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Brachytherapie bei Prostatakrebs: künftig Behandlungsalternative in der Arztpraxis

Patienteninformation klärt auf

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat entschieden, die Brachytherapie für Männer mit Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom als Therapie in die ambulante Versorgung aufzunehmen. Eine Patienteninformation klärt dazu auf.

Patienten mit Niedrig-Risiko-Prostatakrebs, die sich für eine Brachytherapie entschieden haben, müssen dafür künftig nicht mehr in eine Klinik gehen. Sie können sie auch ambulant erhalten, das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nun beschlossen.

Diesen Beschluss hat der G-BA mit einer Patienteninformation verknüpft. Damit sollen Patienten, die sich bereits für eine Brachytherapie entschieden haben, zum Verfahren aufgeklärt werden. Unentschlossenen Männern soll dadurch die Entscheidung für oder gegen die Therapie leichter fallen.

Patienten im Wartezimmer einer Arztpraxis.
Männer mit Niedrig-Risiko-Prostatakrebs können künftig auch ambulant eine Brachytherapie erhalten. Vorab bekommen sie vom behandelnden Arzt eine Patienteninformation [Symbolbild]. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ


Ambulante Brachytherapie: Warum hat das so lange gedauert?

Bei einer Brachytherapie werden sogenannte Seeds, kleine umhüllte Strahlenquellen, in die Prostata implantiert, um den Krebs von innen zu bestrahlen. Die verwendeten Strahlen haben nur eine geringe Reichweite und klingen nach wenigen Wochen ab.

Stellenwert der Behandlung: Die Brachytherapie wird schon länger von der ärztlichen Leitlinie als Therapie für Patienten mit Niedrig-Risiko-Prostatakrebs empfohlen. Die Beweiskraft (Evidenz) der dazu verfügbaren Daten zum Nutzen der Behandlung bewerten Experten bisher jedoch als gering. Daher hat der G-BA auch lange die Entscheidung zur ambulanten Brachytherapie herausgezögert.

Ursprünglich sollte die im Jahr 2013 gestartete PREFERE-Studie Nutzen und Risiken der Brachytherapie bei lokal begrenztem Prostatakrebs mit den Behandlungsalternativen (Operation, Bestrahlung von außen und aktive Überwachung) vergleichen. Aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl wurde die Studie 2016 aber vorzeitig beendet. Nun hat der G-BA entschieden, im Rahmen eines gründlichen Abwägungsprozesses auch Unterlagen niedrigerer Evidenzstufen zu akzeptieren, um den Nutzen der Brachytherapie zu bewerten.

Neuer G-BA-Beschluss, neue Vorgaben:

  • Patienten, die bestimmte medizinische Kriterien (siehe Kasten) erfüllen, können eine Brachytherapie künftig auch ambulant erhalten.
  • Männer, für die diese Therapie infrage kommt oder denen eine Brachytherapie bevorsteht, sollen durch ihre Ärzte umfassend über die Vor- und Nachteile aufgeklärt werden. Dabei soll künftig eine Patienteninformation helfen, die vom G-BA gemeinsam mit dem Beschluss veröffentlicht wurde.
  • Der Beschluss beinhaltet außerdem Vorgaben, um die Qualität der Brachytherapie auch bei der ambulanten Versorgung zu sichern: Ärzte müssen bestimmte Qualifikationen vorweisen, um eine Brachytherapie in ihrer Praxis anbieten zu dürfen. Außerdem müssen der Patient sowie der weiterbehandelnde Arzt darüber informiert werden, dass sogenannte Postimplantationskontrollen notwendig sind.

Postimplantationskontrolle: 4 bis 6 Wochen nach dem Einsetzen (Implantation) der Seeds haben Patienten einen Kontrolltermin. Dabei untersucht die Ärztin oder der Arzt, wie die Seeds und die Strahlendosis in der Prostata verteilt sind. Diese Nachuntersuchung ist in der Regel eine Computertomographie.

Inhalte der Patienteninformation

Therapiewahl: Sie sind noch unentschlossen?

Die Broschüre des Krebsinformationsdienstes bietet detailliertere Informationen zur Erkrankung und über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei lokal begrenztem Prostatakrebs.

Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs der deutschen urologischen Fachgesellschaft kann bei der Entscheidungsfindung ebenfalls unterstützen.

Die Patienteninformation des G-BA geht auf folgende Fragen ein:

  • Was bedeutet die Diagnose Niedrig-Risiko-Prostatakrebs?
  • Wie ist der wahrscheinliche Krankheitsverlauf (die Prognose) der Erkrankung?
  • Was ist eine Brachytherapie und wie läuft sie ab?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es neben der Brachytherapie?
  • Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Therapiemöglichkeiten?

Die Patienteninformation des G-BA beinhaltet ebenfalls weiterführende Informationen zu Niedrig-Risiko-Prostatakrebs sowie zur Brachytherapie. Außerdem bietet sie für Patienten Hinweise, wie sie sich auf das Arztgespräch vorbereiten können.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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