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Geschwächtes Immunsystem durch Chemo – was tun?

Frage des Monats

Eine Chemotherapie kann das Immunsystem Betroffener zeitweise schwächen. Wie stark die Immunabwehr beeinträchtigt ist und wie lange es dauert, bis sie sich wieder erholt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Krebspatienten erhalten Chemotherapie in einer ambulanten Station. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Manche Chemotherapien schwächen die Immunabwehr Betroffener [Symbolbild]. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ


Eine Chemotherapie kann das Immunsystem tatsächlich schwächen. Denn: Die Medikamente wirken nicht nur auf die Krebszellen, sondern auf alle Zellen, die sich häufig teilen. Dazu gehören auch die Vorläufer der Abwehrzellen im Knochenmark. Dadurch kann es passieren, dass der Körper zeitweise zu wenige Immunzellen bildet.

Allerdings beeinträchtigt eine Chemotherapie das Immunsystem nicht bei jedem gleich stark. Ob und wie sehr Ihre Abwehr geschwächt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Erkrankung: Es spielt eine Rolle, an welcher Krebsart Sie erkrankt sind und wie weit die Krebserkrankung fortgeschritten ist.
  • Begleiterkrankungen: Außerdem ist wichtig, ob bei Ihnen weitere Erkrankungen vorliegen, die das Immunsystem zusätzlich beeinflussen können.
  • Chemotherapie: Welche Medikamente Sie erhalten, in welcher Dosis und für wie lange, ist ebenfalls ein wichtiger Einflussfaktor. Es gibt Chemotherapie-Medikamente, die das Immunsystem weniger stark beeinträchtigen als andere.
  • Weitere Therapien: Andere Krebstherapien, die Sie zusätzlich erhalten, können das Immunsystem ebenfalls schwächen – beispielsweise eine Strahlentherapie oder bestimmte zielgerichtete Therapien.

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt: Diese können Ihre Krankheitssituation am besten beurteilen und einschätzen, ob und wie stark Ihr Immunsystem beeinträchtigt sein wird.

Wie lange dauert es, bis sich das Immunsystem wieder erholt?

Bei den meisten Betroffenen ist das Immunsystem hauptsächlich während der Chemotherapie geschwächt. Nach der Therapie dauert es normalerweise wenige Wochen, bis es wieder aufgebaut ist.

Auch dabei spielen die im letzten Abschnitt genannten Faktoren eine Rolle. Hinzu kommen weitere Einflüsse auf das Immunsystem: Beispielsweise verlangsamt Rauchen vermutlich die Erholung des Immunsystems nach einer Chemotherapie.

Nicht alle Immunzellen sind gleich: Das Immunsystem hat verschiedene Aufgaben und Zellen mit unterschiedlichen Funktionen. Die verschiedenen Immunzellen können durch die Chemotherapie unterschiedlich stark und unterschiedlich lange geschwächt werden.

Studiendaten zeigen, dass sich bei Brustkrebspatientinnen manche Abwehrzellen bereits wenige Wochen nach der Therapie erholen, andere erst nach Monaten oder gar Jahren.

Sind Betroffene anfällig für Infekte?

Hände halten Fieberthermometer
Ein geschwächtes Immunsystem kann Betroffene anfälliger für Infektionen machen. @ nastya_gepp, Pixabay

Betroffene mit einer geschwächten Immunabwehr sind anfälliger für Infekte. Das kann besonders während der Chemotherapie, aber auch noch einige Zeit danach der Fall sein. Und Infektionen, die normalerweise keine oder nur eine milde Erkrankung auslösen, können bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten schwerer verlaufen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei diejenigen Immunzellen, die für die erste Abwehr von Erregern zuständig sind. Fachleute nennen sie neutrophile Granulozyten oder kurz Neutrophile. Zu Beginn eines Chemotherapie-Zyklus kann ihre Anzahl sinken und steigt dann langsam wieder bis zum nächsten Zyklus.

Sinkt die Zahl der Immunzellen zu stark und erholt sich nicht wieder, dann sind Betroffene sehr anfällig für Infektionen. Fachleute sprechen auch von einer Neutropenie. Deshalb überprüfen die Ärzte Ihr Blutbild während der Chemotherapie regelmäßig.

Was hilft, wenn das Immunsystem geschwächt ist?

Ist Ihre Immunabwehr stark eingeschränkt, dann können Ihre Ärzte Ihnen Antibiotika geben. Diese Medikamente schützen vor bakteriellen Infektionen. Außerdem erhalten Sie Medikamente, die die Bildung von Immunzellen anregen – sogenannte Wachstumsfaktoren.

Unter Umständen verschieben die Ärzte auch eine Chemotherapie-Gabe, um Ihrem Körper mehr Zeit zu geben, sich zu erholen. Oder Sie erhalten im nächsten Zyklus eine geringere Menge an Medikamenten.

Was können Betroffene selbst tun?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie sich während und nach einer Chemotherapie vor Infektionen schützen können.

Auf den eigenen Körper achten: Genügend Schlaf, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen Ihrem Körper, die belastende Therapie besser zu verkraften.

Allgemeine Immunstimulation: Nehmen Sie keine frei verkäuflichen Mittel zur Immunstärkung ein, ohne mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber zu sprechen. Das gilt auch für Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Präparate.
Bei den meisten angebotenen Mitteln ist eine Wirksamkeit durch Studien nicht belegt. Viele immunstimulierende Präparate können außerdem zu Wechselwirkungen mit der Krebstherapie führen und dadurch den Therapieerfolg gefährden oder Nebenwirkungen der Behandlung verstärken.

Schutz vor Keimen: Wenn Ihr Immunsystem nur eingeschränkt arbeitet, dann ist es wichtig, dass Sie sich vor Keimen möglichst gut schützen. Zum Beispiel helfen folgende Maßnahmen dabei:

  • Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände und desinfizieren sie diese gegebenenfalls.
  • Meiden Sie möglichst den Kontakt zu erkrankten Mitmenschen und größere Menschenansammlungen oder tragen Sie dort einen Mund-Nasen-Schutz.
  • Achten Sie im Haushalt auf Hygiene, insbesondere beim Umgang mit Nahrungsmitteln, beim Kochen und bei der Abfallentsorgung.
  • Mindern Sie das Verletzungsrisiko, zum Beispiel bei der Haus- oder Gartenarbeit.
  • Beachten Sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Haustieren und Zimmerpflanzen.

Mit Ihren behandelnden Ärzten können Sie außerdem besprechen, ob und welche Schutzimpfungen Sie nach einer Chemotherapie auffrischen lassen sollten. Auch Angehörige und Freunde sollten auf einen ausreichenden Impfschutz und auf Hygiene achten.

Bei Infektion zur Ärztin oder zum Arzt: Bemerken Sie bei sich Anzeichen einer Infektion, dann sollten Sie zeitnah Ihre Ärzte aufsuchen. Das gilt nicht nur bei Fieber, sondern auch bei anderen Infektionen – beispielsweise, wenn sich ein Finger nach einem Schnitt entzündet hat.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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