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Brustkrebs vorbeugen mit Anastrozol?

In den Medien macht es schon die Runde: In Großbritannien wurde Anastrozol aus der Gruppe der Aromatasehemmer zur Vorbeugung von Brustkrebs zugelassen. Für welche Frauen ist das gedacht? Und was gilt für Deutschland?

Tabletten als Fragezeichen vor pinkem Hintergrund
Wie sinnvoll ist eine Vorbeugung von Brustkrebs mit Anastrozol? Der Krebsinformationsdienst gibt Antworten © Orawan Pattarawimonchai, Shutterstock

Anastrozol ist ein Arzneimittel, das normalerweise zur Behandlung bei hormonempfindlichem Brustkrebs eingesetzt wird.

Nun hat Großbritannien Anastrozol auch zur Vorbeugung von Brustkrebs für Frauen mit erhöhtem Risiko zugelassen: Damit kann Anastrozol vorbeugend bei gesunden Frauen nach den Wechseljahren eingesetzt werden, um das persönliche Brustkrebsrisiko zu senken.

Wichtig zu wissen: In Deutschland ist Anastrozol für diese Anwendung nicht zugelassen.

Was bedeutet "erhöhtes Brustkrebsrisiko"?

Die Mehrzahl der Brustkrebserkrankungen kann nicht mit bestimmten Risikofaktoren in Zusammenhang gebracht werden. Trotzdem gibt es bekannte Risikofaktoren, die statistisch betrachtet mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergehen. Mehr dazu finden Sie in dem Text Brustkrebs: Risiken und Vorbeugung.

Um das individuelle Brustkrebsrisiko abzuschätzen, gibt es verschiedene Rechenmodelle. Alle Modelle haben Einschränkungen und sind nicht universell einsetzbar. Die Auswahl eines geeigneten Modells ist daher sehr wichtig.



Was ist dran an der medikamentösen Vorbeugung von Brustkrebs?

Wichtig zu wissen

Eine medikamentöse Vorbeugung von Brustkrebs ist nicht für alle Frauen geeignet. Fachleute empfehlen es nicht als Standard für alle, sondern nur in bestimmten Situationen.

Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko können gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten eine vorbeugende medikamentöse Behandlung in Betracht ziehen. So lautet die aktuelle Empfehlung der deutschen Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO). Maßstab für diese Überlegung ist die Ermittlung eines erhöhten Brustkrebsrisikos unter Anwendung eines der oben erwähnten Rechenmodelle.

Manche Frauen haben ein hohes Brustkrebsrisiko aufgrund von erblichen Mutationen in sogenannten Hochrisikogenen oder nach einer Strahlentherapie des Brustraums. Für sie gibt es gesonderte Empfehlungen.

Als Arzneimittel zur Vorbeugung von Brustkrebs sind folgende Medikamente grundsätzlich geeignet:

  • Tamoxifen (vor und nach den Wechseljahren)
  • Raloxifen (vor und nach den Wechseljahren)
  • Aromatasehemmer wie Anastrozol (nach den Wechseljahren)

Alle 3 Medikamente senkten in Studien vor allem die Zahl der hormonsensiblen, Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebserkrankungen. Das Auftreten von Östrogenrezeptor-negativem Brustkrebs blieb dagegen weitgehend unbeeinflusst.

Beratung durch die Ärzte unbedingt erforderlich: Die AGO empfiehlt, eine solche vorbeugende Therapie nur durchzuführen, wenn man vorher ausführlich von seiner Ärztin oder seinem Arzt beraten wurde und alle Vor- und Nachteile kennt und abgewogen hat. Ob der Nutzen einer vorbeugenden Behandlung die Risiken von Nebenwirkungen durch das Medikament überwiegt hängt ab vom

  • persönlichen Risikostatus,
  • dem Lebensalter und
  • bestehenden Risiken für Nebenwirkungen, etwa durch Vor- und Begleiterkrankungen.


Bekomme ich Anastrozol zur Vorbeugung von Brustkrebs auch in Deutschland?

Auch wenn die deutsche Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko in bestimmten Fällen eine medikamentöse Therapie zur Vorbeugung von Brustkrebs empfiehlt: In Deutschland ist bisher kein Medikament für diese Indikation zugelassen.

Eine Behandlung ist nur möglich, wenn der Arzt oder die Ärztin Anastrozol oder eines der anderen Medikamente im Rahmen einer sogenannten „zulassungsüberschreitenden" Anwendung verschreibt. Das englische Fachwort dafür lautet "off-label-use".

Wichtig zu wissen: Dies erfordert eine besondere Aufklärungs- und Sorgfaltspflichten der verschreibenden Ärzte. Ein Anspruch darauf, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Therapiekosten übernehmen, besteht in einer solchen Situation grundsätzlich nicht.



Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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