Gesundheits-Apps und Datenschutz
Ob Fitness- und Lifestyleanwendungen, Gesundheitstagebücher oder komplexe Programme zur Einordnung von Symptomen, zur Befundung oder gar zur Online-Therapie – dank neuer Technologien und der zunehmenden Verbreitung von Smartphones drängen immer mehr Angebote für das individuelle Gesundheitsmanagement auf den Markt. Die Bandbreite ist groß, wie Dr. Birgit Hiller vom Krebsinformationsdienst bei ihren Recherchen zum Thema beobachtet hat: "Viele Apps erscheinen auf den ersten Blick im Alltag recht praktisch, etwa solche, in denen man die Untersuchungsergebnisse oder Messwerte festhalten kann. Und es gibt sogar eine ganze Reihe von Online-Programmen, deren Nutzen in Studien überprüft wird."
Doch bei vielen Angeboten lasse zum Beispiel der Datenschutz sehr zu wünschen übrig. "Dieses Problem wird von den Nutzern selbst aber oft auf die leichte Schulter genommen – und das, obwohl es um medizinische, also hoch sensible Daten geht." Nicht nur, dass Daten durch im Hintergrund beteiligte Konzerne wie Google mitgelesen werden, oder bei vielen Apps auch eine Vernetzung mit anderen über Facebook vorgesehen ist. Kritiker merken zudem an, dass immer mehr Apps Daten sammeln, die für die gewünschten Funktionen der Programme gar nicht notwendig wären – so wie beim Fitness-Tracker, der den Standort des Nutzers erfasst, ihn aber ohne explizite Zustimmung auch online stellt. Oft mangelt es an Transparenz, welche Daten gespeichert werden, und wer darauf zugreift, bleibt im Dunkeln. "Wir empfehlen Online-Angebote aller Art kritisch zu hinterfragen. Die von uns entwickelten Leitfragen ermöglichen eine erste Beurteilung", so Hiller.
Leitfragen für die qualitative Beurteilung
- Was sind die Ziele des Angebots? Information? Austausch mit anderen Betroffenen? Anleitung zum Selbstmanagement? Oder sollen sie eine fachliche Beratung oder Therapie ersetzen, etwa durch Ärzte oder Psychologen?
- Werden gesetzliche Vorgaben eingehalten? Gibt es beispielsweise ein Impressum, in dem Verantwortliche benannt werden und man etwas über die Finanzierung des Angebots findet?
- Wie transparent ist der Anbieter hinsichtlich der Verwendung der erfassten Daten? Legt er offen, was wo gespeichert wird?
- Wenn es nicht um den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen geht, sondern um Fachwissen oder Expertenaussagen: Wer hat die vermittelten Informationen erstellt, und welche fachliche Qualifikation haben die Autoren, bzw. Berater? Sind die Aussagen mit Quellen belegt?
Zum Weiterlesen
Diese und weitere Pressemitteilungen des Deutschen Krebsforschungszentrums können Sie auch abrufen unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/index.php.
Zum Herunterladen und Ausdrucken: Das Informationsblatt "Krebs im Internet: Sicher surfen - so finden Sie gute Informationen" (PDF) gibt weitere Tipps und Hinweise.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hat eine Checkliste zu Risiken und Vorteilen von Gesundheits-Apps zusammengestellt.