Warum ist eine sichere Schwangerschaftsverhütung wichtig?
Fruchtschädigende Systemtherapien: Verschiedene Bausteine der Brustkrebstherapie können sich negativ auf das ungeborene Kind auswirken, zu Entwicklungsstörungen und Fehlgeburten führen. Daher ist eine sichere Empfängnisverhütung unter Systemtherapien wie Antihormontherapie, CDK4/6-Hemmern, Anti-HER2-Therapien, PARP-Inhibitoren, Bisphosphonaten und Checkpointinhibitoren unerlässlich. Auch unter einer Chemotherapie sollten Patientinnen nicht schwanger werden. Abhängig von Zeitpunkt und Dosis kann auch eine Strahlentherapie ein ungeborenes Kind gefährden.
Zum Weiterlesen
Zur Unterbrechung der endokrinen Therapie bei Kinderwunsch siehe Schwangerschaft nach hormonabhängigem Brustkrebs.
Ungewollte Schwangerschaften verhindern: Manche Brustkrebspatientinnen verwenden unwirksame Verhütungsmethoden oder verzichten ganz auf Verhütung. Der Grund: Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie durch die Krebstherapie unfruchtbar sind.
Bleibt die Periode beispielsweise unter Tamoxifen oder während beziehungsweise nach einer Chemotherapie aus, kann es dennoch zu einer Schwangerschaft kommen. Grundsätzlich gilt: Je jünger die betroffene Frau, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Eierstockfunktion erholt. Dies geschieht bei der Mehrzahl der Patientinnen unter 35 Jahren mit Chemotherapie-induzierter Amenorrhoe innerhalb von 2 Jahren.
Deshalb sollten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte das Thema Schwangerschaftsverhütung aktiv ansprechen. In manchen Fällen sind auch Bluttests zur genaueren Bestimmung des Menopausenstatus sinnvoll.
Welche Verhütungsmethoden werden empfohlen?
Sicherheit verschiedener nicht-hormoneller Verhütungsmethoden
Anzahl der Frauen, die innerhalb eines Jahres trotz einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger werden (bezogen auf 1000 Frauen):
- Kondom
- für die Frau: 50 - 210
- für den Mann: 20 - 130
- Diaphragma: 60 - 180
- Symptothermale Methode*: 4 - 18
- Kupfer-Spirale: 1 - 10
- Sterilisation
- Vasektomie: < 1
- Tubenligatur: 5
*Die symptothermale Methode bestimmt fruchtbare und unfruchtbare Tage im Zyklus einer Frau anhand von Körperzeichen wie Basaltemperatur und Zervixschleim.
Quelle: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Verhütungsmethoden. Zugriff am 10.09.2025.
Keine hormonbasierte Verhütung bei Brustkrebs: Auch wenn die wissenschaftliche Datenlage begrenzt ist, wird der Einsatz hormonbasierter Verhütungsmethoden bei Patientinnen mit Mammakarzinom generell nicht empfohlen – unabhängig vom Hormonrezeptorstatus: Antibabypille, Minipille oder hormonhaltige Intrauerinpessare (Hormonspirale) sollten daher nicht verwendet werden.
Brustkrebspatientinnen können hormonfreie Verhütungsmethoden ohne Bedenken verwenden:
- Nicht-hormonelle Intrauterinpessare ("Kupfer-Spirale", "Kupfer-Kette")
- Barrieremethoden (zum Beispiel Kondom, Diaphragma)
- Operative Unterbindung der Eileiter (Tubenligatur) oder der Samenleiter des Partners (Vasektomie)
Hormonfreie Intrauterinpessare wie die Kupferspirale sind für Brustkrebspatientinnen geeignet: Sie schützen zuverlässig vor einer ungewollten Schwangerschaft und können mehrere Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Barriere-Methoden sind in Hinblick auf die Krebsprognose ebenfalls unbedenklich, schützen allerdings nicht ganz so zuverlässig vor einer Schwangerschaft. Operative Verfahren kommen für die Patientinnen in Frage, die ihre Familienplanung bereits abgeschlossen haben und eine dauerhafte Empfängnisverhütung wünschen.
Die Wahl der Verhütungsmethode sollte sich nach der Lebenssituation und den persönlichen Wünschen der Patientin richten. Ausführliche Informationen über Vor- und Nachteile unterschiedlicher Verhütungsmethoden finden Ihre Patientinnen auf der Internetseite des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit (BIÖG).
Verhütung danach
Zur Notfallkontrazeption nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Verhütungspanne eignen sich sowohl kupferhaltige Intrauterinsysteme (zum Beispiel Kupfer-Spirale) als auch das orale Gestagenpräparat Levonorgestrel oder der selektive Progesteronrezeptor-Modulator Ulipristalacetat ("Pille danach"). Die Empfehlungen für Patientinnen mit Mammakarzinom unterscheiden sich somit nicht von den Empfehlungen für gesunde Frauen. Im Falle einer Verhütungspanne wird das Risiko einer kurzfristigen Hormonbelastung geringer eingeschätzt als das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Leitlinien und Empfehlungen von Fachgesellschaften
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) Kommission Mamma. AGO-Empfehlungen: Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms. Version 2025. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe; 2025. Zugriff am 08.09.2025.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Mammakarzinom: Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langversion 4.4. Juni 2021. Zugriff am 08.09.2025.
National Comprehensive Cancer Network. NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology: Invasive Breast Cancer. Version 4.2025. Fort Washington, PA: NCCN; 2025. Zugriff am 08.09.2025.
Übersichtsarbeiten und Fachveröffentlichungen
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Lambertini M, Massarotti C, Havas J, Pistilli B, Martin AL, Jacquet A, Coutant C, Coussy F, Mérimèche AD, Lerebours F, et al. Contraceptive Use in Premenopausal Women With Early Breast Cancer. JAMA Netw Open. 2022 Sep 1;5(9):e2233137. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.33137.
Loibl S, Azim HA Jr, Bachelot T, Berveiller P, Bosch A, Cardonick E, Denkert C, Halaska MJ, Hoeltzenbein M, Johansson ALV, et al. ESMO Expert Consensus Statements on the management of breast cancer during pregnancy (PrBC). Ann Oncol. 2023 Oct;34(10):849-866. doi:10.1016/j.annonc.2023.08.001.
Behördeninformationen
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Verhütungsmethoden. Zugriff am 10.09.2025.
Robert Koch Institut/RKI, Zentrum für Krebsregisterdaten. Brustkrebs. Zugriff am 07.09.2025.