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Diagnose Prostatakrebs: Muss der Tumor sofort raus?

Therapieoptionen bei örtlich begrenztem Karzinom: Operieren, bestrahlen oder überwachen?

Es gibt Situationen, in denen können selbst die Ärzte nicht sagen, welche die richtige Therapie ist. Stehen mehrere gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten zur Wahl, muss man sich mitunter anhand ganz persönlicher Kriterien entscheiden. Für Männer mit einem "frühen" Prostatakarzinom ist das keine leichte Aufgabe.

Wer die Diagnose Prostatakrebs erhält, für den mag der Gedanke naheliegen: Nur raus mit dem Tumor! Und in der Tat lässt sich die Mehrzahl der Betroffenen in dieser Situation die Prostata operativ entfernen.

Bei der sogenannten radikalen Prostatektomie schneiden die Ärzte die Prostata samt Tumor und Teilen des umgebenden Gewebes heraus. Der Eingriff gilt als ein sicheres Verfahren, um den Krebs in den Griff zu bekommen, solange er noch auf die Prostata begrenzt ist. Gelingt die Operation, liegen die Chancen gut, dass man den Krebs für immer los ist. Das Gleiche gilt für eine Bestrahlung der Prostata. Sie hat sich in der Behandlung bei örtlich begrenztem Prostatakrebs ebenfalls bewährt.

Sowohl die Operation als auch die Bestrahlung haben jedoch Nebenwirkungen. Vor der Behandlung prüfen die Ärzte daher, ob eine Therapie wirklich sofort erfolgen muss. Unter Umständen lässt sie sich auch aufschieben. Denn: der Prostatakrebs wächst bei vielen Männern langsam.

Behandlungswahl: Die Rolle der Nebenwirkungen

Patient und Ärztin im Gespräch © Alexander Raths - Fotolia
Nicht einfach: die Therapieentscheidung bei frühem Prostatakarzinom. © Alexander Raths – Fotolia.com

Nicht wenige Männer leiden in der Zeit nach der Operation an Inkontinenz. Das bedeutet, man hat Schwierigkeiten damit, den Urin vollständig in der Blase zu halten. Solche Beschwerden sind auch nach einer Bestrahlung nicht auszuschließen. Durch Training der Beckenmuskulatur lassen sie sich nach einiger Zeit meist in den Griff bekommen.

Eine weitere Folge der radikalen Prostatektomie ist, dass Männer durch den Eingriff ihre Fähigkeit zum Samenerguss verlieren. Der Grund: Bei der Operation müssen die Ärzte Teile des Samenleiters und die Samenbläschen entfernen. Anschließend ist man nur noch zu einem "trockenen" Orgasmus fähig.

Und auch die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen, kann unter der Operation leiden. Zwar versuchen die Ärzte die für die Gliedsteife wichtigen Nerven und Blutgefäße in unmittelbarer Nachbarschaft der Prostata zu schonen, doch nicht immer ist ihnen das möglich. Betroffene Männer sind dann auf Hilfsmittel angewiesen, die eine Erektion unterstützen, zum Beispiel Medikamente. Ähnlich sieht es bei einer Bestrahlung der Prostata aus. Auch sie kann die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.

Welche Nebenwirkungen ist man bereit, für den Therapieerfolg in Kauf zu nehmen? Das ist eine wichtige Frage, die man vor der Behandlungswahl klären sollte. Im Gespräch mit den behandelnden Ärzten lassen sich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Behandlungsoption erfragen. Bei der Entscheidung spielen dann auch die persönlichen Wünsche und die eigenen Vorstellungen eine Rolle.

Lassen sich die Nebenwirkungen verringern?

Der Wunsch nach weniger Nebenwirkungen treibt auch die Ärzte um. Mit hochfrequentem Ultraschall (HIFU) und anderen Verfahren versuchen sie den Tumor gezielt zu treffen, ohne einen größeren Eingriff vornehmen zu müssen und allzu viel gesundes Gewebe zu schädigen. Bislang haben sich diese Methoden jedoch nicht als gleichwertig zu einer Operation oder Bestrahlung erwiesen. Sie gelten daher als experimentell und sollten nur innerhalb klinischer Studien zum Einsatz kommen.

Aktive Überwachung: Muss eine Behandlung wirklich sein?

Eine Alternative zum sofortigen Einschreiten bietet das Konzept der aktiven Überwachung. Es kommt für Patienten infrage, die an einem örtlich begrenzten und gleichzeitig wenig aggressiven Prostatakarzinom erkrankt sind. Für sie kann es sinnvoll sein, die Behandlung erst einmal aufzuschieben. Denn: Bei vielen Männern wächst der Prostatakrebs so langsam, dass sie weder Beschwerden haben, noch mit Einbußen bei der Lebenserwartung rechnen müssen.

Es sind jedoch Kontrollen wichtig. Damit die Ärzte Veränderungen des Tumors rechtzeitig erkennen und gegebenenfalls zu einer Therapie raten können, muss man sich regelmäßig untersuchen lassen. Auch erneute Biopsien sind notwendig, also die Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata.

Ist die aktive Überwachung der richtige Ansatz für mich? Kann ich es aushalten, zunächst "nichts" zu tun, auch wenn ich weiß, dass es mir voraussichtlich nicht schaden wird? Diese Fragen müssen betroffene Männer selbst beantworten. Ob die Sorge vor möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung überwiegt, oder die psychische Belastung, mit einem Tumor im Körper leben zu müssen, hängt von der eigenen Einstellung ab.







Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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