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Orale Tumortherapie: Wachsender Beratungsbedarf bei Krebspatienten

Der Absatz von Proteinkinasehemmern, Immunsuppressiva & Co steigt

Der Absatz oraler Krebsmedikamente steigt stetig – das ist die Botschaft einer Pressemitteilung, die das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) kürzlich veröffentlicht hat. Besonders großen Zuwachs verzeichnen dabei Immunsuppressiva und zielgerichtete Therapien mit Tyrosinkinasehemmern. Das bedeutet: Immer mehr Krebspatienten nehmen ihre Medikamente eigenverantwortlich ein und haben daher einen besonders hohen Beratungsbedarf. Auch die Therapietreue (Compliance) der Patienten gilt es hier zu stärken. krebsinformationsdienst.med steht Fachleuten in ihrer Beratungstätigkeit zu oralen Krebsmedikamenten zur Seite.

Der Absatz oraler Tumortherapeutika steigt

Die Behandlung vieler Krebsarten hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten verändert: Neue, spezifische Wirkstoffe wurden entwickelt. Unter den 171 neuen Arzneistoffen der vergangenen fünf Jahre waren etwa ein Drittel (47) Tumortherapeutika. Mehr als die Hälfte (28) der neuen Krebsmedikamente werden oral eingenommen.

Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) hat Absatz- und Umsatzzahlen oraler Tumortherapeutika ermittelt1. Hierfür wurde ausgewertet, wie viele dieser Arzneimittel in öffentlichen Apotheken abgegeben und von den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bezahlt wurden. Demnach stieg der Absatz im Zeitraum 2013 bis 2017 um 18,4 % von 1,71 auf 2,02 Millionen Packungen pro Jahr. Den größten Zuwachs hatten dabei die oralen Immunsuppressiva und antineoplastische Mittel, zu denen vor allem die Proteinkinasehemmer gehören.

Der Beratungsbedarf bei Krebspatienten steigt

Die orale Tumortherapie wird immer wichtiger. Daher ist es notwendig, Betroffene intensiver zu informieren und zu begleiten: Klassische Zytostatika werden selten im häuslichen Umfeld, sondern überwiegend in Klinik oder Praxis gegeben. Orale Tumortherapeutika wie Tyrosinkinasehemmer nehmen Krebspatienten dagegen selbstständig ein. Ärzten und Apothekern kommt damit eine wachsende Verantwortung zu: Individuelle Einnahmepläne müssen mit den Betroffenen ebenso besprochen werden wie detaillierte Anweisungen zum Umgang mit den Medikamenten.

Die Compliance sicherstellen

Frau nimmt Medikamente. Foto:Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Immer mehr Krebspatienten nehmen ihre Krebsmedikamente selbstständig ein © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Gerade bei oralen Krebsmedikamenten, die Patienten eigenverantwortlich einnehmen, ist die Stärkung der Therapietreue (Compliance) besonders wichtig. Bekannt ist, dass die Compliancerate hier stark schwankt: Der Anteil der Krebspatienten, der orale Medikamente so einnimmt, wie es vorgesehen ist, liegt – je nach untersuchter Patientengruppe – zwischen weniger als 20 % und 100 %. Neben Therapieverweigerern finden sich auch "Overuser" – beide Haltungen können schwerwiegende Folgen haben. Aus klinischen Studien weiß man: je intensiver die Beratung, desto besser die Compliance.

Auf arzneispezifische Besonderheiten eingehen

Bei der Aufklärung sollten Ärzte und Apotheker sowie Pflegefachleute nicht nur auf Wirkung, Nebenwirkungen und Interaktionen eingehen. Wichtiges Thema im Gespräch müssen auch arzneispezifische Besonderheiten sein: Gerade bei oralen zielgerichteten Therapien (vor allem Tyrosinkinaseinhibitoren) spielen beispielsweise Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln eine große Rolle. Bei vielen dieser Wirkstoffe beeinflusst Nahrung die Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit dem die Substanz aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert wird (Food-Effekte). Patienten sollten deshalb auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Zeitpunkt der Einnahme (vor, zu oder nach den Mahlzeiten) sehr wichtig sein kann.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Fachkreise-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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