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Reiseimpfungen bei Krebs

November ist eine beliebte Fernreisezeit. Das kann auch für Krebspatienten eine willkommene Gelegenheit sein, sich zu erholen und Abstand zu bekommen. Sie sollten sich jedoch rechtzeitig über Reiseimpfungen informieren.

Impf- und Reisepass im Vordergrund, Landkarte von Thailand mit einem Pin in Bangkok im Hintergrund
Für viele Fernreiseziele werden Reiseimpfungen empfohlen. © nodrama_llama, Shutterstock

Nach einer längeren Erkrankungsphase die Familie im Ausland besuchen, sich einen Traum verwirklichen oder Abstand von der Krebserkrankung zu gewinnen – das alles können Gründe sein, warum Krebspatientinnen und Krebspatienten eine Fernreise planen. Verbesserte Behandlungsmöglichkeiten und eine damit einhergehende bessere Lebensqualität lässt das inzwischen für viele Betroffene zu.

Krebspatientinnen und Krebspatienten, die aufgrund ihrer Krankheit oder Therapie ein geschwächtes oder beeinträchtigtes Immunsystem haben, gelten allerdings als "Reisende mit besonderen Risiken":

  • Sie sind anfälliger für Infektionen als gesunde Menschen.
  • Ihr bereits aufgebauter Impfschutz kann beeinträchtigt sein oder neue Impfungen zeigen nur eine verminderte Impfantwort.
  • Nicht jede Reiseimpfung kommt für sie infrage.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) widmen diesen Risikogruppen in ihren 2023 aktualisierten Reiseimpfempfehlungen ein eigenes Kapitel.



Einfluss einer Chemotherapie und anderer Krebsmedikamente auf Reiseimpfungen



Eine antineoplastische Therapie kann den Schutz, den man durch vorherige Impfungen erworben hat, vermindern.

Deshalb raten Fachleute: Wurden Impfungen vollständig vor der Krebsbehandlung abgeschlossen – hatte also die Patientin oder der Patient eine Grundimmunisierung abgeschlossen? Dann sollte man diese Impfungen einmalig wiederholen. Voraussetzung ist, dass sich das Immunsystem bereits erholt hat. Das betrifft bei Reiseimpfungen beispielsweise Impfungen mit Totimpfstoffen gegen

  • Tollwut
  • FSME ("Zeckenimpfung")
  • Japanische-Enzephalitis
  • Hepatitis A und B
  • Polio (Kinderlähmung)
Lexikon

Totimpfstoff: abgetöteter Erreger oder Bruchstücke eines Erregers. Auch sogenannte Vektor- und mRNA-Impfstoffe gehören dazu.

Lebendimpfstoff: abgeschwächter Erreger

Wann Impfungen wiederholen? Normalerweise hat sich das Immunsystem 3 Monate nach einer antineoplastischen Therapie wieder so weit normalisiert, dass dann eine ausreichende Immunantwort durch Totimpfstoffe zu erwarten ist. Erfordert die Reise eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff etwa gegen Gelbfieber, raten Fachleute zu einem Abstand von 6 Monaten nach Ende der Krebstherapie.

Ist noch keine Grundimmunisierung für Reiseimpfungen erfolgt? Dann gelten weitgehend die gleichen Reiseimpfempfehlungen wie für Gesunde, sobald sich das Immunsystem normalisiert hat.

Was gilt nach Stammzelltransplantation?

Krebspatientinnen oder -patienten müssen nach einer Stammzelltransplantation davon ausgehen, dass ein zuvor bereits aufgebauter Impfschutz ganz verloren gegangen ist. Hintergrund ist, dass die vorgeschaltete intensive Chemotherapie zu einem vollständigen Verlust der bestehenden Immunabwehr führt.

Lebendimpfstoffe erstmal kontraindiziert: So lange bei den Betroffenen die Immunabwehr noch sehr stark geschwächt ist, dürfen sie keine Lebendimpfstoffe erhalten. Das kann lebensbedrohliche Infektionen zur Folge haben. In der Reisemedizin betrifft das vorwiegend die Gelbfieberimpfung sowie Lebendimpfungen gegen Typhus und Cholera.

  • Wichtig zu wissen: Mit mindestens 24 Monaten Abstand und nach Erholung des Immunsystems ist für Menschen nach Stammzelltransplantation prinzipiell eine Lebendimpfung wieder möglich.

Totimpfstoffe mit Abstand möglich: Für eine Reise notwendige Totimpfstoffe können Transplantationspatienten frühestens ab 6 Monaten nach der Stammzelltransplantation ohne Sicherheitsbedenken erhalten. Experten weisen allerdings darauf hin, dass man dann nicht immer von einem ausreichenden Schutz ausgehen kann. Bei einzelnen Impfstoffen wie zum Beispiel gegen Hepatitis A kann auch ein späterer Impfbeginn oder je nach Impfzeitpunkt mehrere Impfstoffdosen notwendig werden.

Lassen Sie sich vor einer Reise rechtzeitig zu Impfungen beraten

Kompetente reisemedizinische Beratung finden

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. bietet auf ihrer Website eine Suche an, mit der Sie reisemedizinisch zertifiziert fortgebildete Ärzte, Fachleute für Reisemedizin und Tropenmedizin und Gelbfieberimpfstellen in Deutschland suchen können.

  • Wenn Sie unter oder nach einer Krebstherapie verreisen wollen, sollten Sie sich vor Fernreisen rechtzeitig reisemedizinisch beraten lassen. In der Regel muss zwischen dem Ende der Krebstherapie und den Reiseimpfungen ein mehrmonatiger Abstand eingehalten werden.
  • Hat die Krebstherapie das Immunsystem stark beeinträchtigt, sollten Sie außerdem nach Möglichkeit mit den Reiseimpfungen mehrere Monate vor der Abreise beginnen. Das ermöglicht, dass die Ärztin oder der Arzt bei Bedarf den Impferfolg im Blut überprüfen kann. So kann sie oder er entscheiden, ob zusätzliche Impfstoffdosen notwendig sind.
  • Rechnen Sie damit, dass nicht nur einzelne Impfungen neu benötigt werden, sondern gegebenenfalls auch Auffrischimpfungen bestehender Impfungen notwendig sind.




Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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