlungsverfahren. Hinzu gerechnet wird die Zeit der Rehabilitation bis zur Rückkehr in den Alltag und an den Arbeitsplatz. Einbezogen ist aber auch die Zeit, die Betroffene in der Regel brauchen, um  die Erkrankung zu bewältigen. Auch ist das Risiko für einen Rückfall bei vielen Tumorarten innerhalb der ersten beiden Jahre am größten und wird erst danach geringer.

Eine so pauschale Empfehlung passt zwangsläufig nicht auf jeden Menschen und jede Form von Krebs. Wie lange man den Kinderwunsch persönlich zurückstellen möchte und auch aus medizinischer Sicht warten sollte, hängt stark von der individuellen Situation ab. Betroffene sollten darüber auch mit ihren behandelnden Ärzten sprechen.

Wie Patienten und ihre Partner die Krankheit als Paar gemeistert haben, spielt bei der Zeitplanung ebenfalls eine Rolle: Nicht immer gelingt die Bewältigung einer Krebserkrankung bei Patienten und den ihnen nahestehenden Menschen gleich schnell. Der eine braucht mehr, der andere weniger Zeit. Auch die persönliche Risikobereitschaft zu einer Familiengründung hängt sehr von dem Gefühl ab, wieder stabil ins Leben integriert zu sein, ohne ständig eine Last zu tragen oder dem Partner diese abnehmen zu müssen.

Eine Gesamtübersicht zu Quellen und weiterführenden Fachinformationen zum Thema findet sich im Kapitel "Kinderwunsch nach Krebs: Links, Adressen, Ansprechpartner und Fachquellen" unter dem Stichwort "Quellen".

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Erstellt: 30.07.2013

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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