Bitte beachten Sie: Die Einschätzung von Brustprothesen der Firmen PIP und Rofil hat sich inzwischen geändert. Der Krebsinformationsdienst bietet aktuelle Informationen in einer Meldung vom 7. Januar 2012.
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Defekte Prothesen der Firma Poly Implant Prothèse (PIP) sind gesundheitsschädlich. Bereits 2010 wurden Brustimplantate der Firma Poly Implant Prothèse (PIP) vom Markt genommen: Ärzte hatten festgestellt, dass die Prothesen auffallend oft schadhaft wurden. Später stellte sich zudem heraus, dass die Herstellerfirma kein für Medizinprodukte zugelassenes Silikon zur Füllung verwendet hatte. Anfang Dezember 2011 hatte das französische Gesundheitsministerium eine Expertenkommission beauftragt, die Risiken zu prüfen. Schon im Vorfeld verfolgten auch die zuständigen Behörden in anderen Ländern die Entwicklung aufmerksam.
Am 23. Dezember wurde nun in Frankreich folgender Ratschlag veröffentlicht:
Die französischen Behörden betonen, dass sie sich zu dieser Empfehlung vor allem wegen der aufgetretenen Schäden an den Implantaten entschieden haben. Das ebenfalls in der Öffentlichkeit viel diskutierte Krebsrisiko durch die PIP-Implantate habe sich bisher nicht bestätigen lassen. Anlass ist die schlechte Qualität dieses besonderen Produkts, die aufgetretenen Risse und die Entzündungen durch ausgetretenes Silikon, die eine Entfernung zusätzlich erschweren.
Situation in Deutschland
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die französischen Empfehlungen noch am 23.12.2011 kommentiert. Es empfiehlt Patientinnen mit Brustimplantaten zu prüfen, ob bei ihnen PIP-Implantate verwendet wurden. Ist dies der Fall, sollten die Patientinnen ihren implantierenden Arzt oder die Klinik aufsuchen. Der Arzt sollte prüfen, ob das Implantat geschädigt ist. Haben sich bereits Risse gebildet oder sind sonstige Schäden am Implantat erkennbar, empfiehlt das BfArM, dieses durch eine Nachoperation entfernen zu lassen. Es rät derzeit jedoch nicht pauschal allen Patientinnen, ihre PIP-Implantate herausnehmen zu lassen. Nutzen und Risiken sollten bei jeder einzelnen Patientin gegeneinander abgewogen werden.
Die Gesamtzahl der in Deutschland eingesetzten PIP-Implantate ist nicht bekannt. In Frankreich haben etwa 30.000 Frauen ein PIP-Implantat erhalten. In Deutschland waren bis zum 22.12.2011 insgesamt 19 Patientinnen mit rissigen PIP-Brustimplantaten gemeldet worden, in Frankreich waren es 1.000.
Zum Weiterlesen
Die aktuelle Empfehlung des französischen Ministeriums ist im Internet unter www.afssaps.fr abrufbar, ein beigefügtes PDF-Dokument enthält die konkreten Empfehlungen, die allerdings in dieser Form nur für Frankreich gelten. Mehr zur Expertenkommission bietet das Nationale Krebsforschungszentrum Frankreichs unter www.e-cancer.fr.
In anderen EU-Ländern wird die Empfehlung zur vorsorglichen Entfernung bisher nicht zwangsläufig für notwendig gehalten. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) empfiehlt Frauen mit einem PIP-Implantat jedoch ebenfalls, einen Arzt zur Beratung aufzusuchen (in englischer Sprache: www.mhra.gov.uk).