Verfeinerte Tumordiagnostik unverzichtbar
Fortschritte in der Diagnostik erlauben es heute, Tumorerkrankungen immer exakter zu charakterisieren. Die genaue Untersuchung von Krebszellen und dem umgebenden Gewebe hilft Ärztinnen und Ärzten, besser zu verstehen, wie ein Tumor entsteht, wächst und sich im Körper ausbreitet. Unterschiede – auch innerhalb einer Tumorentität – können so erkannt und eingeordnet werden.
Darüber hinaus ist eine umfassende Tumorcharakterisierung unverzichtbar, um die Behandlung immer besser an die individuelle Krebserkrankung anzupassen. Die aktuell gültigen WHO-Klassifikationen (5. Edition) der verschiedenen Tumorerkrankungen berücksichtigen heute verstärkt molekulare Marker.
Neue Therapien: CARs und Co.
CAR-T-Zellen auch bei Autoimmunerkrankung
Ein Ärzteteam aus der Universitätsklinik Erlangen berichtete von ersten erfolgreichen Behandlungen mit CD19-CAR-T-Zellen bei Patientinnen und Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen wie einem systemischen Lupus erythematodes1, einer systemischen Sklerose oder einem Anti-Synthetase-Syndrom2. Aktuell läuft in Erlangen eine erste klinische Studie (CASTLE-Basket-Trial).
Kontakt: Deutsches Zentrum für Immuntherapie, Universität Erlangen
Immuntherapien und zielgerichtete Medikamente spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Krebsbehandlung. Neben etlichen Zulassungserweiterungen für verschiedene Checkpoint-Hemmer gab es 2023 auch zahlreiche Neuzulassungen, darunter bispezifische Antikörper bei Lymphomen sowie einen ersten Hemmer der Isocitrat-Dehydrogenase (IDH) bei der akuten myeloischen Leukämie und beim Gallengangskarzinom.
Die in Europa seit 2018 zugelassene CAR-T-Zell-Therapie ist beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) inzwischen von der Drittlinie in die Zweitlinientherapie vorgerückt.
Neuere Immuntherapien wie beispielsweise T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) oder Tumorimpfungen werden bei unterschiedlichen Tumorerkrankungen in vorklinischen und ersten klinischen Studien getestet.
Wichtig zu wissen: Kommt für eine Ihrer Patientinnen oder einen Ihrer Patienten prinzipiell eine CAR-T-Zell-Therapie infrage, ist eine frühzeitige und enge Kooperation mit einem spezialisierten Zentrum entscheidend.
Nebenwirkungen im Blick
Bei etlichen Tumoren zielen aktuelle Therapiekonzepte verstärkt darauf, akute und langfristige Nebenwirkungen der onkologischen Therapie zu vermindern, ohne die Wirksamkeit der Behandlung zu gefährden.
Möglich wird dies beispielsweise durch innovative Kombinationen bereits erprobter Therapien mit neuen zielgerichteten Substanzen oder Immuntherapien.
Bei einigen Tumoren kann durch wirksame neue Behandlungsstrategien inzwischen auch auf eine Chemotherapie verzichtet werden.
Krebserkrankte aktiv beteiligen
Die Perspektive von Patientinnen und Patienten auch bereits bei der Planung und Durchführung von Forschung und klinischen Studien einzubinden, kommt in der Hämatologie und Onkologie zunehmend in den Blick.
Auf der Jahrestagung berichtete unter anderem die deutsche Hodgkin-Studiengruppe von ersten positiven Erfahrungen mit dieser Form der Patientenpartizipation.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Die DGHO-Jahrestagung
Die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie 2023 fand vom 13. bis 16. Oktober 2023 im Congress Center Hamburg statt.
Das Programm der Jahrestagung 2023 (PDF)
Fachartikel
1 Mougiakakos D, Krönke G, Völkl S, Kretschmann S, Aigner M, Kharboutli S, Böltz S, Manger B, Mackensen A, Schett G. CD19-Targeted CAR T Cells in Refractory Systemic Lupus Erythematosus. N Engl J Med. 2021 Aug 5;385(6):567-569. doi: 10.1056/NEJMc2107725.
2 Müller F, Boeltz S, Knitza J, Aigner M, Völkl S, Kharboutli S, Reimann H, Taubmann J, Kretschmann S, Rösler W et al. CD19-targeted CAR T cells in refractory antisynthetase syndrome. Lancet. 2023 Mar 11;401(10379):815-818. doi: 10.1016/S0140-6736(23)00023-5.