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Trends in der Krebstherapie

DGHO-Jahrestagung 2023

Was haben wir in der Krebsbehandlung bislang erreicht? Was sind aktuelle Herausforderungen? Und wie geht es weiter? krebsinformationsdienst.med berichtet für Sie von der DGHO-Jahrestagung 2023 in Hamburg.

Frontseite des Congress Center Hamburg (CCH). Hier fand im Oktober 2023 die Jahrestagung der deutschsprachigen Experten aus Hämatologie und Onkologie statt.
Die DGHO-Jahrestagung 2023 fand Mitte Oktober in Hamburg statt © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Sowohl für Blutkrebserkrankungen als auch für solide Tumoren wurden in den letzten Jahren große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie erzielt. Spannende Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, innovative diagnostische Möglichkeiten und zahlreiche neue Wirkstoffe bieten berechtigte Hoffnungen auf weitere Verbesserungen für Krebserkrankte.

Alle diese Themen wurden bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) sowie der entsprechenden Gesellschaften aus Österreich und der Schweiz lebhaft diskutiert. Dafür kamen vom 13. – 16. Oktober in Hamburg über 6.000 Fachleute aus der Krebsmedizin zusammen. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige richtungsweisende Aspekte aus den diesjährigen Kongressbeiträgen vor.

Verfeinerte Tumordiagnostik unverzichtbar

Fortschritte in der Diagnostik erlauben es heute, Tumorerkrankungen immer exakter zu charakterisieren. Die genaue Untersuchung von Krebszellen und dem umgebenden Gewebe hilft Ärztinnen und Ärzten, besser zu verstehen, wie ein Tumor entsteht, wächst und sich im Körper ausbreitet. Unterschiede – auch innerhalb einer Tumorentität – können so erkannt und eingeordnet werden.

Darüber hinaus ist eine umfassende Tumorcharakterisierung unverzichtbar, um die Behandlung immer besser an die individuelle Krebserkrankung anzupassen. Die aktuell gültigen WHO-Klassifikationen (5. Edition) der verschiedenen Tumorerkrankungen berücksichtigen heute verstärkt molekulare Marker.

Neue Therapien: CARs und Co.

CAR-T-Zellen auch bei Autoimmunerkrankung

Ein Ärzteteam aus der Universitätsklinik Erlangen berichtete von ersten erfolgreichen Behandlungen mit CD19-CAR-T-Zellen bei Patientinnen und Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen wie einem systemischen Lupus erythematodes1, einer systemischen Sklerose oder einem Anti-Synthetase-Syndrom2. Aktuell läuft in Erlangen eine erste klinische Studie (CASTLE-Basket-Trial).

Kontakt: Deutsches Zentrum für Immuntherapie, Universität Erlangen

Immuntherapien und zielgerichtete Medikamente spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Krebsbehandlung. Neben etlichen Zulassungserweiterungen für verschiedene Checkpoint-Hemmer gab es 2023 auch zahlreiche Neuzulassungen, darunter bispezifische Antikörper bei Lymphomen sowie einen ersten Hemmer der Isocitrat-Dehydrogenase (IDH) bei der akuten myeloischen Leukämie und beim Gallengangskarzinom.

Die in Europa seit 2018 zugelassene CAR-T-Zell-Therapie ist beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) inzwischen von der Drittlinie in die Zweitlinientherapie vorgerückt.

Neuere Immuntherapien wie beispielsweise T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) oder Tumorimpfungen werden bei unterschiedlichen Tumorerkrankungen in vorklinischen und ersten klinischen Studien getestet.

Wichtig zu wissen: Kommt für eine Ihrer Patientinnen oder einen Ihrer Patienten prinzipiell eine CAR-T-Zell-Therapie infrage, ist eine frühzeitige und enge Kooperation mit einem spezialisierten Zentrum entscheidend.

Nebenwirkungen im Blick

Bei etlichen Tumoren zielen aktuelle Therapiekonzepte verstärkt darauf, akute und langfristige Nebenwirkungen der onkologischen Therapie zu vermindern, ohne die Wirksamkeit der Behandlung zu gefährden.

Möglich wird dies beispielsweise durch innovative Kombinationen bereits erprobter Therapien mit neuen zielgerichteten Substanzen oder Immuntherapien.

Bei einigen Tumoren kann durch wirksame neue Behandlungsstrategien inzwischen auch auf eine Chemotherapie verzichtet werden.

Krebserkrankte aktiv beteiligen

Die Perspektive von Patientinnen und Patienten auch bereits bei der Planung und Durchführung von Forschung und klinischen Studien einzubinden, kommt in der Hämatologie und Onkologie zunehmend in den Blick. 

Auf der Jahrestagung berichtete unter anderem die deutsche Hodgkin-Studiengruppe von ersten positiven Erfahrungen mit dieser Form der Patientenpartizipation.



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