Zitrusfrüchte und Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten

Das sind die Fakten zu Grapefruits, Orangen, Limetten, Zitronen & Co

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Erfrischende Zitrusfrüchte sind beliebt im Sommer – ob zerstoßen im Cocktail, als Saft in Schorlen oder Limonaden oder als Zutat im Obstsalat. Doch Vorsicht: Einige können die Wirkung von Krebsmedikamenten beeinflussen.

Die meisten Menschen wissen inzwischen, dass Grapefruit und Medikamente nicht gut zusammenpassen. Fachleute bezeichnen das als Arzneimittel-Wechselwirkung: Inhaltsstoffe der Grapefruit hemmen im Körper ein Enzym namens CYP3A4. Das ist ein Eiweiß, das für den Um- und Abbau vieler Arzneimittel verantwortlich ist. 

Je nach Medikament kann sich diese Wechselwirkung unterschiedlich auf die Arzneimitteltherapie auswirken:

  • Wenn CYP3A4 normalerweise einen Arzneimittel-Wirkstoff im Körper abbaut: Dann hat die Hemmung von CYP3A4 eine ungewollt hohe Menge des Wirkstoffs im Blut zur Folge. Patientinnen und Patienten vertragen dadurch das Medikament schlechter und/oder haben mehr Nebenwirkungen. Betroffen sind davon zum Beispiel Medikamente zur Therapie der chronischen myeloischen Leukämie (CML) wie Imatinib oder Dasatinib.
  • Wenn CYP3A4 einen Wirkstoff umbaut, damit er wirksam wird: Dann wirkt sich eine Hemmung von CYP3A4 in einer ungewollt niedrigen Menge des eigentlich erwünschten Stoffwechselproduktes im Blut aus. Dadurch wird das Arzneimittel weniger wirksam. Betroffen ist davon zum Beispiel das Chemotherapie-Medikament Cyclophosphamid.

Ist eine solche Wechselwirkung für ein Krebsmedikament bekannt, raten Fachleute davon ab, während der Krebstherapie Grapefruits zu verzehren. Damit meinen sie die frische Frucht, aber auch den Saft und andere Zubereitungen.

  • Wichtig ist: Patientinnen und Patienten sollten die Frucht vollständig meiden. Es reicht nicht aus, nur auf die gleichzeitige Einnahme mit dem Medikament zu verzichten. Denn: Die Wechselwirkung kann sogar über mehrere Tage anhalten.

Pauschale Aussagen, ab welcher Grapefruit-Menge man von Wechselwirkungen ausgehen muss, sind nicht möglich – manchmal reicht schon eine einzige Frucht oder ein Glas Grapefruitsaft. In anderen Situationen wurden Wechselwirkungen erst nach regelmäßigem Verzehr über mehrere Tage oder Wochen beobachtet.

Ausgehöhlte Grapefruit mit Cocktail und Strohhalm
Manche Zitrusfrüchte beeinflussen Krebsmedikamente in ihrer Wirkung.
Bild: © Freepik

Nicht nur bei Grapefruits vorsichtig sein

Wie sieht es mit anderen Zitrusfrüchten aus, die gerade im Sommer sehr beliebt sind? Alle Zitrusfrüchte enthalten ähnliche Pflanzenstoffe. Allerdings unterscheiden sich die Früchte in ihrer genauen Menge und Zusammensetzung und damit auch die Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten.

Fragen Sie nach

Ihre behandelnde Ärztin oder ihr behandelnder Arzt sowie Personal in der Apotheke können Ihnen sagen, ob Ihr Krebsmedikament von Wechselwirkungen mit Zitrusfrüchten betroffen ist.

Folgende Zitrusfrüchte können ähnliche Wechselwirkungen wie Grapefruit haben und sich ähnlich nachteilig auf die Krebstherapie auswirken:

  • Pomelo (Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse)
  • Limetten
  • Sevilla-Orange oder auch Bitterorange – eine bestimmte, häufig in Marmelade verwendete Orangenart

Auch auf diese Früchte sollten Patienten verzichten, wenn für ihr Krebsmedikament eine Wechselwirkung mit Grapefruit bekannt ist.

Andere Zitrusfrüchte sind dagegen noch wenig untersucht, ob auch sie das Enzym CYP3A4 hemmen können. Sie sind aber auch bisher nicht als problematisch aufgefallen.

  • "Normale" Orangen und Orangensaft: Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich Orangen oder deren Saft nachteilig auf eine Krebstherapie auswirken. Sie hemmen den Ab- und Umbau von Arzneistoffen offenbar kaum. 
  • Zitronen: Bisher wurden auch für Zitronen keine Auswirkungen auf Krebsmedikamente berichtet. Der Stoff, der in Grapefruits für Wechselwirkungen sorgt, steckt bei Zitronen vor allem in der Schale. In Zitronensaft findet er sich nur in Spuren.
  • Mandarinen und Clementinen: Laborexperimente weisen darauf hin, dass diese Früchte wie Grapefruits mit Arzneimitteln wechselwirken – allerdings schwächer. Ob und wie sich das auf die Behandlung mit Krebsmedikamenten auswirkt, ist bislang nicht bekannt.

Manche Experten empfehlen daher, auch mit diesen Zitrusfrüchten zurückhaltend während einer medikamentösen Krebstherapie zu sein. Denn: Es gibt immer noch Wissenslücken.

Tipp

Nehmen Sie Ihre Medikamente stets mit klarem Wasser ein.

Wichtig zu wissen: Wie sich Wechselwirkungen von Arzneimitteln auswirken, hängt immer von Ihrer persönlichen Situation und der aktuellen Behandlung ab. Sprechen Sie daher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber, ob Sie Grapefruits, Limetten, Zitronen und andere Zitrusfrüchte unbeschwert genießen können.

Zum Weiterlesen

Informationen des Krebsinformationsdienstes

Fachliteratur (Auswahl)

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Mertens-Talcott, S, Zadezensky, I, De Castro, W, Butterweck, V, Derendorf, H (2006). Drug Interactions of Grapefruit and Other Citrus_What Have We Learned? in Herbal Supplements-drug interactions. Scientific and regulatory perspectives (pp.147-178) Eds: Taylor and Francis GroupEditors: YW Francis Lam, Shiew-Mei Huang, SD Hall. doi: 10.1201/9780849355530.ch7.

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Voigt, N, Ort, K, Sossalla, S. Arzneimittelinteraktionen, die man kennen muss!, (2019). Pneumologie, 73(05): 306-318. doi: 10.1055/a-0863-6242

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