Risiko für Darmkrebs durch stark verarbeitete Lebensmittel

Grad der Verarbeitung hat Einfluss

Erstellt am:

Bitte beachten Sie:
Diese Nachricht ist bereits älter als 180 Tage. Unsere News werden NICHT NACHTRÄGLICH AKTUALISIERT. Sie haben Fragen zu diesem Thema? Unsere Ärztinnen und Ärzte stehen Ihnen gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns am Telefon und per E-Mail.

Lebensmittel sind unterschiedlich stark verarbeitet: Fertiggerichte etwa sind ultra-verarbeitete Lebensmittel. Wer viel davon isst, hat möglicherweise ein höheres Darmkrebsrisiko – darauf deutet eine aktuelle Studie hin.

Schnell zubereitet und günstig, aber ohne Ballaststoffe und mit vielen Kalorien: Stark verarbeitete Lebensmittel enthalten vor allem viel Zucker und Salz sowie weitere Zusatzstoffe. Bestandteile wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Obst fehlen hingegen – also vieles, was Fachleute für eine gesunde Ernährung empfehlen. Haben solche Nahrungsmittel außerdem viele industrielle Verarbeitungsschritte durchlaufen, sprechen Fachleute von "ultra-verarbeiteten Lebensmitteln".

Ob und wie ultra-verarbeitete Lebensmittel das Darmkrebsrisiko beeinflussen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer aktuellen, US-amerikanischen Studie untersucht.

Ultra-verarbeitete Lebensmittel können Risiko für Darmkrebs erhöhen

Die Forschenden werteten die Ernährungsgewohnheiten über einen Zeitraum von fast 30 Jahren von rund 200.000 Personen aus, die in 3 verschiedenen Beobachtungsstudien erhoben worden waren. In den Studien waren die Teilnehmenden regelmäßig zu ihrer Ernährung, ihrem Lebensstil und ihrem Gesundheitszustand befragt worden.

Die Auswertung zeigte einen Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln aus der Gruppe der ultra-verarbeiteten Lebensmittel und bestimmten Formen von Darmkrebs.

Ultra-verarbeitete Lebensmittel …

... sind Nahrungsmittel, die in mehreren Stufen industriell verarbeitet wurden. Dabei werden Lebensmittel zum Beispiel zerkleinert, mit weiteren Lebensmitteln vermischt und mit Zusatzstoffen wie Aromen, Farbstoffen oder Konservierungsmitteln versetzt.

Der Zusammenhang mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko zeigte sich bei Männern, die häufiger ultra-verarbeitete Lebensmittel konsumierten. Bei Frauen hingegen war der Effekt weniger deutlich und hing stärker davon ab, welche Art von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln sie konsumierten.

Verarbeitete Lebensmittel unterscheiden sich

Ein großer Teil der Lebensmittel ist in irgendeiner Weise industriell verarbeitet – allerdings unterschiedlich stark. Eine Unterscheidung in "verarbeitet" und "nicht verarbeitet" greift daher oft zu kurz. Entscheidender ist zum Beispiel, ob ein Lebensmittel zusätzliche Fette, Zucker, Salz oder weitere Zusatzstoffe enthält.

Um Lebensmittel einzuteilen, nutzten die Autorinnen und Autoren der Studie die sogenannte NOVA-Klassifikation. Diese gruppiert Lebensmittel nach dem Grad der Verarbeitung:

  • Gruppe 1 – unverarbeitete oder gering verarbeitete Lebensmittel: Gering verarbeitet bedeutet, dass ein Lebensmittel zwar industriell verändert werden darf (z.B. getrocknet, gemahlen, gefroren), dabei aber keine weiteren Stoffe wie Zucker oder Salz zugesetzt werden.
  • Gruppe 2 – verarbeitete Zutaten: Dazu zählen zum Beispiel Öle, Zucker und Salz – also Lebensmittel, die durch Pressen oder Raffinieren gewonnen werden und als Zutaten beim Kochen eingesetzt werden.
  • Gruppe 3 – verarbeitete Lebensmittel: Dazu gehören Lebensmittel, denen Salz, Zucker oder andere Zutaten der Gruppe 2 zugesetzt werden. Ein Beispiel ist eingelegtes Gemüse, aber auch Käse und viele Brotsorten zählen dazu.
  • Gruppe 4 – ultra-verarbeitete Lebensmittel: Unter "ultra-verarbeitet" versteht man Nahrungsmittel, die durch zahlreiche industrielle Prozesse verarbeitet sind und denen häufig weitere Stoffe zugesetzt werden. Darunter fallen zum Beispiel Fertiggerichte wie Tütensuppen oder Tiefkühlpizza, aber auch Süßigkeiten, gesüßte und / oder kohlensäurehaltige Getränke.

Das Problem ist …

... gerade verarbeitete Zutaten und Lebensmittel mit hoher Energiedichte sowie ultra-verarbeitete Lebensmittel sind oftmals besonders günstig und haben einen verbesserten Geschmack. Das führt dazu, dass sie in größeren Mengen konsumiert werden.

Wie erkenne ich ultra-verarbeitete Lebensmittel? Fachleute empfehlen einen Blick auf die Zutatenliste: Enthält ein Nahrungsmittel mindestens eine Zutat, die man normalerweise nicht in der Küche verwendet, ist das ein Hinweis auf eine starke Verarbeitung.

Weitere Forschung notwendig

In der Studie beobachteten die Autorinnen und Autoren einen Zusammenhang zwischen ultra-verarbeiteten Lebensmitteln (Gruppe 4 der NOVA-Klassifikation) und Darmkrebs. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch einen geringeren Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel das Risiko für Darmkrebs möglicherweise senken lässt. Eindeutig belegen lässt sich der Zusammenhang mit der Studie jedoch nicht.

Auch warum in der Studie Männer stärker betroffen waren als Frauen, ist unklar. Andere Untersuchungen deuten außerdem darauf hin, dass ultra-verarbeitete Lebensmittel auch insgesamt das Sterberisiko erhöhen könnten. Es ist daher weitere Forschung notwendig, um den Einfluss der Ernährung auf das Krebsrisiko weiter aufzuklären.

Zum Weiterlesen

Mehr zur Krebsprävention durch die Ernährung lesen Sie auf unseren Seiten Ernährung und Krebsvorbeugung – Kann gesunde Kost das Krebsrisiko senken?

Über Risikofaktoren für Darmkrebs informiert unser Text Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung.

Verwendete Quellen

Deutsches Ärzteblatt. Studien: Ultra-hoch­verarbeitete Lebensmittel könnten Risiko auf Darmkrebs und Tod erhöhen (05.09.2022).

Wang L, Du M, Wang K, Khandpur N, Rossato S L, Drouin-Chartier J et al. Association of ultra-processed food consumption with colorectal cancer risk among men and women: results from three prospective US cohort studies BMJ 2022; 378 :e068921 doi:10.1136/bmj-2021-068921.

Monteiro CA, Cannon G, Levy RB, et al. Ultra-processed foods: what they are and how to identify them. Public Health Nutr 2019;22:936-41. doi:10.1017/S1368980018003762.

Bonaccio M, Di Castelnuovo A, Ruggiero E, Costanzo S, Grosso G, De Curtis A et al. Joint association of food nutritional profile by Nutri-Score front-of-pack label and ultra-processed food intake with mortality: Moli-sani prospective cohort study BMJ 2022; 378 :e070688 doi:10.1136/bmj-2022-070688.

Monteiro CA, Cannon G, Lawrence M, Costa Louzada ML and Pereira Machado P. 2019. Ultra-processed foods, diet quality, and health using the NOVA classification system. Rome, FAO. 2019. ISBN 978-92-5-131701-3.

Sie haben Fragen zu Ernährung und Krebsrisiko? Wir sind für Sie da.

Sie erreichen den Krebsinformationsdienst:

Fragen Sie uns. Wir sind für Sie da.

Ärztinnen und Ärzte beantworten Ihre Fragen zu Krebs am Telefon oder per E-Mail – kostenfrei.
Unsere Informationen sind verständlich, aktuell, wissenschaftlich fundiert und qualitätsgesichert.

Ärztlicher Telefondienst

Telefonisch erreichen Sie uns unter 0800 420 30 40 täglich von 8 bis 20 Uhr. Ihr Anruf ist innerhalb Deutschlands kostenlos.

Wir rufen Sie gerne zurück

Sie haben uns nicht erreicht? Oder wollen in einem festen Zeitraum mit uns telefonieren? Dann
können Sie mit unseren Ärztinnen und Ärzten einen Rückruf vereinbaren.

  • Pflichtfelder Bitte hinterlegen Sie eine Telefonnummer unter der Sie persönlich gut zu erreichen sind, wählen Sie unter "Uhrzeit" den Zeitraum, in dem Sie zurückgerufen werden möchten und stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.

Ärztlicher E-Mail-Service

Schriftliche Anfragen senden Sie bitte entweder