Wichtig für Entscheidung: Wie hoch ist das Risiko für Infektionen?
Das hängt sehr stark von der individuellen Situation ab. Gerade bei Krebspatientinnen und -patienten spielen oftmals mehrere Faktoren zusammen. Eine Chemotherapie kann möglicherweise die Bildung von weißen Blutkörperchen beeinträchtigen und dadurch das Immunsystem schwächen. Außerdem kann die Krebsart selbst einen Einfluss haben und Sie anfälliger für Infektionen machen.
Viele Patientinnen und Patienten sind in unterschiedlichen Erkrankungsphasen auch unterschiedlich stark anfällig für Infekte.
Eine grobe, allgemeine Einteilung ist nach der Krebsart möglich. So haben Betroffene mit Blutkrebs wie Leukämien und Lymphomen in der Regel eine höhere Infektanfälligkeit. In einer Broschüre des Uniklinikums Passau für immungeschwächte Patienten (PDF) findet sich beispielsweise folgende, gut verständliche Einteilung von Risikogruppen:
- Risikogruppe 1: Krebspatientinnen und -patienten mit Organtumoren, zum Beispiel Magenkrebs
- Risikogruppe 2: Patientinnen und Patienten mit Leukämien und Lymphomen
- Risikogruppe 3: Patientinnen und Patienten, die eine Transplantation körperfremder Stammzellen (allogene Knochenmarktransplantation) erhalten haben
Nach Angaben in dieser Broschüre können Patientinnen und Patienten der Risikogruppe 1 Veranstaltungen besuchen. Betroffene der Risikogruppen 2 und 3 sollten verzichten oder einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Eine solche Einteilung kann jedoch nur eine sehr grobe Orientierung bieten. Ärztinnen und Ärzte betrachten daher in der Regel die Anzahl der weißen Blutkörperchen, um abzuschätzen, wie infektanfällig eine Patientin oder ein Patient ist.
Anzahl der weißen Blutkörperchen entscheidend für Infektionsrisiko
Ob eine Patientin oder ein Patient ein hohes Risiko für Infektionen hat, lässt sich unter anderem anhand der weißen Blutkörperchen abschätzen. Insbesondere die sogenannten Granulozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, geben Aufschluss:
- Haben Betroffene über einen Zeitraum von 5 bis 10 Tagen eine deutlich verringerte Anzahl an Granulozyten (Granulozytopenie oder Neutropenie genannt), gelten sie als gefährdet für Infektionen.
- Hält die Granulozytopenie länger als 10 Tage an, sprechen Fachleute von Hochrisikopatienten – sie müssen besonders stark auf einen Schutz vor Infektionen achten.
Tipps für den Veranstaltungsbesuch
Es gibt keine pauschalen Verhaltensregeln für immungeschwächte Patientinnen und Patienten. Viel Wissen dazu kommt vor allem aus der Praxis.
![Desinfektionsspender, Krebsinformationsdienst, DKFZ Eine Hand drückt auf einen Desinfektionsspender, unter dem eine andere Hand gehalten ist](/fileadmin/_processed_/6/b/csm_hygiene-desinfektion-spender-haende_ee8302fd3b.jpg)
Bild: Krebsinformationsdienst, DKFZ
Folgende praktische Tipps verschiedener Expertinnen und Experten können Ihnen helfen, einen Veranstaltungsbesuch möglichst "sicher" zu gestalten:
- Tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz.
- Weichen Sie auf weniger besuchte Veranstaltungen aus – zum Beispiel die Nachmittagsvorstellung im Kino oder einen Theaterbesuch unter der Woche.
- Versuchen Sie Abstand zu halten – buchen Sie sich zum Beispiel einen Sitzplatz am Rand.
- Vermeiden Sie die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, besonders zu den Stoßzeiten etwa im Berufsverkehr.
- Achten Sie besonders auf eine gute Hygiene: Desinfizieren Sie Ihre Hände regelmäßig, etwa, wenn Sie ein Treppengeländer berührt haben oder nach dem Besuch einer öffentlichen Toilette.
Detailwissen: Diese Krankheitserreger sind besonders kritisch bei einer Immunschwäche
Krebspatientinnen und -patienten mit einem geschwächten Immunsystem sollten darauf achten, nicht mit Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren in Kontakt zu kommen. Ganz besonders zu vermeiden ist der Kontakt mit Menschen, die an Windpocken oder Masern erkrankt sind. Auch vor einer Ansteckung mit Keuchhusten, Grippe, Corona (COVID-19) oder Herpesviren sollte man sich unbedingt schützen.
Zu Menschen, die Durchfall, Fieber, unklaren Hautausschlag oder eine Bindehautentzündung haben, sollte man Abstand halten.
Sensibilisieren Sie auch Ihr Umfeld: Bitten Sie Familie und Freunde, Sie beim Infektionsschutz zu unterstützen – etwa, indem sie auf Symptome der genannten Infektionen bei sich selbst achten und gegebenenfalls den Kontakt zu Ihnen vermeiden.
Zum Weiterlesen
Weitere Hinweise zum Alltag mit Immunschwäche finden Sie auf unseren Seiten zu Krebs: Schutz vor Keimen.
Broschüren für Patientinnen und Patienten
Hinweise zum Umgang mit einer Immunschwäche im Alltag bietet die Broschüre Infektionen? Nein, danke! Wir tun was dagegen! (PDF).
Das Klinikum Passau bietet eine Broschüre mit Verhaltensempfehlungen für immungeschwächte Patienten im häuslichen Umfeld (PDF) zum Herunterladen.
Quellen und Links (Auswahl)
Exner M, Engelhart S, Gebel J, Ilschner C, Pfeifer R, Höller C, Dilloo D, Maschmeyer G, Simon A (2011). Hygiene-Tipps für immun-supprimierte Patienten zur Vermeidung übertragbarer Infektionskrankheiten. HygMed 36(1/2): 36–44.
Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) (2021). Anforderungen an die Infektionsprävention bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten. Bundesgesundheitsbl 64:232–264. doi: 10.1007/s00103-020-03265-x
Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) (2010). Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten.
Bundesgesundheitsbl 53(4):357–388. doi: 10.1007/s00103-010-1028-9
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