Hitzewelle und Medikamente bei Krebs – Hintergrundwissen und praktische Tipps

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Zu viel Hitze und Sonne im Sommer schaden dem Körper – bestimmte Medikamente können diese hitzebedingte Gesundheitsrisiken verstärken. Andere Arzneimittel wirken bei Hitze anders. Wir geben Krebspatienten einen Überblick.

Viel Trinken, die Wohnung und den Körper kühl halten, das Verhalten an die Hitze anpassen, die Mittagssonne möglichst meiden – Empfehlungen wie diese sollen im Sommer vor den gesundheitlichen Risiken durch zu viel Hitze und Sonne schützen. 

Den meisten Menschen sind diese Schutzmaßnahmen auch bekannt. "Dass bestimmte Medikamente hitze- und sonnenbedingte Gesundheitsrisiken verstärken können oder manche Arzneimittel bei Hitze anders wirken, ist dagegen vielen nicht bewusst", erklärt Dr. Anke Ernst, Fachapothekerin für Arzneimittelinformation beim Krebsinformationsdienst.

Risiko bei Krebs – Medikamente und Hitze: Krebserkrankte müssen häufig regelmäßig Medikamente einnehmen – sei es im Rahmen einer ambulanten Krebstherapie oder zur Behandlung von Nebenwirkungen. Zudem gehören viele Krebspatienten und Krebspatientinnen aufgrund ihres Alters (über 65 Jahre) oder einer möglichen Vorerkrankung zu den Personen, die als besonders gefährdet bei Hitze gelten. 

  • Daher gilt auch für viele Krebserkrankte: Lassen Sie Ihre Medikamente auf Hitzeverträglichkeit prüfen. 

Was Sie tun können:

Inwiefern Ihre Medikamente bei Hitze ein Risiko darstellen und welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind, sollten Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin klären. Auch Fachleute in der Apotheke können Sie dazu beraten. 

  • Es kann beispielsweise sein, dass eine Anpassung der Medikamenten-Dosis oder ein Wechsel auf ein anderes Medikament notwendig ist. 
  • Es kann auch sein, dass Sie besonders stark darauf achten sollen, ausreichend zu trinken oder, dass Sie auf ihren Blutdruck achten müssen.

Vereinbaren Sie im Zweifel vor Beginn der nächsten Hitzewelle einen Untersuchungs- oder Beratungstermin.

Ein älterer Mann sitzt auf dem Sofa vor einem Ventilator mit einem Glas Wasser.
Bestimmte Medikamente können die hitzebedingten Gesundheitsrisiken, wie Überhitzung, Dehydrierung und Schwindel verstärken.
Bild: © renatahamuda, Freepik

Im Folgenden fassen wir zusammen, welche grundsätzlichen Risiken bei der Einnahme und Lagerung von Medikamenten während einer Hitzewelle zu bedenken sind.

Wie können Arzneimittel Gesundheitsrisiken durch Hitze verstärken?

Bei länger anhaltender Hitze besteht das Risiko, 

  • dass der Körper überhitzt, zu stark an Wasser und Salze (Elektrolyte) verliert (dehydriert) oder 
  • es aufgrund eines stark gesunkenen Blutdrucks zu Schwindel und Ohnmacht kommt. 

Es gibt Medikamente, die diese Gesundheitsrisiken verstärken können. Das kann sowohl die Wirkung des Medikaments selbst oder eine häufige Nebenwirkung von dem Wirkstoff sein. 

Manche Medikamente:

  • entwässern den Körper oder reduzieren unser Durstgefühl – dadurch steigt die Gefahr für eine Dehydrierung.
  • erweitern die Blutgefäße – das erhöht das Risiko für einen starken Blutdruckabfall (Schwindel und Ohnmacht). 
  • erhöhen die Körpertemperatur oder verhindern das Schwitzen – das kann eine Überhitzung fördern.

Warum verstärkt Hitze die Nebenwirkungen mancher Medikamente?

Bei hohen Temperaturen verteilt sich das Blut im Körper anders. Die Haut wird stärker durchblutet, andere Organe dagegen, wie die Niere und Leber, werden weniger stark durchblutet. Das kann zu unerwünschten Nebenwirkungen bei Medikamenten führen, denn: 

  • Manche Wirkstoffe werden über die Haut aufgenommen, beispielsweise bei Medikamenten in Form von Salben, Cremes oder Pflaster. Es besteht das Risiko für eine erhöhte Wirkstoffmenge im Blut.
  • Manche Medikamente werden über die Niere oder Leber ausgeschieden. Es besteht das Risiko für eine längere Wirkdauer im Körper.

Hitzewelle und Medikamente: Warum auch an die Sonne denken?

Bei einer Hitzewelle nimmt auch die Belastung mit schädlicher UV-Strahlung zu. Manche Medikamente können die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung machen. Dann kommt es deutlich schneller zu Hautrötungen, Sonnenbrand und anderen Hautreizungen. Fachleute sprechen von phototoxischen Reaktionen.

Medikamente bei Hitze sicher lagern: So geht's

Hitze und Sonnenlicht können Medikamente schädigen. Manche Arzneimittel verlieren daraufhin ihre Wirkung. Das Medikament kann dadurch zum Teil anders aussehen, muss es aber nicht. 

Arzneimittel in Tabletten- oder Kapsel-Form sind in der Regel bei Raumtemperaturen zu lagern – das heißt, idealerweise zwischen 15 und 25 Grad. Dazu zählen auch die meisten Arzneimittel der ambulanten Krebstherapie.  

  • Bei einer Hitzewelle bewahren Sie diese Medikamente am besten am kühlsten Ort in der Wohnung auf. Der Platz sollte trocken sein und kein oder wenig Sonnenlicht abbekommen, zum Beispiel der Flur.
  • Lagern Sie solche Medikamente nicht im Kühlschrank: Es besteht sonst das Risiko, dass die Medikamente zu kalt werden und sich ihre Wirkung verändert.

Gut zu wissen

Im Vergleich zu Kapseln und Tabletten sind Medikamente in weicher und flüssiger Form in der Regel wärmeempfindlicher. Dazu gehören Zäpfchen, Cremes, Salben, Säfte und Lösungen, sowie auch Wirkstoffpflaster und Sprays. 

  • Fragen Sie bei ihren Ärzten oder in der Apotheke nach, wie sie diese Medikamente während einer Hitzewelle am besten lagern sollten.

Sieht der Beipackzettel eine Lagerung im Kühlschrank vor? Dann verwenden sie für den Transport von der Apotheke nach Hause eine Kühltasche mit Kühl-Akkus. Achten sie darauf, dass die Medikamente nicht direkt den kalten Elementen ausgesetzt sind.

Zum Weiterlesen

Tipps zur richtigen Anwendung von Medikamenten gegen Krebs finden Sie bei uns im Text Medikamente gegen Krebs richtig anwenden.

Allgemeine und gut verständliche Gesundheitsinformationen zu Hitze und Hitzeschutz bietet das Internetportal Klima Mensch Gesundheit. Dort finden Sie auch Tipps – in Form von Text, Flyern und Erklärvideos – zum Hitzeschutz für verschiedene Personengruppen, die besonders hitzeempfindlich sind.

Die Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker (ABDA) bietet in einer Patienteninformation allgemeine Hitzeschutztipps – auch zur Lagerung von Medikamenten.  

Quellen und Links (Auswahl)

Die Heidelberger Hitze-Tabelle mit einer Übersicht zu Arzneistoffen mit potenziellen Risiken in Hitzewellen.

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