Wissenschaftlich basierte Informationen zu KAM
KAM – was ist das?
KAM steht für komplementäre und alternative Methoden.
Die Komplementärmedizin (komplementär = ergänzend) wird in der Regel zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung angewendet. Alternative Verfahren werden anstelle der Standardtherapie eingesetzt.
Beispiele sind pflanzliche Arzneimittel, Heilverfahren wie Homöopathie, Akupunktur, traditionelle chinesische Medizin, bestimmte Ernährungstheorien oder bioenergetische Verfahren.
Viele Krebspatientinnen und -patienten möchten durch die Einnahme von pflanzlichen Substanzen oder mit bestimmten Methoden ihren Krankheitsverlauf günstig beeinflussen oder Nebenwirkungen der Therapie lindern. Häufig sprechen Betroffene aber nicht mit ihren behandelnden Ärzten, wenn sie eine komplementäre Maßnahme anwenden oder sogar erwägen, sich alternativmedizinisch behandeln zu lassen.
Ziel dieser S3-Leitlinie ist es, wissenschaftlich basiert über komplementäre oder alternative Methoden (KAM) zu informieren. Das soll die Qualität der Versorgung verbessern, die Situation der an Krebs Erkrankten stärken, die Therapieadhärenz verbessern und Betroffene besser vor unerwünschten Wirkungen und Interaktionen schützen.
Inhalte der Leitlinie
In der Leitlinie sind evidenzbasierte Aussagen zu folgenden Methoden und Verfahren zu finden:
- Methoden zur Verbesserung von Symptomen und der Lebensqualität unter Tumortherapie bei zum Beispiel Angst, erektiler Dysfunktion, Geschmackstörungen, Schlafstörungen, Fatigue, kognitiven Beeinträchtigungen, menopausalen Symptomen, Mukositis, peripherer Polyneuropathie, Schmerz, Stress oder Mundtrockenheit (Xerostomie)
- Akupunktur, Akupressur, anthroposophische Medizin, Homöopathie und klassische Naturheilverfahren
- Mind-Body-Verfahren wie Meditation, Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR), multimodale und integrative Verfahren, Tai Chi / Qigong und Yoga
- Bioenergiefeldtherapien, Chirotherapie / Osteopathie / kraniosakrale Therapie, Hyperthermie, Reflextherapie, Schwedische Massage, Shiatsu / Tuina und Sport / Bewegung
- Einnahme von Carnitin, Selen, Vitaminen, Zink, Enzymen und Phytotherapeutika (zum Beispiel Aloe Vera, Traubensilberkerze, Ginkgo, Ginseng, „Heilpilze", Ingwer, Mistel, Johanniskraut, Katzenkralle, Leinsamen, Mariendistel und Rhabarber) oder Anwendung ketogener Diät
- Sekundäre Pflanzenstoffe: Kurkumin, Epigallocatechingallat, Isoflavone, Lycopin und Resveratrol
Die Empfehlungen sind im Anhang der Leitlinie übersichtlich in Tabellenform zusammengefasst.
Wechselwirkungen mit Arzneimitteln sind möglich
Mögliche Risiken von KAM: Problematisch wird der Einsatz einer komplementärmedizinischen oder alternativen Methode (KAM) vor allem dann, wenn die Patientin oder der Patient deswegen eine empfohlene Standardtherapie nicht beendet oder ganz unterlässt. Aber auch eine gleichzeitige Anwendung birgt Risiken, wie etwa Wechselwirkungen mit der Standardtherapie. Interagiert eine KAM mit Krebsmedikamenten, kann dies die Behandlung abschwächen, aber auch verstärkte Nebenwirkungen ergeben.
KAM ansprechen: Die Leitlinienautoren weisen darauf hin, dass Ärzte ihre Patientinnen und Patienten idealerweise frühestmöglich und im Verlauf der Behandlung wiederholt zur aktuellen und geplanten Anwendung von komplementären Maßnahmen befragen sollten. Dabei sollten sie mögliche Interaktionen zwischen diesen Anwendungen und der Krebstherapie gezielt ansprechen. Ärztinnen und Ärzte sowie weitere in der Onkologie tätige Berufsgruppen sollten die Wirkweise, Indikation, Kontraindikation und die Grenzen von komplementären und alternativen Methoden bei onkologischen Patienten kennen.
Die Leitlinie enthält einen Fragebogen, den Ärztinnen und Ärzte nutzen können, um zu erfassen, ob Krebsbetroffene KAM anwenden. Im Fragebogen ist für verschiedene Methoden und Verfahren zudem angegeben, ob Wechselwirkungen zu erwarten sind oder nicht.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
S3-Leitlinie Komplementärmedizin
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen. Langversion 1.0 – Juli 2021. AWMF-Registernummer: 032/055OL.
Weitere Informationen zur Komplementärmedizin (Auswahl)
- Informationsblatt des Krebsinformationsdienstes „Alternative und Komplementäre Krebsmedizin"
- Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) bietet in Onkopedia deutsche Übersetzungen der CAM-Cancer-Summaries.
Englischsprachige Informationen:
- Das norwegische National Research Center in Complementary and Alternative Medicine (NAFKAM) führt unter CAM Cancer diverse Verfahren und Maßnahmen auf und bietet Informationen zu Wechselwirkungen.
- Das US-amerikanische Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC) bietet Informationen zu verschiedenen KAM-Verfahren sowie zu möglichen Risiken und Wechselwirkungen.
- Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gibt Monographien zu verschiedenen pflanzlichen Arzneimitteln heraus, in denen Wechselwirkungen mit Arzneimitteln aufgeführt sind, sofern bekannt.