Ultra-verarbeitete Lebensmittel können Risiko für Darmkrebs erhöhen
Die Forschenden werteten die Ernährungsgewohnheiten über einen Zeitraum von fast 30 Jahren von rund 200.000 Personen aus, die in 3 verschiedenen Beobachtungsstudien erhoben worden waren. In den Studien waren die Teilnehmenden regelmäßig zu ihrer Ernährung, ihrem Lebensstil und ihrem Gesundheitszustand befragt worden.
Die Auswertung zeigte einen Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln aus der Gruppe der ultra-verarbeiteten Lebensmittel und bestimmten Formen von Darmkrebs.
Ultra-verarbeitete Lebensmittel …
... sind Nahrungsmittel, die in mehreren Stufen industriell verarbeitet wurden. Dabei werden Lebensmittel zum Beispiel zerkleinert, mit weiteren Lebensmitteln vermischt und mit Zusatzstoffen wie Aromen, Farbstoffen oder Konservierungsmitteln versetzt.
Der Zusammenhang mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko zeigte sich bei Männern, die häufiger ultra-verarbeitete Lebensmittel konsumierten. Bei Frauen hingegen war der Effekt weniger deutlich und hing stärker davon ab, welche Art von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln sie konsumierten.
Verarbeitete Lebensmittel unterscheiden sich
Ein großer Teil der Lebensmittel ist in irgendeiner Weise industriell verarbeitet – allerdings unterschiedlich stark. Eine Unterscheidung in "verarbeitet" und "nicht verarbeitet" greift daher oft zu kurz. Entscheidender ist zum Beispiel, ob ein Lebensmittel zusätzliche Fette, Zucker, Salz oder weitere Zusatzstoffe enthält.
Um Lebensmittel einzuteilen, nutzten die Autorinnen und Autoren der Studie die sogenannte NOVA-Klassifikation. Diese gruppiert Lebensmittel nach dem Grad der Verarbeitung:
- Gruppe 1 – unverarbeitete oder gering verarbeitete Lebensmittel: Gering verarbeitet bedeutet, dass ein Lebensmittel zwar industriell verändert werden darf (z.B. getrocknet, gemahlen, gefroren), dabei aber keine weiteren Stoffe wie Zucker oder Salz zugesetzt werden.
- Gruppe 2 – verarbeitete Zutaten: Dazu zählen zum Beispiel Öle, Zucker und Salz – also Lebensmittel, die durch Pressen oder Raffinieren gewonnen werden und als Zutaten beim Kochen eingesetzt werden.
- Gruppe 3 – verarbeitete Lebensmittel: Dazu gehören Lebensmittel, denen Salz, Zucker oder andere Zutaten der Gruppe 2 zugesetzt werden. Ein Beispiel ist eingelegtes Gemüse, aber auch Käse und viele Brotsorten zählen dazu.
- Gruppe 4 – ultra-verarbeitete Lebensmittel: Unter "ultra-verarbeitet" versteht man Nahrungsmittel, die durch zahlreiche industrielle Prozesse verarbeitet sind und denen häufig weitere Stoffe zugesetzt werden. Darunter fallen zum Beispiel Fertiggerichte wie Tütensuppen oder Tiefkühlpizza, aber auch Süßigkeiten, gesüßte und / oder kohlensäurehaltige Getränke.
Das Problem ist …
... gerade verarbeitete Zutaten und Lebensmittel mit hoher Energiedichte sowie ultra-verarbeitete Lebensmittel sind oftmals besonders günstig und haben einen verbesserten Geschmack. Das führt dazu, dass sie in größeren Mengen konsumiert werden.
Wie erkenne ich ultra-verarbeitete Lebensmittel? Fachleute empfehlen einen Blick auf die Zutatenliste: Enthält ein Nahrungsmittel mindestens eine Zutat, die man normalerweise nicht in der Küche verwendet, ist das ein Hinweis auf eine starke Verarbeitung.
Weitere Forschung notwendig
In der Studie beobachteten die Autorinnen und Autoren einen Zusammenhang zwischen ultra-verarbeiteten Lebensmitteln (Gruppe 4 der NOVA-Klassifikation) und Darmkrebs. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch einen geringeren Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel das Risiko für Darmkrebs möglicherweise senken lässt. Eindeutig belegen lässt sich der Zusammenhang mit der Studie jedoch nicht.
Auch warum in der Studie Männer stärker betroffen waren als Frauen, ist unklar. Andere Untersuchungen deuten außerdem darauf hin, dass ultra-verarbeitete Lebensmittel auch insgesamt das Sterberisiko erhöhen könnten. Es ist daher weitere Forschung notwendig, um den Einfluss der Ernährung auf das Krebsrisiko weiter aufzuklären.
Zum Weiterlesen
Mehr zur Krebsprävention durch die Ernährung lesen Sie auf unseren Seiten Ernährung und Krebsvorbeugung – Kann gesunde Kost das Krebsrisiko senken?
Über Risikofaktoren für Darmkrebs informiert unser Text Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung.
Verwendete Quellen
Deutsches Ärzteblatt. Studien: Ultra-hochverarbeitete Lebensmittel könnten Risiko auf Darmkrebs und Tod erhöhen (05.09.2022).
Wang L, Du M, Wang K, Khandpur N, Rossato S L, Drouin-Chartier J et al. Association of ultra-processed food consumption with colorectal cancer risk among men and women: results from three prospective US cohort studies BMJ 2022; 378 :e068921 doi:10.1136/bmj-2021-068921.
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Bonaccio M, Di Castelnuovo A, Ruggiero E, Costanzo S, Grosso G, De Curtis A et al. Joint association of food nutritional profile by Nutri-Score front-of-pack label and ultra-processed food intake with mortality: Moli-sani prospective cohort study BMJ 2022; 378 :e070688 doi:10.1136/bmj-2022-070688.
Monteiro CA, Cannon G, Lawrence M, Costa Louzada ML and Pereira Machado P. 2019. Ultra-processed foods, diet quality, and health using the NOVA classification system. Rome, FAO. 2019. ISBN 978-92-5-131701-3.