Die Saison für die jährliche Grippeschutzimpfung beginnt – auch für Krebspatienten. Gerade chronisch Kranke und Ältere haben ein erhöhtes Risiko, dass bei ihnen eine Influenza-Erkrankung schwer verläuft. Komplikationen können lebensbedrohlich werden. Darauf weisen das Robert Koch-Institut (RKI), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in einer gemeinsamen Pressemitteilung hin.
Einer Studie des RKI zufolge lässt sich in Deutschland nur jeder vierte chronisch Kranke zwischen 18 und 59 Jahren gegen Influenza impfen: Vorbehalte gegenüber der Impfung und die Meinung, dass eine Influenza nicht wirklich gefährlich sei, halten viele Menschen davon ab, sich impfen zu lassen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert hingegen, dass insbesondere in Risikogruppen mindestens drei von vier Menschen gegen Influenza geimpft sein sollten. Um Wissens- und Impflücken zu schließen, haben BZgA und RKI die Kampagne "Wir kommen der Grippe zuvor" gestartet.
Echte Grippe: Wer sollte sich gegen Influenza impfen lassen?

Die Monate Oktober und November sind der beste Zeitraum, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Die Impfstoffe stehen meist bereits ab September zur Verfügung. Die Impfung kann man zwar auch später im Jahr nachholen - auch noch, wenn eine Grippewelle bereits begonnen hat. Dann läuft man allerdings Gefahr, sich doch noch zu infizieren: Es dauert 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Grippeimpfung allen Menschen, die bei einer Infektion ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Dazu zählen Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, sowie alle Patienten mit chronischen oder schweren Erkrankungen. Grundsätzlich sollten sich auch Angehörige von Gesundheitsberufen und Berufstätige in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr impfen lassen. Für diese Gruppen übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Impfung. Inzwischen übernehmen viele Krankenkassen die Kosten aber auch für Versicherte, die nicht zu den eigentlichen Risikogruppen gehören.
Was gilt für Krebspatienten? Eine Krebserkrankung ist bei den meisten Betroffenen kein Hindernis, sich impfen zu lassen. Hinzu kommt: Eine echte Influenza wäre gerade für Menschen mit schwerer Erkrankung besonders gefährlich.
Nur in vergleichsweise wenigen Situationen kann es tatsächlich sein, dass ein Krebspatient die Impfung nicht vertragen würde.
- Daher gilt: Ob die Impfung infrage kommt, oder ob medizinische Gründe dagegen sprechen, klärt man am besten mit den behandelnden Ärzten.
Die Impfung bietet einen guten, aber keinen hundertprozentigen Schutz. Auch wenn ein Risikopatient geimpft wurde, ist eine Ansteckung nicht völlig ausgeschlossen. Das liegt unter anderem an der großen Wandlungsfähigkeit und Vielfalt der Influenzaviren. Außerdem spricht bei älteren oder kranken Menschen das Immunsystem unter Umständen weniger gut auf die Impfung an. Es gibt jedoch noch eine weitere Möglichkeit, Betroffene zu schützen: Sind alle oder zumindest viele Menschen im unmittelbaren Umfeld eines Krebspatienten geschützt, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Viren verbreiten.
- Familienangehörige, Freunde und Betreuer von Krebspatienten sollten sich daher ebenfalls impfen lassen.
Ansteckung vermeiden: Tipps für den Alltag
Neben der Impfung kann jeder weitere Maßnahmen ergreifen, um sich nicht mit Grippeviren zu infizieren oder andere zu gefährden. Die BZgA informiert auf der Internetseite www.infektionsschutz.de über einfache Hygienetipps. So lässt sich das Ansteckungsrisiko verringern:
- regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife
- Husten und Niesen in die Ellenbeuge oder ein Taschentuch
- Abstand halten zu erkrankten Personen
- regelmäßiges Lüften von Räumen
- im Krankheitsfall zu Hause bleiben und sich auskurieren
Zum Weiterlesen
Haben Sie weitere Fragen zum Thema? Der Krebsinformationsdienst ist täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 – 420 30 40 zu erreichen, oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de (Beim Klicken öffnet sich ein Kontaktformular, das eine gesicherte Verbindung bietet).
Weitere Informationen zur Frage "Kann ich mich während meiner Krebserkrankung impfen lassen?" hat der Krebsinformationsdienst in seinem Text "Vorbeugung, Behandlung, Nachsorge: Häufig gestellte Fragen zu Krebs und Immunsystem" zusammengestellt.
Eine gemeinsame Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts (RKI), des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Grippeschutzimpfung vom 14.09.2015 ist abrufbar unter www.pei.de/DE/infos/presse/pressemitteilungen/2015/17-wissens-und-impfluecken-vor-der-influenzasaison-2015-2016.html.
Ausführliche Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Grippeschutzimpfung finden Interessierte sowie Patienten und ihre Ärzte unter www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/Influenza/Influenza.html.
Häufig gestellte Fragen und Antworten zur saisonalen Influenzaimpfung bietet das RKI unter www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html, darunter auch Informationen dazu, wie wichtig die Influenzaimpfung bei bestehenden Erkrankungen ist und was bei einer Impfung während einer Chemotherapie zu beachten ist.
Die "Arbeitsgemeinschaft Influenza" des RKI informiert unter www.influenza.rki.de. Sie verfolgt kontinuierlich, wie verbreitet akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung sind. Unter akuten Atemwegerkrankungen versteht man Schnupfen, Halsschmerzen, Husten, aber auch eine echte Grippe. Die Arbeitsgemeinschaft erhält dazu beispielsweise Angaben von Ärzten. So lassen sich jedoch nur diejenigen erfassen, die eine Arztpraxis aufgesucht haben.
Um diese Daten zu ergänzen, hat das Robert Koch-Institut das Online-Portal GrippeWeb (https://grippeweb.rki.de) aufgesetzt. Jeder, der möchte, kann sich dort registrieren. Die Teilnehmer können anonym jede Woche angeben, ob sie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Fieber oder keine Beschwerden hatten.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert auf www.impfen-info.de unter anderem über die saisonale Grippe und gibt Tipps, wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Der direkte Link zu Fragen und Antworten zur Grippeimpfung lautet www.impfen-info.de/grippeimpfung/fragen-und-antworten. Dort kann auch das Factsheet "Sicherheit und Wirksamkeit der Grippeimpfung" als PDF heruntergeladen werden. Es wird gemeinsam von BZgA und RKI herausgegeben.
Unter www.impfen-info.de/infomaterial/grippeimpfung finden sich Informationen zur Grippeimpfung als PDF-Datei zum Herunterladen, auch in Türkisch und Russisch. Das Informationsangebot umfasst unter anderem aktuelle Materialien für Menschen mit Vorerkrankungen und für medizinisches Personal.
Warum soll man seinen Impfschutz jedes Jahr erneuern? Zum einen lässt die Wirkung mit der Zeit nach. Zum anderen verändern sich die Influenza-Stämme mit der Zeit. Die Impfstoffe werden daher in jeder Saison an die jeweils häufigsten Viren angepasst. Die Influenzaimpfstoffe für die aktuelle Saison 2015/2016 weichen von denen der Vorsaison ab. Sie setzen sich aus den Antigenen folgender Viren zusammen:
- A/California/07/2009 (H1N1) pdm 09-ähnlich
- A/Switzerland/9715293/2013 (H3N2)-ähnlich
- B/Phuket/3073/2013-ähnlich
Weitere Informationen zu den Impfstoffen bietet das PEI unter www.pei.de/DE/infos/fachkreise/impfungen-impfstoffe/influenza-grippeimpfstoffe-saisonal/influenza-grippeimpfstoffe-node.html.
Bei älteren Menschen kann ein sogenannter Wirkverstärker im Impfstoff die Immunantwort unterstützen. Für Menschen mit Hühnereiweißallergie gibt es einen Impfstoff, der in Zellkulturen und nicht in Bruteiern hergestellt wird. Für Kinder ab zwei Jahren und Jugendliche bis 18 Jahre existiert ein Grippeimpfstoff in Form eines Nasensprays. Bei einigen medizinischen Behandlungen oder bestimmten Grunderkrankungen sollte das Spray jedoch nicht eingesetzt werden, etwa wenn das Immunsystem infolge einer Krebserkrankung geschwächt ist.
Ansprechpartner für die Frage, welcher Impfstoff für wen infrage kommt, ist der behandelnde Arzt.