Eine Zigarette beim Kaffee, vielleicht zwei zum Bier, bei Feierlichkeiten kann es auch mal eine halbe Schachtel werden – aber süchtig? Viele Gelegenheitsraucher sind sich sicher, dass sie ihren Konsum im Griff haben. Da sie nicht täglich zur Zigarette greifen, verstehen sie sich selbst nicht als Raucher. Manche gehen davon aus, dass die Risiken des Tabakkonsums für sie nicht gelten: Ein paar Zigaretten pro Woche, die muss der Körper doch verkraften können – oder etwa nicht?

Die kurze Antwort darauf ist: Auch wenige Zigaretten pro Woche sind nicht unbedenklich, Rauchen ist krebserregend. Beim Verbrennen von Tabak wird eine Vielzahl von Stoffen freigesetzt, die nachweislich krebserzeugend sind oder zumindest in diesem Verdacht stehen. Das hat unter anderem die Internationale Krebsforschungsagentur IARC festgestellt. Einen unteren Grenzwert gibt es nicht: Auch wer wenig raucht, hat statistisch ein höheres Krebsrisiko als ein Nichtraucher.
Tabakrauch fördert nicht nur Lungenkrebs, sondern kann an der Entstehung vieler weiterer Krebsarten beteiligt sein. Auch für schwere Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Leiden steigt das Risiko. Darüber hinaus sollte man beachten, dass Zigaretten schnell abhängig machen: Viele Kettenraucher haben als Gelegenheitsraucher angefangen – und nicht vom ersten Tag zwei Schachteln konsumiert. Vom Genuss zur Sucht ist es nur ein kleiner Schritt.
Tabakrauch: 90 Stoffe als Krebsrisiko
Warum sind auch wenige Zigaretten nicht unbedenklich? Verantwortlich sind die vielen verschiedenen Substanzen, die im Tabakrauch enthalten sind, und die man beim Ziehen an der Zigarette einatmet.
Insgesamt sind im Tabakrauch mehr als 5.300 Stoffe enthalten. 90 davon werden mit Krebs in Verbindung gebracht. Viele davon gelten als sicher krebserregend, bei anderen ist es zumindest wahrscheinlich oder es besteht zumindest ein ernstzunehmender Verdacht. Zu diesem Schluss kommt das Deutsche Krebsforschungszentrum auf der Basis von Auswertungen der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC sowie anhand von Einstufungen der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Fachleute bezeichnen solche Stoffe auch als kanzerogene oder karzinogene Substanzen. Die Zahl der Inhaltsstoffe, die allgemein als gesundheitsschädlich gelten, ist sogar noch höher.
Was passiert genau im Körper? Viele der im Tabakrauch enthaltenen Substanzen reagieren mit dem Erbmaterial der Zellen im menschlichen Körper. Dabei kann es zu Veränderungen oder Mutationen kommen. In der Folge entgleist die Steuerung von Wachstum, Teilung und Überlebenszeit einer Zelle. Die Zelle kann sich dann unkontrolliert vermehren: der Beginn des Krebswachstums.
Husten, Kurzatmigkeit, Schwindel: Weitere Folgen des Rauchens
Aber wie viel kann das ausmachen, wenn man nur gelegentlich raucht? Aus Forschungsergebnissen zum Passivrauchen weiß man, dass auch schon geringe Mengen der im Tabakrauch enthaltenen Stoffe gesundheitsschädlich sein können. Die wesentlichen Schadstoffe im Rauch sind in beiden Fällen gleich.
Auch bei Gelegenheitsrauchern können deshalb die Atemwege akut geschädigt werden. Solche Reizungen äußern sich durch Husten, pfeifendes Atmen und Auswurf. Übrigens können auch die Kopfschmerzen nach einem Abend, an dem man verhältnismäßig viele Zigaretten geraucht habt, eine Nebenwirkung des Tabakrauchs sein – nicht immer ist ein "Kater" nur die Folge von Alkohol.
Langfristig können die Atemwege dauerhaft geschädigt werden, selbst wenn man selten und wenig raucht: Das Auftreten schwerer Erkrankungen wie Asthma oder der COPD, der Chronisch-Obstruktiven Lungenerkrankung wird begünstigt, bei bereits Erkrankten verschlimmert sich die Situation. Auch Blutgefäße können langfristig geschädigt werden, was Herzerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle zur Folge haben kann.
Studien zum Thema: Kein Freifahrtsschein für Partyraucher
Auch aus epidemiologischen Studien, die das Risiko von bestimmten Bevölkerungsgruppen für verschiedene Krankheiten untersucht haben, lässt sich keine Entwarnung für Gelegenheitsraucher herauslesen, im Gegenteil: Ein unterer Grenzwert, ab dem Rauchen gefahrlos möglich wäre, wurde auch hier nicht gefunden.
Suchtgefahr: Wenn aus zehn Zigaretten pro Woche zehn Schachteln werden
Tabakkonsum kann schnell abhängig machen. Wer den Wunsch verspüren, in Zukunft rauchfrei zu sein und es zu bleiben: Es kann anfangs schwerfallen, vielleicht, weil die Zigaretten zu einem liebgewonnenen Ritual gehören oder ausdrücklich mit einer Ausnahmesituation verknüpft sind. Fachleute können einem aber auf dem Weg vom "Manchmal"-Raucher zum "Nie"-Raucher helfen. Die Mitarbeiter der Telefonberatung zur Rauchentwöhnung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützen bei der konkreten Planung und Umsetzung des Rauchausstiegs.
Sie wollen mit dem Rauchen aufhören?
Die Telefonberatung zur Rauchentwöhnung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) steht Ihnen unter der kostenfreie Servicenummer 0 800 8 31 31 31 zur Verfügung:
- montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr
- freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr
Mehr über die Telefonberatung der BZgA erfahren Sie auf der Internetseite der Bundeszentrale unter www.rauchfrei-info.de/informieren/rauchstopp/unterstuetzung-beim-rauchstopp/telefonberatung/.
Zum Weiterlesen
Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Zu diesem Anlass geben die verschiedenen Einrichtungen im Gesundheitswesen jährlich Informationen heraus, die ein Bewusstsein für die Folgen des Tabakkonsums schärfen sollen. Gleichzeitig soll der Tag Raucher motivieren, einen Rauchstopp zu erwägen. Einige der diesjährigen Aktivitäten sind hier aufgelistet:
Aktionsbündnis Nichtrauchen
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) betont die Kosten des Rauchens für den Einzelnen, die Allgemeinheit und die Umwelt. So bezahlen Raucher und Raucherinnen, die täglich eine Packung rauchen, im Schnitt 150 Euro im Monat für ihre Sucht. Die gesamte Volkswirtschaft nimmt jährlich einen Schaden von 80 Milliarden Euro durch das Rauchen der Bürger. Unterstützt wird der ABNR bei seinen Aktivitäten von der Deutschen Krebshilfe. Mehr unter www.abnr.de/weltnichtrauchertag/2017-rauchen-kostet-nichtrauchen-kostet-nichts/
Robert Koch-Institut
Das Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) widmet dem Weltnichtrauchertag sein "Thema des Monats". Darin geht das Zentrum unter anderem auf die 72.000 Krebsfälle pro Jahr ein, die sich in Deutschland auf das aktive Rauchen zurückführen lassen. Mehr unter www.krebsdaten.de.
Deutsches Krebsforschungszentrum
Die Stabsstelle Krebsprävention und WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) bringt zum Weltnichtrauchertag ein Faktenblatt heraus, das auf die Folgen des Tabakkonsums für die Gesellschaft um die Umwelt hinweist. Das Faktenblatt kann heruntergeladen werden unter www.dkfz.de/de/a_krebspraevention-neu/Downloads/pdf/AdWfdP/AdWfdP_2017_Rauchen_schadet-vom_Anbau_bis_zur_Kippe.pdf
Mehr über die Gefahren des Tabakkonsums finden Sie auch auf der Internetseite des Krebsinformationsdienstes unter "Rauchen und Passivrauchen: Risiko durch blauen Dunst".
Hintergründe und Quellen (Auswahl)
Das WHO-Zentrum für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum bietet umfassende Informationen zum Thema Rauchen unter www.dkfz.de/de/tabakkontrolle, zum Beispiel den
- Tabakatlas Deutschland 2015, unter www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-2015-final-web-dp-small.pdf
Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) bewertet das Krebsrisiko durch Tabakkonsum zum Beispiel in der Veröffentlichung
- IARC Monographs on the Evaluation of carcinogenic Risks to Humans. "Personal Habits and Indoor Combustions. A Review of Human Carcinogens", Volume 100 (E), 2012, http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol100E/index.php
Am Helmholtz-Zentrum München ist der Lungeninformationsdienst angesiedelt:
- Unter www.lungeninformationsdienst.de finden sich viele Hintergründe zu weiteren Lungenerkrankungen, die wie Krebs durch das Rauchen entstehen oder sich verschlechtern können.
Eine aktuelle amerikanische Studie bestätigt, dass sich kein unterer Grenzwert für das Risiko durch Rauchen festlegen lässt:
- Inoue-Choi M, Liao LM, Reyes-Guzman C, Hartge P1, Caporaso N, Freedman ND. Association of Long-term, Low-Intensity Smoking With All-Cause and Cause-Specific Mortality in the National Institutes of Health–AARP Diet and Health Study. JAMA Intern Med. 2017 Jan 1, 177(1): 87-95. doi: 10.1001/jamainternmed.2016.7511