Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung haben sich die Überlebensraten bei Krebs in Ost- und Westdeutschland weitestgehend angeglichen. Dies stellte ein Team von Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und aus elf deutschen Krebsregistern in einer aktuellen Studie fest.
Daten aus den 1970er- und 1980er Jahre belegen, dass Menschen mit Krebs in Westdeutschland damals deutlich länger überlebten als Betroffene hinter dem Eisernen Vorhang.
Unter der Federführung von Dr. Lina Jansen und Prof. Hermann Brenner aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) untersuchten nun Wissenschaftler des DKFZ und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) erstmals, wie sich die Überlebensraten in Deutschland im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung entwickelt haben. Die neue Studie basiert auf über einer Million Krebsfälle aus den elf deutschen bevölkerungsbezogenen Landeskrebsregistern, die im Untersuchungszeitraum etwa 40 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung abdeckten.
Die Epidemiologen analysierten die Krebsüberlebensraten im Zeitraum 2002 bis 2006. Sie stellten fest, dass sich die 5-Jahres-Überlebensraten bei 20 von 25 untersuchten Krebsarten zwischen Ost und West um weniger als drei Prozent unterscheiden und damit als annähernd identisch betrachtet werden können.
Nur bei Krebs der Mundhöhle, der Speiseröhre und der Gallenblase sowie bei Melanomen erreichten Betroffene in den alten Bundesländern statistisch signifikant höhere 5-Jahres-Überlebensraten. Umgekehrt hatten Bürger der neuen Bundesländer einen kleinen Überlebensvorteil bei Leukämien.
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Die vollständige Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums ist abrufbar unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2012/dkfz-pm-12-42-Krebs-Ueberlebensraten-20-Jahre-nach-dem-Mauerfall.php. Dort kann die Meldung auch als PDF-Datei geladen werden.
Originalarbeit in englischer Sprache: Lina Jansen, Adam Gondos, Andrea Eberle, Katharina Emrich, Bernd Holleczek, Alexander Katalinic, Hermann Brenner und die GEKID Cancer Survival Working Group: Cancer survival in Eastern and Western Germany after the fall of the Iron Curtain. European Journal of Epidemiology 2012, DOI: 10.1007/s10654-012-9723-5
Interessierte finden weiterführende Informationen beim Krebsinformationsdienst in den Texten "Krebsstatistiken: Wie häufig ist Krebs in Deutschland?" sowie "Bevölkerungsbezogene und klinische Krebsregister: Warum zählen so wichtig ist".