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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor Bambus-Geschirr

Kunststoffware aus Melaminharz: Nur gesundheitlich bedenklich oder auch krebserregend?

+++ ACHTUNG: Zu diesem Thema liegt eine aktuelle Empfehlung der Verbraucherzentralen vor. Diese finden Sie hier +++

Leicht, bruchfest und vermeintlich umweltfreundlich – Bambus-Geschirr gewinnt bei Verbraucherinnen und Verbrauchern an Beliebtheit. Diese oft als "Bambusware" bezeichneten Produkte sind jedoch hauptsächlich aus Melaminharz und enthalten Bambusfasern lediglich als Füllstoff. Bei hohen Temperaturen können aus dem Melaminharz gesundheitlich bedenkliche Mengen an teils krebserregenden Stoffen freigesetzt werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat nun eine aktuelle Bewertung abgegeben und beantwortet unter anderem, inwiefern ein Krebsrisiko besteht.

Erste Warnung bereits im Jahr 2011

Vier Mehrwegbecher aus einem Gemisch aus Kunststoff und Bambusfasern.
Werden Mehrwegbecher aus Melaminharz regelmäßig heiß befüllt, können sie auf Dauer ein gesundheitliches Risiko darstellen. © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Schon vor acht Jahren gab es eine erste Meldung zu Kunststoffware aus Melaminharz: Besteck und Geschirr aus Melaminharz: Zum Kochen ungeeignet. Kochutensilien sollten nicht zum Kochen oder in der Mikrowelle verwendet werden.

Nun hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine erste Einschätzung dazu erweitert: Es empfiehlt in Gefäße aus Melaminharz keine heißen Flüssigkeiten oder Säuglingsnahrung einzufüllen. Das gilt besonders für die inzwischen beliebten Geschirrutensilien mit zugesetzten Bambusfasern.

Küchenutensilien aus Melaminharz: Hohe Temperaturen meiden

Wo liegt das Krebsrisiko?

Melamin kann in hohen Dosen und über einen längeren Zeitraum eingenommen, dazu führen, dass sich Blasensteine bilden. Diese gelten wiederum als Risikofaktoren für Blasenkrebs.

Formaldehyd wird von der internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft. Bei regelmäßigem Einatmen kann es zu Krebs im Nasen-Rachen-Raum und zu Leukämien führen.

Melaminharze oder auch Melamin-Formaldehyd-Harze (MFH) sind Kunststoffe, die – wie der Name bereits verrät – aus den Ausgangsstoffen Melamin und Formaldehyd entstehen. In den letzten Jahren werden vermehrt Füllstoffe wie etwa Bambusfasern zugesetzt. Die bruchsicheren Artikel sind unter anderem als Coffee-to-go-Becher oder Kinderprodukte beliebt.

Solche "Bambusware" kann jedoch bei Kontakt mit heißen flüssigen – insbesondere säurehaltigen – Lebensmitteln hohe Mengen Melamin und Formaldehyd freisetzen. Bei Temperaturen von über 70° Celsius können diese Stoffe in die Nahrung oder Getränke übergehen. Zersetzt sich Formaldehyd, kann es außerdem in die Raumluft gelangen und somit durch den Verbraucher eingeatmet werden.

Wie groß ist die Gefahr? Auf die Dosis kommt es an – ist man regelmäßig bedenklichen Mengen dieser Stoffe ausgesetzt, können sie gesundheitsschädlich sein. Dies haben Langzeit-Tierversuche gezeigt. Eine einmalige Überschreitung der gesetzlich bestimmten Grenzwerte stellt wahrscheinlich keine Gesundheitsgefahr dar. Außerdem ist Geschirr aus Melaminharz gesundheitlich unbedenklich, wenn man es für kalte oder lauwarme Lebensmittel nutzt.

Wie erkenne ich, dass sich mein Geschirr aus Melaminharz zersetzt? Normalerweise sind die Produkte hart und glänzend, bei Beschädigungen sind die Oberflächen für gewöhnlich rau und matt. Verbraucher sollten auf sichtbare Gebrauchspuren achten und die Bambusware bei Beschädigungen austauschen. Denn ist der Prozess erst einmal begonnen, verstärkt sich die Zersetzung bei weiterer Nutzung.

Welche Alternativen zu "Bambusware" gibt es? Nicht nur wesentlich beständiger, sondern auch unbedenklicher sind Produkte aus anderen Kunststoffen wie zum Beispiel Silikon. Diese können Verbraucher ohne Vorbehalt verwenden.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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