Archiv

Immer positiv denken bei Krebs?

Frage des Monats

Viele Krebserkrankte hören von Angehörigen und Freunden, sie sollen "positiv denken" oder "stark bleiben", um den Krebs zu bekämpfen. Wie hilfreich sind solche Tipps? Wir beantworten Ihre Fragen dazu anhand eines Beispiels.

Sprechblase, Text: "think positive"
Immer positiv denken: Diesen Tipp hören viele Krebserkrankte häufiger. © rocketpixel, Freepik.com


Unsere Antwort

Wie Ihnen geht es vielen Krebspatientinnen und Krebspatienten: Sie hören aus ihrem Umfeld immer wieder gut gemeinte Ratschläge wie "Du musst positiv denken", "stark sein" oder "Kampfgeist beweisen" – öfter auch mal mit dem Hinweis, dass andere so den Krebs "besiegt" haben.

Doch wie Sie haben die meisten Betroffenen auch mal Durchhänger und Tage, an denen es ihnen seelisch nicht gut geht. Denn eine Krebserkrankung können die wenigsten Menschen einfach so wegstecken.

Wichtig zu wissen ist:

  • Es ist normal, dass Sie unterschiedliche Gefühlsphasen durchlaufen. Dass zeitweise auch Ängste, Sorgen oder Niedergeschlagenheit aufkommen, ist verständlich. Auch diese Gefühle brauchen ihren Platz.
  • Angesichts einer schwerwiegenden Erkrankung mit belastenden Therapien kann und muss man nicht ununterbrochen positiv oder kämpferisch gestimmt sein. Das ist auch keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Lassen Sie sich deshalb von solchen Aussagen nicht unter Druck setzen.
  • Dennoch ist ratsam, dass Sie eigene Wege finden, um schwierige Situationen möglichst gut durchzustehen. Eigene Kraftquellen zu entdecken und zu nutzen kann sich positiv auf Ihr Befinden und Ihre Lebensqualität auswirken.

Im Folgenden haben wir Hintergrundinformationen zu unserer Antwort und weitere Tipps für Sie zusammengestellt.

Gibt es einen "richtigen" Umgang mit Krebs?

Krebs ist eine komplexe Erkrankung, bei der sehr viele Einflussfaktoren zusammenspielen. Nicht alle Fragen lassen sich bisher abschließend beantworten und weitere Forschung ist notwendig.

Zum Einfluss der Psyche auf eine Krebserkrankung haben Forschende bereits verschiedene Studien durchgeführt. Klare Empfehlungen dazu, wie man die Erkrankung günstig beeinflussen könnte, ließen sich daraus nicht ableiten.

  • Bislang fehlen eindeutige wissenschaftliche Nachweise dafür, dass eine ganz bestimmte Art des Umgangs mit einer Krebserkrankung für den Krankheitsverlauf besonders vorteilhaft ist.
  • Beispielsweise ist nicht belegt, dass "positives" oder "kämpferisches" Denken unmittelbar die Prognose verbessert.

Den eigenen Weg finden

Den "richtigen" Umgang mit der Erkrankung gibt es nicht. Denn nicht jeder Mensch ist gleich. Manchen gibt es Energie, der Krankheit bewusst kämpferisch gegenüberzutreten, andere versuchen, ihr gegenüber möglichst viel Gelassenheit zu entwickeln.

Was Menschen hilft, die von einer Krebsdiagnose betroffen sind, kann vielfältig sein: Die aktive Suche nach Informationen und eigenen Handlungsmöglichkeiten rund um die Krankheit, möglichst viel normaler Alltag, Bewegung, Ruhe, bewusste Ablenkung, der Kontakt mit nahestehenden Menschen, der Austausch mit anderen Betroffenen, Nähe zur Natur oder auch spirituelle Erfahrungen.

Finden Sie Ihren eigenen Weg: Überlegen Sie für sich persönlich, was Ihnen guttut und was für Sie stimmig ist. Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen ernst. Entdecken Sie, was am besten zu Ihnen passt im Umgang mit den Belastungen, die Sie durch die Krankheit und deren Behandlung erleben. Das kann sich auch im Verlauf der Erkrankung immer wieder ändern.

Wichtig ist aber auch: Sie müssen mit den Herausforderungen der Krankheit nicht allein bleiben. Insbesondere wenn belastende Gefühle über längere Zeit anhalten oder den Alltag bestimmen, sollten Sie das nicht einfach hinnehmen.

Es gibt unterstützende Gesprächsangebote in Akut- und Rehakliniken sowie in psychosozialen Krebsberatungsstellen. Bei starker Belastung kann auch eine ambulante Psychotherapie helfen.

Wie umgehen mit Ratschlägen aus dem Umfeld?

Angehörige und Freunde sind oft unsicher, wie sie Betroffenen am besten Mut machen oder beistehen können. Wenn Sie bestimmte Ratschläge als wenig hilfreich erleben, versuchen Sie, Ihrem Umfeld mitzuteilen, was Sie sich stattdessen wünschen würden.

Manchmal ist es für Angehörige entlastend zu wissen, dass von ihnen kein "Lösungsvorschlag" erwartet wird, sondern ein offenes Ohr und das Mit-Aushalten schwieriger Phasen bereits eine wichtige Unterstützung sein können. Auch wenn eher praktische Hilfen gefragt sind, ist es gut, das möglichst konkret anzusprechen.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

powered by webEdition CMS