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Erneut hat ein Krebspatient durch die Behandlung mit Amygdalin eine Blausäure-Vergiftung erlitten und musste in einer Klinik behandelt werden.
Amygdalin wird seit langem zur Krebstherapie beworben, oft unter dem Phantasienamen "Vitamin B17". Produkte, die Amygdalin oder das chemisch verwandte Laetril(e) enthalten, haben jedoch weder in Deutschland noch in der Europäischen Union eine Zulassung als Arzneimittel. Auch als Nahrungsergänzungsmittel sind sie weitgehend illegal. In der Krebstherapie hat Amygdalin keinen Stellenwert, denn: Für eine Wirksamkeit gegen Krebs gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege.
- Das Risiko ist jedoch groß: Amygdalin wird im Darm unter anderem zu Blausäure umgesetzt, was zu schweren Vergiftungen führen kann.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft weist aus aktuellem Anlass ausdrücklich darauf hin, dass Amygdalin vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als bedenklich eingestuft wird. Von der Anwendung Amygdalin-haltiger Produkte und Arzneimittel raten die Behörden entschieden ab. Die Warnung der Experten gilt auch für größere Mengen bitterer Aprikosenkerne, die findige Anbieter inzwischen als Ersatz anpreisen: Davon sollten Erwachsene nicht mehr als ein oder zwei pro Tag verzehren, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Besser ist es, ganz darauf zu verzichten.
Zum Weiterlesen
- Eine Mitteilung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 12.12.2014 zum aktuellen Zwischenfall mit Amygdalin-haltigen Präparaten ist unter folgendem Link abrufbar: www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/Archiv/2014-37.html. Ein ausführlicher Bericht kann hier eingesehen werden: www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/Bekanntgaben/Archiv/2014/20141212.html.
- Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stuft Amygdalin-haltige Präparate als bedenklich ein. Verkauf und Weitergabe an Patienten sind dem Bundesinstitut zufolge verboten. Bereits im September 2014 wiesen das BfArM und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf die fehlende Wirksamkeit und die schädlichen Nebenwirkungen von Amygdalin hin. Das Bulletin zur Arzneimittelsicherheit (2014; 3:7-13) kann hier heruntergeladen werden: www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Bulletin/2014/3-2014.pdf?__blob=publicationFile&v=3.
- Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält Informationen zu Amygdalin und Amygdalin-haltigen Präparaten bereit: www.bfr.bund.de/de/a-z_index/amygdalin-9426.html. Seit Jahren warnt das Bundesinstitut zudem vor dem Verzehr von bitteren Aprikosenkernen (aktualisiert April 2015): www.bfr.bund.de/cm/343/zwei-bittere-aprikosenkerne-pro-tag-sind-fuer-erwachsene-das-limit-kinder-sollten-darauf-verzichten.pdf.
Weitere Informationen
- Wie können sich Patienten informieren, ob eine alternativmedizinische Behandlung Risiken hat? Hintergründe zum Thema bietet der Text "Alternative und komplementäre Methoden in der Krebsmedizin". Einen kurz gefassten Überblick bietet das Informationsblatt "Alternative und komplementäre Krebsmedizin" (PDF).
- Was sind "echte" Medikamente und wie unterscheiden sie sich von Pillen, Tabletten und Pulvern, die vor allem zur Nahrungsergänzung angeboten werden? Antworten gibt der Text: "Nahrungsergänzungsmittel: Große Versprechungen, k(l)eine Wirkung?".
- Haben Sie Fragen zur Krebsbehandlung? Der Krebsinformationsdienst ist täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 – 420 30 40 zu erreichen, oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de, es öffnet sich ein Kontaktformular, es bietet eine gesicherte Verbindung.
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