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Corona-Impfung trotz Immuntherapie bei Krebs?

Ist eine Corona-Impfung auch während einer Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Hemmern ratsam? Da diese Frage den Krebsinformationsdienst immer wieder erreicht, haben wir den aktuellen Wissensstand zusammengefasst.

Eine Krebspatient erhält in einer onkologischen Ambulanz ein Chemo. Dabei ist seine erwachsene Tochter und er unterhält sich mit einer Ärztin.
Gerade Betroffene während medikamentösen Krebstherapien sind häufig unsicher, ob eine Corona-Impfung in ihrer Situation sinnvoll ist [Symbolbild]. Foto: Tobias Schwerdt © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Allen Krebspatientinnen und Krebspatienten wird eine vollständige Schutzimpfung gegen Corona empfohlen – es gibt keine krebsspezifischen Gründe, die gegen eine Corona-Impfung sprechen. Das betont die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) in ihrer erst kürzlich aktualisierten Leitlinie.

Für Betroffene mit einer aktiven, fortgeschrittenen Tumorerkrankung ist die Corona-Impfung besonders wichtig. Denn: Sie haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit COVID-19.

Inzwischen bekommen immer mehr Patienten in einer fortgeschrittenen Erkrankungssituation eine Immuntherapie mit sogenannten Immun-Checkpoint-Hemmern. Beispielsweise Patientinnen und Patienten mit einem malignen Melanom (schwarzen Hautkrebs), Lungenkrebs oder Nierenkrebs. Auch für sie gilt die Impfempfehlung.

Besonderheit: Impfung unter Immuntherapie

Eine Immuntherapie wirkt anders auf das Immunsystem als herkömmliche Krebstherapien, etwa eine Chemo. Das müssen Ärztinnen und Ärzte auch beim Impfen berücksichtigen.

Bei einer Impfung unter einer herkömmlichen Krebsbehandlung haben die Ärzte vor allem im Blick, ob die Krebstherapie das patienteneigene Abwehrsystem unterdrückt (Immunsuppression): Hier steht deshalb die Sorge im Vordergrund, dass die Corona-Impfung möglicherweise nicht ausreichend wirksam ist, da das (geschwächte) Immunsystem keinen Schutz aufbauen kann.

Bei einer Impfung unter Checkpoint-Hemmern gelten sozusagen "umgekehrte Vorzeichen": Diese Medikamente bewirken, dass das körpereigene Abwehrsystem die Krebszellen (wieder) bekämpfen kann. Die Ärzte haben hier vor allem im Blick, ob eine Impfung während einer Checkpoint-Hemmer-Therapie eine verstärkte Immunreaktion auslöst. Es steht also die Frage im Raum, ob die Corona-Impfung zu verstärkten Nebenwirkungen durch "überschießende Immunreaktionen" führen könnte. Ob das der Fall ist, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den letzten Monaten untersucht.

Das zeigen Daten aus ersten klinischen Studien und Erfahrungswerte von Experten

Aktuell spricht alles dafür, dass sich Krebspatientinnen und Krebspatienten während einer Therapie mit Immun-Checkpoint-Hemmern gegen SARS-CoV-2 impfen lassen können. Die meisten Betroffenen bauen durch die Impfung einen guten Immunschutz auf.

Die ursprüngliche Sorge vor schwereren Nebenwirkungen durch eine Corona-Impfung während einer Checkpoint-Hemmer-Therapie hat sich bisher nicht bestätigt. Das gilt für die üblichen Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle oder Erschöpfungsgefühle. Das gilt aber auch für immunvermittelte Nebenwirkungen, die während der Behandlung mit Checkpoint-Hemmern auftreten können. Beispiele sind Hautauschlag oder Entzündungsreaktionen im Körper.

Bei einer Kombinationstherapie ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten: Autorinnen einer kleinen klinischen Studie zur Corona-Impfung1 halten einen Abstand der Impfung von mindestens 72 Stunden vor beziehungsweise nach der Gabe von Checkpoint-Hemmern trotzdem für sinnvoll. Dies gilt insbesondere bei einer Impfung während einer Kombinationstherapie, beispielsweise mit den Checkpoint-Hemmern Nivolumab und Ipilimumab. Hier sollten Ärzte gemeinsam mit Betroffenen besonderes sorgfältig auf immunvermittelte Nebenwirkungen achten.

Die individuelle Situation zählt

Insgesamt gibt es immer noch zu wenige Daten aus klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit der Corona-Impfung während einer medikamentösen Krebstherapie. Deshalb fordern Fachleute, dies weiter wissenschaftlich zu untersuchen.

Umso wichtiger ist, dass Betroffene während einer Immuntherapie gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten auf Basis ihrer persönlichen Krankheitssituation entscheiden, wann für sie der beste Impfzeitpunkt ist.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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