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Tomosynthese der Brust: Was ist das eigentlich?

Neues aus der Brustkrebsdiagnostik

Ist die Tomosynthese bei Brustkrebs wirklich besser als die konventionelle Mammographie? krebsinformationsdienst.med hat aktuelle Informationen zur sogenannten 3D-Mammographie für Sie zusammengestellt.

Rückenansicht einer Frau bei der Mammographie
Rückenansicht einer Frau bei der Mammographie © Shutterstock

In Fachkreisen wird diskutiert, ob mit der digitalen Brusttomosynthese (DBT) Brustkrebs besser und früher erkannt werden kann als mit einer konventionellen Mammographie. Was unterscheidet die Tomosynthese von der Mammographie? Für wen ist sie geeignet?

Funktionsweise der Tomosynthese

Die Grafik zeigt schematisch eine komprimierte Brust mit 2 übereinanderliegenden krebsverdächtigen Veränderungen. Darüber befindet sich die Röntgenquelle. Bei der Tomosynthese (rechte Bildhälfte) nimmt die Röntgenquelle Bilder aus verschiedenen Winkeln auf. Die unter der Brust abgebildeten Schichtbilder 1 - 5 zeigen die Veränderungen in der entsprechenden Gewebeschicht jeweils scharf und deutlich. In der linken Bildhälfte ist zum Vergleich die herkömmliche 2D-Mammographie zu sehen, bei der sich die 2 Veränderungen überlagern.
Brust-Tomosynthese: Neue Technik für die Brustkrebsdiagnostik – Vergleich mit der herkömmlichen Mammographie © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Die digitale Brusttomosynthese (DBT) ist eine technische Weiterentwicklung der digitalen Mammographie.

Digitale Mammographie: Bei der konventionellen zweidimensionalen (2D-)Mammographie erstellt das Radiologenteam üblicherweise zwei Röntgenbilder der komprimierten Brust: eine Aufnahme von oben nach unten (cc: cranio-caudal) und eine Schrägaufnahme von innen nach außen (mlo: medio-lateral oblique).

Digitale Brust-Tomosynthese: Dagegen werden bei der Mamma-Tomosynthese bei jeder Einstellung mehrere (je nach System in der Regel 9 bis 25) Niedrigdosisaufnahmen aus verschiedenen Winkeln aufgenommen. Dafür bewegt sich die Röntgenröhre in einem Kreisbogen (je nach System zwischen 15 bis 50 Grad) um die komprimierte Brust.

Schichtbild statt 2D-Bild: Aus den Tomosynthesedaten werden anschließend dünne Schichtbilder errechnet. So entsteht auf der Basis einer begrenzten Zahl von Aufnahmen der Eindruck eines lückenlosen dreidimensionalen (3D-)Datensatzes der Brust.

Vorteile der Tomosynthese

Durch eine zusätzliche Tomosynthese sinkt die Gefahr, Brustkrebs in einem frühen Stadium zu übersehen.

Weniger Überlagerungen: Da Strukturen außerhalb der gewählten Schicht ausgeblendet werden, sind insbesondere kleinere Veränderungen, schlecht abgrenzbare sternförmige Verdichtungen und Architekturstörungen besser zu erkennen und zu beurteilen. Sie werden bei der konventionellen Mammographie unter Umständen von normalem Drüsengewebe überlagert und verdeckt.

Vor allem bei Frauen mit dichterem, unregelmäßigem Brustdrüsengewebe könnte die digitale Tomosynthese auf diese Weise die diagnostische Sicherheit verbessern.

Nachteile der Tomosynthese

Die Tomosynthese kann die Mammographie nicht vollständig ersetzen.

Problem Mikrokalk: Insbesondere gruppierter Mikrokalk ist mit der Tomosynthese oft schlechter erkennbar als mit der herkömmlichen Mammographie. Mikrokalkgruppen können auf ein Karzinom hinweisen. Befindet sich der Kalk in verschiedenen Schichten, erkennen Ärztinnen und Ärzte ihn mittels Tomosynthese oft schlechter als mit der herkömmlichen Mammographie.

Übersichtsaufnahmen nötig: Aus diesem Grund wird die Tomosynthese in der Regel mit einer Mammographie kombiniert. Die Aufnahmen können entweder konventionell erstellt werden oder es wird mit Hilfe spezieller Software aus den Tomosynthesedaten ein zweidimensionales Bild errechnet. Diese sogenannte synthetische 2D-Mammographie entspricht dem Projektionsbild der konventionellen Mammographie. Sie kann bei der Tomosynthese die konventionellen 2D-Aufnahmen ersetzen.

Strahlenbelastung im Vergleich

Für die Strahlenbelastung spielen unter anderem das verwendete System, individuelle Geräteeinstellungen und Patientenfaktoren wie Brustgröße und Brustdichte eine wichtige Rolle.

Tendenziell höhere Strahlenbelastung: Auch wenn die Strahlenbelastung pro einzelner Aufnahme bei der Tomosynthese geringer ist als bei der Mammographie, ist die Strahlenbelastung insgesamt in der Regel etwas höher. Wird die Brusttomosynthese nicht durch eine synthetische, sondern durch eine konventionelle Mammographie ergänzt, kommt die Strahlenbelastung durch die Mammographie hinzu.

 

Studienergebnisse

Die meisten klinischen Studien untersuchen den Nutzen der Tomographie für die Brustkrebsfrüherkennung – nur wenige bei Verdacht auf ein Mammakarzinom.

  • Tomosynthese bei Brustkrebsverdacht: Es gibt Hinweise, dass Radiologinnen und Radiologen Größe und Ausdehnung eines Tumors mit der Tomosynthese bei Frauen mit Symptomen genauer einschätzen können als mit der Mammographie.
  • Tomosynthese zur Brustkrebsfrüherkennung: Aktuelle Metaanalysen zeigen, dass sich durch die Kombination aus Tomosynthese und Mammographie etwa doppelt so viele invasive Karzinome erkennen lassen wie mit der Mammographie alleine.

Noch ist jedoch nicht klar, ob sich die höhere Detektionsrate im Screening auch auf die Brustkrebssterblichkeit auswirkt: Die kombinierte Untersuchung würde dann zwar den Diagnosezeitpunkt vorverlegen, aber möglicherweise trotzdem ohne Vorteil für die Betroffenen sein.

Tomosynthese: Ablauf und Kosten

Die Tomosynthese erfolgt an einem digitalen Mammographiegerät mit integrierter Tomosynthesefunktion. Ablauf und Dauer der Untersuchung unterscheiden sich nicht wesentlich von der Mammographie. Auch bei der Tomosynthese wird die Brust üblicherweise komprimiert, um die Bildqualität zu verbessern und die Strahlenbelastung der Brustdrüse zu senken.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Untersuchungskosten in der Regel nicht.

Fazit

Bei der digitalen Brusttomosynthese wird auf der Basis mehrerer niedrig-dosierter Röntgenbilder aus verschiedenen Winkeln eine Serie dünner Schichtaufnahmen errechnet. In Kombination mit der Mammographie kann die Tomosynthese Sensitivität und Spezifität der Brustkrebsdiagnostik verbessern.

Bisher ist offen, ob die Tomosynthese – ähnlich wie die Mammographie – als Screeninguntersuchung die Brustkrebsmortalität senkt. Ergebnisse einer großen prospektiven US-amerikanischen Studie zu dieser Frage sind frühestens in einigen Jahren zu erwarten (TMIST, NCT03233191).

Im Rahmen des deutschen Mammographie-Screening-Programms untersucht die ToSyMa-Studie (NCT03377036), wie sich Tomosynthese und synthetische Mammographie auf die Detektionsrate und die Intervallkarzinomrate im Screening auswirken.

Stand 05/2023: Aktuell ist der Einsatz der Tomosynthese im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung außerhalb von Studien aus Strahlenschutzgründen nicht zulässig. In der Primärdiagnostik kann die Tomosynthese bei entsprechender Indikation eingesetzt werden. Ihr Einsatz erfordert jedoch – wie jeder medizinische Einsatz ionisierender Strahlung – eine rechtfertigende Indikation nach § 83 Abs. 3 StrlSchG durch den fachkundigen Arzt oder die fachkundige Ärztin. 

Hinweis: Die vorliegende Version weicht von der Ursprungsversion dieses Beitrags in einigen Punkten ab.

 



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