Brustkrebs

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Brustkrebsverdacht: Wie geht es weiter?

Letzte Aktualisierung: 04.07.2018

Wie geht es weiter, wenn eine Frau einen Knoten in der Brust getastet hat? Was sind die nächsten Schritte, wenn bei einer Früherkennungsuntersuchung etwas Auffälliges gefunden wurde?
Die meisten Frauen, bei denen der Verdacht auf Brustkrebs besteht, möchten möglichst schnell mehr über ihre Situation erfahren. Wichtig für die Diagnostik sind bildgebende Untersuchungen der Brust, wie Mammographie, je nach Situation auch Ultraschall oder Magnetresonanztomographie. Bei starkem Brustkrebsverdacht müssen Frauen auch mit einer Gewebeentnahme zur Klärung rechnen.
Links in diesem Text führen zu ergänzenden Informationen. Auskünfte aus dem Internet können die persönliche ärztliche Beratung bei hohem Brustkrebsrisiko oder Verdacht auf Brustkrebs jedoch nicht ersetzen.

Welche Untersuchungen sind wichtig?

Brustkrebs wird heute in den meisten Fällen frühzeitig festgestellt. Im frühen Erkrankungsstadium hat man in der Regel keine Beschwerden. Meist hat man selbst oder der Arzt einen Knoten getastet, oder eine Mammographie-Früherkennungsuntersuchung hat ein Ergebnis ergeben, das abgeklärt werden muss.

Zu den Basisuntersuchungen bei einem Brustkrebsverdacht gehören die ausführliche Befragung nach Symptomen sowie das Abtasten der Brüste und der Achselhöhlen durch den Arzt oder die Ärztin.

Die Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie) ist mit die wichtigste Untersuchung zur Abklärung eines Krebsverdachtes.

Die Ultraschalluntersuchung kann ergänzende Informationen liefern. Bei Frauen unter 40 Jahren mit meist noch vergleichsweise dichtem Brustgewebe ist sie die bildgebende Untersuchung der ersten Wahl. Ist das Ergebnis der Ultraschalluntersuchung eindeutig gutartig, kann sie die Mammographie nicht selten sogar überflüssig machen.

Die Magnetresonanzmammographie, mit Kontrastmittel, wird als ergänzende Untersuchung genutzt. Sie kommt infrage, wenn die anderen Untersuchungen keine eindeutigen Ergebnisse bringen.
Auch zur sogenannten risikoadaptierten Früherkennung ist sie wichtig, also als regelmäßige Untersuchungzum Beispiel für Frauen mit familiärem Brustkrebsrisiko.

Reichen Bilder aus, um eine sichere Brustkrebsdiagnose stellen zu können?

Ergeben Tast- und bildgebende Untersuchungen einen Verdacht, wird eine kleine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich der Brust entnommen:

Diese Biopsie kann endgültige Gewissheit liefern. Das entnommene Material wird unter dem Mikroskop auf Veränderungen hin untersucht. Mit biochemischen und molekularbiologischen Verfahren lassen sich eventuelle weitere Abweichungen gegenüber normalem Gewebe beurteilen. 

Nur falls sich der Krebsverdacht bestätigt, kommen weitere Untersuchungen hinzu, um die Ausbreitung des Tumors besser beurteilen zu können.

Liegen alle Befunde vor, erhält man von den Ärzten Empfehlungen zur Behandlung, mehr dazu im Text Behandlungsplanung.

Die Diagnose Brustkrebs ist kein Notfall

Die Zeit vom ersten Brustkrebsverdacht bis zum Abschluss der Untersuchungen kann sehr belastend sein. Zu der Unsicherheit kommt die Angst hinzu, dass die Erkrankung fortschreitet, bevor die Behandlung beginnt.

Aber: Selbst wenn es sich um Brustkrebs handelt – die Diagnose bedeutet keinen medizinischen Notfall, der sofortiger Behandlung bedarf. Für die notwendigen Untersuchungen bleibt ausreichend Zeit. Steht fest, dass es sich tatsächlich um Brustkrebs handelt, so sollte die Behandlung innerhalb von vier bis sechs Wochen beginnen, nicht zuletzt wegen der psychischen Belastung, die eine längere Wartezeit mit sich bringen würde.

Die Kosten für die notwendigen Untersuchungen bei Krebsverdacht werden von allen Krankenversicherungen übernommen. Das gilt unabhängig vom Alter der betroffenen Frau: Altersgrenzen, wie sie für die Früherkennung von Brustkrebs und insbesondere für die Screening-Mammographie gelten, fallen hier weg.

Wo findet man gute Ansprechpartner, wer führt die notwendigen Untersuchungen durch?

Wohin man sich zuerst wenden sollte, hängt davon ab, wie der Brustkrebsverdacht entstanden ist: Hat man an einer Früherkennungsmammographie teilgenommen und liegt schon ein Röntgenbild vor? Oder hat man selbst einen Knoten getastet?

Ergebnis aus dem Mammographie-Screening

Wurde bei der Früherkennungsmammographie eine auffällige Veränderung gefunden? Betroffene Frauen erhalten dann zunächst eine Einladung zu einer weiteren Abklärung ins Mammographie-Zentrum, das die erste Untersuchung durchgeführt hat. Oft lässt sich der Krebsverdacht mit einer erneuten Mammographie oder einer Ultraschalluntersuchung ausräumen.
Gelingt dies nicht, ist eine Biopsie notwendig, und die Ärzte nennen Ansprechpartner. Betroffene Frauen können außerdem jederzeit den eigenen Frauenarzt um Rat fragen.

Selbst festgestellte Veränderung

Hat man einen Knoten bei sich getastet oder andere auffällige Veränderungen an der Brust bemerkt? Dann sind Frauenarzt oder Frauenärztin die ersten Ansprechpartner. Sie können erste Untersuchungen vornehmen.
Dazu gehören die Tastuntersuchung der Brust und der Achselhöhlen, und die Befragung nach Symptomen. Die meisten Frauenärzte verfügen auch über ein Ultraschallgerät in der eigenen Praxis, so dass auch diese Untersuchung oft schnell durchgeführt werden kann.
Bei Bedarf überweisen sie dann zu spezialisierten Kollegen oder in die Ambulanzen von zertifizierten Brustzentren oder vergleichbar spezialisierten Krankenhäusern. Dort können dann weitere Untersuchungen durchgeführt werden, wie etwa eine Abklärungsmammographie oder gegebenenfalls eine Magnetresonanz-Mammographie oder auch eine Gewebeentnahme.

Risikoadaptierte Früherkennung bei hohem Brustkrebsrisiko

Für Frauen mit einem besonders hohen Brustkrebsrisiko, etwa aufgrund einer erblichen Veranlagung, reicht das gesetzlich vorgesehene Früherkennungsprogramm normalerweise nicht aus. Für sie sind einige der hier aufgeführten Diagnosemethoden nicht nur bei Brustkrebsverdacht, sondern auch schon als regelmäßige Untersuchungen wichtig. Ansprechpartner sind im Text Risiko Brustkrebs: Veranlagung, Vererbung, Genetik aufgeführt. 

Mehr zur Suche nach guten Anlaufstellen hat der Krebsinformationsdienst im Text Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs zusammengestellt, unter dem Stichwort "Ansprechpartner: Ärzte und Kliniken".

Die Mammographie (auch "Mammografie" geschrieben) ist für die meisten Frauen die wichtigste Untersuchung zur Abklärung eines Krebsverdachtes. Sie ist in der Regel auch gut durchführbar. Deshalb ist die Mammographie heute auch Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms, der "Krebsvorsorge".

Die Mammographie zur Abklärung von Symptomen oder Brustveränderungen wird als "kurative" Mammographie bezeichnet. Damit unterscheiden Fachleute sie von der "Screening"-Mammographie zur Krebsfrüherkennung. Besteht Verdacht auf einen Tumor, werden beide Brüste untersucht.

Zur Einstufung der Mammographie-Befunde hat sich das so genannte BIRADS-System international durchgesetzt (die Abkürzung steht für das englische Breast Imaging Reporting and Data System).



Die Sonographie kann die Mammographie in der Brustkrebsdiagnostik nicht ersetzen. Sie kann jedoch die Diagnostik ergänzen, vor allem bei Frauen vor den Wechseljahren. Wann kommt die Brustuntersuchung mit Ultraschall infrage?

Bei unklaren Mammographie-Ergebnissen: Sind die Ergebnisse aus der Mammographie nicht klar zu beurteilen, kann die Sonographie zur Abklärung eingesetzt werden.

Bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe: Dazu gehören in erster Linie jüngere Frauen. Es kann auch bei Frauen über 40 Jahren der Fall sein, insbesondere dann, wenn sie Hormonpräparate einnehmen, etwa zur Empfängnisverhütung oder gegen Wechseljahresbeschwerden. Dichtes Brustgewebe ist einerseits strahlenempfindlicher. Andererseits lassen sich Mammographiebilder dann weniger leicht beurteilen. Ergibt die Ultraschall-Untersuchung einen eindeutig gutartigen Befund, ist eine Mammographie nicht nötig.

Bei Verdacht auf Zysten: Die Sonographie eignet sich sehr gut, um Zysten eindeutig darzustellen. Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Blasen, die sich je nach Größe auch ertasten lassen, und in der Regel gutartig sind. Zysten gehören zu den häufigsten Veränderungen in der Brust bei Frauen im mittleren und höheren Lebensalter.

In der Schwangerschaft und Stillzeit: Hier kann der Ultraschall zunächst eingesetzt werden, um eine Strahlenbelastung zu vermeiden. Lässt sich Brustkrebs damit aber nicht eindeutig ausschließen, müssen betroffene Frauen mit ihren Ärzte zwischen dem Nutzen der Mammographie und möglichen Risiken durch eine Mammographie abwägen.

Bei Frauen mit Brustimplantaten oder Brustrekonstruktion: Bei Frauen, die sich mit Implantaten die Brust haben vergrößern lassen, ist die Mammographie nicht so einfach durchführbar und zu beurteilen. Dann kann ein Ultraschall zusätzlich eingesetzt werden. Hat man sich die Brust nach einer Mastektomie wieder aufbauen lassen, wird in der Regel nur ein Ultraschall durchgeführt.

Neue Verfahren und Ultraschall-Zusatzuntersuchungen

Spezielle sonographische Untersuchungen sollen helfen, unklare Befunde sicher als gutartig oder bösartig einzustufen. Dazu gehören beispielsweise die 3D-Sonographie, die Sono-Elastographie, mit der sich die Gewebe-Elastizität prüfen lässt, oder die Farbdoppler-Sonographie, mit der auch die Blutgefäße in der Brust gut dargestellt werden können.
Dies sind bisher jedoch keine Routineuntersuchungen, sondern werden nur bei bestimmten Fragestellungen eingesetzt.

Die kernspintomographische Untersuchung der Brust mit Kontrastmittel wird auch  Magnetresonanz-"Mammographie" bezeichnet, dann abgekürzt als MR-Mammographie oder MRM.
Sie kommt wie die Ultraschalldiagnostik ohne belastende Strahlung aus. Diese MRT ist aber nicht für jede Frau notwendig.

Die MRT kann die Mammographie nicht ersetzen, jedoch in bestimmten Situationen hilfreich sein:

  • wenn nach den bisherigen Untersuchungen keine sichere Diagnose gestellt werden kann oder unklar ist, wie weit sich ein Tumor in das Brustgewebe und umliegende Gewebe hinein ausgebreitet hat,
  • wenn eine Biopsie schwierig ist (beispielsweise bei mehreren verdächtigen Stellen, ungünstiger Lage oder Vernarbungen),
  • wenn ein Tumor nicht in den Milchgängen der Brust entstanden ist, sondern in den Drüsenläppchen, als sogenanntes lobuläres Karzinom,
  • bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe; das betrifft vor allem Frauen unter 40 Jahren,
  • wenn bei einer Frau mit Brustimplantaten eine normale Mammographie nur schwer durchführbar ist.
  • bei erblich bedingtem Brustkrebsrisiko

Normalerweise ist für die MRT-Untersuchung keine besondere Vorbereitung erforderlich. Um aufschlussreiche Bilder zu erhalten, bekommt man vorab ein Kontrastmittel gespritzt. Man sollte sich vorab erkundigen, wie die Kontrastmittelgabe abläuft und ob man vorher oder nachher etwas Besonderes beachten sollte.

Die Durchführung dauert je nach Untersuchungsumfang etwa eine Viertelstunde bis eine Stunde, mehr dazu hier.

Muss die Untersuchung unbedingt mit Kontrastmitteln durchgeführt werden?

Experten geben dazu an: Ja, denn ansonsten kann man auffallende Veränderungen nur schwer beurteilen.

  • Mehr zu möglichen Risiken solcher Kontrastmittel, vor allem von Gadolinium, bietet der Text Häufige Fragen zur MRT, beim Stichwort "Kontrastmittel".
  • Eine Stellungnahme für Frauen, die zum Beispiel wegen eines erblichen Brustkrebsrisikos häufiger ein MRT erhalten, hat das BRCA-Netzwerk e.V. zusammengestell, unter www.brca-netzwerk.de/neuigkeiten-veranstaltungen/detail/post/stellungnahme-3/.

An Weiterentwicklungen der MRT-Untersuchung zur Brustkrebsdiagnostik wird intensiv geforscht. Ziel ist es, die Aussagen noch genauer zu machen und möglichst gut zwischen bösartigen und gutartigen Veränderungen zu unterscheiden. Fragen zum Thema beantwortet der Krebsinformationsdienst am Telefon oder per E-Mail.

Ist eine verdächtige Veränderung gut- oder bösartig? Das lässt sich nur mit einer Gewebeuntersuchung sicher sagen. Hat man einen auffälligen Befund (BIRADS IV und V), wird daher zu einer Biopsie geraten.

Eine Biopsie kann ambulant und bei örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Ein Krankenhausaufenthalt ist in der Regel nicht notwendig. Wenn möglich, wenden Ärzte die Stanzbiopsie oder die Vakuumbiopsie an. Bei beiden Verfahren wird eine Probe mit einer Hohlnadel entnommen, die an die entsprechende Stelle in der Brust platziert wird. Die Biopsie steuern die Ärzte mit bildgebenden Verfahren.

Ist das Ergebnis jedoch weiterhin unklar, kann eine sogenannte "offene Biopsie" notwendig sein. Dabei wird verdächtiges Gewebe in einer kleinen Operation entnommen. Das geschieht in der Regel unter Vollnarkose.

Stanzbiopsie

Bei einer Stanzbiopsie verwenden Ärzte meist Nadeln, die etwa eineinhalb bis zwei Millimeter dick sind. So gelingt es, ausreichend viel Gewebe für die Brustkrebsdiagnostik zu gewinnen.
Zwar gibt es auch dünnere Nadeln, mit denen sich kleine Zellverbände absaugen lassen. Diese so genannte Feinnadel-Biopsie eignet sich aber nicht, wenn es um die Frage "Krebs oder nicht" geht. Sie wird manchmal zusätzlich eingesetzt, etwa um verdächtig aussehende Lymphknoten in der Achsel zu punktieren.

Wie läuft die Stanzbiopsie ab? Unter örtlicher Betäubung schiebt der Arzt eine Hohlnadel als Führungskanüle bis zu dem verdächtigen Bereich vor. Dass der Bereich auch sicher getroffen wird, verfolgt er über Ultraschall. Dann wird die Biopsienadel mit eine Art "Biopsie-Pistole" ins Gewebe "geschossen". Sie stanzt blitzschnell eine kleine zylinderförmige Gewebeprobe aus. Mit nur einem Einstich der Führungskanüle durch die Haut lassen sich so auch mehrere Gewebeproben entnehmen.

Welche Nebenwirkungen und Folgen hat die Untersuchung? Nach der Untersuchung kann es zu Blutergüssen kommen, die sich aber normalerweise innerhalb weniger Tage zurückbilden. Der betroffene Bereich ist für einige Tage druckempfindlich, länger anhaltende Schmerzen sind die Ausnahme. Das Risiko einer Wundinfektion ist gering. Bei den meisten Frauen ist die Einstichstelle nach einigen Wochen kaum noch zu sehen.

Vakuumbiopsie

Eine Vakuumbiopsie wird empfohlen bei Veränderungen, die weder tastbar noch im Ultraschall sichtbar sind, etwa bei Mikrokalk. Sie kommt aber auch infrage, wenn als Bildgebung eine Mammographie oder eine MRT notwendig ist. Mit der Vakuumbiopsie kann mehr Gewebe als mit der Stanzbiopsie entnommen werden.

Wie läuft die Vakuumbiopsie ab? Üblicherweise wird die Vakuumbiopsie unter Röntgenkontrolle (Mammographie) stereotaktisch geführt. Das bedeutet, dass die Brust während der Probenentnahme aus zwei Richtungen geröntgt wird. Die Biopsie kann in aufrechter oder liegender Position erfolgen. Bei der Entnahme in aufrechter Position wird das Biopsiesystem mit einem normalen Mammographiegerät kombiniert. Für die Biopsie im Liegen gibt es spezielle Tische. Man liegt dann auf dem Bauch, die Brust hängt durch eine Öffnung nach unten. Unter örtlicher Betäubung wird die Biopsiekanüle in den verdächtigen Bereich geführt. Unter Vakuum wird Gewebe in eine Hohlnadel gesaugt, abgetrennt und nach außen transportiert. In der Regel werden mehrere Proben entnommen, dazu muss aber nur einmal die Haut durchstochen werden. Das entfernte Gewebe wird geröntgt, um sicherzustellen, dass bei der Biopsie ausreichend Mikrokalk erfasst wurde.

Ist die auffällige Brustveränderung eher klein und wird bei der Biopsie zum großen Teil entfernt, legen die Ärzte einen winzigen Clip oder Markierungsdraht ein. Falls es sich tatsächlich um Brustkrebs handeln sollte, lässt sich der betroffene Bereich bei einer Operation eindeutig wiederfinden.

Welche Nebenwirkungen und Folgen hat die Untersuchung? Auch die Vakuumbiopsie verursacht nur selten länger anhaltende Schmerzen. Eine Wundnaht ist nicht erforderlich. Wegen der im Vergleich zur Stanzbiopsie etwas dickeren Nadel mit bis zu dreieinhalb Millimetern Durchmesser bleibt bei vielen Frauen aber eine kleine Narbe zurück. In den Tagen nach der Gewebeentnahme kann es zu Blutergüssen oder gelegentlich auch Nachblutungen kommen. Das Risiko für eine Wundinfektion ist gering. Wegen der Röntgenkontrolle kommt es zu einer geringfügigen Strahlenbelastung des Brustgewebes.

Zellstreuung durch Biopsie?

Zwar können bei einer Gewebeentnahme tatsächlich Zellen aus dem Tumor herausgelöst werden und an der Nadel hängen bleiben. Daher nutzen die Ärzte eine Führungskanüle, sodass die Probe an gar nicht mit dem weiteren Gewebe oder der Haut in Kontakt kommt. Zumindest theoretisch ist es trotzdem nicht auszuschließen, dass Krebszellen so ins weitere Brustgewebe gelangen, in die Lymphbahnen oder den Blutkreislauf.

Bisher gibt es aber keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass dies bei Brustkrebspatientinnen auch tatsächlich zu Metastasen führt. Den Mammakarzinomzellen fehlt vermutlich die biologischen Fähigkeit, an anderer Stelle anzuwachsen und dort neue Tumoren zu bilden.

Auswertung der Untersuchungsergebnisse

Bei einer Biopsie gewonnene Gewebeproben schicken die Ärzte an ein spezialisiertes Pathologie-Labor. Dort wird das Gewebe unter dem Mikroskop begutachtet und auch mit biochemischen und molekularbiologischen Methoden untersucht. Bis das Ergebnis vorliegt, können einige Tage vergehen. Bei den meisten Frauen lässt sich durch diese Untersuchungen mit relativ großer Sicherheit klären, ob sie an Brustkrebs erkrankt sind oder nicht. Wie geht es dann weiter?

  • Wird für ein Mammakarzinom typisches Tumorgewebe gefunden, folgen Untersuchungen, mit denen der Tumortyp, die Ausbreitung der Erkrankung und die Aggressivität bestimmt werden, mehr dazu in den nächsten Abschnitten.
  • War das Gewebe gutartig? Dann empfehlen Fachleute betroffenen Frauen, innerhalb von sechs bis zwölf Monaten erneut eine Mammographie oder je nach Situation auch eine Ultraschalluntersuchung durchführen zu lassen. Warum regelmäßige Kontrollen auch bei manchen gutartigen, "benignen" Brustveränderungen notwendig sind, erläutert der gleichnamige Text.
  • Was, wenn der Befund zwar nicht auf Brustkrebs hindeutet, aber das Gewebe trotzdem bösartig, "maligne" war? Gibt es andere Krebsarten, die auch in der Brust auftreten können? Viel seltener als Brustkrebs sind andere bösartige Gewebeveränderungen: Dazu können Sarkome gehören, die vom Bindegewebe ausgehen, mehr dazu im Text Seltene Tumoren. Unter Umständen können sich auch Zellen eines Lymphoms in der Brust ansammeln, was sich beim Tasten durchaus wie ein Knoten anfühlen kann, mehr dazu im Text Lymphome bei Erwachsenen.

Welche Tests sind wichtig, wenn Brustkrebszellen nachgewiesen wurden?

Collage: Mann im Labor, Erbmolekül DNA, Foto: Philip Benjamin, NCT-Heidelberg, © Grafik und Collage: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Welche Rolle spielen molekularbiologische Tests? © Collage: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Das entnommene Gewebe wird nicht nur unter dem Mikroskop untersucht. Zusätzlich führt man Tests durch, die weitere Informationen geben, um eine passende Therapie zusammenzustellen. Einige kommen nur als Zusatzuntersuchung infrage, wenn die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie nicht eindeutig getroffen werden kann. Fachleute teilen Tests danach ein, welche Aussagen die Ergebnisse ermöglichen:

  • Prädiktive Faktoren zeigen, welche Behandlung voraussichtlich wirken wird. 
  •  Prognosefaktoren lassen erkennen, wie aggressiv die Krankheit voraussichtlich verläuft.

Welche Untersuchungen werden bei allen Patientinnen mit Brustkrebs durchgeführt?

Hat man einen bösartigen Brusttumor, wird geprüft, ob die Tumorzellen durch Hormone zum Wachsen angeregt werden: Es wird der Östrogen- und Progesteronrezeptor-Status bestimmt. Außerdem ist es wichtig zu wissen, ob die Tumorzellen sogenannte HER2-Bindungsstellen aufweisen. Man spricht dann von dem HER2-Status. Zusätzlich kann das körpereigene Eiweiß Ki67 bestimmt werden. Es zeigt an, wie aggressiv ein Tumor wächst.

Tumormarker und Biomarker

Der Begriff "Tumormarker" spielt bei Brustkrebs kaum eine Rolle: Er steht für typische Stoffe, die Krebszellen abgeben, und die sich in einer Blutprobe nachweisen lassen. Für Brustkrebs gibt es allerdings keinen so einfachen Bluttest – die Erkrankung lässt sich nicht anhand einer Blutuntersuchung diagnostizieren. Moderne molekularbiologische Verfahren werden heute eher zur Untersuchung von Gewebeproben eingesetzt. Statt von "Tumormarkern" sprechen Fachleute heute von "Biomarkern", wenn sie moderne prädiktive und Prognosefaktoren zusammenfassen.

In den folgenden Abschnitten sind Hintergründe zu einzelnen Untersuchungen aufgeführt.

Lexikon

Zytologie: Beurteilung von Zellen
Histologie: Beurteilung von Aussehen und Aufbau von Geweben
Grading: Einteilung von Tumorgewebe nach dem Grad der Abweichung von Normalgewebe

Was lässt sich unter dem Mikroskop an Gewebeproben erkennen? Untersucht werden sowohl Schnitte durch die gesamte Probe (Histologie) wie auch das Aussehen einzelner Zellen (Zytologie).
Anhand der Veränderungen im Gewebe lässt sich feststellen, ob es sich um einen invasiv wachsenden Tumor handelt. und wie stark das Gewebe vom Ursprungsgewebe abweicht (Grading).

Mehr zur Untersuchung von Gewebe und Zellen erklärt der Text Mikroskopische Diagnostik in der Krebsmedizin.

In situ-Gewebeveränderungen

Die Bezeichnung "in situ" bedeutet in etwa "am Ort": Die neu gebildeten Gewebe sind nicht in tiefere Strukturen der Brust hineingewachsen. Sie haben noch kein normales Gewebe zerstört.

  • Lobuläre Neoplasien (LN):
    Wird das veränderte Gewebe in den Drüsenläppchen gefunden, handelt es sich um eine lobuläre Neoplasie (LN). Von diesen Veränderungen gibt es wiederum mehrere Subtypen. Lobuläre Neoplasien sind kein Karzinom. Sie gelten aber als Hinweis auf ein vergleichsweise hohes Risiko und sollten regelmäßig kontrolliert oder entfernt werden.
  • Ductale in-situ-Karzinome (DCIS):
    Eine Veränderung in den Zellen der Milchgänge, die aber (noch) nicht in die Tiefe wächst, bezeichnet man als "duktales Carcinoma in situ"“ oder DCIS. Das DCIS verursacht nur selten Beschwerden. In der Regel wird es in der Mammographie entdeckt.
    DCIS können eine Vorstufe von Brustkrebs sein: Etwa ein Drittel bis zur Hälfte aller unbehandelten DCIS entwickeln sich innerhalb von zehn Jahren zu einem invasiven Brustkrebs weiter. Es gibt verschiedene Formen von DCIS: Einige wachsen eher langsam, andere sind aggressiver und können sich schneller zu einem invasiven Brustkrebs entwickeln. Bisher gibt es keine Möglichkeit, diese Entwicklung bei einer betroffenen Frau sicher vorherzusagen. Daher raten die Ärzte Frauen mit einem DCIS in der Regel zu einer Behandlung.

Invasive Karzinome

Tumoren, die über die Gewebestrukturen von Drüsenläppchen oder Milchgängen hinauswachsen und sie teilweise zerstören, bezeichnet man als invasive Mammakarzinome. Hier gibt es noch eine ganze Reihe von weiteren Unterteilungen, je nach Aussehen des Gewebes:

  • Am häufigsten sind invasiv duktale Karzinome, also von den Milchgängen ausgehende, aber schon darüber hinaus wachsende Tumoren.
  • Lobuläre Karzinome sind seltener, sie gehen von den Drüsenläppchen aus.
  • Bei einem sogenannten inflammatorischen (entzündlichen) Brustkrebs wirken Teile der Brust wie entzündet. In der Regel handelt es sich dabei um invasiv duktale Karzinome, die sich aber meist nicht ertasten lassen. Diese Form ist vergleichsweise selten.
  • Ebenfalls selten sind sogenannte tubuläre, medulläre oder mucinöse Karzinome; sehr selten gibt es adenoid-zystische Karzinome und weitere Untergruppen.

Grading

Als Grading wird der Grad der Abweichung der Tumorzellen und des Gewebes vom Normalzustand bezeichnet. Beurteilt werden das Wachstums- und Teilungsverhalten der Zellen und das Aussehen der Zellkerne. Das Grading beschreibt also, wie schnell der Tumor wächst und wie stark er sich von seinem ursprünglichen Gewebe unterscheidet. Bei der Unterscheidung von Tumorgewebe und gesundem Gewebe benutzt man den Begriff "Differenzierung": Gesunde Zellen bezeichnet man als "gut differenziert"; das heißt, sie sind gut entwickelt und auf ihre Aufgabe spezialisiert. Tumorzellen dagegen sind weniger differenziert. Das Grading erfolgt in drei Stufen: von G1 = gut differenziert oder ausgereift bis G3 = schlecht differenziert, stark abweichend von normalen Zellen. G1-Tumoren haben in der Regel die günstigsten Prognosen.

Erweiterte Befunde nach der Operation?

Nicht nur Biopsiegewebe, sondern auch das bei einer Operation entnommene Gewebe wird noch einmal auf diese Faktoren hin untersucht. Am Tumor selbst lässt sich auch klären: Ist der Tumor in Blut- und Lymphgefäße eingebrochen? Wurde alles Krebsgewebe "im Gesunden" entfernt, oder sind möglicherweise Tumorreste zurückgeblieben? Auch diese Befunde gelten als wichtige Prognosefaktoren.

Zum Befund hinzu gehören das Alter einer Frau, ob sie vor oder nach den Wechseljahren ist, und ob sie schlank oder übergewichtig ist. Je nachdem, welche weitere Behandlung geplant ist, spielt auch der allgemeine körperliche Zustand eine Rolle: Ist zum Beispiel eine Chemotherapie vorgesehen, werden die Ärzte das Herz sowie Nieren- und Leberfunktion prüfen.

Ob Tumorzellen über die Brust hinaus in die umgebenen Lymphknoten vorgedrungen sind, ist ein wichtiger Prognosefaktor. Der so genannte Nodalstatus (N) gibt an, ob und wie viele Lymphknoten betroffen sind.

Die Lymphknoten in der Achselhöhle und entlang des Schlüsselbeins werden bereits bei der Tastuntersuchung und gegebenenfalls mit Ultraschall begutachtet. Erscheinen sie verdächtig, können zur genaueren Abklärung einzelne Lymphknoten punktiert werden. Dazu wird eine sogenannte Feinnadelbiopsie durchgeführt – mit einer Nadel, die wesentlich dünner ist als die bei der eigentlichen Brustbiopsie.
Sind die Lymphknoten unauffällig, werden bei den meisten Frauen während der Operation ein oder auch mehrere sogenannte Wächterlymphknoten entnommen und unter dem Mikroskop auf Tumorzellen untersucht. Mehr dazu hält der Text Operation bei Brustkrebs bereit.

Auf diese Untersuchung wird nur verzichtet, wenn es sich um ein in-situ-Karzinom handelt oder die Erkrankung bereits fortgeschritten ist und feststeht, dass Metastasen vorliegen.

Mikrometastasen

Als sogenannte Mikrometastasen gelten bei Brustkrebs Tumorherde, die kleiner als zwei Millimeter, aber größer als 0,2 Millimeter im Durchmesser sind. Sie werden vor allem in Lymphknoten entdeckt, die bei einer Operation entnommen werden.
Zwar ist der Nachweis auch kleinerer Zellverbände und einzelner Zellen in Lymphknoten möglich, und ein solcher Befund wird auch in der Akte dokumentiert. Für betroffene Patientinnen scheinen solche Mikrometastasen allerdings oft keine Konsequenzen zu haben: Fachleute empfehlen zum Beispiel keine gesonderte Bestrahlung der Achsel und weiterer Lymphabflussgebiete, solange keine größeren Tumorabsiedlungen gefunden werden. Auch eine weitere Operation der Lymphknoten wird bei Mikrometastasen nicht empfohlen.

Zum Weiterlesen

Brustkrebs wächst bei vielen Frauen abhängig von Geschlechtshormonen. Daher lässt sich die Erkrankung auch hormonell behandeln.
Ob eine Antihormontherapie sinnvoll ist, wird vorab überprüft. Dazu weist man Hormon-"Rezeptoren" im Tumorgewebe nach. Die Untersuchung ist meist schon an Biopsieproben möglich, sie wird ansonsten nach einer Operation am entfernten Tumorgewebe nachgeholt.
Hormonrezeptoren sind Bindungsstellen auf oder in den Zellen, an die Hormone "andocken" können. Brustkrebsgewebe wird auf Östrogen-Rezeptoren, abgekürzt ER (vom englischen estrogen receptor) sowie auf Progesteron-Rezeptoren getestet, abgekürzt (PgR oder PR).

  • Lassen sich bei einem bestimmten Anteil der Zellen in der Gewebeprobe Hormonrezeptoren nachweisen, so gilt der Tumor als hormonempfindlich (Abkürzung ER+ oder PgR+). Eine Hormonentzugstherapie wird allen Frauen mit einer solchen "hormonrezeptorpositiven" Erkrankung empfohlen. 
  • Ein Minuszeichen (-) hinter der Abkürzung bezeichnet hormonunsensible Tumoren. Betroffenen Frauen würde eine hormonelle Therapie voraussichtlich nichts nutzen.

Anhand der Biopsieproben wird auch der HER2-Status bestimmt. HER2 steht für "human epidermal growth factor receptor 2". Andere Bezeichnungen sind HER2/neu, erbB2 oder c-erbB2. Darunter versteht man Bindungsstellen (Rezeptoren) für bestimmte Wachstumsfaktoren, die die Krebszelle zur Vermehrung antreiben. Trägt eine Krebszelle viele HER2-Rezeptoren, so reagiert sie besonders stark auf diese Wachstumsreize. Ist der Test anhand der Biopsieprobe nicht eindeutig oder nicht schlüssig, wird die Untersuchung nach der Operation noch einmal an dem entnommenen Tumorgewebe wiederholt.

Frauen mit einem sogenannten positiven HER2-Status können eine zielgerichtete Therapie bekommen, die sich gegen die HER2-Rezeptoren richtet. Spezielle Antikörper blockieren die Rezeptoren und stoppen damit den Wachstumsreiz, mehr dazu hier.

Es gibt einige weitere molekularbiologische Tests, die nicht für alle Frauen mit Brustkrebs von Bedeutung sind. Sie können in einigen Fällen jedoch wichtige zusätzliche Informationen liefern, um die Therapie optimal zusammenzustellen.

Proliferationsmarker Ki-67

Die körpereigene Substanz Ki-67 wird während der Zellteilung vom Zellkern freigesetzt. Ki-67 ist ein sogenannter Proliferationsmarker. Man kann ihn in Tumorzellen anfärben und somit bestimmen, wie viele Zellen sich in Teilung befinden. Je höher der Anteil in den untersuchten Zellen ist, desto höher sind die Zellteilungsaktivität des Tumors und damit seine Aggressivität.
Ki-67 wird in der Regel mitbestimmt und kann als prognostischer und prädiktiver Marker genutzt werden, beispielsweise um zu entscheiden, ob eine begleitende (adjuvante) Chemotherapie sinnvoll ist oder ob auf sie verzichtet werden kann. Allerdings bewerten Fachleute die Aussagekraft unterschiedlich – unter anderem deshalb, weil es keine einheitlichen Grenzwerte gibt.

uPA/PAI1

Die Enzyme uPA und sein Gegenspieler PAI-1 scheinen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung von Tumorzellen zu spielen. Die Bestimmung erfolgt an frischem Tumorgewebe, das bei der Operation gewonnen wird. Der Test soll bei Brustkrebspatientinnen ohne Lymphknotenbefall (N0) helfen zu entscheiden, ob eine Chemotherapie sinnvoll ist oder nicht. Mit der Entwicklung von Genexpressionstests hat seine Bedeutung jedoch abgenommen. In Deutschland empfehlen die Experten den Einsatz unterschiedlich. Nur wenige Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Untersuchung.

Genexpressionsprofile

Genexpressionstests sind keine Gentests

Die Genexpressionstests (Genexpressionsprofile oder Multigenassays) zeigen, wie aktiv bestimmte Gene sind. Es wird nicht nach Genveränderungen gesucht.

Es gibt verschiedene Formen von Brustkrebs, die sich in Wachstum und Ausbreitung unterscheiden. Sie sprechen auf bestimmte Medikamente unterschiedlich an. Wie kommen diese Unterschiede zustande?

In den Tumorzellen der verschiedenen Brustkrebsformen sind bestimmte Gene unterschiedlich aktiv. Mit Genexpressionstests werden deshalb Gene gesucht, an deren Aktivität (Expression) man den voraussichtlichen Verlauf einer Brustkrebserkrankung abschätzen kann. Man spricht auch von Genexpressionsprofilen, weil man die Aktivität mehrerer Gene auswertet.

Diese Tests sollen vorhersagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall ist und wie gut die Therapie anschlägt. Damit sind sie eine Ergänzung zu den klassischen Markern. Patientinnen, die auch ohne begleitende Chemotherapie sehr wahrscheinlich keinen Krankheitsrückfall erleiden würden, könnte dann diese belastende Therapie erspart werden.

Solche Tests spielen als zusätzliche Entscheidungshilfe eine Rolle, wenn sich mit den "klassischen" Kriterien nicht klar entscheiden lässt, ob eine Chemotherapie sinnvoll wäre oder nicht. Mehr dazu erklärt der Text Chemotherapie bei Brustkrebs.

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Genexpressionstests, die klinisch geprüft wurden. Die bisher am besten untersuchten Tests sind OncotypeDX®, Endopredict®, Prosigna® und Mammaprint®. Diese werden in den deutschen Leitlinien als ergänzende Untersuchung empfohlen, wenn die klassischen Prognosefaktoren keine eindeutige Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie zulassen.

  • Fragen zu diesen Tests und zum aktuellen Stand der Nutzenbewertung beantwortet der Krebsinformationsdienst am Telefon oder per E-Mail.

Ist die Suche nach Fernmetastasen für jede Frau wichtig, bei der sich die Diagnose Brustkrebs bestätigt hat? Die Antwort darauf lautet "nein". Hat man einen kleinen Tumor ohne Lymphknotenbefall und ohne weitere Risikofaktoren, sind weiterführende Untersuchungen zur Ausbreitung nicht notwendig: Die Wahrscheinlichkeit für Fernmetastasen ist in diesem Stadium gering.

Bei einigen Frauen können jedoch weitere Untersuchungen sinnvoll sein, um eventuelle Metastasen aufzuspüren und die weitere Therapie entsprechend zu planen:

  • Hat man bereits einen größeren Tumor,
  • sind Lymphknoten betroffen,
  • deuten die biologischen Eigenschaften des Tumors auf ein aggressives Wachstum hin oder
  • bestehen Beschwerden, die auf eine mögliche Metastasierung hinweisen?

Dann empfehlen Fachleute als weitere Untersuchungen eine Computertomographie des Brustkorbs und des Oberbauchs sowie eine Knochenszintigraphie. Besteht der Verdacht auf Lebermetastasen, kann auch eine Untersuchung der Leber mittels MRT infrage kommen.

Man spricht bei allen Untersuchungen, die das Ausmaß der Erkrankung beschreiben, von "Staging", mehr dazu im Text Klassifikation und Stadieneinteilung.

Bei Brustkrebs (und anderen Krebserkrankungen) können sich einzelne Tumorzellen auch schon in frühen Krankheitsstadien vom Tumor lösen. Sie lassen sich im Blut als sogenannte zirkulierende Tumorzellen (CTCs) nachweisen. Zirkulierende Tumorzellen sind keine Metastasen. Verfahren, mit denen aus dem Blut Informationen über die Krebserkrankung gewonnen werden, bezeichnet man als "Liquid biopsy", also "flüssige Biopsie". Die Bestimmung von CTCs ist eine Form der Liquid Biopsy.
Die Bestimmung von zirkulierenden Tumorzellen wird vor allem bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs als prognostischer Faktor genutzt. Lassen sie sich im Blut nachweisen, deutet dies auf eine ungünstigere Prognose hin. Auch bei frühem Brustkrebs können CTCs einen Hinweis auf die Prognose liefern.
Hintergründe zu Liquid biopsy und zirkulierenden Tumorzellen bietet das Informationsblatt Liquid Biopsy: Flüssige Biopsie (PDF).



Quellen zum Weiterlesen (Auswahl)

Leitlinien

S3-Leitlinie Mammakarzinom der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, abrufbar in der Fassung von 2017 unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de.

Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, abrufbar unter www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma.

"St. Gallenener Konsensus" von 2015 bietet ebenfalls Anhaltspunkte zu Untersuchungen, die bei Brustkrebs die Therapiewahl  beeinflussen können. Eine Zusammenfassung ist in englischer Sprache in einer Fachzeitschrift erschienen: Coates AS, Winer EP, Goldhirsch A et al.: Tailoring therapies – improving the management of early breast cancer: St Gallen International Expert Consensus on the Primary Therapy of Early Breast Cancer 2015. Ann Oncol (2015), doi: 10.1093/annonc/mdv221.

Qualitätskriterien

Biganzoli L, Marotti L, Hart CD, Cataliotti L, Cutuli B, Kühn T, Mansel RE, Ponti A, Poortmans P, Regitnig P, van der Hage JA, Wengström Y, Rosselli Del Turco M. Quality indicators in breast cancer care: An update from the EUSOMA working group. Eur J Cancer. 2017 Nov;86:59-81. doi: 10.1016/j.ejca.2017.08.017.

Bildgebende Verfahren

Bickelhaupt S, Jaeger PF, Laun FB, Lederer W, Daniel H, Kuder TA, Wuesthof L, Paech D, Bonekamp D, Radbruch A, Delorme S, Schlemmer HP, Steudle F, Maier-Hein KH: Radiomics Based on Adapted Diffusion Kurtosis Imaging Helps to Clarify Most Mammographic Findings Suspected of Being Cancer. Radiology 2018, doi:10.1148/radiol.2017170723.

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  • Quellen zur Magnetresonanztomographie und dem derzeit diskutierten Risiko gadoliniumhaltiger Kontrasmittel sind im Text Kernspintomographie aufgeführt.
  • Insbesondere für Frauen mit erblichem Brustkrebsrisiko, die regelmäßige MRTs mit Gadolinium als Kontrastmitteln erhalten, ist eine Stellungnahme des BRCA-Netzwerks e.V. vom Juli 2018 gedacht: www.brca-netzwerk.de/neuigkeiten-veranstaltungen/detail/post/stellungnahme-3/

Prognosemarker und prädiktive Faktoren

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Erstellt: 01.10.2013

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