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Wie Krebskranke die Corona-Pandemie erlebt haben

Ergebnisse einer Befragung

Die "Corona-Krise" hat das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen gestellt. Das hatte auch Auswirkungen für Krebspatientinnen und Krebspatienten, wie eine Befragungsstudie zeigte.

Ältere Dame hat die Arme um die Knie geschlungen und sitzt traurig und in sich gekehrt auf einem Sofa
Viele Krebsbetroffene litten während der Corona-Pandemie unter den verordneten Kontaktbeschränkungen [Symbolbild]. Bild: Tobias Schwerdt. © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Zu der anonymen Online-Befragung wurden Patientinnen und Patienten eingeladen, die sich mit Fragen an den E-Mail-Service des Krebsinformationsdienstes wandten.

Die Studie begann im Juli 2020, nach der 1. Pandemie-Welle, und endete im Juni 2021. Das Interesse galt der Frage, ob sich durch die Pandemie etwas bei der onkologischen Versorgung geändert hat und welche Sorgen den Betroffenen zu schaffen machten. Es konnten Antworten von 621 Teilnehmenden ausgewertet werden.

Wir haben versprochen, die Ergebnisse auf unseren Internetseiten kurz vorzustellen – das wollen wir nun nach Abschluss der Auswertung tun.

Krebsbehandlung kaum beeinträchtigt

Die gute Nachricht: Die eigentliche Krebsbehandlung erfolgte bei 96 % der Befragten wie geplant – trotz angespannter Lage in vielen Kliniken.

Änderungen betrafen vor allem Kontrolluntersuchungen während der Therapie, bei der Nachsorge und bei der psychoonkologischen und psychosozialen Betreuung. Termine mussten verschoben werden oder wurden auf telefonischen Kontakt oder Videochat umgestellt. Dies diente auch dem Schutz der Patientinnen und Patienten vor einer Infektion, da nicht zwingend nötige Arzt- und Klinikbesuche vermieden wurden. Denn viele Krebskranke haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der COVID-19-Krankheit.

Vor allem in der ersten Befragungsperiode ab Juli 2020 berichteten Befragte von Änderungen in der onkologischen Versorgung. Da hatte sich die Lage in den Kliniken bereits etwas entspannt. Möglicherweise beziehen sich einige entsprechende Angaben rückblickend auf die 1. Welle.

Pandemiesorgen und Infektionsangst

Folgen der Corona-Pandemie für Krebspatienten: 73 % vermissten soziale Kontakte, 33 % sorgten sich um die Qualität der Behandlung, 30 % hatten Angst vor eine Infektion, 20 % hatten zusätzliche Ausgaben für die Gesundheitsversorgung, 17 % hatten Einkommenseinbußen und 15 % sorgten sich um ihre Arbeitsstelle
Pandemiesorgen von Krebskranken. Ergebnisse einer Befragung von Patientinnen und Patienten © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Auch wenn die Versorgung weitgehend gewährleistet war, blieb die Pandemie nicht ohne Folgen für die Betroffenen: Fast drei Viertel litten sehr oder ziemlich unter den verordneten Kontaktbeschränkungen, Frauen mehr als Männer. Vor allem vermissten sie Begegnungen in der Öffentlichkeit, mit Freunden und Familie.

Ein Drittel der Befragten machte sich Sorgen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung durch die Pandemiesituation beeinträchtigt sein könnte. Diese Befürchtung äußerten besonders gesetzlich Versicherte und unter 40-Jährige.

3 von 10 Befragten, auch hier wieder mehr Frauen und Jüngere, fürchteten, selbst an COVID-19 zu erkranken oder gar daran zu sterben. Noch mehr sorgten sie sich, dass es Angehörige oder Freunde treffen könnte. Die Infektionsangst war allerdings während der 3. Welle deutlich geringer: Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Impfungen verfügbar.

Finanzielle Belastungen – nicht nur durch die Pandemie

Bereits die Krebserkrankung an sich verursacht zusätzliche Kosten für die medizinische Versorgung. Das gaben zwei Drittel der Befragten an. Sie nannten hier insbesondere Zuzahlungen für Medikamente und für Leistungen, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden, aber auch Fahrtkosten.

Jeder 5. fürchtete weitere Zusatzausgaben durch die Pandemie. Ebenfalls fast jeder 5. gab an, Einkommenseinbußen erfahren zu haben – durch Kurzarbeit oder Jobverlust. Das entspricht einem Drittel der Berufstätigen unter den Befragten. In knapp 60 % betrugen diese Einbußen bis zu 500 Euro pro Monat, teilweise aber auch deutlich mehr.

Corona schlug auf die Psyche

Symptome von Angst und Depressivität waren bei den Befragten deutlich häufiger und ausgeprägter als dies aus Untersuchungen mit Krebsbetroffenen vor der Pandemie bekannt ist.

Ausdruck sind unter anderem innere Anspannung und Unruhe, Unfähigkeit, Freude zu empfinden, Zukunftsangst und Niedergeschlagenheit. Diese Symptome standen besonders deutlich in Zusammenhang

  • mit Änderungen bei der medizinischen Versorgung,
  • mit der Sorge um die Qualität der Versorgung und
  • mit der Angst, man selbst oder nahestehende Menschen könnten an COVD-19 erkranken oder sterben.

Das Ausmaß der Symptome blieb während des gesamten Befragungszeitraums mehr oder weniger gleich: Die Pandemie belastete Patientinnen und Patienten nicht nur in der Anfangszeit.

Rückmeldungen aus dem "wirklichen Leben"

An dieser Studie haben Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen und Krankheitsstadien teilgenommen. Auch wenn die Befragten nicht repräsentativ für alle Krebsbetroffenen stehen, vermitteln die Ergebnisse einen Eindruck davon, welche Folgen und Auswirkungen die Pandemie hatte und was besonders belastend war.

Das kann dazu beitragen, in zukünftigen Krisensituationen auch die besonderen Bedürfnisse von Krebsbetroffenen besser zu berücksichtigen und geeignete Unterstützung anzubieten.

Deshalb sei allen, die an der Studie teilgenommen haben, nochmals herzlich gedankt. Die Antworten weisen zudem darauf hin, dass bedürfnisgerechte und umfassende Information und Kommunikation dazu beitragen könnte, Sorgen und Ängste zu mindern.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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