Radiojodtherapie bei Morbus Basedow: ein Krebsrisiko?

Wie sicher ist Radiojod bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen?

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Radioaktive Substanzen werden nicht nur gegen Krebs, sondern auch bei gutartigen Krankheiten eingesetzt. Dann stellt sich die Frage nach dem Krebsrisiko. Wie ist die Datenlage zu radioaktivem Jod bei Morbus Basedow?

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Risiko für Krebs durch eine Radiojodtherapie bei Morbus Basedow ist laut derzeit verfügbaren Studien klein.
  • Expertinnen und Experten stufen das Krebsrisiko als so gering ein, dass es sich von den Risiken anderer Behandlungsansätze (Operation oder Medikamente) nicht relevant unterscheidet.
  • Die S1-Leitlinie kommt zu dem Schluss, dass Krebs nicht zu den möglichen Nebenwirkungen gehört, über die Patienten und Patientinnen mit gutartigen Schilddrüsenerkrankungen im Zuge ihrer Behandlung aufzuklären sind.
Lage der Schilddrüse bei einer Frau: Das Organ sieht schmetterlingsförmig aus und liegt für dem Kehlkopf.
Die Radiojodtherapie wirkt an der Schilddrüse.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gilt die Radiojodtherapie als sichere und wirksame Methode zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion bei Basedow-Krankheit. Mögliche Bedenken in Bezug auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch Strahlung, die von den radioaktiven Jod-Nukliden ausgeht, wurden durch die Ergebnisse der CTTFUS-Studie widerlegt.

Was sagt die Leitlinie?

Die Cooperative Thyrotoxicosis Therapy Follow-up Study (CTTFUS-Studie) zeigt, dass es kein erhöhtes Krebsrisiko nach einer Radiojodtherapie gibt. 

Entsprechend formuliert die deutsche S1-Leitlinie1 zur Radiotherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen: "Es gibt keine valide Datenbasis, dass die Radioiodtherapie wegen benigner Schilddrüsenerkrankungen mit einem statistisch gesteigerten Risiko für ein Malignom bzw. für ein Mammakarzinom einhergeht."

Eckpunkte: Radiojodtherapie bei Morbus Basedow

Die Radiojodtherapie ist eine Behandlung, die das erkrankte Gewebe möglichst vollständig zerstören soll. Nach oraler Gabe des Beta-Strahlers Jod-131 reichert sich das radioaktive Nuklid bevorzugt in den überaktiven Schilddrüsenbereichen an. Aufgrund der geringen Reichweite der Beta-Strahlung wird das Gewebe zielgerichtet bestrahlt.

Einen Überblick finden Sie auch auf Gesundheitsinformation.de, einschließlich einer Entscheidungshilfe für Ihre Patientinnen und Patienten. 

Reviews zum Thema: eine Auswahl

Ein systematischer Review2 aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen statistisch signifikanten Unterschied für Krebserkrankungen und Krebstodesfälle gibt – egal, ob Basedow-Betroffene mit Radiojod oder mit anderen Methoden behandelt worden waren. Ausnahme ist Schilddrüsenkrebs: Daran erkrankten Patienten und Patientinnen nach einer Radiojodtherapie etwa doppelt so häufig. Insgesamt ist Schilddrüsenkrebs jedoch selten (siehe unten).

Ein narrativer Review3 aus dem Jahr 2025 beschreibt die potenziellen Nebenwirkungen einer Radiojodtherapie bei Morbus Basedow. In Bezug auf Krebserkrankungen kommen die Wissenschaftler zu folgenden Ergebnissen: 

  • Eine Schilddrüsenüberfunktion an sich scheint mit einem erhöhten Risiko für solide Tumoren verbunden zu sein: insbesondere mit Brustkrebs und Schilddrüsenkrebs. Diskutiert wird, dass die Hyperthyreose selbst krebserregend (karzinogen) und wachstumsfördernd wirken kann.
  • Die Strahlenbelastung der Radiojodtherapie – in den bei Morbus Basedow verwendeten Dosen – birgt, wenn überhaupt, nur ein sehr geringes karzinogenes Risiko. 
  • Gleich, welche Behandlung Patientinnen und Patienten mit Morbus Basedow erhalten (Thyreostatika, Operation oder Radiojodtherapie): Die Wahrscheinlichkeiten, an Krebs zu erkranken, unterscheiden sich nicht wesentlich.

Wichtig zu wissen: Nach Auffassung der Autoren und Autorinnen überwiegt der Nutzen der Radiojodtherapie eindeutig das Risiko.

Häufige Fragen

Was ist Morbus Basedow?

Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die zu einer Hyperthyreose führt (Überproduktion an Schilddrüsenhormonen).

Wie wird Morbus Basedow behandelt?

Patientinnen und Patienten mit Morbus Basedow erhalten entweder Medikamente, eine Schilddrüsenoperation oder eine Radiojodtherapie.

Macht eine Radiojodtherapie bei Morbus Basedow Krebs?

Expertinnen und Experten sagen, das Krebsrisiko durch Radiojodtherapie bei Morbus Basedow ist sehr gering.

Muss ich als Arzt über das Krebsrisiko bei der Behandlung von Morbus Basedow aufklären?

Die S1-Leitlinie zur Radioiodtherapie benigner Schilddrüsenerkrankungen (Stand 6/2022) kommt zu dem Ergebnis, dass ein Krebsrisiko nicht zu den Nebenwirkungen zählt, über die Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Behandlung mit Radiojod aufklären müssen.

Wie häufig ist Schilddrüsenkrebs in Deutschland?

Laut Robert Koch-Institut erkrankten im Jahr 2022 rund 6.000 Menschen an einem Schilddrüsenkarzinom. Das waren etwa 

  • 9 von 100.000 Frauen und
  • 3,6 von 100.000 Männern.

Eine frühere Bestrahlung der Schilddrüse ist ein bekannter Risikofaktor für Schilddrüsenkrebs. Mehr zum Thema Schilddrüsenkarzinom finden Sie auf den Internetseiten des Krebsinformationsdienstes.

Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen

Leitlinien und systematische Übersichtsarbeiten

1 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S1-Leitlinie Radioiodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen, Langversion 5.0, 6/2022, AWMF-Registernummer: 031-003; Zugriff am 07.10.2025. 

Weitere Übersichtsarbeiten und Fachveröffentlichungen

2 Shim SR, Kitahara CM, Cha ES, Kim SJ, Bang YJ, Lee WJ. Cancer Risk After Radioactive Iodine Treatment for Hyperthyroidism: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open. 2021 Sep 1;4(9):e2125072. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.25072. 

3 Bartalena L, Gallo D, Kahaly GJ, Piantanida E, Tanda ML. Process to radioactive iodine treatment for Graves' hyperthyroidism: condemned or absolved? J Endocrinol Invest. 2025 Sep;48(9):1927-1950. doi: 10.1007/s40618-025-02653-x.

Statistische Daten zu Krebserkrankungen in Deutschland 

Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2023 ISBN 978-3-89606-323-6. doi: 10.25646/11357.

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