Rauchen fördert nicht nur die Entstehung von Lungenkrebs. In einer aktuellen Untersuchung hat sich Tabak auch als bedeutsamster Risikofaktor für Leberkrebs in Europa herausgestellt. Etwa jeder zweite Patient mit Leberkrebs hat in seinem Leben geraucht. Zwar führt eine Infektion mit Gelbsucht-Viren (Hepatitis) zur stärksten Risikosteigerung für den Einzelnen. Bezogen auf die Gesamtzahl der Betroffenen in Europa zeigt sich jedoch, dass es mehr Leberkrebspatienten gibt, die rauchen als solche mit einer chronischen Hepatitis-Viren-Infektion.
In Europa bedeutsamster Risikofaktor
Nicht wenige Patienten wiesen mehr als einen Risikofaktor in ihrer Vorgeschichte auf.
Eine internationale Gruppe von Forschern wertete Daten von 115 Menschen aus, die an einem hepatozellulären Karzinom (Leberkrebs) erkrankt waren. Alle hatten bereits vor ihrer Erkrankung an der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) teilgenommen. In dieser Studie wird seit Anfang der 1990er Jahre beobachtet und dokumentiert, wie Lebensstil und weitere Faktoren sich auf die Krebsentstehung auswirken. Durch Auswertung von Daten der EPIC-Studie stellten die Forscher bei 66 Prozent der Betroffenen einen Zusammenhang zwischen Leberkrebs und den wichtigsten heute bekannten Risikofaktoren her. Bei manchen Betroffenen fanden sich gleich mehrere davon.
Die Forscher schließen aus diesen Zahlen, dass ein Großteil der Leberkrebserkrankungen in Europa auf vermeidbare Risiken zurückzuführen ist. Neben der Infektion mit Hepatitis-B- und -C-Viren scheint Rauchen dabei der wichtigste Einflussfaktor zu sein.
Weitere mögliche Risikofaktoren
Nicht berücksichtigt bei der Studie wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Aflatoxinen in Lebensmitteln und Leberkrebs. Die Pilzgifte, die von Schimmelpilzen wie Aspergillus flavus gebildet werden, sind ein weiterer bekannter Risikofaktor für die Entstehung von hepatozellulären Karzinomen. In Europa oder den USA, wo es vergleichsweise strenge Lebensmittelkontrollen gibt, spielen sie für die Entwicklung von Leberkrebs jedoch eine geringere Rolle als beispielsweise in Afrika oder Südasien.
Zum Weiterlesen
Die Auswertung der EPIC-Studie zu Risikofaktoren für die Entstehung von Leberkrebs ist in englischer Sprache in einer Fachzeitschrift erschienen: Trichopoulos D et al. Hepatocellular Carcinoma Risk Factors and Disease Burden in a European Cohort: A Nested Case-Control Study. J Natl Cancer Inst; 2011: doi: 10.1093/jnci/djr395
Das WHO-Zentrum für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum bietet umfassende Informationen zum Thema Rauchen unter www.dkfz.de/de/tabakkontrolle.
Über Gefahren des Rauchens und Pasivrauchens informiert auch der Text "Risiko durch blauen Dunst".
Eine Übersicht über Krebsrisikofaktoren hat der Krebsinformationsdienst im Text: "Risiko: Welche Faktoren sind heute als Krebsauslöser bekannt?" zusammengestellt.
Broschüren zum Thema Leberkrebs finden sich im Broschürenverzeichnis der Rubrik "Wegweiser".
European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC): Die EPIC-Studie untersucht den Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf die Entsehung von Krebs und anderen Erkrankungen. Insgesamt wurden zwischen 1992 und 2006 über 520.000 Personen aus zehn europäischen Ländern in die Studienkohorte aufgenommen. Auswertungen zu verschiedenen Fragestellungen laufen bis heute, auch im Deutschen Krebsforschungszentrum. Weitere Informationen zur EPIC-Studie in englischer Sprache bietet die offizielle Internet-Seite der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition: http://epic.iarc.fr.