Studie: Solarien und Melanomrisiko

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"Gesundes" Vorbräunen im Solarium vor dem Sommerurlaub, "schonende" UV-Strahlung in "geprüften Studios" – alles falsch: Eine aktuelle Analyse bestätigt: Wer regelmäßig ins Sonnenstudio geht, steigert sein Risiko für ein Melanom. Dieser schwarze Hautkrebs kann tödlich sein, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und ausreichend behandelt wird.
Seit drei Jahren gelten alle Formen von UV-Strahlung als "eindeutig krebserzeugend". Bei ihrer Neueinstufung im Jahr 2009 machte die Internationale Krebsforschungsagentur IARC auch keinen Unterschied zwischen Sonnenlicht und Solarien als Quelle.

Melanom-Risiko: Metaanalyse von 27 Studien

In einer aktuell erschienenen Veröffentlichung stellen die Forscher Mathieu Boniol, Philippe Autier, Peter Boyle und Sara Gandini Zahlen zum Melanom-Risiko bei Solarien-Nutzern vor. Sie hatten 27 bereits vorliegende Studien zum Thema erneut ausgewertet und konnten so auf eine große Datenmenge zurückgreifen.
Das Ergebnis: Für alle Solariennutzer zusammengenommen lag die Risikosteigerung bei 20 Prozent. Werteten die Forscher nur die Probandendaten aus besonders hochwertigen Studien aus, kamen sie auf 25 Prozent. Bei Menschen, die bereits im Alter von unter 35 regelmäßig Solarien aufgesucht hatten, lag die Risikosteigerung sogar bei 87 Prozent.

Was steht hinter diesen Zahlen? Zur Verdeutlichung rechneten die Forscher das Risiko auf die in 18 europäischen Krebsregistern dokumentierten Krankheitsfälle im Jahr 2008 um:
Bei 3.438  der insgesamt 63.942 erfassten Patienten kann die Erkrankung rein statistisch auf den Gang ins Solarium zurückgeführt werden. Für Deutschland gehen die Forscher von vermutlich 500 Männern und 904 Frauen aus, die wegen ihrer Solarienbräune an schwarzem Hautkrebs erkrankten.

In der Auswertung gar nicht erfasst sind die sonstigen Risiken, die von Sonnenstudios ausgehen: die gesteigerte Wahrscheinlichkeit, an einer der verschiedenen Formen von "weißem" Hautkrebs zu erkranken, die vorzeitige Alterung der Haut und die Möglichkeit von Augenschäden.

Gesetzliche Regelungen für besseren Schutz

Die Autoren der aktuellen Publikation fordern deutlich "radikalere" Schutzmaßnahmen, bis hin zum Verbot von Solarien, wie es zum Beispiel in Brasilien gilt.

In Deutschland gelten bereits einige gesetzliche Schutzbestimmungen. So dürfen Minderjährige seit 2009 gar nicht mehr ins Sonnenstudio. Nichts genützt hat dagegen ein Zertifizierungsverfahren, dem sich die Betreiber von Solarien freiwillig unterziehen konnten – alle entsprechenden Gütesiegel oder Bescheinigungen haben ihre Gültigkeit verloren. Nun greift die UV-Schutzverordnung, die stufenweise bis November 2012 in Kraft tritt. So müssen Solarienbetreiber vom 1. August an beispielsweise die Stärke der künstlichen Bestrahlung begrenzen. Bei Verstößen gegen die Verordnung drohen Bußgelder.

UV-Strahlung

Erst prüfen, dann bräunen

Wer trotz aller Risiken unbedingt ins Sonnenstudio will, sollte sich zumindest an einer Checkliste orientieren, die das Bundesinstitut für Strahlenschutz herausgegeben hat: Lässt ein Betreiber beispielsweise Minderjährige auf die Sonnenbank, oder versäumt er es, auf die Risiken der Solarien hinzuweisen, wird der Hauttyp nicht berücksichtigt oder keine Schutzbrille für die Augen ausgegeben, sollte man das Studio am besten gleich wieder verlassen.

Zum Weiterlesen

Das Bundesamt für Strahlenschutz informiert über die Risiken von UV-Strahlung und beantwortet viele Fragen auch zum Thema Solarien.

Die aktuelle Meta-Analyse zum Melanomrisiko ist in einer wissenschaftlichen Zeitschrift in englischer Sprache erschienen, sie richtet sich vorwiegend an Fachleute:
Boniol M, Autier P, Boyle P, Gandini S (2012): Cutaneous melanoma attributable to sunbed use: systematic review and meta-analysis. BMJ 2012;345:e4757 doi: 10.1136/bmj.e4757 (frei zugänglich online unter www.bmj.com/content/345/bmj.e4757.pdf%2Bhtml seit 24.7.2012).

Zur Untermauerung ihrer Analyse haben die Forscher auf Daten aus "GLOBOCAN 2008" zurückgegriffen. Diese Datenbank wird bei der Internationalen Krebsforschungsagentur geführt und fasst Krebszahlen aus vielen Ländern zusammen, mehr in englischer Sprache unter http://globocan.iarc.fr/. Wie die Krebsregistrierung in Deutschland abläuft, hat der Krebsinformationsdienst hier näher erläutert.

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