Die Beschwerden, die Sie beschreiben, sind tatsächlich sehr häufig bei Krebs: Bis zu 7 von 10 Krebspatientinnen und Krebspatienten sind davon betroffen. Fachleute bezeichnen sie als "kognitive Beeinträchtigung".
Manchmal halten diese Beeinträchtigungen dauerhaft an, manchmal erholen sich Betroffene wieder davon ‒ teilweise oder komplett. Wie der Verlauf in Ihrer individuellen Situation sein wird, lässt sich nicht vorhersagen.
Einheitliche Empfehlungen von Experten zur Therapie solcher kognitiven Beeinträchtigungen gibt es nicht. Dennoch gibt es verschiedene Ansätze, die in dieser Situation hilfreich sein könnten. Dazu gehören beispielsweise
- ein kognitives Training oder kognitive Rehabilitationsprogramme,
- achtsamkeitsbasierte Programme,
- oder eine Bewegungstherapie.
Sie beschreiben auch, dass zu Ihren kognitiven Beeinträchtigungen auch Beschwerden einer Fatigue hinzukommen, also einer chronischen Erschöpfung. Manchmal lassen sich kognitive Symptome nicht eindeutig von einer Fatigue abgrenzen. Daher können auch Behandlungsansätze aus dem Bereich der Fatigue-Therapie hilfreich sein.
- Wie eine Fatigue behandelt wird, können Sie auf unserer Website unter Fatigue bei Krebs: Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung? nachlesen. Dort geben wir auch Tipps für den Alltag mit einer Fatigue.
Gibt es das "Chemobrain" überhaupt?
Das Wort "Chemobrain" (auf Deutsch "Chemo-Hirn") erweckt den falschen Eindruck, dass Probleme bei der Gehirn- und Denkleistung ausschließlich durch eine Chemotherapie verursacht werden.
Experten gehen aber davon aus, dass unterschiedliche Faktoren oder auch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren für diese Beschwerden verantwortlich sind:
- verschiedene Krebstherapien wie Chemotherapie, Hormontherapie, zielgerichtete Therapie, Immuntherapie, Strahlentherapie und/oder Operation
- psychosoziale Faktoren wie Schlaflosigkeit, psychische Belastung, Angst oder Depression
- die Krebserkrankung selbst, egal wo der Tumor sitzt
Deswegen sprechen Fachleute nicht mehr vom "Chemobrain", sondern bevorzugt von "kognitiven Beschwerden" oder "kognitiven Beeinträchtigungen". Andere Bezeichnungen dafür sind zudem "Cancer-Brain" (Krebs-Gehirn) oder "Brain Fog" (Gehirnnebel).
Wichtiges auf einen Blick
- Eine Krebstherapie kann sich negativ auf die Gedächtnisleistung und Gehirnfunktion auswirken, ist aber laut Fachleuten nicht die alleinige Ursache dafür.
- Es gibt Therapieansätze, mit denen man diesen kognitiven Beschwerden entgegensteuern kann.
- Ob die Beschwerden von allein wieder verschwinden oder länger anhalten, lässt sich nicht voraussagen.
Wichtig ist, das Gespräch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu suchen. Sie kennen die persönliche Krankheitsgeschichte am besten und können gemeinsam mit Ihnen entscheiden, welche Maßnahmen hilfreich sein können.
Zum Weiterlesen
Langzeitüberleben: Wie mit Spätfolgen von Krebs umgehen?
Fatigue bei Krebspatienten: Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung?
Fachartikel (Auswahl):
Lange M, Joly F, Vardy J et al. Cancer-related cognitive impairment: an update on state of the art, detection, and management strategies in cancer survivors. Ann Oncol. 2019;30(12):1925-1940. doi:10.1093/annonc/mdz410.
Longqin Lv et al. (2020). Pathogenesis, Assessments, and Management of Chemotherapy-Related Cognitive Impairment (CRCI): An Updated Literature Review. J Oncol 3942439. doi: 10.1155/2020/3942439.
Mampay M et al. (2021). Tumour brain: Pretreatment cognitive and affective disorders caused by peripheral cancers. BJP 178(19): 3977-3996. doi: 10.1111/bph.15571.
Rick O (2022). Krebsbedingte kognitive Dysfunktion. Onkologe 28, 231–235. doi: 10.1007/s00761-021-01075-7.
Schilling G (2023). Das sogenannte „Chemobrain“ Kognitive Dysfunktion bei Krebskranken – ein oft unterbewertetes Symptom. Im Fokus Onkologie 4/2023. doi.org/10.1007/s15015-023-3200-8.
* Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig zum Thema Chemobrain und kognitiven Störungen bei Krebs. Der hier verwendete Text ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.