Am Karfreitag (29.3.), Ostersonntag (31.3.) und Ostermontag (1.4.) ist der Telefondienst nicht zu erreichen. Ostersamstag (30.3.) sind wir wie gewohnt für Sie da!

Archiv

Multiples Myelom: Neue Therapieansätze

Antikörper, CAR-T-Zellen und Co.

Neue Immuntherapien könnten die Prognose von Patienten mit Multiplem Myelom deutlich verbessern. krebsinformationsdienst.med informiert über den aktuellen Stand.

Myelomzellen unter dem Mikroskop
Knochenmarkausstrich eines Patienten mit Multiplem Myelom. © Shutterstock

Mit dem Antikörper Daratumumab wurde im vergangenen Jahr erstmals eine Immuntherapie für die Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms zugelassen. Weitere Immuntherapien befinden sich in der Pipeline.

Maligne Plasmazellerkrankung

Das Multiple Myelom ist eine seltene Plasmazellerkrankung, die meist ältere Menschen betrifft. Die Erkrankung tritt vorwiegend im Knochenmark auf. Dort verdrängen die Myelomzellen die normale Blutbildung und zerstören die Knochenstruktur. Klinisch fällt das Multiple Myelom bei Betroffenen oft durch schwere Infektionen, geringe körperliche Belastbarkeit, Nierenfunktionsstörungen, Knochenschmerzen und pathologische Frakturen auf.

Große Fortschritte in der Therapie

Trotz großer Fortschritte in der Behandlung ist eine dauerhafte Heilung in der Regel nicht möglich. Insbesondere im Bereich der Immuntherapien gibt es jedoch vielfältige Ansätze, um die Behandlung und die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom weiter zu verbessern.

Monoklonale Antikörper in der Erstlinie

Mit Daratumumab (Darzalex®) wurde 2020 erstmals ein monklonaler Antikörper für die Therapie von Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom zugelassen, bei denen eine autologe Stammzelltransplantation geplant ist. Der Antikörper richtet sich gegen CD38, ein Glykoprotein, das in großer Menge auf der Zelloberfläche von Myelomzellen exprimiert wird. Die Behandlung mit Daratumumab führt zu mehr und tieferen Remissionen und verlängert das progressionsfreie Überleben, ohne eine anschließende Stammzellmobilisation zu beeinträchtigen. Daher kann Daratumumab nun in Kombination mit Bortezomib, Thalidomid und Dexamethason auch vor autologer Stammzelltransplantation eingesetzt werden. Bei Patienten mit neu diagnostizierter Erkrankung, bei denen eine Stammzelltransplantation nicht in Frage kommt, ist Daratumumab in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason beziehungsweise in Kombination mit Bortezomib, Melphalan und Prednison schon seit längerem zugelassen.

Auch der Anti-CD38-Antikörper Isatuximab und der Anti-SLAMF7-Antikörper Elotuzumab werden derzeit in der Erstlinientherapie geprüft. Bisher sind beide nur bei vorbehandelten Patienten zugelassen.

Immun-Wirkstoff-Konjugate

Im vergangenen Jahr wurde erstmals auch ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Monotherapie von Patienten mit fortgeschrittenem und vielfach therapierefraktärem Multiplen Myelom zugelassen: Belantamab-Mafodotin (Blenrep®). Das Konjugat besteht aus einem monoklonalen Antikörper gegen das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf Myelomzellen und dem Mitosehemmstoff Monomethylauristatin F. Nach der Bindung und Aufnahme wird der Wirkstoff im Inneren der Myelomzellen freigesetzt und führt zum Zelltod.

Zulassung von CAR-T-Zellen erwartet

Große Hoffnungen verbinden sich mit CAR-T-Zelltherapien, die in Studien auch bei vielfach vorbehandelten Patienten ein sehr gutes Ansprechen und zum Teil länger anhaltende Remissionen erzielten. Wichtige Nebenwirkungen sind ein Zytokinfreisetzungssyndrom (Cytokine Release Syndrome), neurologische Nebenwirkungen sowie Infektionen durch länger anhaltende Neutropenien. Für 2021 wird die Zulassung erster Anti-BCMA CAR-T-Zelltherapien zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Multiplen Myelom erwartet.

Bispezifische Antikörper

Ebenfalls vielversprechend sind erste Studienergebnisse mit bispezifischen T-Zell-rekrutierenden Antikörpern, sogenannten BiTE (bispecific T-cell engagers). Diese bestehen aus zwei miteinander verbundenen Antikörperfragmenten, von denen eines auf ein typisches Oberflächenprotein der Myelomzellen (z.B. BCMA), das zweite auf ein Oberflächenantigen von T-Zellen abzielt. So werden zytotoxische T-Zellen direkt an die Tumorzellen gekoppelt und können eine gezielte Immunantwort auslösen.

Fazit für die Praxis

  • Die Prognose von Patienten mit Multiplem Myelom hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.
  • Zahlreiche neue und vielversprechende Therapien befinden sich derzeit in der Entwicklung, gerade im Bereich der Immuntherapien.
  • Einige neue Substanzen sind bereits zugelassen – sowohl für die Ersttherapie als auch für fortgeschrittene Therapielinien.
  • Insbesondere bei vorbehandelten Patienten ist zu prüfen, ob eine Teilnahme an klinischen Studien möglich ist.


krebsinformationsdienst.med: Service für Fachkreise



Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Fachkreise-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

powered by webEdition CMS