Leitlinien-Neuerungen zur Bildgebung: Therapiemonitoring bei Metastasen
Für Ihre Patienten und Interessierte
Auf unseren allgemeinen Internetseiten finden Sie gut verständliche Informationen zur Bildgebung bei Prostatakrebs. Ebenso Erläuterungen der medizinischen Fachbegriffe hormonsensitiv und kastrationsresistent.
Erstmals empfiehlt die neue Prostatakarzinom-Leitlinie, während der Therapie regelmäßig bildgebende Untersuchungen durchzuführen. Standard bei Männern mit metastasiertem Prostatakrebs sind die herkömmlichen Verfahren Knochenszintigraphie und Computertomographie (CT). Im Einzelfall kann die CT des Bauch-, Becken- und Brustraumes auch in Kombination mit der PSMA-PET infrage kommen.
Die Leitlinie liefert Handlungsempfehlungen, gesondert für das hormonsensitive und das kastrationsresistente Krankheitsstadium.
Für das metastasierte, hormonsensitive Prostatakarzinom empfiehlt die S3-Leitlinie eine Bildgebung zu folgenden Zeitpunkten:
- vor Therapiebeginn
- wenn der PSA-Wert unter der Therapie auf seinen niedrigsten Wert (Nadir) abgefallen ist
- bei stabilem Krankheitsverlauf (Klinik, PSA-Wert) alle 6 bis 12 Monate
Für das metastasierte, kastrationsresistente Prostatakarzinom empfiehlt die S3-Leitlinie eine engmaschige Bildgebung alle 3 bis 6 Monate.
Bei Verdacht auf Progress: Darüber hinaus ist eine Bildgebung auch dann notwendig, wenn Symptome und/oder ansteigende PSA-Werte auf ein mögliches Fortschreiten (Progress) der Erkrankung hinweisen. Wie ein PSA-Progress definiert ist, lesen Sie in der Prostatakarzinom-Leitlinie.
Regelmäßige Bildgebung: ein Baustein für das Therapiemonitoring
Um den Erfolg einer Therapie zu beurteilen, müssen Fachleute mehrere Kriterien zusammen berücksichtigen, unter anderem
- die körperliche Verfassung des Patienten (Klinik),
- PSA-Werte im Blut (Tumormarker) und die
- Bildgebung (CT und Skelettszintigraphie, alternativ PSMA-PET).
Denn spricht ein Tumor nicht mehr auf die laufende Behandlung an, dann verschlechtern sich die oben genannten Parameter nicht unbedingt zeitgleich. Sondern es kann sein, dass ein Progress – wie etwa Wachstum, Neu- oder Wiederauftreten von Metastasen – in der Bildgebung einem PSA-Anstieg beziehungsweise einer klinischen Veränderung vorausgeht. Auch eine andere zeitliche Abfolge ist möglich.
Bildgebung: als Basis für eine optimale Therapieplanung
Für das metastasierte Prostatakarzinom wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zugelassen. Sie können in verschiedenen Kombinationen und in unterschiedlicher Reihenfolge (Sequenz) eingesetzt werden. Dadurch hat sich das Überleben von Prostatakrebspatienten mit Metastasen wesentlich verbessert.
Parallel zu den therapeutischen Fortschritten haben sich die bildgebenden Verfahren weiterentwickelt. Im Zuge dessen hat die Diagnostik an Bedeutung gewonnen, um die Abfolge der zur Verfügung stehenden Therapieansätze individuell und vorausschauend zu planen.
Bei der Wahl der Behandlung ist es also sinnvoll, bereits von Anfang an den nächsten Therapieschritt mitzudenken. Welche weiteren Therapien kommen infrage, wenn die Tumorzellen resistent werden und eine Umstellung notwendig wird?
Wichtig zu wissen: Noch ist wissenschaftlich nicht geklärt, ob Betroffene von dem bildgebenden Monitoring und den sich daraus ergebenden Therapiekonsequenzen profitieren. Bislang ist nicht sicher, dass sich das Leben dadurch verlängern lässt. Das gilt sowohl für die konventionelle Bildgebung als auch für die empfindlicheren Untersuchungsverfahren der neuen Generation.
Fazit für die Praxis
Die neue Prostatakarzinom-Leitlinie stärkt die kontinuierliche Verlaufskontrolle mit bildgebenden Verfahren bei Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs. Damit folgt die deutsche S3-Leitlinie den Empfehlungen europäischer Leitlinien1 sowie internationaler, multidisziplinärer Expertengruppen2.
Abhängig von der individuellen Krankheitssituation empfehlen die Leitlinienautorinnen und -autoren, Betroffenen regelmäßig alle 3 Monate bis einmal pro Jahr eine Bildgebung anzubieten. Konventionelle Verfahren wie Knochenszintigraphie und CT sind der Standard. Die empfindlichere PSMA-PET/CT als sogenannte Next-Generation-Bildgebung kann ebenfalls infrage kommen. Letztere ist allerdings nicht überall in Deutschland verfügbar und die Kostenübernahme für diese Indikation ist derzeit nicht geregelt.
Auch wenn die wissenschaftliche Datenlage zur Bildgebung (hinsichtlich verbesserter onkologischer Ergebnisse) derzeit noch fehlt, so ist doch zu erwarten, dass die neuen Handlungsempfehlungen Sie bei der Beratung von Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs unterstützen können und zu einer sichereren Versorgung Ihrer Patienten beitragen.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Langversion 8.0, 2025, AWMF-Registernummer: 043-022OL; Zugriff am 17.07.2025.
Leitlinien und systematische Übersichtsarbeiten
1 Cornford P, Tilki D, van den Bergh RCN, Eberli D, De Meerleer G, De Santis M, Gillessen S, Henry AM, van Leenders GJLH, Oldenburg J et al. EAU-EANM-ESTRO-ESUR-ISUP-SIOG Guidelines on Prostate Cancer 2025. European Association of Urology (EAU) Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Madrid 2025. ISBN 978-94-92671-29-5. EAU Guidelines Office, Arnhem, The Netherlands (Zugriff am 17.07.2025).
2 Gillessen S, Bossi A, Davis ID, de Bono J, Fizazi K, James ND, Mottet N, Shore N, Small E, Smith M et al. Management of patients with advanced prostate cancer-metastatic and/or castration-resistant prostate cancer: Report of the Advanced Prostate Cancer Consensus Conference (APCCC) 2022. Eur J Cancer. 2023 May;185:178-215. doi: 10.1016/j.ejca.2023.02.018.