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Sind Krebspatienten auf dem Land im Nachteil?

Vergleich der onkologischen Versorgung in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

In ländlichen Regionen sind gesundheitliche Versorgungsstrukturen schwach ausgeprägt und es gibt weniger Ärzte als in den Städten: Diese Sorge treibt vor allem Patienten um, die auf regelmäßige und langfristige Behandlung angewiesen sind. Für manche Krebspatienten und deren Angehörige stellt sich die Frage, ob sie in einer Stadt besser versorgt wären als auf dem Land.

Wissenschaftler der Alice Salomon Hochschule Berlin und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin haben die onkologische Versorgung von knapp 15.000 Krebspatienten mit Wohnort in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern untersucht. Dafür werteten sie unter anderem Daten der AOK Nordost aus. Ziel der Studie war es, Defizite in der Versorgung von Krebspatienten ausfindig zu machen.

In die Studie eingeschlossen wurden Versicherte im Alter von mindestens 25 Jahren, bei denen im Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2012 Krebs neu diagnostiziert wurde. Unter Zuhilfenahme der Versichertendaten konnten die Wissenschaftler den onkologischen Versorgungsablauf in städtischen, halbstädtischen und ländlichen Regionen vergleichen. Sie erhielten außerdem Daten zur Überlebenszeit der Krebspatienten sowie zur Wirtschaftlichkeit der Versorgung im städtischen beziehungsweise ländlichen Raum.

Ergebnisse des Stadt-Land-Vergleichs

Kornfeld © CeHa - Fotolia.com
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Die vorherrschende Meinung, dass Krebspatienten in der Stadt besser versorgt seien als auf dem Land, konnte die Studie nicht bestätigen. Das Fazit der Wissenschaftler: Die Wege zur Versorgung waren für die Studienteilnehmer in ländlichen Regionen zwar beschwerlicher als im städtischen Raum. Der Versorgungsablauf unterschied sich gemessen an der Häufigkeit der medizinischen Maßnahmen jedoch nicht wesentlich. Die Wissenschaftler konnten allerdings zeigen, dass bei den Studienteilnehmern in der Stadt einige Tage früher mit der Versorgung begonnen wurde.

Weitere Ergebnisse der Studie: Die Kosten für die Behandlung der Krebspatienten fielen in den Städten höher aus als auf dem Land. Die Wissenschaftler vermuten, dass Zusatzverträge mit Kassenärzten in den Städten und die unterschiedliche Vergütung in den einzelnen Bundesländern der Grund dafür sind. Bei der pflegerischen Versorgung stellten die Wissenschaftler Nachteile in den ländlichen Regionen fest. Hinsichtlich der Überlebenszeit nach der Diagnose Krebs konnten sie hingegen keinen deutlichen Unterschied im Stadt-Land-Vergleich feststellen.

Die Studie aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liefert einen Anhaltspunkt für die Versorgung von Krebspatienten in städtischen und ländlichen Regionen. Die Daten reichen jedoch nicht aus, um eine für ganz Deutschland gültige Aussage treffen zu können.



Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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