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Alkohol: Wer sich lebenslang mäßigt, lebt länger

Gesunde Menschen vertragen durchaus geringe Mengen Alkohol: Wer zwar regelmäßig, aber mäßig trinkt, muss anscheinend keine gesundheitlichen Nachteile befürchten.
Alkohol fördert die Gesundheit allerdings auch nicht, wie fälschlicherweise häufig behauptet wird. Und übersteigt der Konsum gewisse Grenzen, steigt das Sterberisiko rasch an: Alkoholabhängige Erkrankungen nehmen zu, darunter auch einige Krebsarten. Auch Todesfälle durch Unfälle oder Gewalteinwirkung werden statistisch gesehen häufiger.
Zu diesen Ergebnissen kommen Forscher des europäischen EPIC-Projekts: Die Abkürzung EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Dahinter verbirgt sich eine der größten Langzeituntersuchungen zu Ernährung, Lebensstil und Krebs, mit insgesamt mehr als einer halben Million Teilnehmern in zehn europäischen Ländern.

Anteil der Nichttrinker verschwindend gering

Wie viel Alkohol gilt als noch verträglich?

World Cancer Research Fund: 
Frauen nicht mehr als 12 Gramm Alkohol pro Tag, Männer nicht mehr als 24 Gramm
Deutsche Gesellschaft für Ernährung:
Frauen nicht mehr als 10 Gramm pro Tag, Männer nicht mehr als 20 Gramm
10 bis 12 Gramm Alkohol entsprechen etwa einem Viertelliter Bier oder etwa einem Achtelliter Wein.

Für ihre Aussagen zum Risiko von Alkohol werteten die Forscher Daten von knapp 112.000 Männern und fast 268.500 Frauen aus. Die Teilnehmer waren 20, 30, 40 oder 50 Jahre alt, als sie erstmals Fragen zu ihrem Trinkverhalten beantworteten. Wie es ihnen gesundheitlich erging, wurde über durchschnittlich knapp dreizehn Jahre nachverfolgt.

Bei Studienbeginn bezeichneten sich nur vier Prozent der  Männer und fünfzehn Prozent der Frauen als Nichttrinker. Im weiteren Verlauf der Untersuchung griffen jedoch auch von diesen anfänglichen Abstinenzlern viele zum Glas.
Etwa ein Fünftel der Männer und ein gutes Zehntel der Frauen wurden von den Forschern als Vieltrinker eingestuft: Sie hatten lebenslang oder zumindest während einer längeren Lebensphase deutlich zu viel Alkohol konsumiert:  Als empfohlene Obergrenze gelten ein Viertel Wein oder ein halber Liter Bier für Männer und nur die Hälfte davon für Frauen. Die Gruppe der Vieltrinker gab an, mindestens das Dreifache zu trinken.

Dies blieb nicht ohne Folgen: Ihr Risiko, an Krebs, einer koronaren Herzerkrankung oder anderen Erkrankungen zu sterben, war selbst dann deutlich höher, wenn sie später ihr Trinkverhalten änderten.
Wer dagegen lebenslang nur mäßig trank, schien sich nicht zu schaden.

Keine gesundheitlichen Vorteile durch Alkohol

Weinglas, Schnapsglas © Nicole Schuster/Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Alkohol: Nur wer sich lebenslang mäßigt, lebt länger. Foto © Nicole Schuster, Deutsches Krebsforschungszentrum

Alkohol schützt aber auch nicht: Den häufig behaupteten Zusammenhang zwischen mäßigem Alkoholkonsum und  Herzgesundheit bezweifeln die Forscher. Wie in früheren Studien zeigte sich zwar auch in der EPIC-Studie, dass die Wenigtrinker etwas seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen Erkrankungen starben als die Durchschnittsbevölkerung. Ihr Risiko lag sogar leicht unter dem der Abstinenzler. Diese Aussage galt allerdings nur für die Teilnehmer, die bei Studienbeginn gesund waren und auch in der Vergangenheit nicht mehr getrunken hatten.
Mit etwaigen positiven Wirkungen von Alkohol hat dies jedoch anscheinend nichts zu tun. Dies konnten die EPIC-Wissenschaftler zeigen, weil sie auch viele andere mögliche Einflussfaktoren berücksichtigen. Sie fanden zwei wichtige Erklärungen für die niedrigere Sterberate bei mäßigem Alkoholkonsum:
Unter den Nichttrinker litten viele bereits beim Studienbeginn an einer chronischen Erkrankung – ihr höheres Risiko für eine vorzeitigen Herztod lässt sich statistisch auch so vermutlich ausreichend erklären.
Und: Wer gesund genug ist, um überhaupt Alkohol zu vertragen, dann aber lebenslang nur wenig Alkohol trinkt, pflegt insgesamt meist einen deutlich gesünderen Lebensstil als der Durchschnitt oder gar die Vieltrinker. 



Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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